Profilbild von danielamariaursula

danielamariaursula

Lesejury Star
offline

danielamariaursula ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit danielamariaursula über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.01.2019

Die Welt ist bunt, wir sind es auch!

Ich bin Yola. Wer bist du?
0

Die Welt ist bunt, die Welt ist multi-kulti, das ist einfach die Realität, ob es einem passt oder nicht. Daher fand ich es immer prima Sprachen zu lernen. Ich beherrschte 3 Sprachen, wovon ich Französisch ...

Die Welt ist bunt, die Welt ist multi-kulti, das ist einfach die Realität, ob es einem passt oder nicht. Daher fand ich es immer prima Sprachen zu lernen. Ich beherrschte 3 Sprachen, wovon ich Französisch und Englisch bei der Arbeit fast nie brauche. Dafür würden die Leute gerne mit mir Arabisch, Griechisch, Russisch und noch vieles andere mehr sprechen. Kann ich nicht. Und unsere Bücher im Wartezimmer sind auch alle auf Deutsch. Jetzt nicht mehr! Nun haben wir das liebevoll illustrierte Freundebuch von Yola. Diese ist 6 Jahre alt und kommt aus Griechenland. Sie wie viele Kinder mit Migrationshintergrund ist sie zweisprachig aufgewachsen, sie spricht Griechisch und Deutsch. In ihrem Buch ist ein Bild von ihr und sie verrät, was ihr Lieblingsort ist, was sie am liebsten macht und was sie mal werden will. Sie hat ein schönes Bild gemalt von ihrem Lieblingsort, dem Strand. Dort sind alle Begriffe zweisprachig, auch ihre übrigen Antworten, die so originell sind, wie 6 jährige Kinder sind, abgedruckt. So kann man mit ihr durch das Buch blättern und mit Ausnahme der Steckbriefe der zwei deutschen Kinder, immer auch die jeweiligen Schriften vergleichen. Gleich in mehreren Ländern wird Arabisch gesprochen, aber es gibt auch viel unbekanntere Sprachen wie Haussa (Nigeria). Die Sprachen unterscheiden sich zum Teil schon optisch sehr stark, das ist auch für Kinder, die noch nicht lesen können, ganz deutlich. Wenn man alle Bilder betrachtet und alle Antworten liest, merkt man schnell, die Kinder sind so unterschiedlich, wie ihre Sprachen und ihre Aussehen und dennoch können sie prima miteinander spielen. Denn Spielen verbindet, das lieben alle Kinder. Im Anhang gibt es dann auch einen kleinen Sprachführer der tabellarisch auf Deutsch, Griechisch, Arabisch, Türkisch, Kroatisch, Kurdisch/Sorani, Haussa, Persisch und Tigrinisch Hallo!, Wie geht’s?, Ich heiße….. Wie heißt du? Willst du spielen? Und Lass uns Freunde sein übersetzt. Jeweils in der jeweiligen Schriftsprache und in Lautschrift.
Die Antworten der Kinder und ihre Ideen basieren auf Vorschlägen von Berliner Erziehern und Erzieherinnen, die aus ihrem umfangreichen alltäglichen Erfahrungsschatz schöpfen konnten.
Die Gestaltung in Form eines Freundebuches, die sich auch für Kindergartenkinder immer größerer Beliebtheit erfreuen, ist für Kinder sehr ansprechend. Daher sind die ganz seitig farbig illustrierten Doppelseiten auch im Stil einer Kinderzeichnung gehalten. So vermittelt es den Eindruck von Kindern für Kinder entwickelt worden zu sein.
Sehr schön für den Einsatz in Kindergärten, aber auch für Wartezimmer, da dort viele Eltern mit Migrationshintergrund, ihren Kindern die angebotenen Bücher nicht vorlesen können, da sie die Schriftsprache nicht beherrschen. Natürlich ist es auch ein super Gesprächseinstieg mit Kindern innerhalb der Familie, besonders, wenn sie in einem buntgemischten Umfeld aufwachsen. Hier finden die Kinder nicht nur farbige Anregungen, die Eltern können sich auch wertgeschätzt fühlen, da sie die Seiten der Kinder aus ihren Heimatländern ihren Kindern vorlesen können. Ganz klar ist die Botschaft: auch wenn wir alle anders aussehen und anders sprechen, verbindet uns doch auch eine ganze Menge! Das macht das gemeinsame Spiel spannend! Für Kinder von 4 – 6 Jahren.

