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Veröffentlicht am 27.01.2019

Auf das Herz kommt es an

Das Mädchen mit dem Schmetterling
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Auf das Herz kommt es an

Als im kleinen Städtchen Rain Valley nahe des Olympic National Forest, am Rande des Regenwaldes, plötzlich ein verwahrlostes kleines Mädchen auftaucht, sucht die örtliche Polizei ...

Auf das Herz kommt es an

Als im kleinen Städtchen Rain Valley nahe des Olympic National Forest, am Rande des Regenwaldes, plötzlich ein verwahrlostes kleines Mädchen auftaucht, sucht die örtliche Polizei nach einer Vermisstenmeldung oder Hinweisen auf eine Entführung. Doch das traurige, zerbrechliche Mädchen spricht nicht, und es scheint auch von niemandem vermisst zu werden. Sie kam eines Tages auf der Suche nach etwas Essbarem aus den unberührten, unerforschten Wäldern. Aufgrund ihres wilden und zutiefst rätselhaften Verhaltens wird eine Spezialistin hinzugezogen. Julia Cates ist Kinderpsychologin und ihre besondere Gabe, mit traumatisierten Kindern umzugehen, macht sie zur idealen Therapeutin für das „Wolfsmädchen“, wie die kleine Unbekannte bald genannt wird. Julia macht es sich zu ihrer ganz persönlichen Aufgabe, diesem Kind zu helfen. Durch ihre hartnäckigen und liebevollen Bemühungen sowie ihre fachliche Eignung verzeichnet sie bald auch erste Erfolge. Doch kurz nachdem Julia zur temporären Pflegemutter für ihren Schützling bestimmt wird, taucht plötzlich der leibliche Vater auf, der das Kind zurückfordert. Sowohl für das kleine Mädchen, als auch für Julie und alle Menschen in Rain Valley, denen dieses Schicksal nahe geht, bricht eine Welt zusammen.

Kristin Hannahs Geschichte eines Wolfskindes, das inmitten eines hunderttausende Hektar großen und unerforschten Waldgebiets festgehalten wurde, hat mich regelrecht gefesselt. Durch die Protagonistin Julia erfährt man fachliche Hintergründe über diese „wilden Kinder“, sie thematisiert jedoch auch andere mögliche Ursachen wie beispielsweise Autismus für das seltsame Verhalten dieses Kindes. Darüber hinaus erzählt die Autorin die Geschichte zweier Schwestern, die sich nach dem Tod der Eltern ein wenig entfremdeten, sich jedoch trotz äußerlicher Unterschiede gar nicht so unähnlich sind. Julia Cates und Ellen Barton erhalten durch ihre Bemühungen um das Wolfsmädchen eine neue Chance, ihre geschwisterliche Beziehung aufzufrischen.

Die handelnden Personen dieses Buches empfand ich als ausgezeichnet charakterisiert. Julia Cates wird als intelligente Frau dargestellt, der durch ihre Hochsensibilität ein ganz besonderer Zugang und eine hervorragende Eignung für ihren Beruf gegeben ist. Sie leidet an einem beruflichen Rückschlag und hat zudem eine zerbrochene Beziehung zu bewältigen. Ihre Schwester Ellen ist eine umwerfend schöne und extrovertierte Persönlichkeit. Sie sorgt als Polizeichefin für Recht und Ordnung in Rain Valley. Das Auftauchen des Wolfsmädchens stellt sie vor die bislang größter Herausforderung ihres beruflichen Lebens. Ellen stehen in Cal Wallace, Penelope Nutter und Earl Huff drei äußerst sympathische Kollegen zur Seite. Der seit sechs Jahren in Rain Valley niedergelassene Arzt Dr. Max Cerrasin ist ein gutaussehender Einzelgänger, der ebenfalls mit einem traumatischen Ereignis aus seiner Vergangenheit zu kämpfen hat. Kristin Hannahs authentische Charakterzeichnung erzeugte sogar entgegen der gegen ihn sprechenden Fakten Verständnis für die Forderungen des leiblichen Vaters. Die Autorin versteht es, die Beweggründe und Emotionen ihrer Figuren auf beeindruckende Art und Weise darzustellen. Der kleinen Protagonistin, die von ihren Betreuern schließlich Alice genannt wird, flog mein Herz vom ersten Moment an zu. Ich habe dieses kleine, hilflose Wesen mit ihren vielen körperlichen und emotionalen Narben auf der Stelle ins Herz geschlossen.

