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Veröffentlicht am 21.08.2019

Spannend und am Zahn der Zeit!

R.I.P.
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Instagram, Facebook, Snapchat – das gehört für viele einfach dazu. Die sozialen Medien haben einen gewissen Stellenwert in unserem Leben eingenommen. Wir posten nicht nur Inhalte unseres Lebens, sondern ...

Instagram, Facebook, Snapchat – das gehört für viele einfach dazu. Die sozialen Medien haben einen gewissen Stellenwert in unserem Leben eingenommen. Wir posten nicht nur Inhalte unseres Lebens, sondern nutzen diese auch als Kommunikation mit Freunden und Eltern. Aber was, wenn auf einmal jemand diese Blase zerstört? Und Freunde sowie Familie seiner Opfer an seinen Taten teilhaben lässt und die letzten Minuten teilt?
Was klingt wie ein blanker Albtraum, ist der Plot von Yrsa Sigurdardottirs neustem Buch aus der Reihe rund um die Psychologin Freyja. Und wie immer verspricht die isländische Autorin, die schon durch ihre Dora-Reihe überzeugen konnte, nicht zu viel. R.I.P. ist modern, temporeich und spannend und kann locker an die Vorgänger SOG und DNA anknüpfen.
Mit den Themen wie Snapchat – was vielleicht schon wieder auf dem absteigenden Social-Media-Ast ist – trifft sie trotzdem den Zahn der Zeit, verwebt neue Problematiken wunderbar in ihre Geschichte ein und schreibt drumherum eine spannende Geschichte im Kampf gegen die Zeit.
Freya und ihre Entwicklung zwischen Psychologie und Studium kommt mir persönlich etwas zu kurz, andererseits übernimmt Huldar dafür einen Großteil der Zeit, der Freya in den alten Werken zustand. Grundlegend hätte Sigurdardottir hier weitaus mehr in die Tiefe gehen können, sei es in der Beziehung von Freya und Huldar, als auch genrell in der Charakterarbeit.
So spanend auch der Plot von R.I.P. ist, so sehr fehlt doch stellenweise ein anschließen an die letzten beiden Werke und eine Entwicklung der Protagonisten.
Dafür leistet Sigurdardottir grundlegend gute Arbeit mit aktuellen Themen, rund um Mobbing, soziale Medien, usw.
Alles in allem daher ein sehr gutes Buch, spannend geschrieben und für Fans von Sigurdardottirs Büchern ein absolutes Muss!

Veröffentlicht am 28.05.2019

Gossip Girl in Singapur

Crazy Rich Asians
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Man nehme eine Prise Gossip Girl, lösche die Upper East Side und füge Singapurs High Society hin – et voilá, da haben wir Crazy Rich Asians, Kevin Kwans Roman. Hier geht es um Rachel, die endlich die Familie ...

Man nehme eine Prise Gossip Girl, lösche die Upper East Side und füge Singapurs High Society hin – et voilá, da haben wir Crazy Rich Asians, Kevin Kwans Roman. Hier geht es um Rachel, die endlich die Familie ihres Freundes Nick kennenlernen darf. Beste Gelegenheit? Familienbesuch in Singapur. Doch schon kurz nach der Ankunft wird klar, dass Nick nicht bloß reich, sondern reich reich ist. Er und seine Familie gehören zu der obersten Schicht der Superreichen und bleiben gerne unter sich. Plötzlich muss sie sich mit Dingen auseinandersetzen, die ihr in Amerika und ihrer Erziehung gänzlich fremd sind. Erbreihenfolgen, Neid und Missgunst, aber auch schillernder Reichtum in Form von privaten Flugzeugen, Shopping ohne Grenzen und kurzen Ausflügen quer um die Welt.
Was wie ein schöner Traum klingt, wird alsbald zum Gegenteil. Denn Reiche bleiben gerne unter ihren Gleichen und lassen das Neuankömmlinge wie Rachel schnell spüren. Was jetzt wie ein langwieriger Roman über die Höhen und Tiefen von Nicks und Rachels Beziehung klingt, ist aber viel mehr eine Satire Kwans über das unfassbar reiche Asien mit ihren Grundproblematiken: der wahnsinnige Konsum, aber auch der Fokus auf Blutlinien, Verwandschaftsgrade, sobald es um die Ehe geht. Denn Nick, mit blauem, singapurischem Blut bringt seine amerikanische, chinesische Freundin Rachel mit nach Singapur. Alsbald ist seine Familie beunruhigt, dass sie nur hinter dem Geld der Familie her ist. Warum sie das denken? Nicht, weil Rachel den Anschein danach macht, sondern weil sie aus dem Festland Chinas kommt und alleinerziehend groß gezogen wurde. Kwan verdeutlicht damit – auf eine fast lustige Weise – dass dieses alte Denken immer noch vorherrscht. Dass gerade die jungen Generationen wie Nick, aber auch seine Cousine Astrid, zwischen den Kulturen festhängen. Versuchen sie es doch irgendwie der ehrwürdigen Großmutter traditionell recht zu machen, kennen und leben sie aber auch die Vorzüge des modernen Lebens.
Crazy Rich Asians ist daher witzig, smart und einfach zu lesen, obwohl der Einstieg sicherlich hart ist. Es sind viele Namen, viele Geschichte und wenige davon werden wirklich vorgestellt. Dafür hat Kevin Kwan jedoch auf den ersten Seiten den Familienstammbaum verzeichnet, wonach man nach den ersten hundert Seiten dankbar sein wird.
Zwar gibt es hier und da kleine Ungereimtheiten, jedoch ist Crazy Rich Asians eine wahnsinnig nette Unterhaltung, die sich von den vielen, vielen Büchern ausnahmsweise mal unterscheidet und sei es nur am Schauort.
Wer also einen spannenden und zeitgleich gossiplastigen Roman lesen mag, der wird mit Kevin Kwans Roman gut bedient sein.