Veröffentlicht am 18.01.2019

Eine erstaunliche Frau und ihr Leben

Die Rose des Herzogs
0

Mai 1841: die Prinzessin Charlotte de Rohan-Rochefort liegt mit 73 Jahren im Sterben. Während sie ohne Angst das Ende nahen spürt, blickt sie auf ihr für damalige Verhältnisses langes und zweifellos bewegtes ...

Mai 1841: die Prinzessin Charlotte de Rohan-Rochefort liegt mit 73 Jahren im Sterben. Während sie ohne Angst das Ende nahen spürt, blickt sie auf ihr für damalige Verhältnisses langes und zweifellos bewegtes Leben zurück. Sie wuchs als zweites Kind einer verarmten aber alten und ehrwürdigen Adelsfamilie auf. Na ja, im Jahre 1786 war ihr unermesslich reicher und mächtiger Großonkel, der Kardinal Louis de Rohan-Rochefort wegen der Halsbandaffaire ziemlich in Ungnade gefallen, der geliebte kinderlose Onkel, der stets die wohlwollende und schützende Hand über ihre Familie hielt. Damals mit 18 war sie unsterblich in Vincent de Carignan, den Neffen und Adoptivsohn der besten Freundin und Obersthofmeisterin von Marie-Antoinette verliebt. Wegen der Halsbandaffaire wagten sie nicht ihre Liebe öffentlich zu machen und später forderte seine Tante erst die Unruhen der Revolution abzuwarten, ehe sie Heiraten dürften. Wie so viele Angehörige des Hochadels hatte sie nicht damit gerechnet, daß es sich bei der Erhebung des Volkes nicht um ein kurzes Strohfeuer handelte. Nach seinem frühen Tod während der Schreckensherrschaft schwor sich Charlotte nie wieder zu lieben, um nicht wieder so sehr leiden zu müssen. Ein Vorsatz, den der Bourbonen-Prinz Louis-Antoine Henri de Bourbon-Condé zu Nichte machte, doch fand auch diese Liebe keine Ruhe, dank der Revolution, ihren Folgen , dem folgenden Napoléon Régimes und vor allem der Sturheit den Familienoberhauptes und Großvaters Louis-Joseph de Bourbon, Prinz von Condé.