Die Ungewissheit über die Herkunft, den bisherigen Aufenthaltsort und die Identität jener Person, die das Kind irgendwo in den Tiefen der Wälder festgehalten hat, erzeugte einen durchgehenden Spannungsbogen im Buch. Die Kombination mit dem wunderschönen Schreibstil, der Kristin Hannah zu eigen ist, machte diesen Roman zu einem wahren Pageturner.

Fazit: „Das Mädchen mit dem Schmetterling“ war eine tief berührende Lektüre, die mir ausgezeichnet gefallen hat. Die Tatsache, dass dieses Buch bereits vor einigen Jahren unter einem anderen Titel erschienen ist, hat mich persönlich nicht gestört, da ich „Wohin das Herz uns trägt“ nicht gelesen habe.

Ich kann dieses Buch uneingeschränkt weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 20.01.2019

Das kleine Haus in den Cotswolds

Neues Glück in Willow Cottage
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Das kleine Haus in den Cotswolds

Die hübsche Geschäftsleiterin Elizabeth Thurlow-Browne aus London trifft eine spontane romantische Entscheidung: sie ersteigert bei einer Auktion ein Cottage. Beth kündigt ...

Das kleine Haus in den Cotswolds

Die hübsche Geschäftsleiterin Elizabeth Thurlow-Browne aus London trifft eine spontane romantische Entscheidung: sie ersteigert bei einer Auktion ein Cottage. Beth kündigt ihren gut bezahlten Job und macht sich mit ihrem Sohn Leo auf den Weg nach Dumbleford. Der Blick über eine Dorfwiese auf eine paradiesisch anmutende Landschaft im Herzen der Cotswolds kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei Willow Cottage um eine baufällige Ruine handelt. Doch Beth lässt sich weder von den spleenigen Einwohnern des Ortes, noch vom Zustand ihres neu erworbenen Häuschens entmutigen. Sie findet Mittel und Wege, ihre Neuerwerbung zu renovieren, und schließt ganz nebenbei auch noch Freundschaften. In Jack Selby trifft sie auf einen attraktiven und hilfsbereiten Mann, der nicht nur großes handwerkliches Geschick besitzt, sondern sich darüber hinaus auch auf Renovierungen versteht. Doch bevor Beth bereit ist, neu anzufangen, muss sie zunächst die Schatten ihrer Vergangenheit hinter sich lassen.

Bella Osborne erzählt in ihrem Roman „Neues Glück in Willow Cottage“ von einer jungen Frau, die aus ihrer Beziehung zu einem dominanten und kontrollsüchtigen Mann ausbricht. In einfühlsamen Worten und mit ihrer wunderschönen und bildhaften Sprache gelang es der Autorin, mich vom ersten Augenblick an für diese Geschichte zu begeistern. Man kommt im Verlauf dieser Lektüre nicht umhin, sich in die beeindruckende Landschaft der Cotswolds und deren liebenswerten Bewohner zu verlieben. Der einnehmende Schreibstil wird darüber hinaus durch eine gehörige Portion Humor aufgewertet, und durch die Aktivitäten des hasserfüllten Antagonisten Nick entsteht ein gewisser Spannungsbogen. Da auch die Romantik nicht zu kurz kommt, wurde diese Lektüre zu einem richtigen Pageturner.

