Inhalt
Einst war er DER dicke, deutsche Schauspieler, doch eines Tages hat es bei ihm klick gemacht und er hat seinen Pfunden den Kampf angesagt. Wie ihm das gelungen ist und welche Tipps er für Leidensgenossen hat, die ebenfalls etwas an ihrem Leben ändern wollen, beschreibt er in seinem Buch.
Eigene Meinung
Eigentlich lese ich Bücher wie das von Tetje Mierendorf nicht gerne. Irgendjemand denkt, er hätte etwas erreicht und fühlt sich genötigt darüber ein Buch zu schreiben. Allerdings hat mich doch interessiert, wie Tetje Mierendorf es hinbekommen hat, sich zu halbieren und wie es ihm dabei ergangen ist. Ich hatte die Hoffnung einen unterhaltsamen und zugleich gnadenlos ehrlichen Erfolgsbericht zu lesen.
Der Anfang war noch vielversprechend. Er berichtet über sein Leben als dicker Mensch und wie es ihm damit emotional ging, bis hin zu dem Punkt, an dem er sich schließlich zu einer radikalen Änderung entschieden hat. In der Mitte des Buches sind sogar Fotos aus seiner Kindheit, so wie aus seinem Leben vor und nach der Lebensumstellung.
Leider ging es danach rapide bergab. Mich hat nicht nur gestört, dass man als Leser geduzt wird und das auch noch so oft, dass man teilweise nur noch großgedruckte "D's" gesehen hat. Nein, schlimmer fand ich, dass das Buch in einem unglaublich belehrendem Ton geschrieben ist. Nach dem guten Anfang ging es praktisch nur noch darum, den Leser bzw. den dicken Leser davon zu überzeugen, dass sein Leben, so wie er es jetzt führt, schlecht ist und er etwas ändern muss.
Über Tetje Mierendorf selber und seine Rückschläge so wie Fortschritte wurde stattdessen nicht mehr nennenswert berichtet.
Außerdem kam es mir etwas zu missionierend daher. Zucker ist ab jetzt der Teufel und Schokolade das braune Gift. Mag ja sein, dass Zucker nicht gesund ist, aber dass man sich nun komplett in Verzicht üben muss fand ich etwas übertrieben. Zwar sagt er gleichzeitig auch, dass niedrige Dosen davon OK sind, doch das geht in der Masse an Gegenfeuer einfach unter.
Hin und wieder Schokolade (oder anderes) ist ja nicht schlimm, man muss einen Mittelweg für sich finden - das war leider nur mangelhaft dargestellt. Selbst ich, als (meiner Meinung nach) gesund lebender Mensch, fühle mich durch seine Aussagen richtig schlecht.
Zudem hatte ich das Gefühl, dass Tetje Mierendorf nach seiner Lebensumstellung zu einem Übermenschen mutiert ist. Ich selber bin nicht dick, doch was er da beschreibt grenzt für mich doch eher an eine Verlagerung der Sucht (oder er hat schlicht weg einfach massiv übertrieben). Jeden Weg geht er jetzt zu Fuß, selbst (und da musste ich den Kopf schütteln, weil es so absurd war) im Kaufhaus fährt er nicht mehr Rolltreppe wie der gemeine Mensch - NEIN! - er sucht jedesmal die Treppe und hat so auch schon mehr als einmal den Alarm für den Notausgang ausgelöst. Eh... hallo? Das kommt einfach nicht authentisch rüber, im Gegenteil, mir wurde er regelrecht unsympathisch! Ich gehe auch die Treppe, wenn eine neben der Rolltreppe ist, aber wer sucht sich denn bitte in der hinterstens Kaufhausecke das Nottreppenhaus???
Die Krönung war dann, dass er mit pH-Streifen seinen Säuregehalt im Urin gemessen hat, um zu schauen, ob der Säure-Base-Haushalt in seinem Körper optimal im Gleichgewicht ist. Sorry, aber das ist doch nicht mehr normal, geschweige denn authentisch und in meinen Augen eine komplette Verlagerung ins andere Extrem. Vielleicht geht es Tetje Mierendorf nach der Umstellung ja wirklich so gut, wie er hier predigt, doch Fakt ist, dass es total unglaubwürdig rüber kommt.
Wäre ich dick und würde abnehmen wollen und hätte mir durch dieses Buch wertvolle Tipps, oder einfach Ansporn für mein Vorhaben erhofft, wäre ich eher abgeschreckt worden. Zwar sagt er selber, dass die Umstellung bei ihm nicht radikal von heute auf morgen gewesen ist, doch selbst mich hat das Buch einfach nur abgeschreckt. Wie soll ich mit Superman Tetje Mierendorf mithalten?
Fazit
Weniger missionieren und mehr eigene Erfahrungen hätten dem Buch richtig gut getan. So hinterließ es bei mir nur das Bild eines unsympathischen, jetzt schlankem und übermenschlichem, Tetje Mierendorf.