Dem Roman ist ein sehr ausführliches Personenverzeichnis vorangestellt. Ich finde Personenverzeichnisse toll und würde sie mir öfter wünschen und vor allem vor Beginn der Geschichte und nicht als Anhang, wo man es meist zu spät findet. Hier hat mich der schiere Umfang allerdings erschreckt und verlieh mir das Gefühl, ich müsse es erst einmal gründlich studieren. Dabei dürften einige der Personen allgemein bekannt sein, zumindest Louis XVI, Marie-Antoinette, und Napoleon und Joséphine Bonaparte. Das beruhigte mich etwas. Die Sorge war jedoch unbegründet, denn die Personen werden nach und nach behutsam eingeführt, so daß man mit ihnen bereits vertraut ist, wenn in dem nächsten Lebensabschnitt und Ortswechsel neue Personen hinzukommen. Denn auf der Flucht vor den vorrückenden Revolutionstruppen, musste Charlotte den Rohan-Rochefort oft fliehen. Sehr interessant fand ich den Einblick in den immensen Reichtum und die kirchliche und weltliche Macht der obersten Kirchenfürsten wie Charlottes geliebten Großonkel, die die Ursache für die noch heute strikte Trennung von Kirche und Staat seit der Revolution 1789 sind. Die Geschichte der in Vergessenen Prinzessin aus dem höchsten französischen Adel schildert sie recht emanzipiert, wie sie um ihren Kummer zu überwinden eine Mädchenschule gründet, damit die Krankenschwestern lesen können, was auf den Medikamentenflaschen steht, um unnötige Vergiftungen zu vermeiden. Das fand ich sehr weitsichtig und auch mutig für die damalige Zeit. Wer gerne historische Schmonzetten liest, wird hier nicht an der richtigen Adresse sein. Zwar war Charlotte zu tiefen und beständigen Gefühlen imstande, welche aber nicht von großem Glück beschieden waren, durch die Wirrungen der damaligen Zeit, die von Politik, Krieg, Machtkämpfen und Intrigen bestimmt waren. Diese werden sehr reflektiert geschildert, so daß ich immer wieder meine Lektüre unterbrach und dort vorkommende Personen nachzuschlagen. z.B. warum war mir der despotische Zar Paul I entfallen? Ich hatte doch immerhin „Désireé“ von Annemarie Selinko zweimal gelesen? Na ja, dieser Zar war nur kurz an der Macht, sein Leben wurde beendet, er kam wohl nicht nur der Autorin und mit brutal und despotisch vor. Die Schreckensherrschaft in den auf die Revolution folgenden Jahre haben wir mal im Französisch LK behandelt, doch wurde mir die Bedeutung auch für den Hochadel hier viel besser bewußt als in dem 19-seitigen Extrakt von Honoré de Balzac.

Sehr gut gefällt mir, wie die Autorin sich mit der Revolution, ihrer Erforderlichkeit und ihren brutalsten Auswüchsen, bis hin zum Staatsstreich Napoleons annimmt (die Selbstkrönung Napoleons ist jedoch nicht Teil dieser Erinnerungen). Eine sehr komplexe Zeit, in der Frauen wenig Bedeutung hatten, außer als politisch motivierte Vermählungsgabe zu dienen und deren Folgen wir auch heute noch erleben.
Die Liebesszenen finde ich sehr dezent und geschmackvoll und doch emotional, aber nie albern beschrieben, wobei diese nicht das vorherrschende Thema sind. Da Louis-Antoine als General der Emigranten-Armee meist fernab von Charlotte stationiert war, spielt sich ihre Beziehung auch oft in Briefen ab und heimlich, da ihnen die Erlaubnis zu heiraten versagt blieb. Denn auch wenn Louis-Antoine mit einigen Gedanken der Revolution sympathisierte, so blieb er doch in den Traditionen des Ancien Régime verhaftet.

Marita Spang schreibt flüssig, gut lesbar und doch mit einem Hauch von Authentizität. Ihre Sprache ist zwar moderner, als alles was damals in deutschen Landen gesprochen wurde, aber sie verzichtet bewusst auf Anglizismen und neumodische Wörter und bewahrt hier und da einen kaum noch gebräuchlichen Begriff vor dem Aussterben. Wohlplatziert lässt sie z.T. Überlieferte Originalzitate der wichtigsten historischen Persönlichkeiten einfließen. Sie ist die Autorin der erfolgreichen Blut und Seide, Hexenliebe und die Frauenburg. Für Hexenliebe erhielt sie 2015 den Homer als den besten historischen Roman in der Kategorie „Beziehung und Gesellschaft“. Auch unter dem Pseudonym Marie Lacrosse ist sie mittlerweile sehr erfolgreich.

Keine ganz leichte Kost, da durchaus von intellektuellem Anspruch, aber absolut lesenswert, gerade auch, wenn man die damalige Zeit verstehen möchte.

Veröffentlicht am 15.01.2019

Immer wieder klasse, auch für Neulinge!

Penny Pepper - Diebesjagd in London
0

Die erfolgreiche Detektiv-Comic-Roman-Reihe geht in die 7. Runde!
In diesem Band hat Pennys Oma eine Reise für 5 Personen nach London gewonnen! Allerdings haben alle ihre Freundinnen dumme Ausreden, warum ...

