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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.01.2019

Ein bewegtes Leben

Olga
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Olga – Bernhard Schlink

Soweit ich mich erinnere, konnte mich schon das bekannte Werk Schlinks "Der Vorleser" zu Schulzeiten nicht so wirklich begeistern. Viele Jahre habe ich die Finger von dem Autor ...

Olga – Bernhard Schlink

Soweit ich mich erinnere, konnte mich schon das bekannte Werk Schlinks "Der Vorleser" zu Schulzeiten nicht so wirklich begeistern. Viele Jahre habe ich die Finger von dem Autor gelassen, nun wagte ich mich an seinen neuesten Roman "Olga".

Erzählt wird die Geschichte einer Frau, Olga. Beginnend in ihrer Kindheit und Jugend, gelangt der Leser in rasender Geschwindigkeit in das Leben Olgas als alter Dame. Jahrzehnte eines Lebens werden innerhalb weniger Seiten abgehandelt. Irgendwo dazwischen befindet sich ihre Liebe zu Herbert, eine Beziehung, die ich insgesamt nur schwer nachvollziehen kann. Die beiden passen von Anfang an nicht zusammen, führen niemals ein gemeinsames Leben. Nach wenigen, auch diese Zeit von längeren Auslandsaufenthalten unterbrochenen, Jahren, verschwindet er schließlich ganz und Olga trauert ihm bis zum Ende 50 Jahre lang nach.
Hm, nunja, mit Olga konnte ich mit so gar nicht identifizieren. Sie führt ein trauriges, unausgefülltes Leben, allerdings zum großen Teil aus eigener Schuld. Diese Schicksalsergebenheit und Untätigkeit, warten bis ihr irgendetwas in den Schoß fällt, hat mich wahnsinnig gemacht! Aber vermutlich tue ich ihr damit Unrecht, schließlich ist es eine andere Zeit, geprägt vom Krieg. Auch hat sie sich bereits durchgesetzt, indem sie Lehrerin wurde. Eine tolle Leistung. Nur im Privaten fehlt ihr dieses Durchsetzungsvermögen dann so ganz…

Obwohl ich Schlinks Sprache als sehr angenehm und schön empfinde, bleiben die Figuren seltsam fremd. Die Geschichte an sich konnte mich nicht überzeugen. Gerade weil ich Olga als Hauptfigur als nerv tötend empfand und die riesigen Zeitsprünge als mühsam. Insbesondere im Mittelteil des Romans empfand ich trotz des großen Erzähltempos etliche Passagen als richtiggehend langweilig. Durch die vielen Sprünge hatte ich einfach auch den Draht zur Geschichte verloren.
Zum Ende stellt sich die Frage, ob und was uns der Autor mit der Geschichte sagen will? Etwas in der Richtung, jeder ist seines Glückes Schmied? Ich bin mir nicht sicher...
Talent hat Schlink. Gerade im letzten Teil, der aus Briefen besteht, kommt dies wieder klar zum Vorschein. Umso enttäuschender, dass dies nicht immer zum Ausdruck kommt.

Veröffentlicht am 11.01.2019

Mäßig spannender Thriller mit interessanten Schauplätzen

Vier Tage in Kabul
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Vier Tage in Kabul – Anna Tell

Mäßig spannender Thriller mit interessanten Einblicken einer Unterhändlerin. Kein Muss.

Dieser Thriller hat gleich zwei Schauplätze. Amanda Lund, die erfolgreiche Unterhändlerin ...

Vier Tage in Kabul – Anna Tell

Mäßig spannender Thriller mit interessanten Einblicken einer Unterhändlerin. Kein Muss.

Dieser Thriller hat gleich zwei Schauplätze. Amanda Lund, die erfolgreiche Unterhändlerin versucht in Afghanistan zwei vermutlich entführte schwedische Diplomaten zu finden und zu befreien. Zeitgleich wird in Stockholm ein Regierungsmitarbeiter ermordet aufgefunden. Die Hinweise verdichten sich, dass die beiden Fälle zusammenhängen. Die Spuren führen in höchste Regierungskreise.

