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Veröffentlicht am 24.01.2019

Gelungener Abschluss

Ramses - Geliebt von Amun -
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„...Wenn wir Kriege führen, die zu nichts führen, sind sie in meinen Augen überflüssig. Sie bringen nur Tod und Qual über die Menschen...“

Ramses ist mittlerweile 55 Jahre alt. Er feiert erneut das Hebsed, ...

„...Wenn wir Kriege führen, die zu nichts führen, sind sie in meinen Augen überflüssig. Sie bringen nur Tod und Qual über die Menschen...“

Ramses ist mittlerweile 55 Jahre alt. Er feiert erneut das Hebsed, das Fest seiner Wiedergeburt. Er hat sein Land noch fest im Griff. Zwei Probleme gilt es zu lösen. Zum einen hat er beim Besuch des Grabes seines Vaters die Spuren von Grabräubern gefunden. Zum anderen hat ihm der König der Hethiter seine älteste Tochter zur Frau angeboten. Allerdings verlangt er, dass sie den Titel der Großen Königlichen Gemahlin trägt. Bisher hat Ramses abgelehnt. Aber nach einem heftigen Gewitter in Theben rät ihm sein Sohn, seine Entscheidung zu überdenken. Das Gewitter könne eine Folge des Zorns des hethitischen Gottes sein.
Es handelt sich um den sechsten Band über das Leben des Pharaos Ramses. Erneut hat die Autorin ein spannendes und farbenfrohes Zeitgemälde gestaltet.
Gekonnt und detailgenau werden die Feste und Feierlichkeiten im antiken Ägypten beschrieben. Außerdem erhalte ich als Leser einen Einblick in das Denken der damaligen Zeit. Bei der Rückkehr aus dem Reich der Hethiter erleben die Ägypter einen Schneefall. Einer kommentiert das so:

„...Schnee ist eine gefrorene Variante des himmlischen Wassers. Er kann wie eisige Nadelspitzen auf der Haut stechen, wenn der Wind ihn ins Gesicht bläst...“

Mit dem Eintreffen der hethitischen Prinzessin bekommt auch Urhi-Teschup neues Oberwasser. Er plant erneut, sich den hethitische Thron zurückzuerobern.
Besonderen Wert legt die Autorin auf aussagekräftige Gespräche. Sie geben der Geschichte immer ein besonderes Gepräge, weil sie unterschiedliche Standpunkte aufarbeiten und die Personen durch ihre eigenen Worte charakterisieren. Das zeigt sich unter anderen im Gespräch von Bintanat mit Maathor, der hethitischen Prinzessin .Schon in dem Moment ist klar, das aus den beiden nie Freundinnen werden.
Einige Jahre später kommt es zwischen Ramses und seinen Kindern zu einem Gespräch, dass in die Tiefe geht. Daraus stammt das Eingangszitat. Es gehört für mich zu den Schlüsselszenen des Buches, denn es zeigt, dass Ramses das friedvolle Zusammenleben der Völker wichtig ist. Das heißt natürlich nicht, dass er seine Grenzen ungeschützt lässt. Auch seine Personalentscheidungen sind wohldurchdacht.
Die Achtung der königlichen Familie vor den Leistungen der Ahnen kommt im folgenden Zitat zum Ausdruck:

„...Die Pyramiden sind wahre Meisterleistungen und ehren die Götter. Sie bergen unschätzbares Wissen und große Geheimnisse in ihrem Inneren...“

Ramses erreicht für die damalige Zeit ein sehr hohes Alter. Der Preis dafür ist, dass er viele seiner Lieben in die Ewigkeit ziehen lassen müssen. Das hinterlässt Spuren.
Im Nachwort erläutert die Autorin, was gesicherte Fakten sind und wo die Freiheit des Schriftstellers gewirkt hat.
Literaturhinweise, ein ausführliches Personenverzeichnis, ein Verzeichnis der Götter und eine Begriffserklärung vervollständigen das Buch.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Sie zeugt von einer umfassenden Recherche der Autorin und hat mich mit ihrer spannenden Handlung in eine vergangene Epoche der Menschheit geführt.

