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Veröffentlicht am 21.09.2016

Der Tod ist nicht das Ende, sondern der Fortschritt.

Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens
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"Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass ich ungern Teil dieser Welt bin. Und zum ersten Mal kam mir der Gedanke, nach meinem eigenen Tod in meinem Spiegelbild zu suchen." (S. 253)

Schon das Buchcover ...

"Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass ich ungern Teil dieser Welt bin. Und zum ersten Mal kam mir der Gedanke, nach meinem eigenen Tod in meinem Spiegelbild zu suchen." (S. 253)

Schon das Buchcover ist einladend gestaltet. Das Thema „Tod“ ist eigentlich ein schweres Thema, welches oftmals auch als Tabuthema gilt. Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens von Sebastian Niedlich ist definitiv eines meiner Lieblingsbücher geworden. Die Kombination aus Humor und Ernsthaftigkeit ist ausgeglichen und die Geschichte regt zum Philosophieren an, ohne gleichzeitig schwere Kost zu sein.

Sebastian Niedlich (1975 geboren) ist Autor einiger Graphic Novels sowie diverser Drehbücher. Mit Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens legt er 2013 seinen ersten Roman vor. Außerdem erschienen inzwischen noch zwei weitere Bücher: Und Gott sprach es werde Jonas und Ein Gott, drei Könige und zwei Milliarden Verrückte.

Der Roman beginnt mit einem Prolog und nimmt einen Teil des Endes der Geschichte vorweg. Der Protagonist Martin sitzt auf einer Bank und wartet auf seinen eigenen Tod. Ein mysteriöser Freund gesellt sich zu ihm und sie unterhalten sich.
Im folgenden Kapitel wird jener mysteriöse Freund eingeführt. Es handelt sich um den Tod höchstpersönlich, den Martin am Todestag seiner Oma kennenlernt. Natürlich ist es ungewöhnlich, dass ein Mensch den Tod sehen kann, und genau das ist der Punkt, wieso die beiden sich wohl näher kennenlernen wollen. Das Leben geht weiter, der Tod taucht immer wieder in Martins Leben auf und somit kommt es auch zu einigen sehr humorvollen Situationen, in denen der Tod alles andere als erwünscht ist. Martin und der Tod streiten sich oftmals und es kommt immer wieder zu Brüchen in dieser ungewöhnlichen Freundschaft. Martin ist hin und her gerissen, er kann am Tod als Ende eines Lebens nichts Gutes sehen und versucht dem Tod in Person immer wieder ins Handwerk zu pfuschen, was ihm gelegentlich auch gelingt. So kommt es immer wieder zu Streitigkeiten zwischen ihm und dem Tod. Diese Diskussionen sorgen für den nötigen Tiefgang in der Erzählung. Witz und besagter Tiefgang erschaffen eine runde in sich schlüssige Geschichte über das Leben und den Tod.

Es gibt immer wieder Wendungen in der Geschichte und der Leser wird geradezu mitgerissen. Die Erzählung ist detailreich und auch Kleinigkeiten wie ein verlorene gegangener Schreibtischstuhl werden wieder aufgegriffen und zu einem sinnvollen und gerne auch witzigen Ende gebracht. Die Entwicklung des Protagonisten Martins ist auch deutlich erkennbar, so setzt die Erzählung mit ihm als sieben jährigen Jungen ein und endet mit ihm in der Rolle des Vaters und Ehemannes. Von einem in sich gekehrten Kind entwickelt er sich zu einem gerissenen jungen Mann während seiner Schulzeit und später treu sorgenden Vater eines Kindes. Viele kleine Anekdoten aus Martins Leben machen die Geschichte lebhaft und vor allem glaubhaft. Die Jugend und Schulzeit werden detailreich und ausgiebig geschildert, das Leben mit seiner Freundin Anja und seinem Sohn Tobias bleibt hingegen relativ kurz beschrieben, was aber auch das Davonrennen der Zeit und die Kürze eines menschlichen Lebens, bis der Tod ihn ereilt, symbolisiert.

Das Ende der Geschichte ist überraschend und dann doch wieder nicht. Die Geschichte steckt voller Wendungen und so ist es dem Leser nicht wirklich möglich, etwas voraus zu ahnen. Kurz und knapp wird das Ende gehalten, man hätte gerne ewig so weiter lesen können. Gerade das Philosophieren über des Leben und den Tod, sowie das Schicksal eines Menschen hat mir sehr gefallen, da es eine gewisse Leichtigkeit inne hatte. So kann man sagen, dass die Geschichte ein offenes geschlossenes Ende hat.

