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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.04.2019

Vorhang auf für den etwas anderen Goldammer!

Großes Sommertheater
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Huch! Was schreibt der denn jetzt für Zeug? denkt sich vielleicht der eine oder andere Fan von Frank Goldammers Kriminalkommissar Max Heller und beäugt erstmal skeptisch das metallisch glänzende Cover ...

Huch! Was schreibt der denn jetzt für Zeug? denkt sich vielleicht der eine oder andere Fan von Frank Goldammers Kriminalkommissar Max Heller und beäugt erstmal skeptisch das metallisch glänzende Cover dieses Satire-Romans. Mit „Großes Sommertheater“ befreit sich der Autor aus dem historisch-zeitgeschichtlichen Korsett seiner Krimi-Reihe um Kommissar Heller und bricht auf zu neuen Ufern (wie passend, diese Geschichte dann an der Ostsee spielen zu lassen!). Aber die Krimi-Fans können ganz beruhigt sein: ohne den einen oder anderen Toten kommt er auch diesmal nicht aus

Angekommen im 21. Jahrhundert schaut Herr Goldammer seinen Mitmenschen sehr genau auf die Finger (und diverse andere Körperteile) und bringt die Wahrheit über Zwangszusammenrottungen wie Familien mit viel (schwarzem) Humor zu Papier. Vom verzogenen Kleinkind bis zum Hartz-4-Schmarotzer ist alles vorhanden, wozu die heutige Gesellschaft gern den moralischen Zeigefinger hebt (oder sich in den sozialen Medien mehr oder weniger geistreich echauffiert).

Alles etwas überspitzt in diesem Roman? Da wäre ich mir nicht so sicher, denn es scheint oft mehr als nur ein Körnchen Wahrheit in bzw. hinter den Figuren zu stecken. Anfangs habe ich mich dabei ertappt, beschriebene Klischees hinzunehmen und gedanklich mitunter sogar zu unterstützen. Aber irgendwann war da ein Punkt, da setzte das Nachdenken ein. Und das Hinterfragen. Letztlich hat alles (mindestens) zwei Seiten... jede Verhaltensweise hat Ursachen, jeder sinnentleerte Kommentar auf Facebook eine Vorgeschichte. Nur blenden wir das gern aus und nehmen erstmal nur das zur Kenntnis, was uns ganz offensichtlich präsentiert wird.

Das Buch ist genau das, was der Name verspricht – ein Theaterstück. Und zwar eins mit Finesse und erstaunlichem Tiefgang angesichts der locker-flockigen Sprache. Zwangsläufig wird man als Leser einige Wahrheiten erfahren... und zwar meistens unbequeme, und die dann auch noch über sich selbst. Wer das nicht scheut, kann in diesem Roman eine kleine satirische Perle entdecken.

Und die Moral von der Geschicht‘? Nachdenken lohnt sich. Miteinander reden meistens auch. Und vor allem lohnt es sich, diesen Roman zu lesen. Ich! Will! Mehr! Davon!


Veröffentlicht am 08.04.2019

Ein 340-seitiger Kurzurlaub

Honigduft und Meeresbrise (Neuauflage)
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Eigentlich könnte man Anne Barns‘ Romane in der Apotheke verkaufen. So als Entspannungsmittel. Für Leute, die mal runterkommen wollen oder die mal eine Auszeit brauchen. Denn auch dieses Buch ist wieder ...

Eigentlich könnte man Anne Barns‘ Romane in der Apotheke verkaufen. So als Entspannungsmittel. Für Leute, die mal runterkommen wollen oder die mal eine Auszeit brauchen. Denn auch dieses Buch ist wieder wie ein Kurzurlaub. Einfach einen bequemen Leseplatz suchen, Buch aufklappen, loslesen…fertig. Also im Sinne von „Ausgelesen“. Man verliert sich so in dieser Geschichte, dass man gar nicht merkt, wie schnell man es durchliest.

Und auch diesmal hat Anne Barns wieder liebenswürdige Charaktere geschaffen, mit denen man gern selbst befreundet wäre. Am meisten konnte mich Johanna, die Oma der Protagonistin Anna, für sich einnehmen. Sie ist begeisterte Imkerin, hat das Herz am rechten Fleck, ist schlagfertig und ungeniert und sie liebt ihre Enkelin über alles. Sie ist ihr Freundin, Mutter und Großmutter zugleich – ein Spagat, den nur eine Johanna so hinbekommt. Eine solche Frau gibt es im „echten Leben“ wahrscheinlich selten – umso schöner ist es, von ihr zu lesen.

