Profilbild von Spatzi79

Spatzi79

Lesejury Profi
offline

Spatzi79 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Spatzi79 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Erwartungen nicht erfüllt

Ein Sommer ohne uns
0

Tom und Verena sind ein Paar, seit sie 13 waren. Ihre Familien leben Haus an Haus, sie kennen sich von klein auf und für sie und alle anderen steht fest, dass sie für immer zusammen bleiben werden. Doch ...

Tom und Verena sind ein Paar, seit sie 13 waren. Ihre Familien leben Haus an Haus, sie kennen sich von klein auf und für sie und alle anderen steht fest, dass sie für immer zusammen bleiben werden. Doch nun, mit 18, kurz vor dem Abi, kommen leise Zweifel auf. Ist es richtig, mit der ersten großen Liebe für immer zusammen zu sein? Wird man sich nicht irgendwann fragen, ob man etwas verpasst hat? Sind sie nicht eigentlich in einem Alter, in dem man auch mal etwas ausprobieren sollte?

Obwohl sie sich eigentlich sicher sind, dass sie sich lieben und ihre Beziehung das Richtige für sie ist, beschließen sie aufgrund dieser Verunsicherung, sich eine Auszeit zu erlauben, in der jeder von ihnen auch andere Partner treffen darf. Danach wollen sie weiter und endgültig zusammen sein. Wird das gutgehen?

Ein spannendes Thema, gerade für ein Jugendbuch. Leider konnte mich die Umsetzung nicht richtig überzeugen. Das Buch umfasst gerade mal 240 Seiten, die Geschichte hat also nicht viel Platz, um detailliert ausgeführt zu werden. Neben dem Handlungsstrang um Tom und Verena gibt es eine Reihe weiterer Figuren, die teilweise als Gegenentwurf zu den beiden eine durchaus wichtige Rolle spielen, aber so kommen alle etwas kurz, und die Handlung wirkt zu gepresst.
Eine der Nebenfiguren fand ich zu Beginn sehr interessant und voller Potential, im weiteren Verlauf wird sie allerdings dermaßen klischeehaft dargestellt, dass es für mich sehr enttäuschend war. Ihre Motive und Hintergründe bleiben sowieso völlig im Dunkeln.

Auch das eigentliche Thema wurde für mich nicht so gut ausgearbeitet, wie ich es nach der Buchbeschreibung erwartet hatte. Es hätte da meiner Meinung nach wirklich spannende Ansätze gegeben. Jedoch dauert es ziemlich lange, bis das eigentliche Thema zwischen den Protagonisten überhaupt aufkommt und auch dann geht es weniger um eine wirklich offene Beziehung, sondern vielmehr darum, dass sie beide jeweils dem Reiz in Bezug auf eine konkrete Person nachgeben wollen. Da die beiden nicht miteinander reden, versäumen sie, Regeln für ihre Auszeit festzulegen und kommen nicht mit der Situation zurecht, in die sie sich selbst manövriert haben. So bleibt das Ganze eine relativ banale Teenager-Beziehungsdrama-Geschichte ohne den erhofften Tiefgang.

Der Schreibstil der Autorin ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig. Sie erzählt die Geschichte im Präsens, in kurzen, knappen Sätzen, manchmal in recht derben Worten. Mir persönlich hat das gut gefallen und es passte für mich auch zur Handlung.

Insgesamt hat das Buch meine Erwartungen leider nicht erfüllen können. Ich fand es nicht schlecht, aber das eigentliche Thema kam mir zu kurz und es waren mir zu viele Handlungsstränge auf zu wenig Seiten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Solide Spannungsunterhaltung - aber nicht mehr

Die Flut
0

Michael und Julia machen Urlaub auf Amrun. Sie wurden von Michael Arbeitskollegen Andreas eingeladen. Der möchte anscheinend nicht allein mit seiner Frau Martina sein und braucht außerdem handwerkliche ...

Michael und Julia machen Urlaub auf Amrun. Sie wurden von Michael Arbeitskollegen Andreas eingeladen. Der möchte anscheinend nicht allein mit seiner Frau Martina sein und braucht außerdem handwerkliche Hilfe beim geplanten Dachbodenausbau.
Zuerst sieht es so aus, als könnten sich die Vier ein paar schöne Tage machen, doch schnell köcheln die ersten Unstimmigkeiten hoch.