"Tu, was du nicht lassen kannst, aber irgendwann musst du den Tod als einen Teil des Lebenszyklus ansehen und akzeptieren." (S. 226)

Eine klare Leseempfehlung! Wer gerne humorvolle Literatur liest, dabei aber Tiefgang sucht und vielleicht auch hin und wieder über die Thematik „Leben, Tod und Schicksal“ philosophiert, wird dieses Buch zu schätzen wissen.

Veröffentlicht am 21.09.2016

Eine tyrannische Großmutter, die mit grauenhafter Selbstsicherheit ihr Leben und das ihrer Familie zerstört.

Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche
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Die schärfsten Gerichte der tartarischen Küche ist ein ungewöhnlicher Roman. Schon vor einigen Monaten habe ich dieses Buch regelrecht verschlungen und war gleichzeitig angewidert, von solch einer herrschsüchtigen, ...

Die schärfsten Gerichte der tartarischen Küche ist ein ungewöhnlicher Roman. Schon vor einigen Monaten habe ich dieses Buch regelrecht verschlungen und war gleichzeitig angewidert, von solch einer herrschsüchtigen, gnadenlosen und unmenschlichen Großmutter. Tief im Innersten will sie nur das Beste für ihre Tochter und ihre Enkeltochter, doch mit ihren Handlungen zerstört sie nicht nur ihr eigenes Leben, sondern das aller anderen Menschen in ihrer Umgebung gleich mit. Darum ist es wohl so, dass man dieses Buch entweder liebt, oder es hasst. Ich gehöre zu erster Fraktion und empfehle dieses Buch gerne immer wieder interessierten Lesern. Man sollte aber starke Nerven haben, wenn man sich diesem Buch widmet.

Alina Bronski wurde 1978 in Russland geboren und wuchs auf der asiatischen Seite des Urals und später in Südhessen auf. Sie ist Texterin und Redakteurin, lebt in Frankfurt und debütierte 2009 mit ihrem Roman Scherbenpark. Schon ihr Debütroman war sehr erfolgreich und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Des Weiteren hat sie mit Spiegelkind (Arena 2014) auch ein lesenswertes Jugendbuch verfasst, dessen Fortsetzung unter dem Titel Spiegelriss 2015 erschien.

Rosalinda und ihre Handlungen stehen im Mittelpunkt der Geschichte. Sie behauptet von sich selbst, dass sie eine wunderschöne und perfekte Frau, aber leider mit ihrer dummen Tochter Sulfia gestraft ist. Als ihre Tochter dann auch noch viel zu jung schwanger wird, noch dazu nicht weiß, von wem, versucht sie alles, um dieses ungewollte Baby loszuwerden. Und genau dies ist die Stelle im Buch, für welche der Leser starke Nerven braucht. Denn Rosalinda versucht mit einer Stricknadel das ungeborene Baby abzutreiben. Alina Bronsky nimmt kein Blatt vor den Mund und beschreibt schonungslos im Detail diese Tortur. Der Abtreibungsversuch missglückt Rosalinda und so kommt die kleine Aminat zur Welt. Aminat ist ein sehr gescheites Kind und fortan kümmert sich Rosalinda um die Zukunft ihrer Enkelin, da sie der Meinung ist, ihre Tochter sei dazu nicht fähig. So lenkt Rosalinda sowohl das Leben ihrer Tochter, als auch das ihrer Enkelin in die Bahnen, die sie für richtig hält, ohne Rücksicht auf Verluste. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion schafft sie es, ihre Tochter mit einem deutschen Mann zu verheiraten. Dies ist das Ticket nach Deutschland; für alle drei Frauen, denn Rosalinda hat selbst Pläne für ihr Leben. „Alina Bronsky erzählt die Geschichte vom Aufwachsen eines Mädchens, das zwischen glückloser Mutter und selbstverliebter Großmutter zerrieben wird, von einem Leben zwischen drei Kulturen, von drei Jahrzehnten voller Schicksalsschläge und überraschender Wendungen […] mit einer Heldin, die auch als Putzfrau in Deutschland alle Fäden in der Hand hält.“ (Klappentext der Hardcover Ausgabe). Doch am Ende muss auch die unfehlbare Rosalinda feststellen, dass ihre Entscheidungen nicht immer die richtigen waren.