Veröffentlicht am 20.01.2019

Klasse Krimi

Kreuz und Chrom
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„...Klingeln war kein Bestandteil der Ausbildung des SEK. Die Jungs können so etwas nicht. Also, sind sie Dennis Pfeiffer?...“

Jan Schröder ist alleinerziehender Vater. Vor etwa einem Jahr ist seine Frau ...

„...Klingeln war kein Bestandteil der Ausbildung des SEK. Die Jungs können so etwas nicht. Also, sind sie Dennis Pfeiffer?...“

Jan Schröder ist alleinerziehender Vater. Vor etwa einem Jahr ist seine Frau Michelle bei einem Verkehrsunfall mit Fahrerflucht gestorben. Bisher wurde der Autofahrer nicht gefunden. Um genügend Zeit für seine 6jährige Tochter Lea kümmern zu können, hat er seine Stelle als verdeckter Ermittler gekündigt. Er arbeitet nun bei der Mordkommission und muss trotz seines freien Tages am Tatort erscheinen. Ein Priester wurde im Beichtstuhl erschossen..
Der Autor hat einen fesselnden Kriminalroman geschrieben.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er unterstützt die abwechslungsreiche Handlung.
Hauptkommissar Jan Schröder ist Motorradfan. Seine Tochter Lea fährt gern mit ihm auf der Harley. Während Lea beim Motorrad wartet, trifft Jan am Tatort auf Staatsanwältin Julia Valentini. Für sie ist es der erste Fall. Auch sie war an diesem Sonntag nicht darauf, was ihre Kleidung zeigt:

„...Sie trug eine weiße, feierliche Bluse und einen kurzen dunkelblauen Rock, der sehr gut mit ihren blauen Augen harmonierte. Beim Anblick der High Heels schmunzelte Schröder...“

Der Fall erweist sich als schwierig. Erste Verdächtige sind diejenigen, die zur Beichte waren. Doch als die Vorgesetzten des Pfarrers Auskünfte über dessen beruflichen Wertegang verweigern, beginnt Jan nach Spuren in dessen Vergangenheit zu suchen. Dabei werden ihm gekonnt Steine in den Weg gelegt.
Außerdem ahnt er nicht, dass seine kleine Tochter in Gefahr ist. Am Tag des Mordes hat sie ein Geistlicher angesprochen. Lea hat ein gutes Personengedächtnis und kann den Mann prima beschreiben. Ist er in den Mord verwickelt?
In einer besonderen Zwickmühle ist Nowak, Jans Vorgesetzter. Einerseits möchte er, dass der Fall aufgeklärt wird, andererseits wird er von seinen eigenen Vorgesetzten unter Druck gesetzt, sämtliche Ermittlungen, die die Kirche betreffen einzustellen.
Jan aber lässt sich nicht aufhalten. Er nutzt seine Kontakte zu einem Freund der alten Dienststelle und stellt plötzlich fest, dass Ermittlungsergebnisse manipuliert worden. Irgendjemand zieht auch bei der Polizei die Fäden, damit der wirkliche Täter nicht gefunden wird. Was alles soll wirklich vertuscht werden? Das folgende Zitat zeigt Jans Arbeitsweise:

„...Schröders Erfahrung war, dass er mit purer Dickköpfigkeit und Beharrlichkeit schon so manchen Täter in die Enge getrieben hatte, der sich seiner Sache sicher war. Und dass die beste Taktik, einen starken Gegner aus der Reserve zu locken, war, ihn so lange auf die Palme zu bringen, bis er einen Fehler machte...“

Ab und an blitzt Jans feiner Humor durch, wie das Eingangszitat belegt. Ansonsten ist die Geschichte zum Teil heftig. Etwas Ruhe und Besinnlichkeit liefern die kurzen Szenen, in denen sich Jan mit Lea beschäftigt. Hier klingt bei beiden immer wieder die Trauer um die Frau und Mutter durch.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen, zumal sich am Ende herausstellt, dass ich beim Mitermitteln gekonnt in die Irre gegangen war. Nicht alles ist so, wie es scheint. Es ist erstaunlich, was die Macht eines einzelnen vermag.