Und dann geschieht am Strand der Insel ein grausamer Mord! Offensichtlich hat der Täter es auf Pärchen abgesehen. Er lässt einen der beiden sterben und der andere muss zusehen. Doch was genau steckt dahinter? Und auf wen hat er es als nächstes abgesehen?

Die Polizei, allen voran der leitende Kripobeamte, schießen sich auf Michael als Täter ein, auch wenn die angeblichen Beweise eher dürftig sind. Doch all das erhöht die Anspannung im Ferienhaus immer mehr.

Als Leser ist man den Figuren hier ein Stück weit voraus. Schon im Prolog lernen wir den späteren Täter kennen, ohne natürlich seinen Namen zu erfahren, und auch im weiteren Verlauf bekommen wir immer wieder Abschnitte aus Täter-Sicht zu lesen. Auch über das Motiv wissen wir so schon von Anfang an Bescheid. Dennoch tappt auch der Leser völlig im Dunkeln, was die Identität des Mörders betrifft. Ich habe praktisch jeden auf der Insel zeitweise im Verdacht gehabt und die Auflösung am Ende hat mich dann doch noch überrascht!

Das Buch liest sich spannend und somit relativ schnell, die kurzen Kapitel verleiten dazu, immer noch ein Stückchen weiterzulesen, und noch eins und auf einmal ist man schon fast am Ende.

Dennoch konnte mich die Geschichte diesmal nicht vollends überzeugen. Die Figuren sind eigentlich alle irgendwie merkwürdig und unsympathisch. Das ist für mich grundsätzlich noch kein Bewertungskriterium für ein Buch, aber die Figuren handelten in meinen Augen auch nicht wirklich nachvollziehbar und auch die Auflösung am Schluss lässt mich zwar überrascht, aber auch mit einigen Fragezeichen zurück.

Insgesamt meiner Meinung nach nicht der stärkste Thriller des Autors, aber sicher solide Spannungsunterhaltung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Leider nicht mein Fall...

Und sie werden nicht vergessen sein
0

Arman und Amarna sind in London angekommen und bauen sich ein Leben in Großbritannien auf. Er wird als Künstler gefeiert, sie hat Arbeit im British Museum, sie haben ein wunderschönes Haus, großartige ...

Arman und Amarna sind in London angekommen und bauen sich ein Leben in Großbritannien auf. Er wird als Künstler gefeiert, sie hat Arbeit im British Museum, sie haben ein wunderschönes Haus, großartige Nachbarn und werden bewundert und geliebt. Doch Armans Vergangenheit kann nicht einfach abgelegt werden und so ist ihr Leben immer weiter eine Herausforderung und ein Kampf. Sie lieben einander, doch es ist nicht einfach.

Und es wird nicht einfacher, als ihr Schicksal sich mit dem eines Berliner Paares kreuzt. Martin und Eva sind ein strahlendes Paar, sie Malerin und er ein Filmstar. Doch der aufkommende Nationalsozialismus verändert alles für sie beide und ihre kleine Tochter Chaja.
Man muss den ersten Band „Die Stadt der schweigenden Berge“ nicht zwingend gelesen haben, um dieses Buch lesen zu können. Ich empfehle es dennoch, das Verständnis für die Figur Arman ist sicher größer, wenn man die Vorgeschichte kennt.

Ich wollte dieses Buch mögen, denn ich weiß, wieviel der Autorin an genau diesem Buch liegt. Aber ich habe mich schwergetan. Der Vorgänger hatte mich gefesselt und verstört, fasziniert und begeistert. Da hat es ein zweiter Teil meist schwer, dennoch hatte ich gehofft, dass es mich ähnlich mitreißen wird, was dann aber leider gar nicht geschah. Das erste Drittel empfand ich als recht schwerfällig. Die Szenen zwischen Arman und Amarna haben mich nicht berühren können, ich fand sie sehr schwülstig, manch immer wiederkehrende Formulierungen gingen mir irgendwann nur noch auf die Nerven. Die Kapitel um Martin und Eva in Berlin zu Beginn hingegen haben mir besser gefallen, sie waren für mich greifbarer und nachvollziehbarer. Im weiteren Verlauf hingegen wurden mir die Protagonisten alle zunehmend unsympathisch. Ich muss Buchfiguren nicht mögen, um ein Buch zu mögen, aber sie müssen etwas in mir bewegen oder berühren und das taten sie kaum, außer mich zu ärgern. Ein paar kleine Lichtblicke gab es, so vor allem Paul, der im ersten Band keine besonders rühmliche Rolle gespielt hat und mich hier nun positiv überraschen konnte. Andere Nebenfiguren, von denen ich mir aufgrund der Vorberichterstattung einiges erhofft hatte, waren leider auch so gar nicht mein Fall.

