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Veröffentlicht am 30.01.2019

Warmherzige Geschichte von der Eisinsel

Mein Feuerpferd - Ritt im Nordlicht
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Eva (10) ist ein klassisches Scheidungskind. Ihre Eltern haben sich getrennt, als sie ganz klein waren. Sie liebt beide Vater und Mutter. Früher ist ihr Vater mit ihr auf einen Isländerhof reiten gegangen. ...

Eva (10) ist ein klassisches Scheidungskind. Ihre Eltern haben sich getrennt, als sie ganz klein waren. Sie liebt beide Vater und Mutter. Früher ist ihr Vater mit ihr auf einen Isländerhof reiten gegangen. Seit ihr Vater, ein isländischer Pilot, wieder in seine Heimat zurück gekehrt ist und dort wieder geheiratet hat, will sie mit Pferden nichts mehr am Hut haben. Doch dann hat ihre Mutter, eine ehemals sehr erfolgreiche Schauspielerin ein Rollenangebot, daß sie nicht ablehnen kann. Annehmen kann sie aber nur, wenn sie dann für 6 Wochen zu ihrem Vater und dessen neuer Frau zieht. Da sie ihre Mutter innig liebt, sagt sie aus Vernunftgründen zu. Trotzdem beschließt sich Hrönn, Papas neue Frau nicht zu mögen und nicht zu verraten, daß sie noch etwas Isländisch spricht und sich nach Pferden sehnt. Das ist gar nicht so einfach, wenn eine kleine aber feine Herde direkt vor ihrem Fenster grast. Als Papa dann auch noch ungeplant zu Langstreckenflügen herangezogen wird und sie mit der hochschwangeren Hrönn alleine im Haus ist, stiehlt sie sich nachts heimlich auf die Koppel. Ein Isländer hat es ihr besonders angetan. Eldur (Feuerpferd) scheint nur auf sie gewartet zu haben und lässt sie sogar heimlich aufsteigen. Doch lange geht diese Heimlichtuerei nicht gut und Eva bringt sich und Eldur in ganz schöne Gefahr.

Auch wenn dieser Auftaktband auf Island spielt, dem Land der Feen und Trolle, ist das einzig magische an der Geschichte, der Charme der rauen Insel. Es ist eine Geschichte über die Liebe zu Pferden, die einmal erwachst, einen nie wieder loslässt. Über Freundschaft, Familie und auch Abenteuer. Und damit schreibt Chantal Schreiber über das, was sie am besten kann. Über Irrungen und Wirrungen in der Freundschaft, Familie und die Liebe zum Pferd. Sehr warmherzig beschreibt sie Evas Gefühlschaos. Wie sie hin und hergerissen ist. Sie will Papas neue Frau nicht mögen und ihre keine Chance geben und ihre Vorschläge doof finden. So wie auch das Nachbarsmädchen Salka, das sich angeblich schon so sehr auf sie freut. Wieso denken Erwachsene eigentlich immer, daß Kinder einander mögen müssen, nur weil man im gleichen Alter ist? Diesen Satz fanden meine 9 jährige Tochter und ich richtig klasse. Denn es stimmt. Kinder in dem Alter haben ihren ganz eigenen Kopf und bestimmen selbst, wen sie mögen und wen nicht. Alter ist da auch nicht unbedingt das vorrangige Kriterium. So geht es Eva mit ihr, wie mit dieser Insel, gegen ihren Willen, erobert Salka ihr Herz. Einfach durch ihre offene, ehrliche Art, genau wie Island. Das ist übrigens sehr schön und treffend beschrieben. Man meint direkt selbst den kühlen Wind zu spüren, die Seeluft zu riechen und einen Thermoanzug herbei zu sehnen. Eva macht eigentlich ziemlich viel, was sie besser bleiben lassen sollte, aber sie sieht es selbst ein und reflektier ihr Handeln. Sie spürt, wie leicht man sich mit der Witterung verschätzen kann, wenn man noch neu ist auf der Insel, so wie man sich auch in vielen anderen Dinge irren kann. Man muß nur bereit sein und offen und sich und den anderen eine 2. Chance geben. Die ganz große Stärke des Buches sind seine Emotionen, die die jungen Leserinnen gut nachvollziehen können, aber auch seine Spannung, die zum Glück nicht zum Nachahmen anregt.

