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Veröffentlicht am 15.09.2016

Träume wagen – Träume teilen!

Kräuter der Provinz
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Maierhofen ist ein Dorf im schwäbischen Allgäu. Es liegt in einer wunderschönen Landschaft, aber eben nicht direkt in der Nähe der Berge und so taucht es nicht in den Tourismusprospekten auf. Seit Jahren ...

Maierhofen ist ein Dorf im schwäbischen Allgäu. Es liegt in einer wunderschönen Landschaft, aber eben nicht direkt in der Nähe der Berge und so taucht es nicht in den Tourismusprospekten auf. Seit Jahren ziehen die jungen Leute lieber in die Stadt, um dort zu leben und zu arbeiten, und Maierhofen wird immer kleiner und verliert immer weiter an Attraktivität. Bürgermeisterin Therese beobachtet diesen Teufelskreis schon seit längerem mit Sorge. Und nun hat sie auch noch eine schlimme ärztliche Diagnose bekommen und muss ins Krankenhaus. Wer soll sich um ihr geliebtes Maierhofen kümmern, wenn sie nicht da ist und falls sie nicht wiederkommt? Durch Zufall erinnert sie sich an ihre Cousine Greta, die in ihrer Kindheit einige Sommer in Maierhofen verbracht hat und die inzwischen eine erfolgreiche Frankfurter Werbefachfrau ist. Unter einem Vorwand lockt sie Greta nach Maierhofen, damit diese sich eine Image-Kampagne ausdenkt.

Greta kommt dieses Angebot aber auch gerade recht. Sie ist ausgelaugt und sieht immer weniger Sinn darin, absurde Produkte mit noch absurderen Werbestrategien zu vermarkten. Obwohl sie es sich zuerst kaum vorstellen kann, hat das Landleben eine wohltuende Wirkung auf sie. Sie genießt die frische Luft, das leckere Essen, die ruhigere Gangart. Und schließlich kommt ihr eine Idee, wie Maierhofen zu retten sein könnte.

Auch die Nebenfiguren spielen eine wichtige Rolle, nach und nach lernt man die Dorfbewohner besser kennen und einige davon schließt man besonders ins Herz! Man fiebert mit ihnen und drückt ihnen die Daumen, dass sie ihre Träume erkennen und wahrmachen!

"Kräuter der Provinz" ist der erste zeitgenössische Roman der Bestseller-Autorin Petra Durst-Benning, die bisher im historischen Genre zuhause war. Wer ihre Romane kennt, wird die zentralen Motive aber auch hier schnell wiederfinden: es geht um starke Frauen, die aus ihren üblichen Rollen ausbrechen und etwas wagen. Es geht um Freundschaft und Zusammenhalt, egal welche Probleme dabei im Wege stehen. Es geht um den Mut zur Veränderung, etwas zu tun anstatt nur darauf zu warten, dass es passiert.

Mir persönlich ist die Geschichte fast zu positiv, auch wenn es natürlich Schwierigkeiten und Rückschläge gibt. Dennoch ist es eine schöne Unterhaltung, die auf jeden Fall Spaß macht und viel Freude beim Lesen bringt!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Blum ist zurück!

Totenhaus
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Eigentlich dachte ich nach dem Ende von „Totenfrau“ dass die Geschichte der Bestatterin Brünhilde Blum erzählt sei. Doch sie geht weiter.

Auf einem Innsbrucker Friedhof wird bei einer Exhumierung eine ...

Eigentlich dachte ich nach dem Ende von „Totenfrau“ dass die Geschichte der Bestatterin Brünhilde Blum erzählt sei. Doch sie geht weiter.

Auf einem Innsbrucker Friedhof wird bei einer Exhumierung eine schockierende Entdeckung gemacht. In einem Sarg werden Leichenteile von mehr als einer Person gefunden! Schnell ist klar, dass dafür nur eine verantwortlich sein kann, nämlich die Bestatterin: Blum.