Schonungslos erzählt Alina Bronsky die Geschichte dreier Frauen, die untrennbar miteinander verbunden sind. Im Mittelpunkt die selbstverliebte Großmutter, die beim Leser absolut kein Mitgefühl erzeugt. Aber genau das ist es, was mich an diesem Buch so fasziniert hat. Alina Bronsky schafft es, eine absolut unsympathische Protagonistin zu entwerfen. Der Leser ist angewidert von dieser Person und das zeugt von Bronskys schriftstellerischem Talent. Tragische Momente wechseln sich mit komischen Episoden aus dem Leben der drei Frauen ab. Dialoge der beiden schlagfertigen Frauen Rosalinda und Aminat runden die Geschichte weiter ab. Die Absurdität der Handlungen Rosalindas scheint ins unermessliche anzusteigen. Die Situation in der Familie spitzt sich nach und nach zu und es wird deutlich, dass selbst die komischen Momente der Geschichte keineswegs komisch sind. Am Ende schaut der Leser mit Entsetzen von diesem Werk auf.

Ein absolut empfehlenswertes Buch. Auch wenn man zunächst von Stil und Thematik abgeschreckt sein wird, so lohnt es sich weiter zu lesen. Denn irgend wie schafft es Alina Bronsky am Ende doch noch, dass Rosalinda einem ans Herz wächst. Denn hat sie dies alles nicht einfach nur getan, im Glauben das Leben ihres Kindes und ihrer Enkelin ein wenig besser zu machen?

Veröffentlicht am 21.09.2016

Ein wundervolles Buch, welches die Seele berührt.

Bei Kälte ändern die Fische ihre Bahnen
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Ein unvorhersehbares Naturereignis reißt ganz unterschiedliche Menschen aus ihrem Alltag und bringt sie gleichzeitig zueinander und mit sich ins Reine. Pierre Szalowski ist ein wunderschöner Roman gelungen, ...

Ein unvorhersehbares Naturereignis reißt ganz unterschiedliche Menschen aus ihrem Alltag und bringt sie gleichzeitig zueinander und mit sich ins Reine. Pierre Szalowski ist ein wunderschöner Roman gelungen, der einen nicht los lässt, auch wenn man die letzte Seite bereits erreicht hat.

Pierre Szalowski lebt in Montreal. Sein Arbeitsfeld ist vielseitig, so ist er beispielweise Autor, Journalist, Grafiker, Film- und Fernsehproduzent, Software-Entwicklter und Pressefotograf. Bei Kälte ändern die Fische ihre Bahnen ist sein erster Roman. Die Originalausgabe erschien 2007 unter dem Titel Le froid modifie la trajectoire des poissons. 2009 erhielt er dafür den Grand Prix de la Relève littéraire Archambault.

Es ist Weihnachten, ein elf-jähriger Junge erfährt, dass seine Eltern sich trennen werden. Schockiert von diesen Neuigkeiten flieht der Junge in sein Zimmer und bittet den Himmel um Hilfe. Sein Wunsch geht in Erfüllung, durch einen heftigen Eisregen wird ihm sein Vater wieder zurück gebracht. Gleichzeitig gerät aber auch das Leben vieler anderer Menschen in Montreal aus den Fugen.

„Ich schämte mich für das, was ich angerichtet hatte. Wenn es geholfen hätte, mein Problem zu lösen, hätte es mir nichts ausgemacht, aber so… völlig zwecklos.“ (S. 119)

Aber gleichzeitig sorgt jener Eisregen dafür, dass Menschen sich begegnen, die jahrelang Seite an Seite gelebt, sich aber nie richtig wahrgenommen haben: Alex, der rebellierende Nachbarsjunge lebt bei seinem alleinerziehenden Vater Alexis. Dem Vater ist Halt und Perspektive im Leben verloren gegangen. Simon und Michel, ein homosexuelles Paar, die sich vor der Außenwelt verstecken und ein Outing nicht wagen. Julie, eine hübsche Frau, die sich das Glück in einer guten Partnerschaft erhofft, dabei aber nur von den Männern auf ihr Äußeres reduziert wird. Boris der Einzelgänger mit Spleen für Fische. Und dann jener verzweifelte Junge, dessen Eltern sich trennen wollen. Alle finden sie auf Umwegen zueinander.

