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Veröffentlicht am 03.02.2019

Ein ruhiger und in sich brodelnder Thriller, der durch seine Zwielichtigkeit fesselt

Die Beobachterin
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Nach der Trennung von ihrem Mann zieht die erfolgreiche Romanautorin Elena in das Haus einer Freundin ein, wo sie ihre Entscheidung überdenken und zu sich selbst finden will. Doch schon nach kurzer Zeit ...

Nach der Trennung von ihrem Mann zieht die erfolgreiche Romanautorin Elena in das Haus einer Freundin ein, wo sie ihre Entscheidung überdenken und zu sich selbst finden will. Doch schon nach kurzer Zeit nimmt die Langeweile überhand, da sie auf dem großen Anwesen ganz alleine ist und auch keine Idee zum Schreiben hat. Deshalb nistet sich Elena in der Küche ein und beobachtet das Haus nebenan, in dem etwas ganz und gar nicht zu stimmen scheint. Denn umso mehr sie wie ein Voyeur in Geheimnisse der fremden Familie eintaucht, umso stärker erhärtet sich der Verdacht, dass etwas Schreckliches im Gange ist und einer der Bewohner um sein Leben fürchten muss.

"Die Beobachterin" ist nach "Die Vermissten" der zweite Thriller der Stockholmer Autorin Caroline Eriksson, der in deutscher Sprache erschienen ist. Mit einem mysteriös verlaufenden Plot und Figuren, die nur schwer zu durchschauen sind, gelingt es ihr, jede Menge Misstrauen beim Leser zu streuen und ihn lange Zeit darüber im Unklaren zu lassen, was hinter der Fassade eines gutbürgerlichen Hauses wirklich geschieht. Dabei sind es meist nur kleine Beobachtungen und geschickt platzierte Andeutungen, die durch Elena gemacht, Schlimmes vermuten lassen, wobei sie bei näherer Betrachtung auch nur schlecht zu deuten sind. So wird der Leser ohne es anfänglich zu bemerken in eine ganz bestimmte Richtung gelenkt, weil es ihm einfach schwerfällt einzuschätzen, ob er der in einer deprimierenden Lage befindlichen Romanautorin glauben kann oder nicht.

Erzählt wird das geschickt erdachte Verwirrspiel aus zwei Perspektiven heraus, die in ihrem Zusammenspiel eine ungeahnte Sogwirkung entfachen. Vor allem, weil der Leser durch Elenas aufkommende Panik neugierig wird und wissen will, ob bei den Nachbarn tatsächlich Einiges im Argen liegt oder ihre Fantasie ein böses Spiel mit ihr treibt. So berichtet zum einen Elena aus ihrer Sicht, was sie von den heimlich ausspionierten Vorkommnissen hält und wie sie diese zu deuten versucht. Zum anderen kommt der Mann der Nachbarin zu Wort, der durch ein außereheliches Verhältnis abgelenkt, seine Frau viel zu oft alleine lässt. Und dann gibt es da noch ihren gemeinsamen Sohn, der ganz eigene Sorgen hat und Elenas Mutter, die Einiges über die Vergangenheit ihrer Tochter erzählt.

Fazit:
"Die Beobachterin" ist ein ruhiger und in sich brodelnder Thriller, der den Leser durch seine Zwielichtigkeit in den Bann zu ziehen versteht und je nachdem, wie ihm die subtile Art der Zurschaustellung fremder Probleme und Gemütsverfassungen gefällt, mag er dieses Buch oder mag er es nicht.

Veröffentlicht am 29.01.2019

Ein spannender Thriller, der mit einem nicht vorhersehbaren Rachefeldzug gut unterhält

Der Verfolger
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Fünf Jahre ist es her, seit der New Yorker Psychotherapeut Frederick Starks einem Profikiller namens Rumpelstilzchen entkommen konnte. Seitdem hofft er jeden Tag, dass dieser den schweren Verletzungen ...

Fünf Jahre ist es her, seit der New Yorker Psychotherapeut Frederick Starks einem Profikiller namens Rumpelstilzchen entkommen konnte. Seitdem hofft er jeden Tag, dass dieser den schweren Verletzungen erlegen ist, die ihm Frederick während eines dramatischen Kampfes zugefügt hat. Doch als er eines Abends aus der Klinik in Miami nach Hause kommt, findet er den inzwischen genesenen Killer mit einer Waffe in der Hand in seinem häuslichen Sprechzimmer vor. Ohne Erbarmen zwingt dieser ihn, auf seine verbrecherischen Forderungen einzugehen. Schließlich schuldet er ihm Frederick Starks noch einen Tod, den er nun umgehend liefern soll. Ein gefährliches Spiel nimmt seinen Lauf, bei dem alles anders ist, als es anfänglich scheint und es keinen Gewinner geben kann.

