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Veröffentlicht am 15.09.2016

Schöne Unterhaltungslektüre

Sturm über dem Meer
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Dr. Samantha Goodwin, genannt Sam, ist Archäologin. Die Trennung von ihrem langjährigen Lebensgefährten bedeutet für sie auch beruflich einen Tiefschlag, denn es lässt sich nicht genau belegen, welchen ...

Dr. Samantha Goodwin, genannt Sam, ist Archäologin. Die Trennung von ihrem langjährigen Lebensgefährten bedeutet für sie auch beruflich einen Tiefschlag, denn es lässt sich nicht genau belegen, welchen Teil ihrer gemeinsamen Forschungs- und Ausgrabungsarbeiten sie betrieben hat. Somit kommt es ihr gerade recht, als ihr Vorgesetzter ihr vorschlägt, sich um ein Projekt an der Küste von Wales zu kümmern. Sam kennt den Ort sehr gut, ihre Großmutter Gwen lebt dort und sie war als Kind häufig dort zu Besuch. Aktuell gibt das Meer Überreste einer lange versunkenen Anlage frei und dies könnte die Chance für Sam sein, zu beweisen, dass es an dieser Stelle vor hunderten von Jahren einmal eine blühende Siedlung gegeben hat, um die sich schon lange Sagen und Geschichten ranken.

Vor Ort trifft sie auf Luke, den Besitzer einer kleinen Werft, der seit dem Tod seiner Frau allein mit seinem kleinen Sohn Max lebt. Sam und er fühlen sich auf Anhieb zueinander hingezogen, doch beide haben ihre Vergangenheit und sind vorsichtig. Als sich aber immer deutlicher zeigt, dass jemand mit Sams Anwesenheit vor Ort gar nicht einverstanden ist, ist sie froh über Lukes Unterstützung und Hilfe. Und dann findet Max etwas im Meeresschlamm…

Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen, zum einem in der Gegenwart, zum anderen geht es um das harte Leben in einem walisischen Dorf Ende der 40er und in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts. Hier erleben wir die Geschichte von Sams Großmutter Gwen mit, die sich in den Fischer Arthur verliebt und mit ihm eine Familie gründet. Doch es gibt Widerstände gegen ihre Beziehung, ihre Eltern sind nicht begeistert und einen weiteren Verehrer hatte Gwen damals auch. In ihrer Clique damals waren noch mehrere andere junge Leute und deren Kindern und Enkeln begegnet Sam dann auch im heute wieder. Sind es also alte Konflikte, die sich hier über Generationen hinweg aufgebaut und fortgesetzt haben? Wo ist der Zusammenhang zwischen den Geschehnissen damals und dem Fund heute?

Das Buch war spannend und gut zu lesen. Ich mag ja Geschichten auf verschiedenen Zeitebenen, möglichst mit einem Familiengeheimnis, sehr gerne. Dennoch muss ich leider sagen, dass es mich nicht restlos begeistern konnte, irgendwas fehlte mir, aber es fällt mir schwer, dieses Etwas genau zu benennen. Die Protagonisten sind sympathisch, die Liebesgeschichte relativ vorhersehbar, aber das hat mich nicht gestört. Es gibt ziemlich viele Nebenfiguren, von denen die Einzelnen für mich etwas blass waren. Vielleicht wären hier einige Personen weniger und diese dafür detaillierter dargestellt, besser gewesen?
Die Auflösung am Ende kam für mich etwas abrupt, nachdem die Geschichte sich vorher viel Zeit lässt und alles äußerst ausführlich beschrieben wird, geht es dann auf einmal Schlag auf Schlag.

Die Sage um das untergegangene Reich Cantre’r Gwaelod fand ich sehr interessant, von diesem walisischen Atlantis hatte ich vorher noch nie gehört.

Insgesamt eine schöne Unterhaltungslektüre, die mich jedoch nicht hundertprozentig überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Brisantes Thema, Umsetzung mit einigen Längen

Never Say Anything
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Sophie Schelling ist Journalistin und will eigentlich einen Reisebericht schreiben. Über verschiedene Ecken hat sie von einem kleinen Dorf in Marokko gehört, in dem ein Mann eine „Himmelstreppe“ baut, ...