Die Figuren dieses Buches empfand ich als höchst authentisch dargestellt. Sowohl den beiden Protagonisten Jack und Beth, als auch sämtlichen Nebenfiguren, wurde große Aufmerksamkeit zuteil. Ihre liebevolle Zeichnung ließ mir die Bewohner von Dumbleford binnen kürzester Zeit ans Herz wachsen. Ich amüsierte mich über die schrullige Shirley mit dem eigenartigen Trolley, die im Verlauf der Seiten einige Überraschungen für mich bereithielt. Doch nicht nur der spleenigen alten Dame, sondern auch dem alten Ernie, der seinen Platz unter der knorrigen Weide vor Willow Cottage derart resolut behauptet, flog mein Herz in Windeseile zu. Beths Freundin Carly Wilson brachte mich mit ihrer schrägen und quirligen Art oftmals zum Schmunzeln. Carlys Lebensgefährte Fergus war jedoch mit Abstand jene Figur, die ich am meisten unterschätzt hatte. Der große, schlaksige Mann, der sein Geld mit Computerspielen verdient, stets in eigenartigen Jogginghosen und T-Shirts herumläuft und ein großer Kindskopf zu sein scheint, avancierte im Verlauf der Handlung zu meinem liebsten Nebendarsteller. Zu meinem großen Vergnügen mangelt es diesem Buch auch nicht an tierischen Protagonisten – Shirleys taube Katze „Mittens“ und Jacks Mastiff „Doris“ sind ein Garant für eine Menge Humor und Turbulenzen.

Fazit: Ich empfand diesen bezaubernden Roman als richtiges Lesehighlight. „Neues Glück in Willow Cottage“ ist eine wunderschöne, Herz erwärmende Geschichte mit sympathischen Figuren, Romantik und aufregenden Verwicklungen, gespickt mit einer gehörigen Dosis Humor. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen!

Veröffentlicht am 20.01.2019

Sei das Mädchen, das ein Risiko eingeht!

Wieder zurück auf Anfang
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Sei das Mädchen, das ein Risiko eingeht!

„Du weißt, welche Fakten eine Liebesgeschichte ausmachen. Aber dir selbst hast du nie zugestanden, es auch zu erleben.“

Seit Kate Walkers Beziehung zum eleganten ...

Sei das Mädchen, das ein Risiko eingeht!

„Du weißt, welche Fakten eine Liebesgeschichte ausmachen. Aber dir selbst hast du nie zugestanden, es auch zu erleben.“

Seit Kate Walkers Beziehung zum eleganten College-Professor Gil vor einigen Jahren in die Brüche ging, glaubt die junge Frau nicht mehr an die Liebe. Sie baut einen festen Schutzwall um ihr Herz und lässt fortan niemanden mehr emotional an sich herankommen. Leider erlebt auch ihre Karriere als Drehbuchautorin eine starke Flaute, und Kate erhält laufend Ablehnungen für ihre Buchprojekte. Der Hilferuf ihrer Familie nach einem schlimmen Tornado veranlasst Kate dazu, für eine Weile nach Hause zurückzukehren. Als Kates Bruder Logan auch seinen besten Freund, den NFL-Quaterback Colton Greene, um Hilfe bittet, entschließt der attraktive kalifornische Footballstar sich ebenfalls, nach Maple Valley zu reisen. Auch Coltons Träume sind zerplatzt, seine Karriere wurde durch eine schwere Sportverletzung beendete. Als sich seine Freundin Lilah auch noch einem anderen Mann zuwendet und Colton verlässt, stürzt dieser in eine tiefe Lebenskrise. Darüber hinaus quälen ihn dunkle Schatten aus der Vergangenheit und eine Auszeit in Maple Valley soll ihm Klarheit über seine Zukunftspläne verschaffen. Als Kate in ihrem Elternhaus auf den Hausgast Colton trifft und die beiden sich ein wenig näher kennenlernen, eröffnet sich sowohl für Kate, als auch für Colton, neue Möglichkeiten. Doch Kate möchte kein Risiko mehr eingehen…

„Wieder zurück auf Anfang“ erzählt von zwei Menschen, die in ihrer Vergangenheit tiefe emotionale Verletzungen erleiden mussten und diese Ereignisse noch immer nicht verarbeiten konnten. Sowohl Kate, als auch Colton, stehen an einem Scheideweg ihrer Karriere, die Zukunft erscheint für beide ungewiss.