Abgesehen von den Figuren geht es aber eigentlich um viel mehr. Es ist ein Buch gegen das Vergessen und für das Zusammenhalten von Menschen. Gerade in unserer heutigen Zeit, in der Geschichte anscheinend nur zu gerne vergessen wird und Zusammenhalt für viele ein Fremdwort ist, zumindest wenn es um grenzenlosen Zusammenhalt geht. Im ersten Buch wurde der Völkermord an den Armeniern thematisiert und kommt auch hier immer wieder zur Sprache, während die Welt nur wenige Jahre später erneut wegguckt und zulässt, dass ein weiteres Volk, die Juden, einfach ausradiert wird. Wie konnte das geschehen? Und wie kann es sein, dass wir heute immer noch nicht schlauer sind, nicht mehr aus der Geschichte gelernt haben, sondern immer noch auf Grenzen, Staaten und Nationalitäten pochen und danach bemessen, wem wie geholfen werden darf? In dieser Hinsicht ist das Buch wieder aufrüttelnd und fesselnd geschrieben.

Insgesamt aber war es mir zu viel Liebesgeschichte, zu viel Beziehungsprobleme. Vom Kopf her konnte ich das alles durchaus nachvollziehen, im Herzen kam es bei mir aber einfach nicht an. Sehr schade, ich hätte mir gewünscht, dass der Zauber des ersten Bandes wieder aufkommt, es gelang mir aber nicht, ihn in den knapp 800 Seiten wiederzufinden und so habe ich das Buch erstaunlich unbeteiligt gelesen, obwohl es doch eigentlich so aufrüttelnd sein müsste!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sehr unterschiedliche Kurzgeschichten

Basar der bösen Träume
0

Es handelt sich bei „Basar der bösen Träume“ nicht um einen neuen Roman, sondern um eine Kurzgeschichtensammlung. Enthalten sind sehr unterschiedliche Geschichten und sogar zwei Gedichte. Zu jeder Geschichte ...

Es handelt sich bei „Basar der bösen Träume“ nicht um einen neuen Roman, sondern um eine Kurzgeschichtensammlung. Enthalten sind sehr unterschiedliche Geschichten und sogar zwei Gedichte. Zu jeder Geschichte gibt es ein kleines Vorwort von Stephen King, in dem er erzählt, wie es zur Entstehung der jeweiligen Story kam. Das gibt unterhaltsame und interessante Einblicke ins Schaffen des Autors.

Die Geschichten selbst fallen sehr unterschiedlich aus. Gleich die erste Geschichte „Raststätte Mile 81“ erinnert sehr an den Klassiker „Christine“ und stimmt somit wunderbar aufs weitere Hören ein.

Im weiteren Verlauf waren Stories dabei, die mich total gefesselt haben, wie zum Beispiel „Böser kleiner Junge“, es gab aber auch welche, die mich weniger bis gar nicht überzeugen konnten, bei denen mir der Gruseleffekt völlig fehlte oder die ich einfach nicht spannend fand. Die sehr auf Baseball ausgerichtete Story „Blockade Billy“ ist für europäische Leser bzw. Hörer wahrscheinlich einfach nicht in der Intensität nachvollziehbar, wie sie das für Amerikaner ist. Ich zumindest konnte mit den langen Spielbeschreibungen überhaupt nichts anfangen, habe die Geschichte aber dennoch bis zum Ende gehört, wo es dann doch noch eine kleine Überraschung gab.
Besonders herrlich fand ich die Kindle-Story „Ur“ und suche seitdem in meinem Kindle auch immer wieder mal nach unerwarteten Menüunterpunkten, man weiß ja nie!
Gar nichts anfangen konnte ich mit dem Gedicht „Die Knochenkirche“ und mit „Batman und Robin haben einen Disput“.

