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Veröffentlicht am 15.09.2016

Wasser für den Sudan!

Der lange Weg zum Wasser
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Südsudan, 1985. Salva ist gerne in der Schule, doch an diesem Tag fallen Schüsse und der Lehrer scheucht sie alle in den Busch hinaus. Er warnt sie davor, in ihre Dörfer zurückzukehren, denn dort würden ...

Südsudan, 1985. Salva ist gerne in der Schule, doch an diesem Tag fallen Schüsse und der Lehrer scheucht sie alle in den Busch hinaus. Er warnt sie davor, in ihre Dörfer zurückzukehren, denn dort würden sie den Kämpfern nur in die Arme laufen. Salva irrt erst alleine herum, dann schließt er sich einer Gruppe flüchtender Menschen an. Sie laufen tagelang, wochenlang, erst Richtung Äthiopien, wo sie in einem riesigen Flüchtlingslager unterkommen. Als dieses Jahre später geschlossen wird, findet sich Salva erneut auf der Flucht wieder. Millionen von Menschen sterben im sudanesischen Bürgerkrieg, Millionen werden aus ihrem Zuhause vertrieben, tausende von Kindern verlieren ihre Familien und irren allein durch die unwirtlichen Landschaften.

Südsudan, 2008. Nya läuft jeden Tag zur Wasserstelle, füllt ihren Kanister und läuft zurück in ihr Dorf, zu ihrer Familie. Nicht nur einmal, sondern den ganzen Tag, immer hin und her führt sie ihr Weg.

Das schmale Buch umfasst nur knapp 130 Seiten und ist somit schnell gelesen. Dennoch ist es eine sehr eindringliche und berührende Geschichte.
Abwechselnd wird in kurzen Kapiteln die Geschichte von Nya und Salva erzählt, wobei die Kapitel zu Nya meist sehr knapp sind, die zu Salva etwas ausführlicher. Man gewinnt den Eindruck, als wären die Menschen immer unterwegs, als würden sie immer irgendwohin laufen, entweder auf der Flucht vor Gewalt, Kämpfen und Armut oder auf der Suche nach Wasser. Beides ist erschütternd.

Am Ende gibt das Buch aber auch Hoffnung, als in Nyas Dorf ein Brunnen gebaut wird, der die Menschen endlich mit sauberem Wasser versorgen wird und gleichzeitig Mädchen wie Nya die Chance geben wird, zur Schule zu gehen anstatt den ganzen Tag mit der Wasserbeschaffung beschäftigt zu sein.

Salvas Geschichte beruht auf dem wahren Leben von Salva Dut, der den Bürgerkrieg im Sudan überlebt hat, die Chance bekam, nach Amerika zu gehen und seine dortige Ausbildung nun dazu nutzt, die Lebensbedingungen im Sudan zu verbessern. Mehr über seine Organisation findet man unter www.waterforsouthsudan.org

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unterhaltsames Jugendbuch mit spannender Thematik – auch für Nichtsportler

Freestyler
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Jola ist Leichtathletin und träumt von einer Teilnahme bei der Olympiade. Doch immer wieder hat sie Probleme mit ihrer Achillessehne und so kommt sie irgendwann auf die Idee, sich „optimieren“ zu lassen.
Wir ...

Jola ist Leichtathletin und träumt von einer Teilnahme bei der Olympiade. Doch immer wieder hat sie Probleme mit ihrer Achillessehne und so kommt sie irgendwann auf die Idee, sich „optimieren“ zu lassen.
Wir befinden uns im Jahr 2030 und die Sportwelt hat sich im Vergleich zu heute ziemlich verändert. Es gibt sogenannte Freestyler, die ihre Körper mit Implantanten und Prothesen aufrüsten und so ungeahnte Leistungen erbringen. Die meisten dieser Freestyler sind aufgrund von Krankheiten oder Unfällen auf die Prothesen angewiesen, so auch Ryan, dem nach einem schweren Autounfall beide Beine unterhalb der Knie amputiert werden mussten. Als Jola und er sich kennenlernen, sitzt er im Rollstuhl und kämpft mit den Schwierigkeiten, die ein Leben als „Behinderter“ mit sich bringt, sei es auch nur eine Stufe zu einem Eiscafé. Für Menschen wie ihn stellen Prothesen eine Chance dar, wieder ein beinahe „normales“ Leben zu führen und darüber hinaus im Sport ganz erstaunliche Leistungen zu vollbringen.
Doch es gibt auch Menschen, die sich ohne wirkliche medizinische Notwendigkeit diversen operativen Verbesserungen unterziehen, um mit dem immer weiter steigenden Leistungsdruck mithalten zu können.

In diesem Buch wagt die Autorin einen Blick in eine gar nicht so weit entfernte Zukunft. Wenn man sich Bilder von den Paralympics anschaut, sieht man auch heute schon Erstaunliches.

Darüber hinaus stellt das Buch die Frage, wieweit man gehen sollte, um die bestmögliche Leistung aus sich und dem eigenen Körper herauszuholen. Ist es überhaupt noch die eigene Leistung, wenn sie auf hochtechnologischen Implantaten und Prothesen beruht? Gewinnt hier wirklich noch der beste Sportler oder vielmehr der mit dem besten Technikerteam im Hintergrund?