Sophie Schelling ist Journalistin und will eigentlich einen Reisebericht schreiben. Über verschiedene Ecken hat sie von einem kleinen Dorf in Marokko gehört, in dem ein Mann eine „Himmelstreppe“ baut, eine freistehende Treppe, die in den Himmel führen soll.

Gemeinsam mit Hassan, dem Herausgeber eines anderen Magazins, macht sie sich auf den Weg nach Gourrama, doch auf dem Weg dorthin erreichen sie Warnungen, dass sich Al-Qaida Kämpfer in der Gegend herumtreiben. Dennoch beschließen Hassan und Sophie, das Risiko einzugehen. Vor Ort geraten sie in einen grauenvollen Angriff, doch nicht wie naheliegend von Al-Qaida, sondern offenbar von amerikanischen Drohnen und Spezialeinsatzkräften. Sophie wird verletzt, doch geheimnisvolle Helfer retten ihr das Leben und sorgen dafür, dass sie zurück nach Berlin kommt. In der Zwischenzeit hat die Öffentlichkeit schon längst einen Schuldigen für das Massaker präsentiert – und es sind nicht die Amerikaner! Sophie steckt in der Zwickmühle, was soll sie mit ihrem Wissen nun anfangen? Wer würde ihr glauben? Ist sie bereit, ihr eigenes Leben zu riskieren, um die Wahrheit ans Licht zu bringen? Ist nicht gerade sie als Journalistin es der Welt schuldig, die wahren Täter zu entlarven? Doch welchen Preis ist sie bereit, dafür zu zahlen?

Das erste Drittel des Buches fand ich unglaublich spannend. Die Thematik ist brisant und topaktuell man merkt dem Autor seine profunden Kenntnisse über das Gebiet an.

Dennoch ließ die Begeisterung für mich leider im weiteren Verlauf des Buches nach.
Eine Figur, die zu Beginn einen eigenen Handlungsstrang bekommt und dadurch ziemlich wichtig erscheint, ist auf einmal nicht mehr dabei. Sophie verstrickt sich immer mehr in diese undurchsichtige Welt und wirkt über weite Strecken völlig chancenlos. Die weiteren Nebenfiguren, wie zum Beispiel ihr Bruder oder die Nachbarin, wirkten auf mich blass oder einfach nicht überzeugend.

Die Handlung finde ich durchaus realistisch beschrieben, gerade das ist das Erschreckende an dem Buch. Hier wirkt nichts übertrieben oder unglaubwürdig, man kann sich leider nur zu gut vorstellen, dass es sich in der Realität so oder so ähnlich abspielen könnte. Dennoch verliert sich die Spannung in den vielen Ränkespielchen und Überlegungen für mich zu sehr. Auch das mag realistisch sein, Geheimdienst und Journalismus funktionieren sicher auch in der Realität eher so und eben nicht wie in einem Actionthriller. Da es sich hier aber um einen Roman handelt, der sogar als Thriller ausgewiesen ist, sollte es sich nicht wie ein Sachbuch lesen!

Insgesamt eine durchaus spannende Lektüre, die vor allem durch ihre aktuelle Thematik besticht, in der Handlung aber durchaus einige Längen auf

Veröffentlicht am 15.09.2016

Tolles Lesevergnügen mit tiefschürfender Hintergrundthematik

Anima
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Abigaile, genannt Abby, ist voller Vorfreude. Wie jedes Jahr fährt ihre Familie im Sommerurlaub in den Nationalpark Acadia. Für Abby ist Acadia das Paradies – doch dieses Jahr ist alles anders. Der Betreiber ...