Veröffentlicht am 19.01.2019

Gelungene Weihnachtskrimis

Weihnachtsmorde 2
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„...Keine Sorge, ich trommle jetzt die Patienten zusammen und dann dürfen Sie durchstarten. […] Wenn´s gut läuft, spendieren wir Ihnen sogar einen Schwesternkaffee. Da steht der Löffel in der Tasse, so ...

„...Keine Sorge, ich trommle jetzt die Patienten zusammen und dann dürfen Sie durchstarten. […] Wenn´s gut läuft, spendieren wir Ihnen sogar einen Schwesternkaffee. Da steht der Löffel in der Tasse, so stark ist der...“
Die Anthologie enthält 15 Weihnachtsgeschichten der besonderen Art, denn es geht um Mord und Totschlag. Jede der Erzählungen ist von einem anderen Autor. Durch diese Vielfalt werden unterschiedliche Inhalte und verschiedene Schriftstile angeboten.
Schon die erste Geschichte lässt bezüglich der Spannung keine Wünsche offen. Eine Frau ärgert sich gerade über den pausbäckigen Engel, den ihr ihre Mutter vorbeigebracht hat, als es an der Tür klingelt. Sie öffnet und wird niedergeschlagen. Kursiv hervorgehoben sind die Gedanken, die sich die Frau über ihre mögliche Befreiung und ihr Verhalten macht. Schnell stellt sich heraus, dass der Täter mit ihr noch eine Rechnung offen hat. Welche? Hier empfiehlt es sich, das Buch zu lesen. Es wartet eine Überraschung!
Das Eingangszitat bezieht sich auf die Geschichte „Eine gnadenreiche Weihnacht“. Die Doppeldeutigkeit des Titels wird am Ende deutlich. Ein in Gelb gekleideter Weihnachtsmann erscheint auf der Station. Ihm gelingt es, die Patienten bestens zu unterhalten, obwohl einige psychisch gestört sind. Am Ende überreicht er jeden ein kleines Geschenk. In dieser Erzählung haben mir neben der kriminellen Komponente auch die sehr kritische blicke auf unser Gesundheitswesen gefallen. Das klingt in der Quintessenz so:

„...Die Medizin hatte sich dem ökonomischen Kalkül und Profitstreben unterzuordnen. Die Pfleger und Ärzte wurden zu austauschbaren Gesundheitsdienstleistern...“

Ganz anders liegen die Probleme in „Bacchus` Gunst“. Der Ich – Erzähler drückt ein Gespräch seines Bruders Dirk weg, der wieder einmal Geld braucht. Der Anruf weckt in ihm den folgenden Gedanken:

„...Ich liebte meine Eltern sehr, aber einen Vorwurf konnte ich ihnen nicht ersparen. Sie hätten Dirk sofort nach der Geburt in ein Körbchen legen und den Fluss hinuntertreiben lassen sollen...“

Allerdings hat der Erzähler ganz andere Probleme. In seine Weinhandlung wird seit einiger Zeit regelmäßig eingebrochen. Ausgerechnet die teuersten Weine nimmt der Dieb mit. Heute nun will er sich auf die Lauer legen. Wird er ihn erwischen?
Zu den Geschichten, die mich besonders bewegt haben, gehört „Weihnachten mit vier Patronen“. Hier wartet ein Weihnachtsmann geduldig. Er hat das Liebste verloren, was er hatte. Die Justiz sah den Fall anders. Jetzt spielt er Richter.
Die wenigen Beispiele zeigen schon die Vielfalt der Geschichten. Nicht jeder Mord gelingt, und nicht jeder ist notwendig. In der einen oder anderen Erzählung ist das Schicksal schneller. Es gibt überraschende Wendungen und ab und an ein Spur feinen Humor.
Die Anthologie hat mir sehr gut gefallen. Die Auswahl und Zusammenstellung der Geschichten ist gelungen und dem Thema angemessen. Positiv ist außerdem zu vermerken, dass das Buch ein Kurzbiografie aller Autoren enthält.