Chantal Schreiber schreibt locker leicht und besonders die Whats app-Nachrichten zu Beginn haben es meiner Tochter angetan. Da es auf Island aber kalt ist, hält der Akku nicht lange und so hängt Eva nicht ständig am Handy, sondern hofft auf gemeinsame Zeit mit Eldur, dem Pferd, daß nur auf sie gewartet zu haben scheint. So warten wir nun auf die Fortsetzung, wenn Eva mit ihrer Mutter zu Weihnachten nach Island und zu Eldur zurückkehrt! Chantal Schreiber ist übrigens selbst Mutter, Reiterin und hat auch mal als Flugbegleiterin gearbeitet. Daher kennt sie sich so gut mit den Gefühlen der 10jährigen Eva, Pferden und dem Flugbetrieb aus.

Veröffentlicht am 24.01.2019

Wirklich hilfreich! Ausprobieren lohnt sich!

Konzentrieren ist ja ganz leicht
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Meditation dient dem Erkenntnisgewinn, hat aber auch als positiven Nebeneffekt eine Steigerung der Konzentrationsfähigkeit. Diese „Nebenwirkung“ macht Autor Ulrich Hoffmann sich zu nutze, in dem er zuerst ...

Meditation dient dem Erkenntnisgewinn, hat aber auch als positiven Nebeneffekt eine Steigerung der Konzentrationsfähigkeit. Diese „Nebenwirkung“ macht Autor Ulrich Hoffmann sich zu nutze, in dem er zuerst auf Meditation im Allgemeinen und ihre Nebeneffekt im speziellen eingeht. Dann erklärt er, daß oft auch die Eltern mehr Gelassenheit brauchen und nicht bei jeder 1- oder 2 gleich in Panik verfallen sollen, daß Kind habe ein Problem und es untersuchen lassen (diese CD richtet sich an Grundschulkinder und der Autor geht zu Recht davon aus, daß Eltern, die dieses Werk kaufen, in die Bildung ihrer Kinder investieren und Leistung erwarten. Natürlich sind das gute Noten!). Nein, jeder hat mal bessere und mal schlechtere Tage, deswegen hat man nicht gleich ADHS, Zöliakie oder sonst was. Bei jedem schweifen mal die Gedanken ab, Ziel ist es zu lernen, die Gedanken wieder zielgerichtet zurück zu führen. Auch das kann man üben und es ist gar nicht so schwer. Es gibt verschiedene Typen, mit verschiedenen Schwierigkeiten bei der Konzentration, darauf richtet Ulrich Hoffmann sein Augenmerk. Er erklärt die verschiedene Kindertypen und welche Art der Übung er für diesen Typ entwickelt hat und wieso sie hilft. Es lohnt sich daher auf jeden Fall, sich nicht nur die Übungen anzuhören, sondern sich auch den Theorieteil anzuhören, für Eltern sogar mehrfach, damit man sich die Zielrichtungen besser einprägen und sein Kind entsprechend beobachten kann. Dabei ist der Text so gut geschrieben und von Ralph Caspars so locker vorgetragen, daß ich immer wieder lachen muss, wenn er erklärt, daß das Kind nicht organisch krank sein muß, wenn es keine 1 schreibt. Es wird aber auch betont, daß man sich auf die Meditation einlassen muß, der Konzentrationsgewinn erfolgt nebenbei und nicht zielgerichtet. Es ist auch wichtig, zu welcher Zeit man es ausprobiert, man sollte einfach mal verschiedene Zeiten testen. Entscheidend ist es am Ball zu bleiben und es regelmäßig zu machen, es sind ja auch nur ganz kurze Übungen von rund 3 Minuten. Hier lag glaube ich unser Problem. Wir waren zu zielfokussiert. Nachdem die Einschlafmeditationen so toll geklappt haben, wollte meine Tochter unbedingt auch diese testen. Klar, ist ja schon praktisch, nur 3 Minuten meditieren und schon klappen die Hausaufgaben viel schneller. Das erste Mal klappte es wunderbar, als wir vor den Aufgaben meditierten und anschließend war dann der Erwartungsdruck beim Kind so hoch, daß es furchtbar in die Hose ging. Seither machen wir es nicht mehr, weil es jedes Mal schlimmer wurde.
Das macht aber nichts, denn ich habe das Prinzip verstanden und werde dann einfach heimlich Atemübungen einbauen und wenn das nichts hilft, macht das auch nichts. Denn jede Meditation hilft, auch die Einschlafmeditationen helfen. Sobald ich den Erwartungsdruck rausnehme, und mit dem Kind die Einschlafmeditationen vor dem Einschlafen machen, habe ich tatsächlich einen Konzentrationsgewinn festgestellt. Meditation als solche bringt den Gewinn und wenn es dem Kind mehr hilft sich dessen nicht bewusst zu sein, daß wir die Konzentration steigern wollen, dann können wir das Ziel auch heimlich durch die Hintertür erreichen.