Ansonsten gab es noch ein paar mittelmäßige Geschichten, die ich nicht wirklich schlecht fand, aber auch nicht überragend, wie zum Beispiel „Die Düne“.

David Nathan liest sie alle auf gewohnt wunderbare Weise, so dass auch die nicht ganz überzeugenden Geschichten durchaus angenehm anzuhören waren und ich bis auf die zwei erwähnten Ausnahmen wirklich tolle Stunden mit dem Hörbuch hatte.

Die mp3-Version ist ungekürzt und bietet somit über 20 Stunden Hörvergnügen!

Eine Gesamtbewertung fällt aufgrund der sehr unterschiedlichen Geschichten schwer, zur Höchstnote reicht es nicht, ich ordne die Sammlung daher im oberen Mittelmaß an.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sommerliche Jugend-Lektüre ohne großen Tiefgang

Mein Leben nebenan
0

Der 17jährige Tim ist bei seinen Eltern rausgeflogen und sein Vater hat ihm ein Ultimatum gesetzt, um sein Leben wieder in den Griff zu bekommen.

Zum Glück gibt es seinen besten Kumpel Jase, der ihm anbietet, ...

Der 17jährige Tim ist bei seinen Eltern rausgeflogen und sein Vater hat ihm ein Ultimatum gesetzt, um sein Leben wieder in den Griff zu bekommen.

Zum Glück gibt es seinen besten Kumpel Jase, der ihm anbietet, im Appartement über der Garage seiner Familie unterzukommen. Und so zieht Tim bei den Garretts ein, die das totale Gegenteil seiner eigenen, ziemlich unterkühlten Familie sind. In der Großfamilie herrscht zwar immer ein gewisses Chaos, aber alle stehen füreinander ein und sind sich sehr nahe.

Besonders zu Alice, der ältesten Tochter, fühlt sich Tim schon lange sehr hingezogen. Aber Alice ist so organisiert, so erwachsen, sie kümmert sich um ihre jüngeren Geschwister, stellt ihr eigenes Leben hintenan, solange ihr Vater im Krankenhaus ist und hat somit genug eigene Probleme und Schwierigkeiten. Lässt sie wirklich einen Typ wie Tim an sich heran, der von der Schule geflogen ist, daheim rausgeworfen wurde, gerade mal ein paar Monate trocken ist und dem sich im Laufe des Buches noch eine weitere große Herausforderung stellt?

Ich habe "Mein Sommer nebenan" vor einigen Jahren gelesen, aber ich muss gestehen, ich konnte mich nicht mehr an die Handlung erinnern. Das ist aber auch nicht schlimm, damals ging es ja um die Beziehung zwischen Jase und Samantha, die hier zwar auch beide wieder auftauchen, aber nur als Nebenfiguren. Der Fokus dieses Buches liegt auf Tim und Alice, die Geschichte wird abwechselnd aus ihrer beider Sicht erzählt. Mir waren die Wechsel teilweise etwas zu häufig, kaum war man in der einen Perspektive drin, kam schon wieder die andere dran. Wenn man sich aber mal darauf eingestellt hat, geht es doch ganz gut und ist dadurch auch ziemlich abwechslungsreich.

Die Figuren sind fast alle sehr sympathisch dargestellt, bis auf Tims Eltern natürlich. Ich hätte mir etwas mehr Tiefgang geschildert, für mich blieben die Charaktere relativ eindimensional und die Motive und Gedanken bei manchen Personen wurden für mich zu wenig ausgearbeitet. Die Garretts sind sowieso fast schon zu gut, um wahr zu sein.

Auch die Handlung bietet keine großen Überraschungen, was nicht heißen soll, dass das Buch langweilig ist, an ein paar Stellen empfand ich es zwar schon als etwas langatmig, an anderen hat es mich dann doch wieder gefesselt und insgesamt hat es mich gut unterhalten.

Sommerliche Jugend-Lektüre ohne großen Tiefgang, trotz ernster Themen, die aber nur an der Oberfläche angekratzt werden und sich am Ende natürlich in einem Happy-End auflösen!