Die beiden Hauptfiguren Jola und Ryan sind sympathisch und glaubwürdig, ebenso wie die weiteren Nebenfiguren (die natürlich nicht alle sympathisch sind, denn es muss ja auch mindestens einen Fiesling in der Geschichte geben). Sport ist mehr als ein Hobby für soie und dementsprechend sind sie bereit, viel dafür zu tun, damit sich ihre Träume erfüllen. Doch nicht alle ihre Träume haben mit Sport zu tun, sie sind auch ganz normale Jugendliche auf der Suche nach ihrem Platz im Leben und nach der großen Liebe.

Ich bin eigentlich ein Sportmuffel und dementsprechend war ich etwas skeptisch, ob mich das Buch trotz der Thematik würde fesseln könne. Da ich die bisherigen Bücher der Autorin aber immer gut fand, habe ich mich darauf eingelassen und wurde nicht enttäuscht. Natürlich spielt das Thema Sport eine große Rolle, dennoch waren für mich mehr die dahinterstehenden Fragen spannend und interessant.
Das Buch regt zum Nachdenken an und bietet einigen Diskussionsstoff.
Immer wieder finde ich es auch toll, wie die Autorin ihre Phantasie in Bezug auf die Zukunft spielen lässt: manches klingt futuristisch, das meiste jedoch durchaus vorstellbar und gar nicht so weit von den heutigen Möglichkeiten entfernt.

Ein unterhaltsames Jugendbuch mit spannender Thematik – auch für Nichtsportler absolut empfehlenswert!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wer war Macbeth wirklich?

Distel und Rose
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Schottland, im Jahr 1791. Die junge Engländerin Magdalene heiratet den schottischen Lord David MacBrannan und muss somit aus ihrem gewohnten Umfeld im Haus ihres Vaters in die „Wildnis“ der schottischen ...

Schottland, im Jahr 1791. Die junge Engländerin Magdalene heiratet den schottischen Lord David MacBrannan und muss somit aus ihrem gewohnten Umfeld im Haus ihres Vaters in die „Wildnis“ der schottischen Highlands umziehen. Die junge Frau hat bisher ihre Zeit am liebsten damit verbracht, Romane zu lesen und zu träumen. Sie ist weder auf ein Leben als Ehefrau noch als Hausherrin wirklich vorbereitet und zwischen ihr und ihrem Mann David besteht weder Nähe noch Zuneigung. Als Magdalene in der Bibliothek des Hauses alte Pergamentrollen findet, vertieft sie sich in eine geheimnisvolle Geschichte aus der Vergangenheit. Außerdem entwickelt sie großes Interesse am Leben der schottischen Dorfbewohner auf ihrem Land, nicht zuletzt aufgrund des gutaussehenden Highlanders Seoras!

Ebenfalls Schottland, aber im 11. Jahrhundert. Hier erleben wir nach einem rätselhaften Prolog die Geschichte der jungen Aelswith mit. Sie wächst am Hof von Königin Margaret auf, doch eines Tages wird sie von zwei vermeintlichen Wanderheilern entführt und ihr Leben nimmt eine äußerst unerwartete Wendung.

Ich lese sehr gerne Geschichten mit zwei Handlungssträngen auf verschiedenen Zeitebenen. Meist spielt in solchen Büchern ein Handlungsstrang in der Gegenwart, hier hingegen geht es um zwei Geschichten in der Vergangenheit, eine im 18. Jahrhundert, die andere im 11. Jahrhundert. Verbunden sind sie von Anfang an durch den Schauplatz Schottland und König Macbeth – der möglicherweise ganz anders war, als Shakespeare es die Welt später glauben ließ!

Die Figuren sind interessant und mehr als einmal gibt es überraschende Wendungen, die mich als Leserin dazu bringen, mein erstes Urteil über die handelnden Personen revidieren zu müssen. Diese Vielschichtigkeit der Figuren hat mir sehr gefallen.

Die Handlung ist auf beiden Ebenen spannend und unterhaltsam. Man lernt einiges und muss manches Klischee überdenken, das sich vielleicht im eigenen Kopf festgesetzt hatte.

Das Bild von König Macbeth wurde sicher maßgeblich durch Shakespeare beeinflusst, dieses Buch hier gibt eine andere Sicht auf ihn und seine Geschichte beziehungsweise die Schottlands zu dieser Zeit.

Insgesamt konnte mich das Buch in beiden Handlungssträngen überzeugen und gleichzeitig spannend und lehrreich unterhalten!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Vielseitiges und spannendes Buch über ein düsteres Kapitel der Ravensburger Geschichte

Feuerrot
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Ravensburg, Ende des 15. Jahrhunderts.

Die junge Magdalene, genannt Madda, arbeitet als Magd im Haus der Kaufmannsfamilie Humpis. Somit ist sie den größten Teil der Woche dort bei der Arbeit, nur am Sonntag ...

Ravensburg, Ende des 15. Jahrhunderts.