Für mich hat dieses Hörbuch dennoch eine Menge Kenntnisgewinn gebracht. Auch das Lachen über seine eigene Elternspezie tut gut, erinnert sie doch daran, daß mehr Gelassenheit bei den Eltern für mehr Gelassenheit bei den Kindern sorgt. Manchmal ist das größte Problem der Kinder ja auch der elterliche Druck. Wenn die Eltern meditieren kann es also auch schon helfen. Ralph Caspers (bekannt als Moderator von „Wissen macht Ah!“ und der „Sendung mit der Maus“) ist auf jeden Fall eine tolle Wahl als Sprecher. Er hat eine ruhige sowie beruhigende und vertraute Stimme. Er räumt eigene Schwächen und Skepsis ein, bringt den Theorieteil aufgelockert herüber, da macht das Zuhören einfach Spaß und dadurch hört man ihm auch besser zu, ohne sofort die Gedanken entschwinden zu lassen.

Ulrich Hoffmann ist 3-facher Vater, Bestsellerautor und zertifizierter Yoga und Meditationslehrer. Gemeinsam mit Ralph Caspers hat er auch „Ab in die Dertschi“ veröffentlicht, anregende Geschichten über das Leben, das einem als dreifacher Vater so passieren kann.

Eine wirklich anregende Reihe, die uns zeigt, Übung macht den Meister! Und wenn es auf dem einen Wege nicht klappt, dann halt auf einem anderen! Wichtig ist es die Prinzipien zu verstehen und nach individueller Lösung zu suchen. Dies ist bei uns, die Einschlafmeditation, dennoch war diese CD ein Erfahrungsgewinn und ich habe ihr gerne zugehört, auch wenn meine Tochter die Einschlafmeditationen hilfreicher findet. Einfach mal selbst ausprobieren!

Veröffentlicht am 22.01.2019

Die Welt ist bunt, wir sind es auch!

Ich bin Yola. Wer bist du?
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Die Welt ist bunt, die Welt ist multi-kulti, das ist einfach die Realität, ob es einem passt oder nicht. Daher fand ich es immer prima Sprachen zu lernen. Ich beherrschte 3 Sprachen, wovon ich Französisch ...