Die Autorin präsentiert durch Kate Walker und Colton Green zwei wundervoll charakterisierte Protagonisten, deren bewegtes Innenleben sie hervorragend darzustellen vermochte. Melissa Tagg bringt deren Ängste, Zweifel und Hoffnungen hinsichtlich ihrer beruflichen und privaten Neuorientierung überzeugend zum Ausdruck, sie stellt den beiden zudem auch sehr sympathische Nebenfiguren zur Seite. Ich habe den gesamten „Walker-Clan“, aber auch die Familie von Kates Agenten Marcus auf der Stelle ins Herz geschlossen. Selbst die etwas verrückte Kaffeehausbesitzerin Megan sammelte mit fortschreitendem Handlungsverlauf durch ihr verletzliches Inneres hinter der ruppigen Fassade immer mehr Sympathiepunkte. Ich schaffte es noch nicht einmal, den Antagonisten Gil als solchen zu betrachten – sein weiterer Lebensweg ließ vielmehr tiefes Mitleid und Bedauern in mir aufkommen.

Ich empfand den flüssigen und einnehmenden Schreibstil der Autorin kombiniert mit den in die Handlung eingebrachten Aspekt des Glaubens als Bereicherung. „Wieder zurück auf Anfang“ hat mir ausgezeichnet gefallen, ein wunderschönes und emotionales Leseerlebnis verschafft und mich aufgrund einiger humorvoller Passagen auch sehr gut unterhalten.

Fünf Bewertungssterne und eine uneingeschränkte Weiterempfehlung für diese berührende Familien- und Liebesgeschichte!

Veröffentlicht am 18.01.2019

Kriminalhauptkommissar Faber und sein Team ermitteln in Pilsum

Tödliches Pilsum. Ostfrieslandkrimi
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Kriminalhauptkommissar Faber und sein Team ermitteln in Pilsum

Als im Juni 2018 in Pilsum, Ostfriesland ein teurer Firmenwagen aus einem Kanal gefischt wird, deutet alles darauf hin, dass es sich bei ...

Kriminalhauptkommissar Faber und sein Team ermitteln in Pilsum

Als im Juni 2018 in Pilsum, Ostfriesland ein teurer Firmenwagen aus einem Kanal gefischt wird, deutet alles darauf hin, dass es sich bei dem Besitzer des Wagens um einen seit über fünf Jahren vermissten Mann handeln könnte. Das vermeintliche Entführungsopfer Dr. Robert Gerber galt als brillant und war einer der führenden Köpfe eines Chemieunternehmens. Richard Faber, der Chef des Kriminal- und Ermittlungsdienstes in Emden beschließt, den Fall neu aufzurollen. Er macht sich gemeinsam mit seinem Team auf die Suche nach neuen Spuren. Ein weiterer Mordfall sowie einige brisante Erkenntnisse bringen Tempo in die Untersuchungen, und Ungereimtheiten beim Tod von Gerbers kleiner Tochter kurz vor dessen eigenem Verschwinden lassen auf die Existenz eines sogenannten „Todesengels“ schließen, einer Person, die im medizinischen Bereich tätig ist und aktive Sterbehilfe leistet. Doch wie sich bald herausstellt, sind die Hintergründe in diesem verzwickten Fall weit dramatischer, als Richard Faber es sich auch nur im Entferntesten auszumalen vermochte.

„Tödliches Pilsum“ war mein erstes Buch dieser Autorin und hat mich sehr positiv überrascht. Der Schreibstil ist einnehmend, und die wunderschönen, beinahe bildhaften Schilderungen der beschaulichen Landschaft Ostfrieslands trugen ebenfalls zu meinem Lesevergnügen bei.