"Der Verfolger" ist die Fortsetzung von John Katzenbachs Thriller "Der Patient", der im Januar 2006 in deutscher Sprache erscheinen ist. Damals hatte der rachsüchtige Killer einen grausamen Wettstreit um Leben und Tod erdacht und dem renommierten New Yorker Psychotherapeuten Frederick Starks ein 15- tägiges Ultimatum gestellt. In dieser Zeit sollte er herausfinden, wer hinter dem selbst ernannten "Rumpelstilzchen" steckt und sollte er es nicht schaffen, verliert er seine Familie dafür. Unter enormen Druck gab es eine dramatische Jagd, die nun mit einer neu eingeläuteten Runde ihre Fortsetzung findet und nichts von der einstigen Spannung eingebüßt hat. Denn obwohl Frederick Starcks inzwischen weiß, wer der Killer ist und warum ausgerechnet er in seinem Fokus steht, ist lange noch nicht klar, was dieser diesmal bezweckt.

Der Auftakt des zweiten und finalen Teils um den Rumpelstilzchen-Killer ist gut erdacht und überzeugt mit einem dramatischen Verlauf und einem unvorhersehbaren Geschehen. Aber leider knickt die Spannungskurve in der zweiten Hälfte des Buches etwas ein und plötzlich scheinen die Gedankengänge des New Yorker Psychotherapeuten und seine Spekulationen um die wahren Absichten des Killers mehr im Mittelpunkt zu stehen, als die Bemühungen, den von ihm erdachten Plan zu durchkreuzen. Dadurch wirkt die Handlung ein wenig flach, obwohl viel geschieht und Frederick Starks als vermeintlicher Handlanger des Killers der Wahrheit immer näherkommt. Und erst am Ende merkt der Leser, wie genial erdacht der Plot wirklich ist, und genießt einen Showdown, der es in sich hat.

Der Schreibstil des Autors präsentiert sich gewohnt flüssig, entbehrt aber nicht gängiger Klischees. Regelmäßig auftauchende Rückblicke in die Vergangenheit lassen auch einen Neueinsteiger nicht im Regen stehen, wobei es auf jeden Fall besser ist, den ersten Teil mit allen seinen perfiden Einzelheiten zu kennen. Denn nur so entfalten die abnormalen Spielchen des psychopathischen Profikillers in wahres Potenzial und helfen über die vorhandenen Schwächen bei der Handlungsdarlegung hinweg. Wobei auch die Figur des zunächst unsicheren und später knallhart agierenden New Yorker Psychotherapeut Frederick Starks etwas zu wankelmütig angelegt worden ist. Denn bereits am Ende des ersten Teils hat dieser seine neu gewonnene Stärke gezeigt. Warum also fällt er nun wieder in alte Muster zurück?

Fazit:
Ein spannender Thriller, der trotz kleiner Schwächen mit interessanten Wendungen und einem nicht vorhersehbaren Rachefeldzug gut unterhält.

Veröffentlicht am 17.01.2019

Ein unterhaltsamer Alpen-Krimi

Morde, Matsch, Marillenknödel (Ein-Kommissar-Egger-Krimi 4)
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Nach einem Murenabgang wird in der österreichischen Gemeinde Krimml eine Leiche entdeckt, die tief im schlammigen Morast verborgen ist. Chefinspektor Egger und sein Team übernehmen den Fall und schon bald ...

Nach einem Murenabgang wird in der österreichischen Gemeinde Krimml eine Leiche entdeckt, die tief im schlammigen Morast verborgen ist. Chefinspektor Egger und sein Team übernehmen den Fall und schon bald steht fest, dass die mit einem Drahtseil strangulierte Tote zwei Jahre zuvor gemeinsam mit ihrer Freundin spurlos verschwunden ist. Aber nicht nur die Umstände des Mordes und der Verbleib der zweiten jungen Frau geben dem Salzburger Ermittlerteam einige Rätsel auf. Auch die familiäre Situation der als unzertrennlich geltenden Freundinnen scheint merkwürdig zu sein. Und erst als ein gut gehütetes Geheimnis ans Tageslicht tritt, kommt Bewegung in die Ermittlungen und allen wird klar, wie unberechenbar menschliche Gefühle sind.