Die Welt ist bunt, die Welt ist multi-kulti, das ist einfach die Realität, ob es einem passt oder nicht. Daher fand ich es immer prima Sprachen zu lernen. Ich beherrschte 3 Sprachen, wovon ich Französisch und Englisch bei der Arbeit fast nie brauche. Dafür würden die Leute gerne mit mir Arabisch, Griechisch, Russisch und noch vieles andere mehr sprechen. Kann ich nicht. Und unsere Bücher im Wartezimmer sind auch alle auf Deutsch. Jetzt nicht mehr! Nun haben wir das liebevoll illustrierte Freundebuch von Yola. Diese ist 6 Jahre alt und kommt aus Griechenland. Sie wie viele Kinder mit Migrationshintergrund ist sie zweisprachig aufgewachsen, sie spricht Griechisch und Deutsch. In ihrem Buch ist ein Bild von ihr und sie verrät, was ihr Lieblingsort ist, was sie am liebsten macht und was sie mal werden will. Sie hat ein schönes Bild gemalt von ihrem Lieblingsort, dem Strand. Dort sind alle Begriffe zweisprachig, auch ihre übrigen Antworten, die so originell sind, wie 6 jährige Kinder sind, abgedruckt. So kann man mit ihr durch das Buch blättern und mit Ausnahme der Steckbriefe der zwei deutschen Kinder, immer auch die jeweiligen Schriften vergleichen. Gleich in mehreren Ländern wird Arabisch gesprochen, aber es gibt auch viel unbekanntere Sprachen wie Haussa (Nigeria). Die Sprachen unterscheiden sich zum Teil schon optisch sehr stark, das ist auch für Kinder, die noch nicht lesen können, ganz deutlich. Wenn man alle Bilder betrachtet und alle Antworten liest, merkt man schnell, die Kinder sind so unterschiedlich, wie ihre Sprachen und ihre Aussehen und dennoch können sie prima miteinander spielen. Denn Spielen verbindet, das lieben alle Kinder. Im Anhang gibt es dann auch einen kleinen Sprachführer der tabellarisch auf Deutsch, Griechisch, Arabisch, Türkisch, Kroatisch, Kurdisch/Sorani, Haussa, Persisch und Tigrinisch Hallo!, Wie geht’s?, Ich heiße….. Wie heißt du? Willst du spielen? Und Lass uns Freunde sein übersetzt. Jeweils in der jeweiligen Schriftsprache und in Lautschrift.
Die Antworten der Kinder und ihre Ideen basieren auf Vorschlägen von Berliner Erziehern und Erzieherinnen, die aus ihrem umfangreichen alltäglichen Erfahrungsschatz schöpfen konnten.
Die Gestaltung in Form eines Freundebuches, die sich auch für Kindergartenkinder immer größerer Beliebtheit erfreuen, ist für Kinder sehr ansprechend. Daher sind die ganz seitig farbig illustrierten Doppelseiten auch im Stil einer Kinderzeichnung gehalten. So vermittelt es den Eindruck von Kindern für Kinder entwickelt worden zu sein.
Sehr schön für den Einsatz in Kindergärten, aber auch für Wartezimmer, da dort viele Eltern mit Migrationshintergrund, ihren Kindern die angebotenen Bücher nicht vorlesen können, da sie die Schriftsprache nicht beherrschen. Natürlich ist es auch ein super Gesprächseinstieg mit Kindern innerhalb der Familie, besonders, wenn sie in einem buntgemischten Umfeld aufwachsen. Hier finden die Kinder nicht nur farbige Anregungen, die Eltern können sich auch wertgeschätzt fühlen, da sie die Seiten der Kinder aus ihren Heimatländern ihren Kindern vorlesen können. Ganz klar ist die Botschaft: auch wenn wir alle anders aussehen und anders sprechen, verbindet uns doch auch eine ganze Menge! Das macht das gemeinsame Spiel spannend! Für Kinder von 4 – 6 Jahren.

Veröffentlicht am 18.01.2019

Eine erstaunliche Frau und ihr Leben

Die Rose des Herzogs
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Mai 1841: die Prinzessin Charlotte de Rohan-Rochefort liegt mit 73 Jahren im Sterben. Während sie ohne Angst das Ende nahen spürt, blickt sie auf ihr für damalige Verhältnisses langes und zweifellos bewegtes ...

