Ein bewegtes Leben
OlgaOlga – Bernhard Schlink
Soweit ich mich erinnere, konnte mich schon das bekannte Werk Schlinks "Der Vorleser" zu Schulzeiten nicht so wirklich begeistern. Viele Jahre habe ich die Finger von dem Autor ...
Olga – Bernhard Schlink
Soweit ich mich erinnere, konnte mich schon das bekannte Werk Schlinks "Der Vorleser" zu Schulzeiten nicht so wirklich begeistern. Viele Jahre habe ich die Finger von dem Autor gelassen, nun wagte ich mich an seinen neuesten Roman "Olga".
Erzählt wird die Geschichte einer Frau, Olga. Beginnend in ihrer Kindheit und Jugend, gelangt der Leser in rasender Geschwindigkeit in das Leben Olgas als alter Dame. Jahrzehnte eines Lebens werden innerhalb weniger Seiten abgehandelt. Irgendwo dazwischen befindet sich ihre Liebe zu Herbert, eine Beziehung, die ich insgesamt nur schwer nachvollziehen kann. Die beiden passen von Anfang an nicht zusammen, führen niemals ein gemeinsames Leben. Nach wenigen, auch diese Zeit von längeren Auslandsaufenthalten unterbrochenen, Jahren, verschwindet er schließlich ganz und Olga trauert ihm bis zum Ende 50 Jahre lang nach.
Hm, nunja, mit Olga konnte ich mit so gar nicht identifizieren. Sie führt ein trauriges, unausgefülltes Leben, allerdings zum großen Teil aus eigener Schuld. Diese Schicksalsergebenheit und Untätigkeit, warten bis ihr irgendetwas in den Schoß fällt, hat mich wahnsinnig gemacht! Aber vermutlich tue ich ihr damit Unrecht, schließlich ist es eine andere Zeit, geprägt vom Krieg. Auch hat sie sich bereits durchgesetzt, indem sie Lehrerin wurde. Eine tolle Leistung. Nur im Privaten fehlt ihr dieses Durchsetzungsvermögen dann so ganz…
Obwohl ich Schlinks Sprache als sehr angenehm und schön empfinde, bleiben die Figuren seltsam fremd. Die Geschichte an sich konnte mich nicht überzeugen. Gerade weil ich Olga als Hauptfigur als nerv tötend empfand und die riesigen Zeitsprünge als mühsam. Insbesondere im Mittelteil des Romans empfand ich trotz des großen Erzähltempos etliche Passagen als richtiggehend langweilig. Durch die vielen Sprünge hatte ich einfach auch den Draht zur Geschichte verloren.
Zum Ende stellt sich die Frage, ob und was uns der Autor mit der Geschichte sagen will? Etwas in der Richtung, jeder ist seines Glückes Schmied? Ich bin mir nicht sicher...
Talent hat Schlink. Gerade im letzten Teil, der aus Briefen besteht, kommt dies wieder klar zum Vorschein. Umso enttäuschender, dass dies nicht immer zum Ausdruck kommt.