Cover-Bild Internat
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 300
  • Ersterscheinung: 11.03.2018
  • ISBN: 9783518428054
Serhij Zhadan

Internat

Roman | Friedenspreis des Deutschen Buchhandels | »Auf dieses Buch haben wir Ukrainer gewartet.« Katja Petrowskaja
Juri Durkot (Übersetzer), Sabine Stöhr (Übersetzer)

In Bildern von enormer Eindringlichkeit schildert Serhij Zhadan, wie sich die vertraute Umgebung in ein unheimliches Territorium verwandelt. Mindestens so eindrucksvoll ist seine Kunst, von trotzigen Menschen zu erzählen, die der Angst und Zerstörung ihre Selbstbehauptung und ihr Verantwortungsgefühl entgegensetzen. Seine Auseinandersetzung mit dem Krieg im Donbass im Osten der Ukraine findet mit seinem Roman Internat ihren vorläufigen Höhepunkt.

Ein junger Lehrer will seinen 13-jährigen Neffen aus dem Internat am anderen Ende der Stadt nach Hause holen. Die Schule, in der seine berufstätige Schwester ihren Sohn „geparkt“ hat, ist unter Beschuss geraten und bietet keine Sicherheit mehr. Durch den Ort zu kommen, in dem das zivile Leben zusammengebrochen ist, dauert einen ganzen Tag.

Der Heimweg wird zur Prüfung. Die beiden geraten in die unmittelbare Nähe der Kampfhandlungen, ohne mehr sehen zu können als den milchigen Nebel, in dem gelbe Feuer blitzen. Maschinengewehre rattern, Minen explodieren, öfter als am Tag zuvor. Paramilitärische Trupps, herrenlose Hunde tauchen in den Trümmern auf, apathische Menschen stolpern orientierungslos durch eine apokalyptische urbane Landschaft.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.01.2019

Tarkowski lässt grüßen

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Mir hat an diesem Roman gefallen, dass er einen Protagonisten ins Zentrum stellt, der hin- und hergerissen ist zwischen dem, was man tun sollte, was man tun kann und was man tun muss. Ständig hinterfragt ...

Mir hat an diesem Roman gefallen, dass er einen Protagonisten ins Zentrum stellt, der hin- und hergerissen ist zwischen dem, was man tun sollte, was man tun kann und was man tun muss. Ständig hinterfragt Pascha, was er tut - zweifelt an sich und kämpft sich dennoch vorwärts. Warum? Weil er so viel falsch gemacht hat im leben? Weil er seinen Neffen liebt, den er durch den Bürgerkrieg abholen will? Weil er etwas richtig machen will? Weil es ihm niemand zugetraut hat? Letztendlich ist es egal - denn Pascha tut es, während gleichzeitig der Autor Serhej Zhadan über das Gefühl der Zusammengehörigkeit, der Moral und des Alleinseins nachdenken lässt.

Die Handlung spielt in einer postapokalyptischen Landschaft à la Tarkowski, mit der zwar die östliche Ukraine gemeint ist (einmal wird ein Fluss dort beim Namen genannt, ansonsten bleiben alle Orte namenlos), die aber eigentlich überall sein könnte. Tauscht man "Ukrainisch" und "Russisch" gegen Adjektive beliebiger Krieg führender Parteien aus, fehlt dem Roman lediglich die Aktualität, nicht aber die Intensität. Denn Krieg in der Nachbarschaft (und nicht nur dort) ist immer grausam.

Der Stil ist nicht immer schmackhaft und eingängig; dennoch bleibt das Buch hängen und arbeitet hinter der Stirn noch lange weiter. Und das ist gut so für einen Antikriegsroman.