Mai 1841: die Prinzessin Charlotte de Rohan-Rochefort liegt mit 73 Jahren im Sterben. Während sie ohne Angst das Ende nahen spürt, blickt sie auf ihr für damalige Verhältnisses langes und zweifellos bewegtes Leben zurück. Sie wuchs als zweites Kind einer verarmten aber alten und ehrwürdigen Adelsfamilie auf. Na ja, im Jahre 1786 war ihr unermesslich reicher und mächtiger Großonkel, der Kardinal Louis de Rohan-Rochefort wegen der Halsbandaffaire ziemlich in Ungnade gefallen, der geliebte kinderlose Onkel, der stets die wohlwollende und schützende Hand über ihre Familie hielt. Damals mit 18 war sie unsterblich in Vincent de Carignan, den Neffen und Adoptivsohn der besten Freundin und Obersthofmeisterin von Marie-Antoinette verliebt. Wegen der Halsbandaffaire wagten sie nicht ihre Liebe öffentlich zu machen und später forderte seine Tante erst die Unruhen der Revolution abzuwarten, ehe sie Heiraten dürften. Wie so viele Angehörige des Hochadels hatte sie nicht damit gerechnet, daß es sich bei der Erhebung des Volkes nicht um ein kurzes Strohfeuer handelte. Nach seinem frühen Tod während der Schreckensherrschaft schwor sich Charlotte nie wieder zu lieben, um nicht wieder so sehr leiden zu müssen. Ein Vorsatz, den der Bourbonen-Prinz Louis-Antoine Henri de Bourbon-Condé zu Nichte machte, doch fand auch diese Liebe keine Ruhe, dank der Revolution, ihren Folgen , dem folgenden Napoléon Régimes und vor allem der Sturheit den Familienoberhauptes und Großvaters Louis-Joseph de Bourbon, Prinz von Condé.

Dem Roman ist ein sehr ausführliches Personenverzeichnis vorangestellt. Ich finde Personenverzeichnisse toll und würde sie mir öfter wünschen und vor allem vor Beginn der Geschichte und nicht als Anhang, wo man es meist zu spät findet. Hier hat mich der schiere Umfang allerdings erschreckt und verlieh mir das Gefühl, ich müsse es erst einmal gründlich studieren. Dabei dürften einige der Personen allgemein bekannt sein, zumindest Louis XVI, Marie-Antoinette, und Napoleon und Joséphine Bonaparte. Das beruhigte mich etwas. Die Sorge war jedoch unbegründet, denn die Personen werden nach und nach behutsam eingeführt, so daß man mit ihnen bereits vertraut ist, wenn in dem nächsten Lebensabschnitt und Ortswechsel neue Personen hinzukommen. Denn auf der Flucht vor den vorrückenden Revolutionstruppen, musste Charlotte den Rohan-Rochefort oft fliehen. Sehr interessant fand ich den Einblick in den immensen Reichtum und die kirchliche und weltliche Macht der obersten Kirchenfürsten wie Charlottes geliebten Großonkel, die die Ursache für die noch heute strikte Trennung von Kirche und Staat seit der Revolution 1789 sind. Die Geschichte der in Vergessenen Prinzessin aus dem höchsten französischen Adel schildert sie recht emanzipiert, wie sie um ihren Kummer zu überwinden eine Mädchenschule gründet, damit die Krankenschwestern lesen können, was auf den Medikamentenflaschen steht, um unnötige Vergiftungen zu vermeiden. Das fand ich sehr weitsichtig und auch mutig für die damalige Zeit. Wer gerne historische Schmonzetten liest, wird hier nicht an der richtigen Adresse sein. Zwar war Charlotte zu tiefen und beständigen Gefühlen imstande, welche aber nicht von großem Glück beschieden waren, durch die Wirrungen der damaligen Zeit, die von Politik, Krieg, Machtkämpfen und Intrigen bestimmt waren. Diese werden sehr reflektiert geschildert, so daß ich immer wieder meine Lektüre unterbrach und dort vorkommende Personen nachzuschlagen. z.B. warum war mir der despotische Zar Paul I entfallen? Ich hatte doch immerhin „Désireé“ von Annemarie Selinko zweimal gelesen? Na ja, dieser Zar war nur kurz an der Macht, sein Leben wurde beendet, er kam wohl nicht nur der Autorin und mit brutal und despotisch vor. Die Schreckensherrschaft in den auf die Revolution folgenden Jahre haben wir mal im Französisch LK behandelt, doch wurde mir die Bedeutung auch für den Hochadel hier viel besser bewußt als in dem 19-seitigen Extrakt von Honoré de Balzac.