In dem Buch geht es aber nicht nur darum, sich immer rundum wohlzufühlen. Es geht auch um Trauer und Trauerbewältigung. Um Fragen, die sich Angehörige und Freunde stellen. Darum, wie sich Trauernde gegenseitig helfen können. Und natürlich um den Weg, den man zurücklegen muss, wenn man als „Zurückgebliebener“ wieder selbst in sein Leben zurückfinden möchte.

Es ist also nicht nur alles eitel Sonnenschein, es blitzen auch ernsthafte Gedanken durch diese Geschichte und die Verknüpfung von allem macht das Buch zu einem stimmigen Ganzen.

Abgerundet wird auch diesmal der Roman von tollen Honig-Rezepten. Da ich schon einen „Honigseufzer“ kosten durfte, kann ich auch tatsächlich bestätigen, dass das Ergebnis super lecker ist!

Also am besten folgende Reihenfolge einhalten: Buch hinten aufschlagen, eins der Rezepte nachbacken, sich mit dem Ergebnis an einen bequemen Platz setzen, Buch vorn aufschlagen und dann… nur noch genießen!

Veröffentlicht am 03.03.2019

Mit Witz und (Ge-)Wissen

Unverfrorene Freunde
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Ich hatte gerade mal das Vorwort gelesen, da wusste ich schon: dieses Buch und ich – das wird was! Die unterhaltsame Art, in der Klemens Pütz und Dunja Batarilo vom Leben und Wirken eines Pinguinforschers ...

Ich hatte gerade mal das Vorwort gelesen, da wusste ich schon: dieses Buch und ich – das wird was! Die unterhaltsame Art, in der Klemens Pütz und Dunja Batarilo vom Leben und Wirken eines Pinguinforschers erzählen, lässt einen sofort Sympathie empfinden. Ich habe mich dadurch schnell auf das Buch und seine Geschichten einlassen können.

Ich habe unheimlich viel über Pinguine in ihren ganz unterschiedlichen Arten und Lebensräumen gelernt, ich habe ihnen quasi beim Brüten zugeschaut, mit ihnen Krill gejagt und die putzigen Küken beim Erwachsenwerden beobachtet. Ich habe aber auch die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, als ich erfahren habe, welchem Wandel ihr Lebensraum unterworfen ist – und wie katastrophal sich das auswirken könnte.

Mir hat gefallen, dass Klemens Pütz die Dinge nicht nur von einem Moralapostel-Standpunkt aus betrachtet. Natürlich grämen ihn Plastikinseln im Ozean, Überfischung und der Klimawandel – aber er weiß, dass er als Einzelner hier wenig ausrichten kann. Deshalb versucht er, im Rahmen seiner Möglichkeiten Gutes für die Tiere zu tun bzw. zu erreichen – und freut sich auch über kleine Erfolge. Das hat ihn mir sehr sympathisch gemacht.

Bei mir selbst hat das Buch einen großen Eindruck hinterlassen. Ich bin mir nun viel bewusster darüber, wie schädlich auch kleine Umweltsünden für das große Gefüge der Tier- und Pflanzenwelt sein können.
Ich habe mir – ähnlich wie Klemens Pütz – schon überlegt, mit welchen Kleinigkeiten ich im Alltag dazu beitragen kann, dass die Bedingungen für Pinguine und auch andere gefährdete Tierarten besser werden oder zumindest nicht schlechter. Und ich denke, wenn ein Buch das bei einem Leser erreicht – ein Nachdenken und vielleicht sogar ein Umdenken – dann hat es seinen Zweck wirklich bestens erfüllt.

Mein Wissen wurde erweitert und mein Gewissen nachhaltig berührt. Danke, Klemens Pütz, für dieses Buch (auch im Namen deiner Schützlinge, der Pinguine)! Ich hoffe, dass es noch viele, viele Leser finden wird.

Veröffentlicht am 24.02.2019

Das Beste kommt zum Schluss!