Veröffentlicht am 18.02.2019

Magisches Kinderbuch

Sturmwächter 1. Das Geheimnis von Arranmore
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Eine magische, irische Insel. Kerzen, die Erinnerungen und Vergangenheit einfangen. Eine Aufgabe, die es zu bewältigen gibt. Ein Junge, der noch nichts von seinem Schicksal weiß.
Das perfekte Setting ...

Eine magische, irische Insel. Kerzen, die Erinnerungen und Vergangenheit einfangen. Eine Aufgabe, die es zu bewältigen gibt. Ein Junge, der noch nichts von seinem Schicksal weiß.
Das perfekte Setting für ein neues Jugendbuch und zeitgleich die Inhaltsbeschreibung von Catherine Doyles „Sturmwächter“. Hier geht es um Fionn Boyle, der weder Wind noch Wasser mag, aber seinen Sommer auf einer stürmischen Insel umringt vom tosenden Meer verbringe muss. Er ist ein kleiner, sympathischer Protagonist, der sich von den sonst so überstilisierten, heldenhaften Hauptfiguren klar heraushebt. Gerade mal 11, noch wahrlich noch Kind, das er auch noch während der Geschichte bleiben darf, obwohl sein Großvater ihm eine große Bürde auferlegt.

Gerade das macht Sturmwächter zu einem wunderbaren, magischen Buch, das sich schnell und zügig lesen lässt. Catherine Doyle schreibt so, dass man innerhalb von kürzester Zeit in der Geschichte gefangen ist und Fionn durch Abenteuer, Erinnerungen und alltäglichen Streitigkeiten begleitet.
..und ja, so ist es vor allem schön, dass Sturmwächter, empfohlen ab einem Alter von zehn Jahren, auch genauso die Geschichte formuliert. Fionn ist ein ganz normaler 11-Jähriger, wie der, der gerade das Buch lesen könnte. Es gibt keine Endzeit, keine zerstörte Welt und keine Kinder, die Superkräfte haben. Fionn hat eine nervige ältere Schwester, streitet sich mit ihr will und will trotzdem einfach dazugehören. Dieser kleine, normale Junge erlebt dann aber ein Abenteuer, das es in sich hat. Ja, da ist Magie, da sind Kerzen, die die Vergangenheit eingefangen haben, ein Großvater, der über das Wetter herrscht, aber alles drum herum ist so herrlich normal und wenig überspitzt, dass es fast den Glauben erweckt wir alle könnten einen Großvater auf einer irischen Insel haben.
Daher ein wunderbar schönes, kleines Buch, das nicht nur für die jungen Leser ist und einen auf den zweiten Teil hoffen lässt, in dem dann hoffentlich um Kampf gegen das Böse und die alte Magie geht. Denn, wenn es einen Kritikpunkt gibt, dann, dass es wieder mal eine Reihe ist und Sturmwächter – Das Geheimnis von Arranmore nur der Auftakt ist und die Vorgeschichte erzählt. Es wird viel geteasert und Fionn ist in das richtige Setting gesetzt, quasi als Vorbereitung für den zweiten Teil. Trotzdem wahnsinnig gut geschrieben, mit Lust auf Teil zwei.

Veröffentlicht am 14.01.2019

Authentisch, witzig und mit Gefühl!

Dance. Love. Learn. Repeat.
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Wer kennt es nicht? Die leichte Verlorenheit und zeitgleich das Gefühl, dass man alles schaffen kann am ersten Tag in der Universität. Man ist überwältigt, begeistert, verunsichert und fühlt sich unfassbar ...

