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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.01.2019

Gasperlmaeiers 5. Fall

Letzter Applaus
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Altaussee steht Kopf - Es ist wieder einmal Narzissenfest. Da wird doch blöderweise die Narzissenkönigin ermordet und sie wird nicht die einzige Leiche bleiben. Gasperlmaiers Tochter Katharina rückt als ...

Altaussee steht Kopf - Es ist wieder einmal Narzissenfest. Da wird doch blöderweise die Narzissenkönigin ermordet und sie wird nicht die einzige Leiche bleiben. Gasperlmaiers Tochter Katharina rückt als Narzissenprinzessin auf die Stelle der Königin nach. Katharina nützt diese Position, um eine Statement gegen die immer häufiger werdenden Ramsch-Läden, die Billig-Trachten aus Fernost verkaufen, zu setzen. Das passt nun dem örtlichen Tourismusmanager nicht so ganz, bangt der doch um Sponsorengelder für das immer aufwändiger werdende Fest.

Gasperlmaier ist inzwischen selbst Postenkommandant und muss sich, gemeinsam mit seiner neuen Mitarbeiterin, mit den Ermittlungen herumschlagen.

Diesmal kann sich Frau Dr. Kohlross nicht um die Mordfälle kümmern, da sie in Elternkarenz ist. An ihrer Stelle ermittelt nun Oberst Resch, der sich als unverschämter, ungehobelter und cholerischer Mensch entpuppt. Er schüchtert sowohl Verdächtige, Zeugen wie auch Untergebene ein. „Ich bin ein Oberst und du bist ein Würschtl“ – so sein Umgangston.
Resch ist beleidigend und frauenfeindlich hat aber, auf Grund seiner flotten und daher kostengünstigen Ermittlungen im Innenministerium einen guten Stand.

Anders als Frau Doktor Kohlross bezieht der polternde Oberst Gasperlmaier auch nicht in die Ermittlungen ein. Doch der weiß sich natürlich zu helfen und so ermittelt die frisch gebackene Mutter quasi „undercover“.

Meine Meinung:

In diesem, nunmehr 5. Fall, klingen ernsthaftere Töne an. So wird die Überschwemmung Altaussees mit Tagestouristen thematisiert, die Kommerzialisierung des Narzissenfestes sowie das Aufkaufen von Immobilien und Geschäften durch Fremde. Gut wird das Spannungsfeld in dem der Tourismusmanager steckt, aufgezeigt. Um das jeweils vorherige Fest zu toppen, müssen neue Ideen und Sponsorengeld aufgetrieben werden, die die Alteingesessenen nicht mehr aufbringen wollen oder können.

Gut hat mir gefallen, dass der ehemalige Postenkommandant Friedrich Kahlß eine neue Rolle auf seinen üppgen Leib geschneidert bekommen hat. Es sorgt nun nicht mehr für Recht und Ordnung, sondern beteiligt sich an Aktionen gegen die „feindliche Übernahme“ durch Billigläden.

Mit Oberst Resch kommt auch ein wenig frischer Wind in die teils behäbigen Ermittlungen. Gasperlmaier muss sich als neuer Postenkommandant neuen Herausforderungen stellen, was ihm nicht immer leicht fällt. Aber, vielleicht wächst er an seiner Aufgabe.

Fazit:

Dass diesmal ernsthaftere Töne angeschlagen werden, statt nur über Leberkäsesemmeln zu schwadronieren, gefällt mir sehr gut. Daher gebe ich diesmal 4 Sterne.

Veröffentlicht am 22.01.2019

Gasperlmaiers 2. Fall

Letzter Gipfel
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Während Dorfpolizist Gasperlmeiler und sein Postenkommandant, der Kahlß Friedrich, gerade diskutieren, wie ihre Jause aussehen soll, erreicht sie ein Anruf, dass auf dem Ausseer Hausberg, dem Loser, eine ...

Während Dorfpolizist Gasperlmeiler und sein Postenkommandant, der Kahlß Friedrich, gerade diskutieren, wie ihre Jause aussehen soll, erreicht sie ein Anruf, dass auf dem Ausseer Hausberg, dem Loser, eine Frau abgestürzt ist. Also nix wie hin zur Absturzstelle, die allerdings nicht so ganz genau bekannt ist. Es kommt wie es kommen muss: Man findet eine zweite Leiche, die schon ein wenig länger hier liegen muss.

Wieder ermittelt Frau Doktor Kohlross, die diesmal dem gemütlichen Gasperlmaier einiges abverlangt, leidet der doch unter Höhenangst und ist auf Grund seines genussvollen Lebensstils jetzt nicht so fit. Auch der rasante Fahrstil der Frau Doktor, die er nach wie vor bewundert, behagt ihm nicht so sehr.