Das Interessante an diesem Buch ist das Hintergrundwissen der Autorin. Anna Tell ist Kriminalkommissarin und Unterhändlerin. Sie verfügt über Polizei- und Militärerfahrung und liefert Einblicke, die dieses Buch spürbar aufwerten.
Den Fall fand ich durchaus interessant und locker nebenbei zu lesen. Gerade gegen Ende hin, lässt die Spannung allerdings stark nach. Die Auflösung wird unnötig in die Länge gezogen und hat mich dann irgendwann gar nicht mehr wirklich interessiert. Das allermeiste konnte man sowieso schon längst erahnen. Somit hat mir der Überraschungseffekt gefehlt.

Die Pluspunkte liegen für mich im Background der Autorin, sowie im sehr aktuellen Setting (entführte Diplomaten in Kabul). Handwerklich gibt es meiner Meinung nach aber noch Luft nach oben.

Veröffentlicht am 25.12.2018

Gefahr auf der Berghütte

Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt
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Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt – Jörg Maurer

Dies war mein erster Alpenkrimi von Jörg Maurer. Tatsächlich ist es schon der elfte Fall um Kommissar Jennerwein und sein Team. Obwohl ich generell ...

Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt – Jörg Maurer

Dies war mein erster Alpenkrimi von Jörg Maurer. Tatsächlich ist es schon der elfte Fall um Kommissar Jennerwein und sein Team. Obwohl ich generell nicht so der Freund von Heimatkrimis bin, konnte mich dieser doch überzeugen. Der Autor hat eine sehr unkonventionelle Art des Erzählens. Slapstick und Spannung wechseln sich ab. Aber mehr dazu später.

Die diesjährige Weihnachtsfeier will Kommissar Jennerwein mit seinem Team in einer einsam gelegenen Berghütte feiern. Idyllisch und von der Außenwelt abgeschlossen, wollen die Kollegen endlich einmal abschalten und nicht ans Ermitteln denken. Doch so einfach ist das leider nicht. Woher kommen die Blutspuren im Schnee? Was ist mit der kaputten Drohne? Die Kollegin verhält sich auch irgendwie seltsam. Ohnehin scheint einiges los zu sein an diesem Abend in der Wildnis. Viel zu spät erkennt die feiernde Gesellschaft, dass sie in eine tödliche Falle getappt ist...

Der Autor unterbricht immer wieder die Geschichte, um wissenswerte Fakten einzustreuen (öfter geht es dabei um diverse Todesarten, aber auch um Informationen zum Jahr 1980, und überhaupt alles Mögliche, querbeet). Außerdem wird in Sequenzen immer wieder ein alter Fall aus Jennerweins Schulzeit erzählt. Dieser spielt später noch eine Rolle, lange ahnt man aber nicht, wohin die Reise gehen wird. Durch diese (beinahe) drei Erzählstränge gewinnt der Krimi an Tiefe, allerdings fand ich, dass die Geschichte dadurch recht lange, über Seite 100 hinaus, braucht, um wirklich Fahrt aufzunehmen. Anfangs plätschert es mehr so dahin. Dann aber hat mich der Sog gepackt und der Krimi mir wirklich sehr gut gefallen!
Jörg Maurer hat eine recht eigenwillige Handschrift, die mich oft auch an unpassenden Stellen schmunzeln ließ. Er wechselt unvermittelt zwischen Humor (man merkt doch den Kabarettisten) und wirklich spannenden Passagen.

Ein wirklich empfehlenswerter Alpen-Krimi, insbesondere zur Weihnachtszeit!


Veröffentlicht am 28.10.2018

Lebenslügen vor einem wunderbaren Naturpanorama

Helle Tage, helle Nächte
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Hiltrud Baiers Roman besticht eindeutig durch tolle Landschaftsbeschreibungen. Er spielt sowohl am Rande der Schwäbischen Alb als auch im weit entfernten Lappland. Man merkt durchaus, dass die Autorin ...

Hiltrud Baiers Roman besticht eindeutig durch tolle Landschaftsbeschreibungen. Er spielt sowohl am Rande der Schwäbischen Alb als auch im weit entfernten Lappland. Man merkt durchaus, dass die Autorin beide Gegenden sehr gut kennt und liebt. Geboren in Süddeutschland, ist sie später nach Lappland ausgewandert.

Anna ist bereits über siebzig und lebt schon lange relativ einsam. Als sie schwer an Krebs erkrankt, überkommen sie lange unterdrückte Schuldgefühle. Seit Jahrzehnten lebt sie mit einer großen Lüge. Plötzlich ist sie es satt, den Menschen, die ihr wichtig sind, weiterhin etwas vorzumachen.
Wenig später ist ihre frisch geschiedene Nichte Frederike auf dem Weg in den hohen Norden Lapplands. Mit einem langen Brief im Gepäck ist sie auf der Suche nach einem gewissen Petter Svakko. In der Einsamkeit der Berge wird sie jedoch mehr finden als nur diesen älteren Herrn.