Veröffentlicht am 19.01.2019

Vier mutige Männer

Frei wie die Vögel
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„...Unser Krieg ist gut. Es geht um Säuberung, um Reinigung, um die dringende Reinhaltung des Blutes! Alles ,was rein ist, tut auch Ihnen gut!...“

Am 10. November 1943 werden vier Männer aus Lübeck hingerichtet. ...

„...Unser Krieg ist gut. Es geht um Säuberung, um Reinigung, um die dringende Reinhaltung des Blutes! Alles ,was rein ist, tut auch Ihnen gut!...“

Am 10. November 1943 werden vier Männer aus Lübeck hingerichtet. Drei von ihnen sind katholische Geistliche, der vierte gehört der evangelischen Kirche an. In dem Buch erzählt die Autorin das Geschehen der Jahre 1941 bis 1943 in einer spannenden Romanhandlung.
Nach einem Vorwort von Prof. Heike Henning erläutert die Autorin im Prolog, was sie bei der Recherche zum Buch erlebt und erfahren hat. Dann folgen kurze Biografien von Johann Prassek, Eduard Müller, Hermann Lange und Karl Friedrich Stellbrink.
Anschließend beginnt die eigentliche Romanhandlung. Dabei fallen zwei Dinge besonders ins Auge. Die einzelnen Kapitel sind nicht chronologisch aneinandergereiht und der Schriftstil variiert zum einen für die Person, aber auch für den Inhalt.
Jedes Kapitel beginnt mit zwei Originalzitaten und der Datumsangabe. Das Eingangszitat bezieht sich auf Eduard. Vertreter des Staates versuchen, ihn als Jugendleiter für die Hitlerjugend zu gewinnen. Er lehnt ab.
Ganz anders klingt es, wenn die Autorin mich an den Gedanken von Hermann Lange in seiner Zelle teilnehmen lässt.

„...Die weißen Stunden bewegen sich langsam und leise, wie auf Zehenspitzen oder mit geräuschlosen, dicken Pantoffeln. Als wären meine Ohren mit Watte verstopft. Ich höre die Stille und höre mein Herz. Ich atme. Ich lebe...“

Die Autorin gestaltet den Roman wie ein Musikstück oder ein Gemälde. Sie blättert immer andere Facetten des Geschehens auf. Einmal gibt es tiefgehende Diskussionen der Männer in der Küche des Pfarrhauses. Im nächsten Moment unterhält sich Johannes mit polnischen Zwangsarbeitern und bringt ihnen Essen, obwohl das verboten ist. Ab und an machen sie wohlmeinende Gemeindemitglieder auf die Gefahren aufmerksam. Manchmal gehen die Gedanken der Vier zurück in die Vergangenheit. Ich erfahre Ereignisse aus der Kindheit und dem Studium.
Häufig wird der christliche Glaube den Glaubenssätzen des Naziregimes gegenübergestellt. Dabei stellt sich heraus, dass das Gift der neuen Ideologie bis in die eigene Gemeinde reicht. Ein Gedanke Johannes` ist auch heute wieder aktuell:

„...Man konnte doch sein Land lieben und dennoch oder gerade deswegen gastfreundlich sein...“

Nach der Bombardierung Lübecks und der Wende im Krieg wird es für die vier Männer lebensgefährlich. Sie werden zeitgleich verhaftet. Der Prozess ist eine Farce. Letzterer ist zwar nicht Thema des Buches, wird aber durch den Aussagen der Rechtsanwälte und die Gedanken der Inhaftierten mehrmals angesprochen. Sehr behutsam gibt die Autorin die letzten Stunden wieder. Es ist eine Zeit der Hoffnung, aber auch der Angst, nicht der Angst vor dem Tod, denn mit dem Leben hier auf Erden haben sie abgeschlossen, aber der Angst vor dem Moment des Sterbens.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Autorin hat damit vier Männern ein Denkmal gesetzt, die bereit waren zu ihrem Glauben und ihrer Menschlichkeit auch in finsterer Zeit zu stehen.