Als er beinahe wichtiges Beweismaterial als Müll entsorgen will, kann die Ermittlerin gerade noch eingreifen. Allerdings, profitiert die in Liezen stationierte Kriminalbeamtin von den Ortskenntnissen und dem Insiderwissen des Gasperlmaiers, der auch diesmal wieder seine Frau Gemahlin unerlaubterweise in die Ermittlungen einbezieht.

Meine Meinung:

Auch der zweite Fall für Gasperlmaier lebt einerseits vom Lokalkolorit und andererseits von der beinahe bis zur Trotteligkeit beschriebenen Unbedarftheit des Dorfpolizisten. Die beiden, Dr. Kohlross und Gasperlmaier sind schon ein recht eigenwilliges Gespann: Sie, stets ungeduldig und burschikos, stürmt vor und Gasperlmaier in seiner oft so unbeholfenen, sympathischen und behäbigen Art versucht, mit der zielstrebigen Frau Doktor Schritt zu halten. Die Ermittlungen konzentrieren sich im Umkreis der beiden toten Frauen, wobei diese sie auch an die Schule von Gasperlmaiers Tochter Katharina führen, was dieser naturgemäß mehr als peinlich ist.

Diesmal legt der Autor einige falsche Spuren, die die Ermittler (und Leser) in die Irre führen. Diesmal erfährt man etwas über das Privatleben der couragierten, durchsetzungsfreudigen Frau Dr. Kohlross und dies macht sie einem noch sympathischer.

Fazit:

Der 2. Teil der Altaussee-Krimi-Reihe hat mir ein wenig besser als der erste gefallen, daher diesmal 4 Sterne.

Veröffentlicht am 17.01.2019

Ein interessanter Einblick

Kaiser, Krieger, Heldinnen
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1918 ist der Erste Weltkrieg verloren, die österr.-ungarische Monarchie Geschichte, der Kaiser samt Familie auf dem Weg ins Exil, abertausende von Ex-Soldaten kommen in die Heimat zurück und finden eine ...

1918 ist der Erste Weltkrieg verloren, die österr.-ungarische Monarchie Geschichte, der Kaiser samt Familie auf dem Weg ins Exil, abertausende von Ex-Soldaten kommen in die Heimat zurück und finden eine veränderte Welt vor. Die Frauen, die zuvor noch an Kinder, Küche und Kirche gebunden waren, haben sich großteils ihrer Fesseln entledigt. Sie fordern, wie unverschämt, gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit, das allgemeine Wahlrecht und möchten ihre Errungenschaften, die sie während der Abwesenheit der Männer erreicht haben, nicht wieder hergeben. Obwohl nichts so ist wie vorher, werden die Frauen, die zuvor 12 und mehr Stunden in den Fabriken geschuftet haben, um ihre Kinder durchzubringen, wieder an den Herd zurückgedrängt.
Apropos Fabriksarbeit: Die männliche Gesellschaft findet, dass die Frauen zu schwach seien, um zu studieren. Für Schwerstarbeit in den Fabriken und anschließende Hausarbeit, sind die Frauen nicht zu zart.

Bettina Balaka zeigt die Situation der Frauen nach dem Ersten Weltkrieg auf. Trotz des ernsten Themas lässt sich das Buch gut lesen. Immer wieder kann auch geschmunzelt werden. Manchmal ist Kopfschütteln angebracht und häufig ein zustimmendes Nicken.

Was sich unter dem heutige Begriff „Gender Gap“ versteckt, ist nicht anderes als die Forderung von damals „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“.

Veröffentlicht am 16.01.2019

Very british

Miss Daisy und der Mord unter dem Mistelzweig
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Auf dem Anwesen von Lord Westmoor versammelt sich, in Abwesenheit des eigentlichen Hausherren, dessen Familie zu beinahe gemütlichen Weihnachtsfeiern. Mit dabei Daisy Fletcher mit ihrem Mann Alex, Ermittler ...

Auf dem Anwesen von Lord Westmoor versammelt sich, in Abwesenheit des eigentlichen Hausherren, dessen Familie zu beinahe gemütlichen Weihnachtsfeiern. Mit dabei Daisy Fletcher mit ihrem Mann Alex, Ermittler beim Scotland Yard, deren Tochter Bettina und die ewig nörgelnde adelige Mutter Daisys, Lady Dalrymple. Die hat sich auch nach vielen Jahren nicht mit der unstandesgemäßen Gattenwahl ihrer Tochter abgefunden und äußerst dies auch bei jeder Gelegenheit. Allerdings sie verschweigt zu Beginn, dass Alex Polizist ist.

Ein weiterer Gast ist ein Geistlicher, der durch seine Engstirnigkeit auffällt und mit einem Messer im Rücken tot aufgefunden wird. Aufgrund des schlechten Wetters und des einsam gelegenen Anwesens, übernimmt Alex Fletcher die ersten Ermittlungen. Nun ist es Lady Dalrymple recht, einen Ermittler als Schwiegersohn zu haben.