Die erfolgreiche Detektiv-Comic-Roman-Reihe geht in die 7. Runde!
In diesem Band hat Pennys Oma eine Reise für 5 Personen nach London gewonnen! Allerdings haben alle ihre Freundinnen dumme Ausreden, warum sie nicht mitreisen können. Elfriede z.B. behauptet, ihr empfindlicher Magen würde das englische Essen nicht vertragen, aber das ist Quatsch, sie ist einfach nur mäkelig! Überhaupt nicht nachvollziehbar für Pennys immer hungrige Freundin Ida. Daher dürfen auch Penny mit Hund Mailie, Flora mit Hund Dschastin, Ida und Marie Oma begleiten, um ihr Englisch aufzubessern. Als erstes lernen die Mädchen aber, daß die Hunde nicht einfach so auf die Insel mitreisen dürfen, sie benötigen dafür einen Hundeausweis, den der Tierarzt ausstellt. Aber als echte Spürhunde, sind die zwei für die jungen Detektivinnen natürlich unverzichtbar! Schon im Bus sind die vier Freundinnen froh gemeinsam zu vereisen, denn einige ihrer Mitreisenden sind ziemlich seltsam! Kaum sind sie in London angekommen, wartet auch schon ein neuer Fall auf sie. Omas wertvolle Kette ist weg, und nicht nur die, es wurden auch ein Fotoapparat, eine teure Sonnenbrille und ein Handy gestohlen. An Verdächtigen mangelt es den Detektivinnen nicht, aber wenn die Auswahl so groß ist, muss man systematisch vorgehen, am besten man erstellt erst mal Listen.

Keine Sorge, auch Pennys eigenwilliges Diktiergerät ist mit von der Partie und kann plötzlich sogar Sätze auf Englisch verdrehen und bringt Penny natürlich wieder in absolut unmögliche Situationen! Sehr witzig, allerdings stellte sich hier das Problem, daß der Wortschatz des Diktiergerätes größer ist, als der meiner 9-jährigen Tochter, die nämlich kein „Luder“ (reimt sich auf Bruder) kannte. Die englischen Ausdrücke und Sätze sind alle im Text erklärt, ebenso wie die Londoner Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten, die Penny wieder mit einem Sternchen versieht und in einem Erklärkästchen auf ihre unnachahmliche Art und Weise verständlich macht. Einiges erfährt Penny diesmal aber auch von Professor Stinker, äh Zinker, der gerne sein Wissen vor seinen Mitmenschen kundtun. Damit kann Penny auch das Grübeln bleiben lassen, wer denn nun Big Ben ist und warum Little Ben überhaupt nicht erwähnt wird. Ja, Gerechtigkeit muss ein, auch für Sehenswürdigkeiten! Diese Diebesjagd durch London ist so kurzweilig und witzig, mit seinen Erklärungen, Listen, Kritzeleien und Zeichnungen, daß es das erste Buch seit langem ist, daß meine Tochter nicht nur alleine begonnen, sondern auch beendet hat. Eben ein prima Buch für Lesemuffel!
Es wäre auch spannend, wenn sie nicht immer als erstes alle Kommentare des Diktiergerätes im ganzen Buch lesen würde, um sich darüber kaputt zu lachen. Dessen Wortverdreher findet sie besonders lustig, allerdings hat sie dabei natürlich auch gesehen, wer die Tat begangen hat. Da aber viele Menschen mit merkwürdigen Ticks mitreisen, bin ich mir nicht sicher, ob ich darauf gekommen wäre, hätte sie es mir nicht verraten.
Sehr schön finde ich, daß Penny und Co. gerne auch bereit sind ihre Vorurteile abzubauen, wenn sie feststellen, dass sie sich in jemandem geirrt haben. Niemand ist frei von Vorurteilen, aber sie dürfen nicht in Stein gemeißelt sein.