Bereits der Prolog wartet mit einer Szene in einem Krankenhaus auf, die viele Jahre später der Auslöser für einige der nachfolgenden Handlungen dieses Buches sein sollte. Die Identität der beteiligten Personen bleibt jedoch lange ungewiss, ein Faktor, der unter anderem für die Spannung dieses Krimis verantwortlich zeichnet. Es wurde und wird zwar gemordet, doch Elke Nansen verschont ihre Leser mit einer allzu blutigen Darstellung der Morde und deren Schauplätze. Die Geschichte lebt vielmehr von den handelnden Figuren, die große Authentizität und einen hohen Sympathiefaktor aufweisen. Die beiden Protagonisten Kriminalhauptkommissar Richard Faber und Kommissarin Rike Waatstedt arbeiten mit einem mehrköpfigen Team zusammen, wobei ihnen besonders Kommissar Tamme Hehler und Dr. Philipp Schorlau als starke Nebenfiguren zur Seite stehen. Speziell im Umgang der Akteure mit dem Ermittler und EDV-Experten Tamme, von der Mannschaft aufgrund seines Äußeren liebevoll „Wikinger“ genannt, wird ein gewisser Humor ins Spiel gebracht. Philipp Schorlau ist nicht nur kompetenter Chef-Forensiker, sondern darüber hinaus auch guter Freund des Kriminalhauptkommissars. Sein weiches, herzliches Inneres versucht der Pathologe durch arrogantes, manchmal auch zynisches Gehabe zu tarnen. Die Autorin liefert eine hervorragende Charakterzeichnung der Ermittlungsbeamten und versteht es perfekt, auch alle anderen in diesen Fall involvierten Personen mit hoher Glaubwürdigkeit auszustatten. Besonders Augenmerk wird dabei auf die Familie des Entführungsopfers Robert Gerber gelegt, deren Leben durch die beiden dramatischen Ereignisse in der Vergangenheit völlig durcheinandergebracht wurde. Trotz der großen Anzahl höchst interessanter und vielschichtig gezeichneter Nebendarsteller konnte „Opa Knut“ die meisten Sympathiepunkte bei mir sammeln. Dem urigen und pfeifenrauchenden alten Ostfriesen mit dem großen Herzen ist eine kriminalistische Kombinationsgabe zu eigen, und er liebt seine Enkeltochter Rike Waatstedt über alles.

Um etwaige Spoiler zu vermeiden und die Spannung nicht vorwegzunehmen, möchte ich auf nähere Details zu diesem vielschichten Mordfall verzichten. Der geneigte Leser darf sich jedoch auf einen unerwarteten und – zumindest aus meiner Sicht – völlig überraschenden Ausgang dieses Krimis freuen, der mich hervorragend unterhalten und mir ausgezeichnet gefallen hat.

Ich kann dieses Buch uneingeschränkt weiterempfehlen und freue mich bereits auf weitere Werke aus der Feder Elke Nansens.

Veröffentlicht am 13.01.2019

Lass uns nach Benton County fahren. Bringt mich nach Hause!

Zu Hause wartet die Hoffnung
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Lass uns nach Benton County fahren. Bringt mich nach Hause!

Die achtzigjährige Hazel Mae Blackwell lebt in Kendrickson, Nevada und musste bereits in sehr jungen Jahren einen schmerzlichen Verlust erfahren. ...

Lass uns nach Benton County fahren. Bringt mich nach Hause!

Die achtzigjährige Hazel Mae Blackwell lebt in Kendrickson, Nevada und musste bereits in sehr jungen Jahren einen schmerzlichen Verlust erfahren. Ihre kleine dreijährige Schwester Maggie verschwand unter ihrer Obhut beim Beerensammeln im Wald und wurde nie wiedergesehen. Nicht nur Hazel, sondern die gesamte Familie war zutiefst traumatisiert und erholte sich nie wieder von diesem schrecklichen Ereignis.

Margaret Diane De Ford arbeitete als Lehrerin in Little Rock, Arkansas und kommt nicht gut mit ihrer Mutter Hazel aus. Sie war bereits in jungen Jahren eine richtige Rebellin, lehnte sich gegen die Fürsorge ihrer Mutter auf, fühlte sich überwacht, kontrolliert und bevormundet. Margaret Diane ist darüber hinaus eifersüchtig auf die innige Verbindung zwischen ihrer Tochter Meghan und deren Großmutter Hazel, die ihre Enkelin mit Zuneigung und Aufmerksamkeit überschüttet.