"Morde, Matsch, Marillenknödel" ist der vierte Fall für Chefinspektor Martin Egger, der nach dem Unfalltod seiner ersten Frau Leni gemeinsam mit den beiden Zwillingen Max und Moritz und seiner zweiten Frau Julia glücklich ist. Da stören auch die unerwarteten Einsätze und ausufernden Arbeitsstunden des engagierten Polizisten nicht. Denn auch die Beziehung zwischen den Familien und Kollegen ist sehr eng, sodass die trauernde Inspektorin Vanessa Bieringer sogar für eine unbestimmbare Zeit bei den Eggers mit im Hause lebt. Eine Harmonie, die man selten in einem Krimi findet und die angenehme Vorteile besitzt. So wird das Augenmerk des Lesers nicht auf interne Querelen gelenkt, sondern auf einen wunderbar knifflig erdachten Fall.

Der Schreibstil von Walter Bachmann ist einfach gehalten und zeichnet sich durch eine gute Lesbarkeit aus. Lediglich die im Dialekt gehaltenen Dialoge zwischen dem Chefinspektor und seinem Kollegen Josef Faltermeier und seiner Frau Julia sind für einen nicht aus Salzburg stammenden Leser kaum zu entziffern und stellen sich aufgrund der in ihnen verpackten wichtigen Hinweise als nervig heraus. Dafür aber präsentiert sich der Alpenkrimi mit einem interessanten Ermittlungsverlauf und überraschenden Wendungen und die für einen Regionalkrimi wichtigen Bezüge zu Land und Leute gibt es auch. Und ganz zum Schluss wird der Leser in dem zum Mitraten geeigneten Krimi auch mit einem variantenreichen Rezept für Marillenknödel überrascht, das sich zudem auch noch gut nacharbeiten lässt.

Fazit:
Ein lockerleicht zu lesender und mit sympathischen Ermittlern einhergehender Alpenkrimi, der neben einem kniffligen Fall auch Humor und Lokalkolorit in sich vereint.

Veröffentlicht am 01.01.2019

Ein unterhaltsamer Thriller mit vielen Wendungen und interessanten forensischen Details

Tattoo
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Seit einem Jahr geht in Liverpool ein Frauenmörder um, der seine Opfer von Kopf bis Fuß mit seltsamen Tätowierungen übersät. Vier Frauen hat er bereits getötet und ihre kunstvoll arrangierten Körper auf ...

Seit einem Jahr geht in Liverpool ein Frauenmörder um, der seine Opfer von Kopf bis Fuß mit seltsamen Tätowierungen übersät. Vier Frauen hat er bereits getötet und ihre kunstvoll arrangierten Körper auf öffentlichen Plätzen zur Schau gestellt. Und egal, wie sehr sich Detective Greg Carver und seine Kollegin Ruth Lake bemühen. Der Dornenkiller ist ihnen immer einen Schritt voraus. Bis zu dem Tag, als eines der Opfer Carvers Frau zum Verwechseln ähnlich sieht und der Fall persönliche Züge annimmt. Denn nur kurze Zeit später wird Carver selbst in seiner Wohnung schwer verletzt, während seine Partnerin Ruth Lake alle vorhandenen Spuren entfernt. Warum zum Teufel hat sie das getan? Ist sie etwa selbst die Mörderin?


"Tattoo" ist ein wendungsreicher Thriller, der von einem Autorenduo stammt. So verbirgt sich hinter dem Pseudonym Ashley Dyer zum einen die erfolgreiche englische Thrillerautorin Margaret Murphy, die vielen Krimilesern bekannt sein dürfte und zum anderen die Forensikexpertin Helen Pepper, die wohl eher für die fachliche Seite der Handlung verantwortlich war. Deshalb wundert es auch nicht, dass der gut durchdachte Plot gleich mit einer ganzen Reihe an forensischen Details ausgestattet worden ist und auch im medizinischen Bereich kein Mangel an exakten Diagnosen herrscht. Eine Zusammenarbeit, die gute Früchte getragen hat und frischen Wind in Murphys stets psychologisch ausgerichteten Spannungsromane bringt.


Als Hauptfigur, um die sich nach dem mysteriösen Ausfall ihres Partner alles rankt, ist Ruth Carver eher undurchsichtig dargestellt und erhält erst im Verlaufe des Buches Kontur. Dann nämlich, als klar wird, dass sie eine Polizistin ist, die hartnäckig zu kämpfen versteht und alleine gut zurechtkommen kann. Nur bei der Einhaltung vorhandener Regeln offenbart sich ein Defizit, wie auch bei ihrer Loyalität, die vor allem in diesem Fall verhängnisvolle Züge annimmt. Deshalb baut der Leser auch wenig Sympathie für sie auf, weil die zwielichtige Kommissarin wie ein einsamer Wolf durch die Gegend streift.