Ganz verschiedene Erzählstränge verbinden sich zu einer schönen und gelungenen Erzählung, die ans Herz geht. Am Ende bleibt die Frage offen, ob der Eisregen dem Jungen zur Hilfe kam, oder ob alles nur ein glücklicher Zufall war. Wer weiß schon genau, was zwischen Himmel und Erde existiert.

Der Sprachstil ist flüssig und voller schöner Bilder, wie ein unter der Eislast geknickter Baum (S. 132), der die verschiedenen Charaktere mit ihren unterschiedlichen Problemen widerspiegelt.

Seit langem stand dieses Buch in meinem Regal ungelesener Bücher und war zu Unrecht in einer der hinteren Ecke verschwunden. Ich bin sehr froh, diesen kleinen Schatz daraus befreit zu haben. So konnte dieses Buch zu einem meiner Lieblinge werden. Es hat einen Platz in der vorderen Reihe verdient, denn die eigentlich unspektakulären Leben der darin vorkommenen Protagonisten sind zu einem schönen und lesenswerten Ganzen verbunden worden. Es macht einfach Freude die Geschichte, die Pierre Szalowski so leicht und einfühlsam erzählt, miterleben zu dürfen.

Veröffentlicht am 21.09.2016

Ein paar Worte die so schwer über die Lippen gehen

Der Junge in der Nussschale
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Der Junge in der Nussschale behandelt auf kindgerechter Ebene das Thema „Mutismus“. Es zeigt dem Leser, dass man es schaffen kann, seine Ängste zu überwinden und dass es sich lohnt immer wieder einen neuen ...

Der Junge in der Nussschale behandelt auf kindgerechter Ebene das Thema „Mutismus“. Es zeigt dem Leser, dass man es schaffen kann, seine Ängste zu überwinden und dass es sich lohnt immer wieder einen neuen Versuch zu starten, um sein Ziel zu erreichen. Dieses Kinderbuch lebt von seinem umfangreichen Text und den ganz besonderen Illustrationen, die auch von einem Kind hätten stammen können.

Anne Gauß erzählt die Geschichte von Emil, der sein Leben lang in einer Nussschale steckt und dadurch nur schwer mit der Außenwelt in Kontakt treten kann. Doch er findet eine Zauberin, die ihn sanft aber bestimmt auf dem Weg zu einem Leben ohne Nussschale und somit ohne Einschränkungen und ohne Ängste begleitet. Am Ende steht ein starker Junge, der er aus eigenem Antrieb schafft, seine Sprache einzusetzen.

„Er konnte sich doch so schlecht bewegen in seiner Schale. Also blieb er regungslos. Und stumm.“ (Seite 9)

Anne Gauß schafft es in ihrem Vorwort „Ein paar Worte..“ den Eltern mutistischer Kinder Mut zu machen und beschreibt in kurzen aber präzisen Worten das Krankheitsbild und einen möglichen Weg aus der Krankheit heraus. Die Autorin fordert die Eltern auf, sich zu trauen, sich Hilfe zu suchen und gemeinsam mit dem Kind tätig zu werden. Denn ein Leben in Angst ist kein erfülltes Leben.

Die Geschichte des jungen Emil steht dann im Mittelpunkt. Im Vergleich zu meinem zuletzt rezensierten Buch Es wird gut kleine Maus, bekommt der Hauptprotagonist einem Namen und durch die Zeichnungen auch ein Gesicht. Er erhält eine Identität und das Kind kann sich in Emil hinein versetzen. Die Nussschale, in welcher sich der Junge befindet symbolisiert die Eingeschränktheit in Kommunikation und Bewegung und trifft das Problem beim Mutismus so sehr gut. Mutistische Kinder sprechen in gewissen Situationen nicht, sie haben Ängste, die sie nicht immer beschreiben können, die sie aber hindern einfach zu sprechen. Oftmals frieren aufgrund der Unsicherheit dann auch Mimik und Gestik des Kindes ein. Das Kind ist isoliert und verliert den Kontakt zur Außenwelt.
Die betroffenen Kinder wissen selbst nicht, wie sie sich verhalten sollen, was sie tun sollen, um ihre innere Barriere zu überwinden. Und auch der Umwelt fällt es oftmals schwer, darauf zu reagieren.