Die junge Magdalene, genannt Madda, arbeitet als Magd im Haus der Kaufmannsfamilie Humpis. Somit ist sie den größten Teil der Woche dort bei der Arbeit, nur am Sonntag bekommt sie Ausgang und kann ihre Familie in der Unterstadt besuchen.
Als sie gerade auf dem Weg dorthin zu ihrer kranken kleinen Schwester ist, wird sie Zeugin, wie ein fremder Mönch in die Stadt einzieht. Noch weiß sie nicht, welches Unheil dieser Mann über die Stadt bringen wird, handelt es sich bei ihm doch um den berüchtigten Inquisitor Heinrich Kramer. Gleichzeitig trifft noch ein anderer Gast in der Stadt und bei den Humpis ein, der Sohn italienischer Geschäftsfreunde, der das Leben der Familie und Maddas ebenfalls gehörig durcheinanderbringen wird.

Nina Blazon schreibt sonst meist Jugendfantasy, aber auch mit diesem realistischen historischen Jugendroman konnte sie mich wieder absolut überzeugen.

Zu Beginn hatte ich etwas noch Schwierigkeiten, die Personen und ihre Verhältnisse untereinander einzuordnen, gerade bei der Familie Humpis. Als ich das aber einmal durchschaut hatte, ging es problemlos weiter.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, zum einen natürlich aus der von Madda, aber auch andere Figuren kommen zu Wort, so Beno, der Enkel des alten Onofrius Humpis ebenso wie Elisabeth, die Nichte von Onofrius‘ zweiter Frau. So ist der Leser aus unterschiedlichen Blickwinkeln dabei und bekommt verschiedene Einblicke, die sich zu einem spannenden Gesamtbild zusammensetzen. Auch die Liebe kommt übrigens nicht zu kurz!

Über die Inquisition am Bodensee hatte ich schon einmal einen Roman gelesen und war damals schon schockiert über den Irrglauben der damaligen Zeit und vor allem über die grauenvollen Methoden, bei denen Verdächtigen ja praktisch nichts anderes übrig blieb, als alles zuzugeben, was ihnen unterstellt wurde.

Hier handelt es sich zwar um ein Jugendbuch, die Schilderungen sind aber nicht weniger drastisch. Auch wenn die Folterungen nicht bis ins letzte Detail beschrieben werden, reichen die Beschreibungen definitiv aus, um sich das Grauen vorstellen zu können. Auch die psychologische Seite wird gut dargestellt, vom Denunziantentum der Mitbürger über die Tricks in den Prozessen bis hin zur Hilflosigkeit der Angeklagten.

Ein vielseitiges und spannendes Buch über ein düsteres Kapitel der Ravensburger Geschichte!

Veröffentlicht am 05.03.2019

Wunderschöner erster Band

Der Smaragddrache
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Die junge Gemma kommt aus einem kalten Königreich im Norden und wird an einen grausamen Herrscher im Süden "verschachert". Antares hat schon einige Ehefrauen verschlissen und scheint kein besonders angenehmer ...

Die junge Gemma kommt aus einem kalten Königreich im Norden und wird an einen grausamen Herrscher im Süden "verschachert". Antares hat schon einige Ehefrauen verschlissen und scheint kein besonders angenehmer Zeitgenosse zu sein. Seine Lieblingsbeschäftigungen sind Versklaven und Unterwerfen, egal ob die Ehefrau oder andere Völker. Bei den meisten Königreichen im Land war er auch schon erfolgreich, nur das Volk der Aman-Kaja, ein geheimnisvolles Dschungelvolk, konnte sich bisher widersetzen. Aber genau die sind Antares ein besonderer Dorn im Auge, zum einen, weil sich ihm einfach niemand widersetzen darf, zum anderen, weil Tarek, der Prinz bzw. König der Aman-Kaja, etwas ganz Besonderes ist. Und Antares will Tareks Macht, um jeden Preis. Und seine Hexe Yleria hat ihm prophezeit, dass er an Tarek nur über Gemma herankommt. Gemma ist also nur ein Spielball für ihn.



Diesen ersten Band fand ich wieder einmal ganz bezaubernd. Ich mag den Schreibstil der Autorin und bewundere sie für ihre überschäumende Phantasie! Die Welt, die Wesen darin... es ist immer wieder ein Fest!

Da sieht man auch gerne mal über kleinere Schwächen in der Handlung hinweg, die bemerkt man beim Lesen kaum, zumindest mir fielen sie erst nach Beenden des Buches auf.

Die Figuren sind sehr klar in gut und böse gegliedert, die Einzige, bei der man eventuell unsicher werden könnte, ist die Hexe Yleria. Ein bisschen weniger Schwarz/Weiß wäre schön gewesen. Dennoch habe ich as Buch verschlungen und war am Ende ziemlich entsetzt, denn der Schluss kommt recht plötzlich und ohne, dass die Handlung zu diesem Zeitpunkt vernünftig abgeschlossen wäre. Band 1 kann meiner Meinung nach somit nicht für sich alleine stehen.

Bitte bei meiner Meinung zu Band 2 weiterlesen