Sehr gut gefällt mir, wie die Autorin sich mit der Revolution, ihrer Erforderlichkeit und ihren brutalsten Auswüchsen, bis hin zum Staatsstreich Napoleons annimmt (die Selbstkrönung Napoleons ist jedoch nicht Teil dieser Erinnerungen). Eine sehr komplexe Zeit, in der Frauen wenig Bedeutung hatten, außer als politisch motivierte Vermählungsgabe zu dienen und deren Folgen wir auch heute noch erleben.
Die Liebesszenen finde ich sehr dezent und geschmackvoll und doch emotional, aber nie albern beschrieben, wobei diese nicht das vorherrschende Thema sind. Da Louis-Antoine als General der Emigranten-Armee meist fernab von Charlotte stationiert war, spielt sich ihre Beziehung auch oft in Briefen ab und heimlich, da ihnen die Erlaubnis zu heiraten versagt blieb. Denn auch wenn Louis-Antoine mit einigen Gedanken der Revolution sympathisierte, so blieb er doch in den Traditionen des Ancien Régime verhaftet.

Marita Spang schreibt flüssig, gut lesbar und doch mit einem Hauch von Authentizität. Ihre Sprache ist zwar moderner, als alles was damals in deutschen Landen gesprochen wurde, aber sie verzichtet bewusst auf Anglizismen und neumodische Wörter und bewahrt hier und da einen kaum noch gebräuchlichen Begriff vor dem Aussterben. Wohlplatziert lässt sie z.T. Überlieferte Originalzitate der wichtigsten historischen Persönlichkeiten einfließen. Sie ist die Autorin der erfolgreichen Blut und Seide, Hexenliebe und die Frauenburg. Für Hexenliebe erhielt sie 2015 den Homer als den besten historischen Roman in der Kategorie „Beziehung und Gesellschaft“. Auch unter dem Pseudonym Marie Lacrosse ist sie mittlerweile sehr erfolgreich.

Keine ganz leichte Kost, da durchaus von intellektuellem Anspruch, aber absolut lesenswert, gerade auch, wenn man die damalige Zeit verstehen möchte.

Veröffentlicht am 15.01.2019

Immer wieder klasse, auch für Neulinge!

Penny Pepper - Diebesjagd in London
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Die erfolgreiche Detektiv-Comic-Roman-Reihe geht in die 7. Runde!
In diesem Band hat Pennys Oma eine Reise für 5 Personen nach London gewonnen! Allerdings haben alle ihre Freundinnen dumme Ausreden, warum ...

Die erfolgreiche Detektiv-Comic-Roman-Reihe geht in die 7. Runde!
In diesem Band hat Pennys Oma eine Reise für 5 Personen nach London gewonnen! Allerdings haben alle ihre Freundinnen dumme Ausreden, warum sie nicht mitreisen können. Elfriede z.B. behauptet, ihr empfindlicher Magen würde das englische Essen nicht vertragen, aber das ist Quatsch, sie ist einfach nur mäkelig! Überhaupt nicht nachvollziehbar für Pennys immer hungrige Freundin Ida. Daher dürfen auch Penny mit Hund Mailie, Flora mit Hund Dschastin, Ida und Marie Oma begleiten, um ihr Englisch aufzubessern. Als erstes lernen die Mädchen aber, daß die Hunde nicht einfach so auf die Insel mitreisen dürfen, sie benötigen dafür einen Hundeausweis, den der Tierarzt ausstellt. Aber als echte Spürhunde, sind die zwei für die jungen Detektivinnen natürlich unverzichtbar! Schon im Bus sind die vier Freundinnen froh gemeinsam zu vereisen, denn einige ihrer Mitreisenden sind ziemlich seltsam! Kaum sind sie in London angekommen, wartet auch schon ein neuer Fall auf sie. Omas wertvolle Kette ist weg, und nicht nur die, es wurden auch ein Fotoapparat, eine teure Sonnenbrille und ein Handy gestohlen. An Verdächtigen mangelt es den Detektivinnen nicht, aber wenn die Auswahl so groß ist, muss man systematisch vorgehen, am besten man erstellt erst mal Listen.