Währenddessen ist Blum auf dem Weg nach Wien, zu einer Ausstellung, von der sie im Urlaub in einer Zeitschrift gelesen hat. Schockiert hat sie ihr eigenes Gesicht als plastinierte und auf einem Zebra hergerichtete Leichenskulptur gesehen. Wie kann das sein? Wer war die Frau, die ihr zum Verwechseln ähnlich sieht? Und wie kam ihre Leiche in diese Ausstellung, auf dieses Zebra? Blum spürt, dass sie dieses Rätsel lösen muss, es lässt sie nicht los.

Gleichzeitig muss sie flüchten und sich verstecken. Sie findet eine Verbindung zu der Zebrafrau und damit durch Zufall auch ein Versteck – doch ist sie hier nicht ebenfalls in großer Gefahr?

Ich habe das Buch als Hörbuch gehört, genau wie den ersten Teil. Der Stil ist ungewöhnlich, viele kurze Sätze, oft nur aus einem Wort bestehend. Wolfram Koch liest entsprechend, man muss sich hier hineinhören und sicher ist es auch eine Geschmacksfrage. Ich fand es nach einer gewissen Eingewöhnung irgendwie faszinierend.

Viele Rezensenten schreiben, man müsse den ersten Teil nicht zwingend kennen. Einerseits stimme ich da zu, die wichtigsten Handlungspunkte werden wiederholt, so dass man sich ein Bild davon machen kann, was geschehen ist und was Blum getan hat. Doch um die ungewöhnliche Figur Blum und ihre Handlungsweise auch nur ansatzweise zu verstehen, sollte man meiner Meinung nach zuerst „Totenfrau“ lesen oder hören.

Die Geschichte selbst ist wieder keine leichte Lektüre. Es wird grausam und blutig, manche Beschreibungen waren regelrecht ekelhaft, dennoch wollte ich immer weiterhören. Streckenweise sank das Spannungslevel leider etwas ab, aber ich war zwischendurch eher dankbar für kleine Erholungspausen in all dem Grauen.

Insgesamt ein sehr besonderer Roman, der sicher nicht allen gefallen wird. Auch ich war mir lange nicht sicher, im Rückblick hat er mir aber eigentlich sogar noch besser gefallen als der erste Teil. Und es wird einen dritten Band geben, noch ist Blums Geschichte nicht beendet!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind

Nebelsilber
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Edies Eltern haben sich gestritten und leben nun erst einmal getrennt. Während ihre Mutter berufsbedingt nach Singapur geht, ziehen Edie und ihr Vater nach Wasserruh im Spreewald, in ein altes Haus, das ...

Edies Eltern haben sich gestritten und leben nun erst einmal getrennt. Während ihre Mutter berufsbedingt nach Singapur geht, ziehen Edie und ihr Vater nach Wasserruh im Spreewald, in ein altes Haus, das ihr Vater dort geerbt hat. Edie ist froh über die Einsamkeit in dem abgeschiedenen kleinen Dorf und möchte sich dort eigentlich auch mit niemandem anfreunden. Sie hat von kleinauf die Gabe, Dinge anders wahrzunehmen als die meisten anderen Menschen, versteckt dies aber normalerweise vor anderen.

Doch in Wasserruh ist alles anders. Einerseits ist Wasserruh ein wunderschöner, friedlicher, kleiner Ort, andererseits hat der dichte Spreewald auch seine unheimlichen Seiten, vor allem bei Nebel. Und es gibt düstere Legenden über den Erlenkönig, der regelmäßig kleine Kinder raubt und sie als Opfer dafür nimmt, dass das Dorf nicht im Wasser versinkt.

Ist es so auch Silas Sterner ergangen, der vor mehr als zehn Jahren spurlos verschwunden ist? Kurz nach Edies Ankunft in Wasserruh taucht Silas auf einmal wieder auf. Er kann sich an nichts erinnern, weiß nicht, was ihm zugestoßen ist und wo er die ganzen Jahre war. Zwischen ihm und Edie besteht von Anfang an eine besondere Verbindung, ihre Herzen erkennen einander. Doch ist Silas eventuell eine Gefahr?

