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Veröffentlicht am 18.01.2019

Persönlicher Rachefeldzug einer starken Frau

Die Farben des Feuers
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Das Buch scheint mir ein Folgeband von „Wir sehen uns da oben“ zu sein, obwohl dies im Klappentext so nicht erwähnt wird.
Wir befinden uns im Jahr 1927 auf der Begräbnisfeier des reichen französischen ...

Das Buch scheint mir ein Folgeband von „Wir sehen uns da oben“ zu sein, obwohl dies im Klappentext so nicht erwähnt wird.
Wir befinden uns im Jahr 1927 auf der Begräbnisfeier des reichen französischen Bankiers Marcel Péricourt. Seine Tochter Madeleine steht nunmehr an der Spitze des Bankimperiums. Schnell wird sie trickreich ausgebootet vom Prokuristen, ihrem im Testament übergangenen Onkel und ihrem im Journalismus ambitionierten Liebhaber und verliert alles. Doch sie nimmt einen gewieften Rachefeldzug auf.
Der Autor beschreibt kraftvoll den Niedergang und Wiederaufstieg einer starken Frau. Ihre Rache ist hinterhältig und bösartig, ihre Gegner hinterlistig, käuflich und korrupt. Das Ganze ist eingebettet in die politisch schwierige Zeit der 30er Jahre. Das Buch ist unbestreitbar große Literatur. Ich allerdings fand es zunehmend schwierig zu lesen. Es hatte zu viele Längen, es gab zu viele Romanfiguren, Madeleines Komplott war zu weit hergeholt.
Angesichts der Meriten des Autors bewerte ich das Buch mit dreieinhalb bis vier Sternen.

Veröffentlicht am 29.04.2018

Flucht aus der Heimat Ostpreußen

Letzte Fahrt nach Königsberg
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Dieser historische Roman wird insbesondere das Interesse jener wecken, die selbst oder deren Vorfahren Wurzeln in Ostpreußen haben.
Die Protagonistin Ella, aus guter Familie, hat ihre Kindheit und Jugend ...

Dieser historische Roman wird insbesondere das Interesse jener wecken, die selbst oder deren Vorfahren Wurzeln in Ostpreußen haben.
Die Protagonistin Ella, aus guter Familie, hat ihre Kindheit und Jugend in Königsberg verbracht. 1944 flüchtet sie aus ihrer im Krieg zerstörten Heimat nach Potsdam und von dort vor dem drohenden Einmarsch der Russen nach Westdeutschland.

Was den geschichtlichen Hintergrund anbelangt, ist der Roman durchweg gelungen. Er vermittelt so viel Wissen über das Königsberg zwischen den Kriegen, während des Zweiten Weltkriegs sowie in der Gegenwart. Abgerundet und der besseren Vorstellung dienend wird das Ganze durch einen Stadtplan und eine Karte Ostpreußens im Innenteil des vorderen und hinteren Bucheinbandes. Die eine oder andere wörtliche Rede in original ostpreußischem Dialekt sowie die Beschreibung typischer Gerichte wirken auflockernd. Auf jeden Fall ist das Buch ein guter Beitrag, um nachvollziehen zu können, was der Verlust von Heimat aufgrund kriegerischer Ereignisse bedeutet.
Der eigentlich unterhaltende Teil der Geschichte vermochte mich hingegen nicht so recht zu überzeugen. Das fängt bereits dabei an, dass im Klappentext Schwerpunkte gesetzt werden, die der eigentliche Buchtext dann ganz anders umsetzt. Ellas Jugendliebe erweist sich als ein einseitig von ihr ausgehende Liebe, die sie im Laufe der Jahre geradezu verherrlicht. Dass sie sich als verheiratete Frau mit drei Kindern unbedingt von eben diesem Geliebten schwängern lassen will (ob es gelingt, bleibt offen), wirkt etwas schwülstig und wirft kein schönes Bild auf die Rolle der Frau. Ellas kurzer Hamstertour von Potsdam zurück nach Königsberg, um sich ihre Einmachgläser zu holen, von denen sie geradezu besessen ist, kommt keine richtige Bedeutung zu. Im Übrigen verliert sich der Autor mehr als einmal an Detailschilderungen, z.B. dem Fangen und Präparieren von Schmetterlingen oder einem Reitturnier. Auf jeden Fall ist positiv zu würdigen, dass der Autor schonungslos die eigene Familiengeschichte aufarbeitet.

Alles in allem bewerte ich das Buch mit 31/2 Sternen.

Veröffentlicht am 01.05.2024

Sachbuch mit Einarbeitung persönlicher Erfahrungen

Sorry not sorry
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Leicht ist es mir nicht gefallen, das Buch zu lesen. Zum einen liegt das an der besonderen Sprache, die die Autorin benutzt. Für mein Verständnis ist der Text zu fremdwortlastig und werden zu viele Wörter ...

