Nach »Seine Narben« musste ich mir noch ein Buch von Regina Mars vorknöpfen. In Matt und Stans Geschichte habe ich mich an den vielen Beleidigungen und der negativen Darstellung von Frauen gestört, was in »Sonnengeküsst« jetzt überhaupt kein Problem war. Sämtliche weibliche Figuren kommen hier gut weg, sie werden nicht sexualisiert und Slut Shaming sucht man glücklicherweise auch vergeblich. Aufgrund dessen konnte ich schon mal erleichtert durchatmen, weil mich das in der Bewertung von »Seine Narben« echt vor einen Zwiespalt gestellt hat, da ich die Liebesgeschichte an sich sehr genossen habe. Letzteres gilt auch wieder für »Sonnengeküsst« – Regina Mars trifft da irgendwie meinen Geschmack.
Der Schreibstil hat sich hier eine Spur besser gelesen, es gab keine merkwürdigen Stellen, bei denen ich die Stirn gerunzelt habe, keine unpassende Häufung von Beleidigungen, im Gegenzug aber viele süße Dialoge. Lucas anfängliches Gebrüll in Großbuchstaben ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber das legt sich dann zum Glück und die wenigen Großbuchstabenmomente, die dann noch kommen, sind eigentlich ziemlich amüsant. Ich habe mich häufig beim Schmunzeln und Grinsen ertappt.
Nach zwei Büchern von Regina Mars und dem Lesen einiger ihrer Klappentexte drängt sich bei mir der Verdacht auf, dass sie eine Schwäche für Hassliebe-Geschichten hat – ich auch. Das hat aber natürlich zwangsweise zur Folge, dass sich die Geschichten ein klein wenig ähneln, auch wenn der Hass-Aspekt in »Sonnengeküsst« deutlich geringer ist als in »Seine Narben«. Trotzdem war die Struktur irgendwie dieselbe: Die beiden Protagonisten fangen eine Art Affäre miteinander an und verlieben sich dabei ineinander. Positiv ist jedoch die Umsetzung, denn die ist in beiden Büchern wirklich anders, man bekommt Szenen nicht doppelt vorgesetzt, jede Geschichte hat ihren eigenen Charakter, weil ja auch die Protagonisten unterschiedlich sind.
Hier sind es Sunny und Luca: Sunny ist der leicht naive Sonnenschein, der in seinen besten Freund Alex verliebt ist, und Luca der grummelige, leicht reizbare Fußballspieler, vor dem die meisten Leute sogar Angst haben. Anfangs gilt das auch für Sunny, der von Luca regelmäßig als Lusche, Weichei, Heulsuse und was sonst noch alles tituliert wird, bis … Sunny etwas über Luca herausfindet, das Letzteren ganz schön in Panik versetzt. Und von da an tauschen sich die Rollen, auch weil Sunny ein paar Vorstöße unternimmt, die Luca aus dem Konzept bringen.
Ich mochte beide Charaktere sehr gerne. Sunny kann man in seiner liebenswürdigen, lebensfrohen Art sowieso nur gernhaben, er ist einfach … niedlich (so ungern er auch als „niedlich“ bezeichnet werden möchte: Es ist halt die Wahrheit). Ich habe mit ihm mitgefühlt, hätte ihn aber auch manchmal gerne ein bisschen geschüttelt, wenn er sich in Bezug auf Alex so naiv verhalten hat. Aber das rafft er dann zum Glück selbst. Luca ist anfangs – wie gesagt – noch etwas gewöhnungsbedürftig, ein ständig brüllender Proll, hinter dessen Fassade aber eigentlich ein lieber und auch leicht unsicherer junger Mann steckt. Überraschend ist das natürlich nicht, aber es verleiht dem Buch eine zusätzliche Portion Zucker und hat mich auch ihn ins Herz schließen lassen.
Die Liebesgeschichte zwischen den beiden ist authentisch, entwickelt sich von der sexuellen Anziehungskraft zu tieferen Gefühlen und spart dabei weder an erotischem Knistern noch an Schmetterlingen im Bauch. Das Buch ist einfach schön und vermittelt beim Lesen ein gutes Gefühl.
Fazit
Ein sehr süßer Liebesroman zwischen einem unbedarftem, aber überraschend kühnem Sonnenscheinchen und einem leicht reizbarem, aber auch unsicherem Wolf. »Sonnengeküsst« weist nicht die Kritikpunkte auf, die es für mich bei »Seine Narben« gab, trotzdem war die Liebesgeschichte von Matt und Stan für mich ein kleines bisschen spannender. Deshalb gibt es die gleiche Punktzahl: 4 Sterne!