Die düster-mystische Stimmung des Buches hat mir sehr gefallen. Ich bin eigentlich eine Leserin, die am Ende von phantastischen Geschichten, die in unserer Welt spielen, gerne eine rationale Auflösung hat. Das Übernatürliche wird hier von den Figuren aber von Beginn als so selbstverständlich hingenommen, dass ich mich beim Lesen ebenfalls darauf eingelassen und mich seelisch drauf eingestellt habe, dass ich hier kein logisch-rationales Ende bekommen werde.

Die Geschichte entwickelt sich anfangs noch recht ruhig, nimmt dann aber immer mehr Tempo auf. Gegen Ende ging es mir dann allerdings zu schnell, die Auflösung kommt für mich zu abrupt und es gab vorher zu wenig Hinweise auf eine Entwicklung in diese Richtung. Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Geschichte auch gegen Ende hin etwas mehr Raum bekommen und ein bisschen mehr Erklärungen geboten hätte.

Dennoch ein durchaus spannendes und unterhaltsames Leseerlebnis!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannendes, unterhaltsames und lehrreiches Lesevergnügen

Blut und Seide
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Die Gegend um Bad Kreuznach, im 13. Jahrhundert. Bei einem grausamen Überfall wurden Simons Eltern getötet, der kleine Junge ist der einzige Überlebende. Er wächst bei seinem Patenonkel Johann von Sponheim ...

Die Gegend um Bad Kreuznach, im 13. Jahrhundert. Bei einem grausamen Überfall wurden Simons Eltern getötet, der kleine Junge ist der einzige Überlebende. Er wächst bei seinem Patenonkel Johann von Sponheim auf. Johann gewinnt den aufgeweckten kleinen Simon schnell lieb, umso mehr, da er keine eigenen Kinder hat und sein jüngerer Bruder Heinrich sich leider gar nicht so entwickelt, wie Johann das gerne hätte. Zwischen Heinrich und Simon entbrennen immer wieder Streitigkeiten und die Situation wird nicht besser, als sie beide im Rahmen ihrer Ausbildung zum Ritter auf der Burg des Grafen von Katzenelnbogen landen. Heinrich ist schon von Kindheit an mit der Tochter des Grafen verlobt. Christina fühlt sich überhaupt nicht zu dem groben Heinrich hingezogen, mit Simon hingegen freundet sie sich an. Das sorgt natürlich für zusätzlichen Streit zwischen den beiden jungen Männern.

Die Autorin erzählt das Schicksal der Protagonisten über einige Jahre hinweg. Eine entscheidende Rolle spielt hier neben Simon, Christina und Heinrich sowie einigen wichtigen Nebenfiguren insbesondere der treue Knecht Michel, der immer an der Seite von Heinrich und später Simon zu finden ist.

Das Buch war absolut spannend zu lesen und so verflogen die über 800 Seiten nur so. Die Figuren waren interessant gezeichnet und machen glaubwürdige Entwicklungen durch, einzig die Liebesgeschichte zwischen Simon und Christina war mir das eine oder andere Mal zu sehr von Missverständnissen geprägt. Heinrich als absoluter Fiesling war für mich auch eine sehr spannende Figur. Man kann ihn von Anfang an nicht leiden, wartet aber dennoch immer wieder darauf, ob er nicht doch auch positive Seiten haben könnte – die Beantwortung dieser Frage lasse ich hier einmal offen. Bei den anderen Hauptfiguren gibt es mehr schwarz und weiß, gute und schlechte Eigenschaften, Taten sowie Entwicklungen.

Die Handlung hält sich an den historischen Rahmen dieser Zeit, Heinrich gab es tatsächlich und auch der brave Michel ist historisch belegt. Christina von Katzenelnbogen und Simon von Montfort hingegen sind fiktiv, die Gründe erklärt die Autorin ausführlich im Nachwort. Vieles, was den Protagonisten geschieht, könnte sich aber damals so zugetragen haben, man merkt dem Roman die intensive Recherche auf jeden Fall an. Das Mittelalter war in vielen Belangen eine grausame Zeit und auch das wird in der Geschichte immer wieder deutlich. Ich bin keine allzu zartbesaitete Leserin, aber bei einigen Szenen hat es mich doch regelrecht geschaudert! All das macht das Buch für mich aber auch gerade authentisch.