Doch warum musste der Geistliche sterben? Cui bono? – fragt sich auch Alex, der letztendlich einen offiziellen Ermittlungsauftrag erhält. Alex erhält Unterstützung nicht nur von Daisy, sondern auch von Tochter Bettina und ihrem Spielkameraden Derek. Die beiden Kinder nutzen das geheimnisumwitterte Anwesen für ihre fantasievollen Detektivspiele und fördern ein paar wichtige Beweisstücke zu Tage.

Meine Meinung:

„Miss Daisy und der Mord unter dem Mistelzweig“ ist für mich der erste Krimi einer längeren Reihe von ruhigen Krimis im Stil von Agatha Christie. Carola Dunn entführt ihre Leser in das England von 1928. Standesdünkel und Etikette bestimmen das Leben der Upper Class, auch wenn sie kaum mehr das nötige Geld für ihre Aufwendungen auftreiben können.

Dieser „closed-room“-Krimi legt viel Wert auf feine Zwischentöne. So gibt es mehrere Personen, die einige Vorteile davon hätten, wenn der Vikar am Leben geblieben wäre. Anderen passt dessen Tod perfekt in den Kram. Alex muss sich durch die vielen großen und kleinen Geheimnisse dieser Familie durcharbeiten. Dabei ist ihm Daisy eine unschätzbare Hilfe, weil sie als adelige Tochter mit dessen Konventionen bestens vertraut ist.

Für mich, die sich in solchem Klüngel nicht so gut auskennt, hätten einige Szenen ruhig kürzer ausfallen können. Nervig sind die beiden Schwestern Norville, jede auf ihre Art.

Der Krimi lässt sich leicht und locker lesen. Die Hochnäsigkeit von Lady Dalrymple zaubert mehrmals ein Grinsen in mein Gesicht.
Die Auflösung ist schlüssig.

Fazit:

Ein netter, britischer Krimi für zwischendurch. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 28.12.2018

Lass dich nicht unterkriegen

Die Frauen vom Savignyplatz
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Joan Weng entführt uns nach Berlin, in die 1920er Jahre, die für die meisten gar nicht so golden sind, wie man uns häufig weismachen will.

Dem Klappentext nach hätte ich einen flotten Einstieg in das ...

Joan Weng entführt uns nach Berlin, in die 1920er Jahre, die für die meisten gar nicht so golden sind, wie man uns häufig weismachen will.

Dem Klappentext nach hätte ich einen flotten Einstieg in das Leben als Buchhändlerin erwartet. Doch zuerst muss Vicky, die Metzgerstochter, noch ein paar Hürden in Form eines notorisch fremd gehenden Ehemanns und vier (bald fünf) Kindern überwinden.
Endlich, 1925 gelingt es Vicky ihren Traum vom eigenen Buchladen und einer Leihbibliothek zu verwirklichen. Immer an ihrer Seite ist Freundin Lisbeth und ihr, als Kriegsinvalide zurückgekehrter Bruder Bambi. Bei Bambi ist manchmal nicht klar, ob er, der als psychisch krank gilt, nicht doch eher den Durchblick hat, als die anderen.
Vicky muss sich gegen alle möglichen Vorurteile kämpfen. Sei es, dass Ehemänner ihre Frauen zwingen, ihren Leihausweis zurückzugeben oder sei es, dass sie Besuch von der Sittenpolizei erhält, weil man sie verdächtigt, pornografische Bücher zu verbreiten. Auch der aufkommende Nationalsozialismus, der Frauen eine andere Rolle als die einer Geschäftsfrau aufoktroyiert, wird thematisiert.

Meine Meinung:

Wie wir es von Joan Weng gewohnt sind, lässt sie uns tief in das Berlin dieser Zeit eintauchen. Sie nennt die Konventionen, die ihre Protagonisten unterworfen sind deutlich beim Namen. Unverheiratet schwanger? Geht gar nicht – es muss sofort geheiratet werden, möglichst reich. Vom Ehemann verlassen? Schnell eine Scheidung durchziehen und eine möglichst wohlhabenden Witwer heiraten. Wieder hält sich nicht Vicky an das, was die Eltern von ihr erwarten.
Schön finde ich, dass es Vicky gelingt, ihr Vorhaben umzusetzen. Doch wie wird es in der NS-Zeit weitergehen? Ob wir hier eine Fortsetzung lesen werden?

Der Schreibstil ist flott und leicht zu lesen. Mir hat der historische Roman recht gut gefallen. Ein bisschen Meckern muss ich wegen Vickys Unentschlossenheit bezüglich ihres Mannes Willi und der (für meinen Geschmack) etwas zu lange Beginn. Aber, das ist Jammern auf hohen Niveau.

Fazit:

Eine schöne Story für Fans von historischen Romanen, die in Berlin spielen. Gerne gebe ich 4 Sterne.