Gut Greifenau - Morgenröte
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Dieser Spruch bewahrheitet sich beim Abschlussband der Gut-Greifenau-Saga. Das Buch ist für mich das Beste der drei Romane, denn es beinhaltet eine unheimlich dichte und spannende Geschichte vor einem ...

Dieser Spruch bewahrheitet sich beim Abschlussband der Gut-Greifenau-Saga. Das Buch ist für mich das Beste der drei Romane, denn es beinhaltet eine unheimlich dichte und spannende Geschichte vor einem sehr gut recherchierten historischen Hintergrund (Ende des 1. Weltkriegs / Beginn der Weimarer Republik). In diesem Band machen einige der Figuren erstaunliche persönliche Entwicklungen durch und man fiebert mit ihnen und hofft, dass sie ihr persönliches Glück finden werden.

Man muss natürlich auch bedenken, dass bei zwei Vorgängerbänden (wo die Geschichten ja schon ausführlich vorbereitet werden können) der Abschlussband viel komplexer daherkommen kann als ein einzelner Roman. Aber hier muss ich wirklich sagen: es lohnt sich, die Romane nacheinander zu lesen und immer tiefer in die Welt um Gut Greifenau einzutauchen. Mir hat es jedenfalls sehr viel Spaß gemacht und ich kann die Romane jedem empfehlen, der sowohl unterhalten werden als auch sein Wissen über die Zeit des 1. Weltkriegs vertiefen möchte.

Ich bin schon etwas traurig, dass dies nun der Abschluss der Trilogie war und ich mich von den lieb gewonnenen Figuren verabschieden muss. Ich kann nur hoffen, dass Hanna Caspian bald wieder eine Idee für eine ähnlich fulminante Geschichte hat – auch gern wieder als mehrbändige Saga angelegt. Oder vielleicht gibt es doch noch mehr über Gut Greifenau zu erzählen, zum Beispiel in der Zeit des Nationalsozialismus? Ich jedenfalls würde mich sehr drüber freuen….

Veröffentlicht am 21.01.2019

Eine berührende Geschichte – und Trick 17 mit Anschleichen ;-)

Wo wir uns finden
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Auf Nicholas Sparks‘ Romane komme ich immer wieder zurück – er ist eben als gefühlvoller Autor seit Jahren bekannt. Auch wenn mich seine letzten Werke nicht mehr so vom Hocker reißen konnten, versuche ...

Auf Nicholas Sparks‘ Romane komme ich immer wieder zurück – er ist eben als gefühlvoller Autor seit Jahren bekannt. Auch wenn mich seine letzten Werke nicht mehr so vom Hocker reißen konnten, versuche ich es immer wieder, wenn ein neues Buch von ihm erscheint. Und diesmal, das muss ich sagen, hat es sich wirklich gelohnt! Innerhalb von 3 Tagen hatte ich das Buch verschlungen.

Zuerst dachte ich: Das ist kein typischer Sparks-Roman. Es ging schon damit los, dass ich verwundert auf die kursiv gedruckten ersten Seiten schaute und eine Einführung des Autors in die Entstehungsgeschichte des Romans las. Jetzt war ich erst recht neugierig! Die Handlung begann und die bitter-süße Geschichte von Tru und Hope zog mich vom ersten Moment an in ihren Bann.

Tru ist ein wirklich origineller Charakter (für einen Sparks-Roman), der aufgrund seiner afrikanischen Wurzeln Neugier entfacht. Und Hope ist eine Person, mit der sich bestimmt sehr viele Frauen identifizieren können. Die Geschichte der beiden hat – besonders im zweiten Teil – fast etwas märchenhaftes, aber diesmal störte mich das überhaupt nicht. Es passte einfach.

Und als ich die letzte Seite umblätterte und auf das Nachwort des Autors stieß (Nachwort? Wieso Nachwort? Er hat doch schon vor und nach dem Roman dieses kursiv Gedruckte geschrieben….?) erlebte ich noch einmal eine Überraschung. Das war das i-Tüpfelchen, das mich dazu bewogen hat, diesem Roman 5 Sterne zu geben. Denn wann ist man von einem „typischen“ Liebesroman am Ende schon mal so überrascht, dass er im Gedächtnis bleibt? Ein kleiner Griff des Autors in die Trickkiste, das gebe ich zu, aber bei mir hat’s funktioniert

Ich hoffe, dass auch seine nächsten Bücher mit diesem hier mithalten können.