Die Geschichte selbst wird in zwei Handlungssträngen erzählt, die sich erst spät miteinander verweben und interessant und spannend angelegt worden sind. Trotzdem weist der Thriller in seinem Verlauf immer wieder Flauten auf, die auf zu viele Nebenhandlungen und einer eher weitschweifigen Erzählweise zurückzuführen sind. Schade. Hier hätten einige Kürzungen dem ansonsten gut konstruierten und mit einer interessanten Mordmethode einhergehenden Thriller gut getan. Deshalb muss jeder Leser für sich entscheiden, ob er ausgiebige Schilderungen mag oder lieber mit einem rasanten Tempo über die Seiten jagt.


Fazit:
Ein unterhaltsamer Thriller mit vielen Wendungen, einer ungewöhnlichen Mordmethode und interessanten forensischen Details, die seine Leser erschauern lassen.

Veröffentlicht am 30.12.2018

Ein Psychothriller, der eher ruhig verläuft

Heute wirst du sterben
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Hannah wird nach einem traumatischen Erlebnis in einer psychiatrischen Klinik untergebracht, wo sie sich im Rahmen einer Therapie erholen soll. Doch anstatt zur Ruhe zu kommen, geschieht etwas, dass ihr ...

Hannah wird nach einem traumatischen Erlebnis in einer psychiatrischen Klinik untergebracht, wo sie sich im Rahmen einer Therapie erholen soll. Doch anstatt zur Ruhe zu kommen, geschieht etwas, dass ihr Inneres noch mehr in Aufruhr versetzt. Denn zwei ihrer Mitpatientinnen sterben und während von einem Selbstmord ausgegangen wird, denkt Hannah, dass sie ermordet worden sind. Von nun an hat sie panische Angst davor, dass auch sie das Opfer eines unbekannten Mörders werden kann und ist sich gleichzeitig nicht sicher, ob die schrecklichen Dinge an die sie glaubt, alles nur Hirngespinste sind.

"Heute wirst du sterben" ist ein Psychothriller von der in London lebenden Journalistin Tammy Cohen, der eher ruhig, als actionreich verläuft. Dabei weiß der Leser lange Zeit nicht, was er von den Geschehnissen in der kleinen Privatklinik halten soll und ob die Hauptfigur Hannah aufgrund ihrer psychischen Probleme in der Lage ist, zu erkennen, was um sie herum geschieht. Ein Unsicherheitsfaktor, der sich wie ein roter Faden durch die nur schwer einzuordnenden Ereignisse zieht und mit realen Vorkommnissen und persönlichen Wahrnehmungen verknüpft worden ist.

Geschildert wird das Ganze aus verschiedenen Perspektiven heraus. So kommt zum einen Hannah zu Wort, die als Icherzählerin fungiert und neben den für sie erschreckenden Situationen viel von ihren Gefühlen und Zweifeln verrät. Zum anderen erhält der Leser einen guten Einblick an das Leben ihrer Mutter Corinne und erfährt, was geschehen ist, bevor Hannah psychologische Hilfe in Anspruch genommen hat. Und zuguterletzt berichtet ihre Therapeutin Laura, wie sie Hannahs Entwicklung in der Klinik sieht und mit welchen Dämonen sie selbst zu kämpfen hat. Ein vielseitiger Einblick, der den Leser immer tiefer in den Sog der Ereignisse zieht und so kommt er, genau wie Hannah, der Wahrheit ganz allmählich nah.

Kurze Kapitel, eine flüssige Erzählweise, ständig wechselnde Szenen und geschickt gesetzte Andeutungen sorgen dafür, dass die Geschichte trotz der in ihr wohnenden Ruhe spannend bleibt. Zugleich gibt es eine ganze Reihe an Figuren, die mit ihren großen und kleinen Macken wunderbar beschrieben sind und das tägliche Einerlei in der Klinik wunderbar beleben. Wie Stella, die süchtig nach Schönheitsoperationen ist oder Odelle, die mit einer Sonde ernährt werden muss. Sie alle sind das Salz in der Suppe und verantwortlich dafür, dass Hannah mit ihren Problemen nicht alleine dasteht und der Plot in seiner ganzen Vielseitigkeit funktioniert.

Fazit:
„Heute wirst du sterben“ ist ein ruhiger Thriller, der manchmal sogar ein wenig wirr erscheint, dafür aber mit einigen Überraschungen und einem unvorhersehbaren Ende aufwarten kann.