Ulrike Rylance wurde in Deutschland geboren, lebt aber nun mit ihren zwei süßen Töchtern und Hunden und ihrem Ehemann in Seattle. Sie schreibt gerne Kinderbücher, aber auch für Jugendliche und Erwachsene, aber dann immer unter anderem Namen.

Lisa Hännsch zeichnet für ihr Leben gerne, sowohl für Kinderbücher, Trickfilme oder einfach nur so in der U-Bahn (sehr spannend, seine Mitmenschen in der U-Bahn zu beobachten und zu zeichnen). Sie hat nur einen Hund, der mit ihr und ihrer Familie in der Nähe von Köln lebt.

Weil Oma, Penny und Co. so erfolgreich waren, hätten sie eigentlich noch eine Reise nach Paris gewonnen, aber leider freuen sie sich am Ende alle auf zu Hause! Mal sehen, was ihnen dort als nächstes Spannendes passiert! Eine echte Lesemuffel-Detektiv-Leseempfehlung von uns! Auch sehr zu empfehlen für Kinder vor einem London-Trip!

Veröffentlicht am 15.01.2019

Sehr spannend und lyrisch

Hans Christian Andersens schönste Märchen
0

Die Sammlung des Dänen Hans Christian Andersen „Märchen, für Kinder erzählt“ erschien erstmals 1839 in Deutschland mit 156 Geschichten, von denen einige inzwischen in Vergessenheit geraten sind, wobei ...

Die Sammlung des Dänen Hans Christian Andersen „Märchen, für Kinder erzählt“ erschien erstmals 1839 in Deutschland mit 156 Geschichten, von denen einige inzwischen in Vergessenheit geraten sind, wobei ich diese hier enthaltenen durchaus von meinen Märchenschallplatten und Kassetten her kenne. Meine Jüngste kannte sie noch nicht und wollte unbedingt Andersens schönste Märchen hören, noch viel lieber als die Grimmschen. Mama mag skandinavische Autoren aber meist nicht so, da ihnen oft eine Schwermut anhaftet, der die Leichtigkeit fehlt und gerade Andersens Märchen z.T. furchtbar traurig sind. Dieser Teil enthält:
- Die Prinzessin auf der Erbse
- Die wilden Schwäne
- Das Feuerzeug
Alle drei Märchen kenne ich aus meiner Kindheit. Die wilden Schwäne fand ich ziemlich traurig und furchtbar ungerecht dem liebenswürdigen freundlichen jüngsten Prinzen gegenüber, aber auch durchaus sehr spannend. Ein Märchen, das bei mir in meiner Brust als Kind zwei Herzen schlagen ließ. Meine Jüngste, die sich dieses Hörbuch wünschte, mochte alle 3 Geschichten auf Anhieb und meine Älteste (11,5) bat uns im Auto still zu sein, da sie gebannt dem Abenteuer der verzauberten 13 Prinzen und ihrer liebenden Schwester lauschte, aber auch dem Märchen vom Feuerzeug. Ich kenne nun das schwedische Original nicht, war aber erstaunt, daß das Märchen