Was wir zu hoffen wagten ist ein Roman der Autorin Michaela Saalfeld, die versucht hier die Geschichte der drei zur Nieden Geschwister zu erzählen, welche sehr unterschiedlich sind. Felice, welche am ...
Was wir zu hoffen wagten ist ein Roman der Autorin Michaela Saalfeld, die versucht hier die Geschichte der drei zur Nieden Geschwister zu erzählen, welche sehr unterschiedlich sind. Felice, welche am liebsten Jura studieren möchte um später als Anwältin zu arbeiten, bekommt von den Verhältnissen der damaligen Zeit immer wieder Steine in den Weg gelegt. Wilhelm, der lieber Filme machen möchte als in die Bank des Vater einzutreten und dann noch Ilsebill, die sich nichts sehnlicher wünscht als von ihrer Schwester Felice geliebt und wahr genommen zu werden.
Das Buch umfasst 40 Kapitel und am Ende ein Glossar der damaligen Begriffe die ggfs. erklärungsbedürftig sind. Aufgeteilt ist es in drei Abschnitte, der erste Teil trägt den Titel Ille, der zweite Willi und der dritte Felice.
Das Buch setzt recht unvermittelt im Jahr 1918 ein am Tag der Abdankung des Kaisers, um dann in Rückblicken zu erzählen wie es den Geschwistern ab dem Jahr 1912 geht. Der Erzählstil ist für mich etwas mühsam und zäh und sehr detailverliebt. Da hätte ich mir weniger Beschreibungen und Details gewünscht und dafür lieber mehr Tiefe bei den Figuren. Ilsebill genannt Ille wird als naives Dummerchen gezeichnet das nach der Anerkennung der Geschwister und vor allen der von ihrer Schwester Felice lechzt. Dafür ist sie auch bereit persönliches Ungemach in Kauf zu nehmen und einen ungeliebten Mann zu heiraten, was letztendlich in eine Katastrophe führt. Dabei bleibt die Figur von Ille sehr oberflächlich und die Gier nach der Liebe und Anerkennung der Schwester wird in zähen langen Abschnitten immer wieder herausgearbeitet.
Wilhelm, genannt Willi ist ein lebensfroher junger Mann der sich nach Recha einer Schauspielerin verzehrt die jedoch mit dem Regisseur Wolfgang Vanselow zusammen ist. Als Recha Willi abweist meldet sich dieser zum Militär und muss das grausame Leben an der Front erleben und droht daran zu zerbrechen. Diese Zeit an der Front wird von der Autorin sehr lebhaft und in teils grauenerregenden Bildern erzählt.
Felice, die älteste der drei ist ein ewig empörter Charakter der sich immer zurück gesetzt und unverstanden fühlt, weil sie ihre Ziele nicht so verfolgen kann wie ein Mann. Dabei ist sie ungerecht und in meinen Augen recht ich-bezogen. In erster Linie sieht sie nur sich selber und die Ungerechtigkeiten die sie auszubaden hat, weil sie eine Frau ist. Fast bis zum Ende des Buches gefiel mir Felice gar nicht. Ihre Gedankengänge waren mir zu negativ und zu einseitig auf sich selber bezogen. Sie hatte immer wieder eine Ausrede für ihr Verhalten und ihre Fehler konnte sie sich nur selten eingestehen. Erst auf den letzten Seiten ergibt sich ein positiveres Bild von Felice, das ich mir eher gewünscht hätte.
Was mich etwas gestört hat war der große Anteil im Buch der Felice eingeräumt wurde, die beiden anderen verblassten dahinter. Auch wurden etliche Passagen erzählt die weniger mit den Geschwistern sonder vielmehr mit der Lage an der Front zu tun hatten. Die Nebencharaktere waren ansonsten recht blass und einiges wurde nur angedeutet, wie z. Bsp. die Rolle welche Onkel Benno an Felices Verhalten hatte. Das Zusammenleben von Ille und ihrem Mann kommt praktisch gar nicht vor, es gibt nur kleine Hinweise auf die Art der Probleme in der Ehe.
Nachdem die Geschichte erst sehr detailreich und ausufernd erzählt wird, geht es zum Schluss recht flott zu und es werden Wochen übersprungen in denen für die Familien wichtiges geschah das nur in einem Nebensatz eingefangen wurde.
Mein Fazit: Wer detailreiche Erzählungen mag mit schwierigen Charakteren und angedeuteten Szenarien wird das Buch sicherlich nicht schlecht finden. Mir selber hat es nicht so gut gefallen, da ich eher am Schicksal der Geschwister interessiert war als an langen Passagen des Frontlebens, das zwar realistisch dar gestellt wurde, mir aber zu viel Raum einnahm, der den Schicksalen der Protagonisten fehlte.