Dies ist ein sehr stilles und ruhiges Buch. Es geschieht kaum etwas Unvorhergesehenes, mit Überraschungen ist nicht zu rechnen. Seine Stärke liegt in den wirklich schönen Naturbeschreibungen.

Kapitelweise wird abwechselnd von Anna in Deutschland und von Frederike in Lappland erzählt. Beide Frauen sind sehr sympathisch und nachvollziehbar dargestellt. Es geht in diesem leisen Roman sehr viel um die Vergangenheit, um ein Zurückschauen auf das eigene Leben. Auch um den Versuch der Wiedergutmachung und das Bemühen, seinen Frieden mit sich selbst zu machen. Sehr ernste Themen, durchaus auch tiefgründig, aber schön erzählt. Ein Roman, der meiner Meinung nach insbesondere für ältere Leser geeignet ist.

Veröffentlicht am 25.10.2018

Spannend bis zum Schluss

Stein
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Reinhard Kleindl - Stein

Vor fünf Jahren wurde der Banker Bert Köhler entführt. Diverse Lösegeldübergaben scheiterten, lediglich mehrere Päckchen mit abgetrennten Gliedmaßen des Opfers tauchten damals ...

Reinhard Kleindl - Stein

Vor fünf Jahren wurde der Banker Bert Köhler entführt. Diverse Lösegeldübergaben scheiterten, lediglich mehrere Päckchen mit abgetrennten Gliedmaßen des Opfers tauchten damals auf. Köhler konnte nie gefunden werden.
Nun tauchen plötzlich neue Informationen zu diesem dubiosen Fall auf. Wider Willen nimmt sich die ehemalige Ermittlerin Anja Grabner der Sache erneut an, die sie damals den Job kostete. Es ist nicht auszuschließen, dass Köhler noch immer am Leben ist und sich nach wie vor in der Gewalt seines Entführers befindet. Und ein ganzes Dorf scheint darüber mehr zu wissen, als es zugibt.

Der Autor hat einen tollen, leicht lesbaren Schreibstil, der es dem Leser ermöglicht, sich auf das Geschehen zu konzentrieren. Auch die düstere, geheimnisvolle Atmosphäre in dem kleinen österreichischen Ort Stein hat er sehr gut getroffen. Dessen Einwohner haben irgendetwas mit dem Verschwinden Köhlers zu tun. Es ist offensichtlich, dass sie ein Geheimnis bewahren.

Mit Anja Grabner hat Reinhard Kleindl eine sehr eigenwillige Ermittlerfigur geschaffen. Ihren Mitmenschen gegenüber benimmt sie sich sehr direkt, oft unfreundlich. Sie ist gewiss niemand, mit dem man sich identifizieren könnte. Aber gerade deshalb ist sie sehr interessant und hebt sich von den Ermittlerinnen anderer Krimis ab.
Generell fand ich eigentlich alle Figuren dieses Buches seltsam, verrückt. Insbesondere die Einwohner von Stein. Aber auch die ehemaligen Kollegen Anjas benehmen sich eigenartig und sind schwer einzuschätzen. Eine wirklich nette und unkomplizierte Person habe ich hier vergeblich gesucht.

Interessant fand ich auch die Rückblenden, welche regelmäßig auftauchen und in kursiver Schrift gehalten sind. So erfährt man nach und nach mehr darüber, was vor fünf Jahren geschehen ist. Die beiden Zeitebenen sorgen für Abwechslung und bringen etwas Tiefe in die Handlung.

Leider haben sich für mich zum Schluss hin ein paar Kritikpunkte ergeben, die mit der Auflösung zu tun haben und welche ich deshalb nicht näher ausführen möchte. Nur so viel: für mich haben am Ende einige Dinge nicht zusammengepasst. Die Lösung des Falles Köhler konnte mich letztendlich nicht so wirklich überzeugen. Es hat einfach der Aha-Effekt gefehlt. Trotzdem habe ich das Buch sehr gerne gelesen.

Insgesamt ein wirklich spannender und empfehlenswerter Thriller mit einer tollen, gruseligen Atmosphäre, wenn auch mit einigen Abstrichen.