Als Meghan De Ford aufgrund eines Autounfalls längere Zeit krankgeschrieben wird, beschließt sie, ihre sechswöchige Zwangspause von ihrem Job bei der Kriminalpolizei bei ihrer über alles geliebten Großmutter zu verbringen. Sie empfindet die vor ihr liegende kostbare Zeit mit Hazel als ein Geschenk des Himmels. Völlig überrascht stellt sie bei ihrer Ankunft in Kendrickson fest, dass auch ihre Mutter Margaret Diane beschlossen hat, Hazel zu besuchen. Lange unterdrückte Emotionen und schwelende Verletzungen kommen nun an die Oberfläche, und die Situation scheint aussichtslos und verfahren. Beim Betrachten alter Bilder aus Hazels Kindheit konfrontiert Meghan ihre Großmutter mit einer Aufnahme, die deren ruhige Gelassenheit ins Wanken bringt. Die alte Dame spricht zum ersten Mal seit über siebzig Jahren von ihrer verschollenen Schwester Maggie und dem großen Schmerz, den sie bereits ihr gesamtes Leben lang mit sich herumschleppt. Ihre tiefe Verzweiflung und ihre Trauer wecken in Meghan das Bedürfnis, den größten Herzenswunsch ihrer Großmutter zu erfüllen: Hazel möchte noch einmal in den winzigen Ort namens Cumpton nach Benton County fahren, das alte Farmhaus wiedersehen, das einmal ihr Zuhause war, und das Grab ihrer lange verstorbenen Eltern besuchen. Sie wünscht sich zudem nichts sehnlicher, als ihre schmerzlich vermisste Schwester noch einmal in die Arme schließen zu dürfen. Doch die Chancen, Spuren in einem über siebzig Jahre alten Fall zu finden, sind mehr als gering.

Kim Vogel Sawyer erzählt in ihrem Roman die berührende Geschichte von drei Frauen, die lernen mussten, mit großen Verletzungen, tiefem Schmerz und tragischen Verlusten zu leben. Sie berichtet von einer Mutterliebe, die sehr intensiv und stark ist, von einer rebellischen Tochter, die sich gegen die emotionale Umklammerung ihrer Mutter wehrt, und von einer Enkeltochter, die alles in ihrer Macht stehende versucht, für die beiden Menschen, die sie am meisten liebt, als Friedensstifterin zu fungieren. In einem wunderschönen und einnehmenden Schreibstil rollt die Autorin in Form von Rückblicken in Hazels und Margaret Dianes Vergangenheit behutsam die damaligen Ereignisse nach und nach auf. Zu Beginn der einzelnen Kapitel weisen Namen in schwungvollen Lettern als Überschrift stets darauf hin, welcher der drei Hauptpersonen sich Kim Vogel Sawyer nun widmet. Darüber hinaus tragen Angaben zu Zeit und Ort der Handlung zu einer raschen Orientierung im Buch bei. Mir haben Kim Vogel Sawyers ruhige, bedächtige Art zu erzählen und ihre Gewichtung auf die Gefühlswelt von Hazel, Margaret und Meghan ausgezeichnet gefallen.

Die Ungewissheit über das Schicksal der verschollenen Schwester Maggie erzeugt einen gewissen Spannungsbogen, der Fokus liegt jedoch eindeutig auf der Beziehung zwischen den drei Protagonistinnen. Deren liebevolle Charakterisierung zeugt von hoher Authentizität. Sowohl die würdevolle und rüstige Hazel, die als Inbegriff selbstloser Liebe dargestellt wurde, als auch ihre Enkelin Meghan, sind mir sofort ans Herz gewachsen. Margaret Diane war eine Figur, der ich anfangs eher ablehnend gegenüberstand. Sie machte jedoch die größte Wandlung in dieser Geschichte durch und überraschte mich durch ihre bemerkenswerte Einsicht. Der christliche Glaube hat einen sehr hohen Stellenwert inne – ein Aspekt, den ich als unglaubliche Bereicherung empfand und der diesem Buch zusätzliche Tiefe verlieh.

Fazit: „Zu Hause wartet die Hoffnung“ stellte für mich ein herausragendes Lese-Highlight dar und hat mich zutiefst berührt. Kim Vogel Sawyer erzählt eine ergreifende Geschichte von Liebe, Schmerz, und der Kraft der Vergebung, die getragen von einem unerschütterlichen Glauben an Gott letztendlich Großes bewirkt. Eine ausgezeichnete Lektüre, die ich sehr gerne weiterempfehle.