vom Soldaten, der der Hexe das magische Feuerzeug stiehlt, doch teilweise recht gruselig, brutal und grausam ist. Dass der Soldat die Hexe betrügt und dann tötet, war mir im Gedächtnis geblieben, alles Übrige habe ich wohl verdrängt. Erstaunlicherweise hat meine zartbesaitete Jüngste aufgrund des Märchenhaften hinreichend Distanz aufbauen können, um dennoch prima bei diesen Geschichten einschlafen zu können (sie ist 9 und fürchtet sich manchmal vor Geschichten für 5 jährige). Wobei auch ich diese Geschichte als Kind geliebt habe. Das Märchen von der Prinzessin auf der Erbse kommt mir hier kürzer vor, als unsere Pixi-Buch-Varianten, aber wahrscheinlich ist dies ein Irrtum. Die Geschichte von den wilden Schwänen bietet wahrlich alles, was ein älteres Märchenliebhaberherz zu bieten hat. Eine schöne und herzensgute Prinzessin, die ihre Brüder von Herzen liebt, eine böse Schwiegermutter und absolute Geschwistersolidarität. Das Mädchen ist so schön, daß ein Prinz sich sofort in ihre Schönheit verliebt, obwohl sie stumm ist und einer eigentümlichen Beschäftigung nachgeht, dem Spinnen von Brennnesseln…
Die sprachliche Fassung dieser Märchenversionen ist wirklich wunderschön bildlich und von großer sprachlicher Eleganz. Mir war gar nicht mehr bewusst, in welch schöner Sprache diese Märchen wahrscheinlich verfasst wurden. Dies kommt in dieser Fassung sehr gut heraus, könnte den Horizont kleiner Kinder aber auch leicht übersteigen. Da die Brutalität der Bösen und auch des Soldaten nicht geschönt sind, würde ich diese Fassung für Kindergartenkinder eher nicht wählen (wobei ja auch Hänsel & Gretel nicht ohne sind). Die Geschichten sind jeweils geprägt von meisterlicher Tiefgründigkeit, die man als Erwachsener ganz anders schätzen kann als, als Kind.
Nicht enthalten auf dieser Aufnahme ist die Geschichte des Schweinehirten, anders als in der Verlagsankündigung abgedruckt. Allerdings dauern diese 3 Märchen auch schon über eine Stunde.
Mit Anne Moll, Svenja Pages und Jens Wawcrzek (Peter Shaw von den ???) sind drei hervorragende Sprecher ausgewählt worden, die mit viel Gespür für die sprachliche Schönheit des Textes die alten Märchen vortragen. Sie haben alle 3 sehr angenehme Stimmen und sprechen klar und deutlich, wenn man den Lautstärkeregler entsprechend hochdreht, denn die Aufnahme ist recht leise.
Der CD-Hülle, die von den farbigen Illustrationen von Daniela Drescher geziert wird, enthält auch ein kleines Booklet mit Wissenswertem zu Hans Christian Andersen.