Anne Gauß lässt eine Zauberin erscheinen. Diese ist eine Person, die Mitgefühlt hat und auf das Kind zugeht. Ihre ruhige und besonnene Art gibt Emil Halt und Sicherheit. Für Emil ist es gut zu erleben, dass er so, wie er im Moment ist, eben mit seiner Nussschale, trotzdem liebenswert ist. Die Zauberin ist vertrauensvoll und nimmt sich Zeit, um Emil auf dem Weg zur Heilung zu begleiten und herauszufordern. Dabei lernt Emil auch den Angsthasi kennen, ein Hase, der einen Knoten in den Ohren hat, weil er so besser mit seiner Angst umgehen kann. Emil lernt, dass er nicht alleine ist und das gibt ihm Kraft, seine Aufgaben zu bewältigen. Die kleinen Erfolgsmomente sind eine wahre Befreiung für Emil und im Lauf der Geschichte ist die Steigerung seiner positiven Gefühle ganz deutlich zu erkennen.

„Das verstand der Junge und fühlte sich sicher.“ (Seite 11)
„Fröhlich rannte er nach Hause.“ (Seite 19)
„Glücklich lief der Junge zurück zur Zauberin.“ (Seite 29)

Im Nachwort macht die Autorin den Eltern nochmals Mut. Ich spreche aus eigener Erfahrung und kann nur betonen, dass nicht nur die Kinder, die von der Krankheit Mutismus betroffen sind, Hilfe brauchen. Auch die Eltern müssen wissen, wie sie in gewissen Situationen reagieren sollten. Manch einer könnte vielleicht der Ansicht sein, dass in der Geschichte Emil zu starkem Druck ausgesetzt ist. Allerdings ist auch zu bedenken, dass ein mutistisches Kind einen gewissen (aber schwachen) Druck braucht, um an seiner Situation etwas ändern zu können.

Dieses Buch ist ein wahrer Schatz für ängstliche, schüchterne und mutistische Kinder, deren Eltern und auch anderen Kindern und Erwachsenen, die mit der Krankheit Mutismus in Kontakt kommen. Meine Tochter hat mit mir das Buch mit großem Interesse gelesen und das Bild mit der Nussschale trifft den Nagel auf den Kopf.

Veröffentlicht am 18.12.2024

Aufklärung über Rechtsextremismus!

100 Karten über Rechtsextremismus
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Der Katapult Verlag ist neben seinen Zeitschriften auch für die 100-Karten-Bücher bekannt. Über die Ukraine, China, Russland (hier sind es nur 55 Karten) und ganz allgemein über Sprache habe ich die Bücher ...

Der Katapult Verlag ist neben seinen Zeitschriften auch für die 100-Karten-Bücher bekannt. Über die Ukraine, China, Russland (hier sind es nur 55 Karten) und ganz allgemein über Sprache habe ich die Bücher bereits gelesen und für gut befunden. In diesem Jahr erschien das Buch "100 Karten über Rechtsextremismus". Ein wichtiges Thema, über welches man in diesem Buch einige Fakten erfährt und auch darüber aufgeklärt wird, woher Rechtsextremismus kommt, wie er sich in der Gesellschaft ausbreitet und was man dagegen tun kann.

Die Herausgeber:

Der KATAPULT Verlag hat es sich zur Aufgabe gemacht, Wissenschaft für jedermann verständlich zu machen. Dabei nutzt er originelle und gerne auch einmal provokante Karten, die die Informationen grafisch aufbereiten. Dabei ist immer das komplette Team bei der Recherche, der Erstellung der Karten, dem Schreiebn, dem Lektorieren sowie Korrigieren beteiligt. Im KATAPULT-Verlag erscheinen nicht nur Sachbücher und Atlanten zu aktuellen gesellschaftlichen und politischen Themen, sondern auch Romane, Kalender und Kinderbücher.

CORRECTIV ist ein gemeinwohlorientiertes Medienhaus, welches die Demokratie stärken möchte. Die Redaktion des Verlags wurde mehrfach ausgezeichnete und steht für investigativen Journalismus. Die CORRECTIV-Recherche zum Potsdamer Geheimtreffen Rechtsextremer im Herbst 2023 sorgte für eine große, öffentliche Debatte sowie Massendemonstrationen.

