Masken
Deine kalten HändeEin zufälliger Theaterbesuch bringt die Schriftstellerin H. in den Besitz des Tagebuchs von Künstler Jang Unhyong. Dieser ist vor einiger Zeit spurlos verschwunden, zurück bleiben nur seine Skulpturen. ...
Ein zufälliger Theaterbesuch bringt die Schriftstellerin H. in den Besitz des Tagebuchs von Künstler Jang Unhyong. Dieser ist vor einiger Zeit spurlos verschwunden, zurück bleiben nur seine Skulpturen. In seinen Aufzeichnungen erfährt H. wie es zu seinem Verschwinden kam, und noch viel mehr über seine Kunst.
Han Kang blickt in diesem Roman mit der ihr ganz eigenen Sichtweise tief in die Köpfe ihrer Figuren. Unhyong hat eine recht seltsame Beziehung zu seinen Mitmenschen, einerseits offen was die Kunst angeht, andererseits auch verschlossen. Erst die junge Frau L., die die titelgebenden kalten und gleichzeitig wunderschönen Hände besitzt, während der Rest ihres Körpers nicht den gängigen Schönheitsidealen entspricht, erst diese junge Frau also, kann ihn etwas öffnen. L. ist eine interessante Figur, ihr Selbstbild und ihr Selbstvertrauen bzw. der Mangel daran nehmen großen Raum im Roman ein, viele ihrer Handlungen machen sehr betroffen und sind verstörend. Ihre Freundschaft mit Unhyong wird sehr gut dargestellt. Ebenso dessen Kunst, die Plastiken, Masken und Hohlräume, seine Faszination für Ls Hände. Erstaunlich eigentlich, doch die Autorin beschreibt diese Dinge in wenigen Worten trotzdem so genau, dass man sie vor Augen hat. Die Symbolik rund um Masken und Hüllen, hinter und in denen sich Menschen verstecken, wird auf immer neue Art und Weise in den Fokus gerückt. Sprachlich ist der Roman eigentlich eher kalt, trotzdem werden beim Leser viele Emotionen geweckt. Mir hat Han Kangs Roman gut gefallen, eine starke Symbolik und viele Einblicke in die Gefühlswelt der Gesellschaft.