Abigaile, genannt Abby, ist voller Vorfreude. Wie jedes Jahr fährt ihre Familie im Sommerurlaub in den Nationalpark Acadia. Für Abby ist Acadia das Paradies – doch dieses Jahr ist alles anders. Der Betreiber hat einen Magier zur Unterhaltung der Gäste engagiert und dieser hat eine äußerst merkwürdige Wirkung auf die Menschen. Abby fühlt sich ebenfalls sofort zu ihm hingezogen, doch sie wird nicht so von ihm beeinflusst wie alle anderen um sie herum. Woran liegt das? Wer ist dieser geheimnisvolle Juspinn beziehungsweise was ist er? Warum kann ausgerechnet Abby seiner unheilvollen Wirkung widerstehen?

Das Buch umfasst knapp 500 Seiten und ist ein ganz schöner Wälzer! Es ist in zwei Hauptteile aufgeteilt, die sich auch ziemlich voneinander unterscheiden. Im ersten Teil lernen wir die Protagonisten kennen und die Spannung baut sich immer weiter auf. Hier ist vieles noch rätselhaft. Leser, die gerne spekulieren, können ihrer Phantasie hier freien Lauf lassen, es gibt durchaus Hinweise, die einen in die richtige Richtung führen.

Während ganz zu Beginn noch eine recht lockere Stimmung herrscht, verkehrt sich diese immer mehr ins Bedrohliche und Unheimliche.

Im zweiten Teil gibt es erst einmal einen Szenenwechsel und dann auch einige Antworten. Dennoch flacht die Spannung hier kaum ab, denn längst nicht alle Fragen werden schon beantwortet.

Was ist Gut, was ist Böse? Kann es das eine ohne das andere geben? Wo sind die Grenzen zwischen den beiden? Gibt es einen Ausweg für Liebende, die auf verschiedenen Seiten stehen?

Diese Fragen beschäftigen den Leser das ganze Buch hindurch und so bleibt es spannend und interessant.

Die Charaktere sind gut dargestellt, wirken authentisch und glaubwürdig, wenn mich auch Abbys Entwicklung streckenweise ziemlich erschreckt hat!
Die Handlung an sich ist spannend und stimmig, vom langsamen Beginn über die verschiedenen Stationen bis hin zum fulminanten Showdown. Ich habe mich lange gefragt, wie die Autorin hier am Ende zu einer jugendbuch-gerechten Lösung kommen will und hatte schon meine Zweifel, dass das überhaupt möglich ist, aber es gelingt!

Insgesamt ein tolles Lesevergnügen mit tiefschürfender Hintergrundthematik!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unterhaltsame, amüsante Geschichte mit ernsten und ernsthaften Untertönen

Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens
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Martin ist 7 Jahre alt, als seine Oma stirbt. An ihrem Totenbett begegnet er einem Mann, den sonst anscheinend keiner sieht: der Tod!
Dieser wirkt auf den Jungen keineswegs furchteinflößend, sie unterhalten ...

Martin ist 7 Jahre alt, als seine Oma stirbt. An ihrem Totenbett begegnet er einem Mann, den sonst anscheinend keiner sieht: der Tod!
Dieser wirkt auf den Jungen keineswegs furchteinflößend, sie unterhalten sich und der Tod freut sich, endlich mal auf einen Menschen zu treffen, der ihn wahrnimmt und mit dem er reden kann. In den nächsten Jahren taucht er immer wieder in Martins Leben auf und es entsteht eine sonderbare Freundschaft.

Martin verändert sich durch diese Bekanntschaft, erst ganz unauffällig, doch nach und nach entwickelt er besondere Fähigkeiten, die er durchaus genießt und gerne nutzt. Doch Martin hadert auch immer wieder mit seinem ungewöhnlichen Freund, kann vieles nicht verstehen, beziehungsweise will er manches einfach nicht akzeptieren und so kommt es durchaus auch zum Streit zwischen den beiden.

Ich habe das Buch als Hörbuch gehört. Matthias Keller liest die Geschichte wunderbar und gibt beiden Hauptrollen eine passende Stimme. Die Audio CD Version ist eine gekürzte Fassung, was man leider auch immer wieder merkt, wenn plötzlich auf Ereignisse Bezug genommen wird, die überhaupt nicht vorgekommen und offensichtlich dem Rotstift zum Opfer gefallen sind.