Veröffentlicht am 14.01.2019

Vielschichtig und interessant

Heinrich Heine - Dichter Unbekannt
0

Heinrich Heine, ja, das war ein bekannter deutscher Dichter, aus Düsseldorf, nachdem ist sogar die Uni dort benannt, die Lorelay hat er besungen und dann? So spontan fiel mir da auch nicht mehr ein, aber ...

Heinrich Heine, ja, das war ein bekannter deutscher Dichter, aus Düsseldorf, nachdem ist sogar die Uni dort benannt, die Lorelay hat er besungen und dann? So spontan fiel mir da auch nicht mehr ein, aber darauf bezieht sich der Zusatz „Dichter unbekannt!“ nicht. Heinrich Heine wurde am 13.12.1797 in Düsseldorf geboren, also knapp 8, 5 Jahre nach Beginn der französischen Revolution, die Zeit seines Lebens sein Denken prägte. Nach dem Abitur studierte er Jura in Bonn, eigentlich ein staatstragendes Fach, aber er setzte sich dennoch stets kritisch mit der Staatsform, den sozialen Unterschieden und den Besitzständen auseinander. Er bewunderte die Revolution, behielt jedoch stets seinen Geist offen und reflektierte stets alles. So liebäugelte er später auch mit dem Kommunismus, aber auch dies nicht unkritisch. Da er bereits in Preußen für seine Denkweise unter Druck geriet, zog er nach Paris. Obwohl er deutsches Liedgut und Gedichte des Volksmundes aufschrieb und sein deutsches Liederbuch lange beliebt war, war er es nicht. Da er vor allem das Nationalistische Denken in Deutschland anprangerte, das ihn anwiderte, wurde sein Ansehen zu Bismarcks Zeiten nicht besser und die Nationalsozialisten übernahmen zwar zum Teil seine Texte in die Schulbücher, versahen sie dann aber mit dem Hinweis: „Dichter unbekannt!“, was natürlich Quatsch war, doch war Heine nicht nur gegen alles Nationalistische gewandt, er war auch noch Jude, was für Hitler noch erschwerend hinzu kam.
Das war mir gar nicht so bewusst. Ich habe in Trier studiert und die Uni dort hat bis heute noch keinen Namen, weil der berühmteste Sohn der Stadt Karl Marx von vielen für unwürdig empfunden wird, Namenspatron der Uni zu sein. Bei den ewigen Diskussionen kam auch immer wieder auf, daß nun ja auch die Uni Düsseldorf einen Namen habe, aber die Brisanz dieser Namensgebung in Düsseldorf war mir in den 90er Jahren gar nicht bewusst. Daher fand ich diese Verknüpfung des lyrischen Werkes von Heine, von dem mir durchaus mehr bekannt war, als mir bewusst war, und des politischen Heine sehr interessant. Noch besser fand ich es, weil ich parallel einen Roman über eine hohe französische Adelige (Prinzessin Charlotte von Rohan) zur Zeit der Revolution und Heines las, die dieser geistigen Strömung natürlich kritischer gegenüberstand. Einige Gedanken Heines sind noch immer sehr aktuell und als er in etwa zitiert wurde mit „bei solchen Missständen wie in Deutschland damals hätten die Franzosen längst 10 Revolutionen angezettelt“ musste ich an die Gelbwesten denken und grinsen. Wie recht Heine doch hatte. Rolf Becker liest mit viel Gefühl und Nachdruck, wobei auch die Instrumentalisierung sehr passend ist. Seine Stimme kam mir allerdings bekannt vor, doch Becker ist ja als Nachname schon ähnlich wie Müller, Meier, Schmidt. In diesem Fall jedoch nicht so ganz. Rolf Becker ist der Vater der Schauspieler Ben Becker und Meret Becker und selbst nicht unbekannt, so kann man ihn regelmäßig Di. abends ab 21.00h in der Sachsenklinik „In aller Freundschaft“ auf dem ZDF sehen. Eigentlich mäßig spannend, bis man sich mehr mit seiner Person befasst und einem dann auch sein Sohn Ben besser verständlich wird. Rolf Becker hat sich schon sehr früh mit Heinrich Heine befasst, der gerade im Zuge der 68er Bewegung wieder in den Fokus rückte. So erhielten Rolf Becker und Claus Bremer im Juni 1972 den Auftrag zu einer ersten Fassung von „Dichter unbekannt“. Wie Heine ist auch Rolf Becker im linken Gedankengut verwurzelt und hat sich für den langzeitinhaftierten Christian Klar eingesetzt und ihm das Theaterpraktikum zur Resozialisierung verschafft. (Das stand jetzt so nicht alles im Begleitheft, aber als ich das Bild des Sprechers sah, dachte ich mir, den kenne ich doch! – und befasste mich mit ihm).
Die Informationsflut dieses Hörbuches ist nicht zu unterschätzen, daher sollte man es unbedingt mehr als einmal hören und das 12 seitige Begleitbuch lesen, es ist wirklich nicht nur sehr interessant, sondern auch eine wunderbare Ergänzung zu den zu hörenden Texten und Gedanken Heinrich Heines. Sehr komplex, sehr vielschichtig, nicht zum Nebenbeikonsum geeignet, besser in kleinen Dosen zum Mitdenken und auf sich Wirken lassen. Wer bei seinem Namen nur an „Die Lorelay“ denkt, dem wird nicht bewusst sein, wie sehr sein Werk die Denker dieses Landes doch geprägt hat und welch Risiko viele von ihnen eingingen, die in der Weimarer Zeit ein Denkmal für ihn forderten. Ich bin noch ganz geflashed vom Hören und kann es wirklich jedem sehr empfehlen, der Zeit und Bereitschaft hat sich mit Heinrich Heine zu befassen.