Leicht ist es mir nicht gefallen, das Buch zu lesen. Zum einen liegt das an der besonderen Sprache, die die Autorin benutzt. Für mein Verständnis ist der Text zu fremdwortlastig und werden zu viele Wörter und Begriffe eingestreut, die ihren Ursprung im Feminismus oder der Gendersprache haben, mir aber wenig sagen. Daher habe ich das eine oder andere Mal während der Lektüre gegoogelt, was überhaupt z.B. ein cis Mann ist, ein tomboy oder ein Pick-me-girl. Das hat dann den Lesefluss gehindert. Zum anderen schreibt die Autorin mit einer enormen Wut, insbesondere ihren eigenen Werdegang in der Literatur- und Medienwelt betreffend, die ich nicht immer nachvollziehen kann. Sobald ich dann aber in den Text hineingefunden habe, war ich doch von vielen angesprochenen Themen gefesselt. Schon die einführenden Erläuterungen dazu, warum Frauen grundsätzlich die Schuld an allem gegeben wird, sind sehr interessant. Es folgen dann Erörterungen zur Unfähigkeit der Frauen auf wirtschaftlichem und finanziellem Sektor, zu ihrer Benachteiligung als Autorinnen, zu Single-Leben, zu Frauengesundheit u.v.a.m. Die vermittelten Informationen und Fakten sind sehr lehrreich. Das Buch ist ohnehin als Sachbuch einzuordnen und daher auch eher Lesern von solchen zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 25.02.2024

Autobiografisches

Der Lärm des Lebens
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Der Schauspieler Jörg Hartmann, bekannt als Darsteller auf großen Theaterbühnen und als Dortmunder Tatort-Kommissar, legt einen sehr persönlichen Roman vor. Man muss ihn nicht kennen, um seine Familiengeschichte ...

Der Schauspieler Jörg Hartmann, bekannt als Darsteller auf großen Theaterbühnen und als Dortmunder Tatort-Kommissar, legt einen sehr persönlichen Roman vor. Man muss ihn nicht kennen, um seine Familiengeschichte zu lesen und an ihr Gefallen zu finden. Interessant sind vor allem die immer wieder kehrenden Erinnerungen Hartmanns an seine Kindheit in Herdicke im Ruhrpott. Sehr liebevoll erzählt er vor allem von seinen Eltern und – nie kennengelernten - Großeltern, die beide gehörlos waren. Sehr authentisch wird alles dadurch, dass die wörtlichen Reden der Beteiligten in der Ruhrpott-Sprache wiedergegeben werden. Sehr schön lesen sich die einen oder anderen Anekdoten. Wer auch aus dem Pott stammt, hat sicherlich so manches Wiedererkennungserlebnis. Positiv hervorzuheben sind auch Hartmanns Einblicke auf zeitgeschichtliches Geschehen wie den Mauerbau, die Coronapandemie oder politisch motivierte Attentate. Etwas gelangweilt haben mich allerdings die Schilderungen zu Hartmanns beruflichem Werdegang, die sich vor allem auf seine Anfangszeit nach der Schauspielschule konzentrieren. Mir erschien es als eine Aufzählung von Theaterstücken, in denen er mitgewirkt hat. Als negativ empfand ich auch den etwas schwermütigen Ton, der hier dominiert. Das führt letztlich dazu, dass ich das Buch als im Mittelmaß liegend bewerte.

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Veröffentlicht am 16.02.2024

Die Seele des Menschen

ruh
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Ruh bedeutet in der islamischen Theologie die Seele oder der Geist des Menschen. Damit deutet der Buchtitel schon darauf hin, dass die Geschichte philosophische Bezüge hat. Und diese sind für mich nicht ...

Ruh bedeutet in der islamischen Theologie die Seele oder der Geist des Menschen. Damit deutet der Buchtitel schon darauf hin, dass die Geschichte philosophische Bezüge hat. Und diese sind für mich nicht einfach zu verstehen. Das fängt bereits mit dem Ausgangspunkt an, dass der Protagonist Cemal nachts von seiner türkischen Großmutter träumt, die bereits kurz vor seiner Geburt gestorben ist. Diese soll wiedergeboren sein und alles, was sie sieht, soll wahr werden. Cemals Träume nehmen im Laufe der Geschichte zu, so dass für mich alles eine zu wirre Entwicklung nimmt. Sehr viel mehr konnte ich mit dem realen Geschehen in Gegenwart und Vergangenheit von Cemal anfangen, so dass die diesbezüglichen Passagen mir sehr viel besser gefallen haben. Hier geht es um das von ihm nie verarbeitete Trauma, von seinen Eltern bis zum Alter von acht Jahren alleine in der türkischen Heimat bei Verwandten zurückgelassen worden zu sein, weil diese als Gastarbeiter in Deutschland arbeiteten. Diese Erfahrung hat bei ihm Bindungs- und Verlustängste ausgelöst, die er auf seine kleine, bei seiner geschiedenen Frau lebende Tochter und seinen homosexuellen Freund überträgt. Interessant und aktuell ist auch, wie Cemal in seinem Alltagsleben als Grundschullehrer und Vater immer wieder auf Rassismus trifft.
Zum Formalen sei noch angemerkt, dass der Stammbaum am Ende des Buches sehr hilfreich ist. Hingegen habe ich ein Glossar vermisst, in dem die vielen türkischen Wörter und Sätze übersetzt werden, die häufig nicht selbsterklärend sind.

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