Insgesamt ein spannendes, unterhaltsames und lehrreiches Lesevergnügen und ich freue mich auf weitere Werke der Autorin!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Tausendundeine Nacht neu erzählt

Zorn und Morgenröte
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Tausendundeine Nacht neu erzählt

Chalid Ibn al-Rashid ist der Kalif von Chorasan. Er ist ein grausamer junger Herrscher. Er tötet seine Bräute bei Morgengrauen, nach nur einer Nacht. Eine der unglücklichen ...

Tausendundeine Nacht neu erzählt

Chalid Ibn al-Rashid ist der Kalif von Chorasan. Er ist ein grausamer junger Herrscher. Er tötet seine Bräute bei Morgengrauen, nach nur einer Nacht. Eine der unglücklichen jungen Frauen war Shiva, die beste Freundin von Shahrzad. Diese hat Rache geschworen und bietet sich selbst als Freiwillige an. Ihr Ziel ist es, den Kalifen zu betören und so lange am Leben zu bleiben, bis sie eine Schwäche an ihm findet, die es ihr erlauben wird, Rache zu üben. Und so erzählt sie ihm eine Geschichte, die im Morgengrauen noch nicht beendet ist – wird sie weitererzählen dürfen? Wird sie ihr Ziel erreichen und Rache nehmen oder werden sich ihre Pläne ändern?

Das Märchen von Scheherazade ist nicht neu und schon oft erzählt worden. Dementsprechend ist der Beginn der Handlung keine große Überraschung und ich verrate wohl nicht zu viel damit, dass Shahrzad sowohl die erste Nacht als auch die kommenden überlebt.

Renée Ahdieh verpackt die Geschichten aus Tausendundeiner Nacht neu, nimmt klassische Elemente darin auf und verstrickt sie zu einer herzzerreißenden Liebesgeschichte voller Dramatik, Trauer, Misstrauen, Verrat - aber auch Treue, Freundschaft und großer Liebe.

Man leidet mit den beiden Protagonisten und möchte sie von Anfang an am liebsten aufeinander zuschubsen. Doch das ist auch gar nicht nötig, denn die Anziehungskraft zwischen ihnen ist spürbar und wird immer stärker. Doch lange stehen sie sich selbst und gegenseitig im Weg – zu lange? Werden sie begreifen, bevor es zu spät ist?
Und es gibt auch noch weitere Figuren, die eine Rolle spielen und ihre Pläne schmieden. Tarik, der junge Mann, der Shahrzad seit ihrer gemeinsamen Kindheit liebt und dessen Gefühle sie eigentlich erwidert. Shahrzads Vater, der schon mehrmals als Beschützer seiner Tochter versagt hat und entschlossen ist, dies nicht noch einmal zuzulassen. Chalids Onkel, der nach der Macht giert. All diese Gegner und Feinde formieren sich, aus unterschiedlichen Motiven, um gegen das vermeintliche Monster auf dem Kalifenthron vorzugehen. So entsteht neben der Liebesgeschichte, die einen großen Teil der Handlung einnimmt, auch Spannung. Einige mystische Elemente dürfen in einer Geschichte aus Tausendundeiner Nacht natürlich auch nicht fehlen, diese hätten allerdings für meinen Geschmack etwas mehr ausgeschmückt und erklärt werden dürfen.

Insgesamt hat mir das Buch aber wirklich gut gefallen.

Es handelt sich um den Auftaktband einer neuen Reihe. Das Ende ist nicht wirklich abgeschlossen, sondern eher ein Zwischenpunkt und am liebsten hätte ich sofort weitergelesen, auch wenn es kein ganz fieser Cliffhanger ist und man schon vermuten kann, wo der Schwerpunkt des zweiten Teils liegen wird. Dennoch ist zu hoffen, dass die Autorin schnell die Fortsetzung beendet und auch die deutsche Übersetzung bald erscheinen wird! Laut Homepage von Renée Ahdieh ist das Erscheinen des zweiten Bandes im Original für Mai 2016 geplant.