Wer kennt es nicht? Die leichte Verlorenheit und zeitgleich das Gefühl, dass man alles schaffen kann am ersten Tag in der Universität. Man ist überwältigt, begeistert, verunsichert und fühlt sich unfassbar klein, aber auch erwachsen. Nie waren die Gefühle so wiedersprülich und lodernd wie in der Zeit an der Uni – zumindest bei mir.
…und auch bei Phoebe und Luke, deren Geschichte in „Dance. Love. Learn. Repeat.“ von Lucy Ivison und Tom Ellen abwechselt erzählt wird. Zwei durchaus sympathische Protagonisten, die ihre ersten Tage auf dem College erleben. So erzählt der Coming-Of-Age Roman von wilden Partys, tiefsinnigen Gesprächen, Liebe, Verwirrtheit und dem Gefühl sich erstmal selbst finden zu müssen.
Klingt zunächst wie der typische Jugendbuchroman der letzten Jahre und ist es im Prinzip auch, doch am Ende ist “Dance. Love. Learn. Repeat.“ ein kleines feines Werk, das die richtigen Messages verpackt. Denn seien wir mal ehrlich: Von großen Love-Triangles, die irgendwie zueinander finden, davon gibt es Bücher genug. Aber authentische Erzählungen, die fehlen oft. Aber Luke und Phoebe sind wie sie sind. Phoebe ist vor allem verunsichert, obwohl ihr Start nicht besser hätte sein können - ihre Mitbewohnerinnen sind absolut nett und einen Job hat sie auch schon. Luke, der heißeste Typ aus ihrer alten Schule, hingegen war während der Schulzeit der typische Gewinner, hat jetzt aber Probleme seinen Platz zu finden. Frisch getrennt, im Gefühlschaos, neue Freunde finden, alles nicht so einfach, wenn man schon mal auf einem Höhepunkt war.
Und woher kommt die Authentizität? Mehr Netflix - weniger Alkohol. Sexpannen statt flotten One-Night-Stands. Gemeinsames Kekse backen statt Orgien.
Es tat SO GUT! Denn so war auch mein Studium. Wie in “Dance. Love. Learn. Repeat.“ gab es genug Partys, genug Kopfschmerzen, aber auch Unsicherheiten und das Sehen nach Hause. Vor allem zeigen Lucy Ivison und Tom Ellen, dass du über diese Zeit SEHR WOHL schreiben kannst, ohne, dass es eine dieser verklärten Jugendbuchromane wird. Dazu: Applaus für das Ende – ich hab es nicht kommen gesehen und es unterstreicht noch einmal so sehr, wofür dieses Buch steht: Nicht für eine Liebesgeschichte, sondern für eine Zeit und dem damit verbundene Gefühl.

Veröffentlicht am 19.12.2018

Perfekt für die Vorweihnachtszeit

Sieben Tage Wir
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Wenn man nichts erwartet und einfach mal total unbefangen an ein Buch geht, kann auch mal etwas Tolles passieren. So ging es mir mit ‚Sieben Tage Wir‘, das mich vor allem durch das schöne Cover ansprach. ...

Wenn man nichts erwartet und einfach mal total unbefangen an ein Buch geht, kann auch mal etwas Tolles passieren. So ging es mir mit ‚Sieben Tage Wir‘, das mich vor allem durch das schöne Cover ansprach.
Doch schon nach den ersten paar Seiten war klar: Nicht nur das Cover kann glänzen, auch Francesca Hornaks Debütroman. Worum es geht? Um Familie Birch, die gerade zu Weihnachten unter Quarantäne steht. Die älteste Tochter Olivia ist Ärztin, die wochenlang im Ausland gelebt hat und nun zur Sicherheit das Haus nicht verlassen darf, ebenso ihre Familie. Sieben Tage, gerade über Weihnachten, müssen die Eltern und die beiden Schwestern gemeinsam ausharren. Aber was kann schon passieren?
Familienstreitigkeiten, ein uneheliches Kind, Unverständnis und unterschiedliche Charakterentwicklungen – damit hat keiner, schon gar nicht der Leser, gerechnet. Und auch wenn es Hornaks erstes Buch ist, so weiss sie direkt zu überzeugen. Die Charaktere könnten nicht unterschiedlicher sein: Sei es der Vater, der mit seinem Job unzufrieden ist oder die Mutter, die ihren gesundheitlichen Befund verheimlicht, damit Weihnachten auch schön wird. Oder aber die Schwestern: Eine, die nichts mehr will als heiraten und eine, die gerade aus einem Dritte-Welt-Land kommt und durch den weihnachtlichen Konsum schwer überfordert ist. Trotzdem ist jeder Charakter auf seine Weise sympathisch und nachvollziehbar. Zusammen geben Sie ein wunderbares Konstrukt und eine wunderbare Basis für eine etwas andere Weihnachtsgeschichte. Ja, Olivia ist anstrengend und auch nicht jede Wendung des Buches ist zwingend sinnig. Viele Zufälle sind am Ende eben doch etwas zu viel – über den einen oder anderen Überraschungsbesuch kann man noch hinwegsehen. Doch, auch wenn Hornak über ein gutes Gespür für einen flüssigen Lesefluss verfügt und an ihrem Schreibstil nichts auszusetzen ist, fehlt dem Buch ein bisschen an dem gewissen Etwas. Die Geschichte könnte etwas runder und etwas weniger voller Knaller sein.
Jedoch überrascht das Ende mit einem eher untypischen finalen Cut, den ich – ganz in meiner Weihnachtsblase – so nicht vorgesehen hätte. Daher gleichen sich die Schwierigkeiten mit den Feinheiten und Kniffen doch wieder rundum heraus. So dass trotz kleiner Schwächen, dafür aber mit großem Potential, immer noch ein wunderbares Buch für die Vorweihnachtszeit heraus kommt.