Inhalt:

„Das Ziel des Rechtsextremismus ist es, mit einer menschenverachtenden Ideologie bis in die Mitte der Gesellschaft zu dringen. Dieser Kampf um die Mitte war nach 1945 für Rechtsextreme aussichtslos. Die DVU ist damit gescheitert. Auch die NPD blieb eine Partei ohne Kontakt zur Mitte. Heute aber sieht die Sache anders aus. PEGIDA und AfD haben geschafft, wovon DVU und NPD nur träumten. Sie dienen als Brücke zwischen dem Extremen und der Masse. Das Phänomen beschränkt sich nicht nur auf Deutschland. Auch anderen Ländern geht es ähnlich. Diese 100 Karten dienen der Aufklärung – dem Verstehen, was Rechtsextremismus im Kern ausmacht.“ (Produktbeschreibung)

Gedanken zum Sachbuch:

Gewohnt minimalistisch aber mit kräftigen Farben kommen die Cover des Verlags daher. Unter dem Titel, welcher uns mit seinen großen Lettern sofort ins Auge fällt, ist eine große blaue Hand abgedruckt, die einen Sprengstoff zwischen Daumen und Zeigefinger hält. Die Brisanz des Themas kommt hiermit ausgezeichnet zur Geltung. Der graue Hintergrund wirkt dabei fast schon ein wenig antiquiert. Aber wir haben es hier ja auch mit einem Thema zu tun, welches sich über die vergangenen Jahrhunderte hinweg erstreckt.

Die Infografiken sind vielfältig. Da geht es generell um die NS Zeit, aber auch ganz aktuelle Entwicklungen bezüglich Putin oder anderen Persönlichkeiten mit rechter Vergangenheit (unter anderem auch AfD Politiker) oder rechtsextremistische Symbole, Parteien wie auch Verlage und Medien. Hin und wieder erschien mir die thematische Anordnung etwas durcheinander und ich hätte mir in diesem Fall wirklich ein Inhaltsverzeichnis gewünscht oder zumindest eine Unterteilung in einzelne Kapitel, um einem roten Faden durch das Thema zu folgen und später zum besseren Wiederfinden einzelner Informationen. Da der textliche Anteil in diesem Buch weitaus größer ist (was durch die Zusammenarbeit mit dem CORRECTIV Verlag zustande kommt), liest man um einiges länger in diesem Buch und findet dadurch auch nicht ganz so schnell wieder, was man vielleicht nochmals nachschlagen möchte. Auch hatte ich hin und wieder das Gefühl, dass die Themen leicht wiederholend oder aber eben recht ähnlich zueinander waren. Aber es gibt eben auch immer wieder unterschiedliche Ansätze um eine Sache zu beleuchten.

Diesmal befinden sich nicht nur Grafiken in diesem Buch, sondern teilweise auch seitenweise Zitate von AfDlern, die mich wirklich schockiert haben und ich kann einfach nicht verstehen, wie man diese Partei noch wählen kann. Schon gar nicht als Frau sollte man sein Kreuz dort machen, denn dann können wir die Errungenschaften aus der Frauenbewegung der letzten Jahrzehnte auch gleich in die Tonne treten. Die Beschneidung der eigenen Freiheit sowie die vielen Einschränkungen, die durch rechtsgerichtete Regierungen entstehen, können wir bereits in einigen anderen Ländern beobachten, was die Herausgeber dieses Buches eindrucksvoll dargestellt und belegt haben.

Fazit:

"100 Karten über Rechtsextremismus" bringt einige Informationen zu diesem sensiblen Thema auf den Punkt. Das Buch zeigt eindrücklich, wie sich rechtsradikale Gesinnungen in der Vergangenheit durchgesetzt haben. Es ist schon wirklich beängstigend, dies nochmals vor Augen geführt zu bekommen, weil es heute wieder brandaktuell und so real ist. Vermutlich werden dieses Buch aber eben nur all jene in die Hand nehmen, die eigentlich keine Aufklärung zu dem Thema brauchen. Allerdings kann man durch die hier vermittelten Fakten selbst aktiv werden und auch im Gespräch mit anderen Menschen sicherlich den ein oder anderen Punkt anbringen. Ich wünsche mir, dass einige dieser Grafiken auch den Weg in die Schulen finden, um endlich eine richtige Aufklärung bei den Heranwachsenden zu ermöglichen. Erst kürzlich habe ich davon gelesen, dass die heutigen Jugendlichen beispielsweise rechtsradikal mit gewalttätig rechtsradikalen Handlungen gleichsetzen, dabei gibt es so viele Vorstufen dazu, die alle in den Bereich des Rechtsextremismus fallen und bekämpft werden sollten.

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