Ganz anders als erwartet und trotzdem überzeugend
Julia ist Berufsmusikerin und bringt nach einem Auftritt in Italien einen uralten, nicht nur ihr unbekannten Walzer mit nach Hause. Alles scheint wunderbar, Mann und die 3-jährige Tochter freuen sich, ...
Julia ist Berufsmusikerin und bringt nach einem Auftritt in Italien einen uralten, nicht nur ihr unbekannten Walzer mit nach Hause. Alles scheint wunderbar, Mann und die 3-jährige Tochter freuen sich, dass Julia wieder da ist, bis sie diese Melodie zu spielen beginnt und die Tochter den Kater tötet. Irgendwas scheint mit der Melodie nicht in Ordnung zu sein, ist sich Julia sicher und beginnt zu recherchieren.
Parallel dazu lernen wir Lorenzo und seine Familie kennen, die in Italien um 1930 lebten…
Das Buch verspricht mit dem Namen Tess Gerritsen und einem „Thriller“ Hochspannung und Geschichten ala Rizzoli&Isles, doch dieses Stand-Alone ist ganz anders. Schon nach wenigen Seiten wird klar, dass man sich von den eigenen Erwartungen verabschieden muss, sonst muss das Buch einfach nur enttäuschen.
Ich fand es interessant mal was ganz anderes aus ihrer Feder zu lesen und auch wenn ich zwischendurch immer wieder die Sorge hatte, dass es ins Mysteryfach abgleiten könnte, habe ich gerne weitergelesen und wurde zum Ende hin auch keineswegs enttäuscht. Im Gegenteil! Die Geschichte ist kein Thriller und die erwartete Spannung ist entsprechend auch nicht da, ABER dafür ist der Roman(!) auf seine Art interessant hat mich auch zum Nachdenken über so einiges angeregt – aber lest selbst. Gerade Lorenzos Geschichte hat mich sehr berührt und Italien mal in einem anderen Licht dastehen lassen.
Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und rund, die Hauptfiguren Julia und Lorenzo, aus deren Sicht die Geschichte in zwei Zeitebenen erzählt wird, sind gelungen (mancher andere Charakter bleibt ein wenig zu blass, aber das fällt nicht zu sehr ins Gewicht). Die Annäherung der beiden Erzählstränge wird nach und nach immer deutlicher und damit wird es auch spannender.
Wer einen actionreichen Thriller lesen möchte, muss zu einem anderen Buch greifen, wer aber ein wenig Interesse an Musik, historischem Drama und ein paar Spannungsmomenten hat, ist mit dem Buch gut beraten.