Abgesehen davon hat mir die Geschichte sehr gut gefallen und großen Spaß gemacht. Es geht sowohl um die großen philosophischen Fragen von Leben und Tod, von Vorherbestimmung und Eigeninitiative als auch einfach um die Erinnerungen an die Zeit der 80er Jahre, die mich immer wieder zum Schmunzeln brachten.

Nach dem Prolog denkt man, man weiß schon, wie es am Ende ausgeht – der Schluss war für mich dann doch überraschend!

Insgesamt eine unterhaltsame, amüsante Geschichte mit ernsten und ernsthaften Untertönen, der zuzuhören mir großen Spaß gemacht hat!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wohl dem, der einen solchen Freund hat

Der Ritter der Könige
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Mit "Der Ritter der Könige" legt Sabrina Qunaj ihren mittlerweile dritten Roman um die große und einflussreiche Geraldines-Sippe aus Wales vor. Im Gegensatz zu den ersten beiden Büchern ist die Hauptfigur ...

Mit "Der Ritter der Könige" legt Sabrina Qunaj ihren mittlerweile dritten Roman um die große und einflussreiche Geraldines-Sippe aus Wales vor. Im Gegensatz zu den ersten beiden Büchern ist die Hauptfigur diesmal keine Frau, sondern Maurice de Prendergast, ein junger Flame, der im Haushalt des Constable of Pembroke, einem Geraldine, ausgebildet wird. Hier freundet er sich schon als Junge mit Richard de Clare an und die beiden bleiben eng verbunden. Die Freundschaft und Treue von Maurice wird aber immer wieder hart auf die Probe gestellt, denn ganz unkompliziert ist ihre Freundschaft vor allem in den späteren Jahren nicht.

Auf gut 700 Seiten erzählt die junge österreichische Autorin vom Leben und Lieben der Figuren, aber auch von der Geschichte Wales‘ und Irlands. Während in den Vorgängerromanen die Handlung mehr oder weniger ausschließlich in Wales spielte, folgt die Handlung hier den historischen Fakten nach Irland, wo die Normannen sich Hoffnungen auf neues Land machten, als es in Wales zunehmend schwieriger für sie wurde. Obwohl das Buch so dick ist, verfliegen die Seiten nur so, eine Erfahrung, die ich bei den Büchern der Autorin immer wieder mache.

Neben den großen historischen Zusammenhängen, die für den Laien aufgrund ihrer Komplexität nicht immer einfach nachzuvollziehen sind, die hier aber wirklich gut dargestellt sind, geht es natürlich auch um das Leben der Figuren im Privaten. Nicht nur Maurice, auch die Nebenfiguren sind interessant und glaubwürdig ausgearbeitet, von den jungen Burschen und Männern, mit denen er aufwächst und mit denen ihn Freundschaft oder erbitterte Feindschaft verbindet, über die Frauen in seinem Leben bis hin zu seinem besten Freund de Clare.

Mir persönlich hatte Maurice zu wenig Ecken und Kanten, er war mir zu gut, zu ritterlich in allen Situationen, auch in solchen, wo es wirklich nachvollziehbar gewesen wäre, wenn er sich einmal anders verhalten und zurückgeschlagen hätte.

Dementsprechend ist dieses Buch nicht mein Lieblingsband der Reihe, an die vorherigen Protagonistinnen Nesta und Isabel kommt Maurice für mich nicht heran. Dennoch habe ich mich wieder sehr gerne nach Wales und nach Irland entführen lassen, habe bei der Lektüre einiges gelernt und freue mich, dass es einen vierten Geraldines-Roman geben wird!

Gut gefällt mir auch immer, dass die Autorin im Nachwort nochmal kurz darauf eingeht, was historisch belegt und was ihre eigene Interpretation und Ausschmückung dieser Fakten ist.

Insgesamt also wieder einmal eine Leseempfehlung von mir, zuerst empfehle ich aber die beiden anderen Bände – nicht, weil es inhaltlich nötig wäre, sondern weil sie mir einfach noch ein bisschen besser gefallen haben!