Keine Sorge, auch Pennys eigenwilliges Diktiergerät ist mit von der Partie und kann plötzlich sogar Sätze auf Englisch verdrehen und bringt Penny natürlich wieder in absolut unmögliche Situationen! Sehr witzig, allerdings stellte sich hier das Problem, daß der Wortschatz des Diktiergerätes größer ist, als der meiner 9-jährigen Tochter, die nämlich kein „Luder“ (reimt sich auf Bruder) kannte. Die englischen Ausdrücke und Sätze sind alle im Text erklärt, ebenso wie die Londoner Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten, die Penny wieder mit einem Sternchen versieht und in einem Erklärkästchen auf ihre unnachahmliche Art und Weise verständlich macht. Einiges erfährt Penny diesmal aber auch von Professor Stinker, äh Zinker, der gerne sein Wissen vor seinen Mitmenschen kundtun. Damit kann Penny auch das Grübeln bleiben lassen, wer denn nun Big Ben ist und warum Little Ben überhaupt nicht erwähnt wird. Ja, Gerechtigkeit muss ein, auch für Sehenswürdigkeiten! Diese Diebesjagd durch London ist so kurzweilig und witzig, mit seinen Erklärungen, Listen, Kritzeleien und Zeichnungen, daß es das erste Buch seit langem ist, daß meine Tochter nicht nur alleine begonnen, sondern auch beendet hat. Eben ein prima Buch für Lesemuffel!
Es wäre auch spannend, wenn sie nicht immer als erstes alle Kommentare des Diktiergerätes im ganzen Buch lesen würde, um sich darüber kaputt zu lachen. Dessen Wortverdreher findet sie besonders lustig, allerdings hat sie dabei natürlich auch gesehen, wer die Tat begangen hat. Da aber viele Menschen mit merkwürdigen Ticks mitreisen, bin ich mir nicht sicher, ob ich darauf gekommen wäre, hätte sie es mir nicht verraten.
Sehr schön finde ich, daß Penny und Co. gerne auch bereit sind ihre Vorurteile abzubauen, wenn sie feststellen, dass sie sich in jemandem geirrt haben. Niemand ist frei von Vorurteilen, aber sie dürfen nicht in Stein gemeißelt sein.

Ulrike Rylance wurde in Deutschland geboren, lebt aber nun mit ihren zwei süßen Töchtern und Hunden und ihrem Ehemann in Seattle. Sie schreibt gerne Kinderbücher, aber auch für Jugendliche und Erwachsene, aber dann immer unter anderem Namen.

Lisa Hännsch zeichnet für ihr Leben gerne, sowohl für Kinderbücher, Trickfilme oder einfach nur so in der U-Bahn (sehr spannend, seine Mitmenschen in der U-Bahn zu beobachten und zu zeichnen). Sie hat nur einen Hund, der mit ihr und ihrer Familie in der Nähe von Köln lebt.

Weil Oma, Penny und Co. so erfolgreich waren, hätten sie eigentlich noch eine Reise nach Paris gewonnen, aber leider freuen sie sich am Ende alle auf zu Hause! Mal sehen, was ihnen dort als nächstes Spannendes passiert! Eine echte Lesemuffel-Detektiv-Leseempfehlung von uns! Auch sehr zu empfehlen für Kinder vor einem London-Trip!