Veröffentlicht am 18.01.2019

Die Macht der Gier

Flanders Fluch
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„...Nun, da sich das Tageslicht in der Küche immer mehr ausbreitete, konnte Matthias ihr Gesicht deutlicher sehen. Unzählige Runzeln bedeckten es und die Wangen waren eingefallen. Allerdings zogen ihn ...

„...Nun, da sich das Tageslicht in der Küche immer mehr ausbreitete, konnte Matthias ihr Gesicht deutlicher sehen. Unzählige Runzeln bedeckten es und die Wangen waren eingefallen. Allerdings zogen ihn ihre efeugrünen Augen in den Bann, die frisch und klar und lebendig waren...“

Matthias Veigerl kehrt nach dem Tod des Vaters in den Heimatort der Mutter zurück. Einerseits braucht er eine Bleibe, bis er eine Anstellung als Architekt gefunden hat, andererseits sucht er seine Wurzeln. Er hatte seinen Onkel Heinrich von seinem Wunsch geschrieben. Der aber weist ihn an der Tür ab. Matthias erinnert sich an ein Gut, dass am Rande des Dorfes liegt. Dort bittet er um Unterkunft. Regina nimmt ihn auf. Das obige Zitat beschreibt die betagte Frau.
Die Autorin hat einen tiefgründigen Roman geschrieben. Sie lotet dabei die Psyche ihrer Protagonisten aus.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich und an vielen Stellen sehr ausgefeilt. Über dem gesamten Geschehen liegt eine düstere Grundstimmung. Die Autorin erzählt von Schuld und Rache, von unerfüllten Leben und ungestillter Gier.
Nach und nach erfährt Matthias von Heinrich und Regina die Geschichte ihres Lebens. E isteine Geschichte von Verstrickungen, die eine ganze Familie zerstört.
Regina hatte eine Zwillingsschwester. Im Ort wurden sie die Goldschwestern genannt. Ihre alleinerziehende Mutter hat die Familie mehr schlecht als Recht durch die Zeiten gebracht. Im Dorf galten sie als Außenseiter. Dem gegenüber steht Heinrich. Er ist von Margreths Schönheit geblendet. Die junge Frau aber durchschaut seinen Charakter. Sie ist die stärkere der Schwestern und hat es sich für Aufgabe gemacht, Regina zu beschützen. Heinrich selbst sieht sich so:

„...Als der Krieg kam und die jungen Männer auszogen, um für Dinge zu kämpfen, von denen sie kaum etwas verstanden, sah Heinrich seine Gelegenheit, sich zu profilieren. Und wenn er erst vorbei war, dieser dumme Krieg, dann würde er als Held zurückkehren und Margreth heiraten...“

Die Autorin versteht es, mit Worten Bilder zu malen. Sie erzählt weniger, was geschieht, mehr warum. Das folgende Zitat spielt nach dem Einzug der Roten Armee im Ort.

„...Sie waren hungrig. Manche gierig. Sie hatten ihre Familie an die Deutschen verloren und sannen auf Rache. […] Rache ist wie Durst. Er wird nie gestillt. Danach kommt die Gier...“

Diese kurze knappe Sprache, die das Geschehen knallhart auf den Punkt bringt, gibt es an vielen Stellen. Ein Gegenpol dazu sind die Gespräche, die Matthias mit Regina führt. Hier steht im Mittelpunkt Trauer und Verlust sowie eine Rache, die die Todessehnsucht überwindet.
Einerseits zeigt die Geschichte, wie Regina mit jeder Stufe des Leides wächst, andererseits ist Heinrich bis zum Schluss schwer zu durchschauen. Weiß er, was Reue ist? Oder spielt er selbst in seiner Sterbestunde noch ein perfides Spiel?
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt auf eine ganz besondere Art, was geschieht, wenn die dunkle Seite der menschlichen Existenz als schöner Schein verkauft wird.