Gelungener Abschluss
„...Wenn wir Kriege führen, die zu nichts führen, sind sie in meinen Augen überflüssig. Sie bringen nur Tod und Qual über die Menschen...“
Ramses ist mittlerweile 55 Jahre alt. Er feiert erneut das Hebsed, ...
„...Wenn wir Kriege führen, die zu nichts führen, sind sie in meinen Augen überflüssig. Sie bringen nur Tod und Qual über die Menschen...“
Ramses ist mittlerweile 55 Jahre alt. Er feiert erneut das Hebsed, das Fest seiner Wiedergeburt. Er hat sein Land noch fest im Griff. Zwei Probleme gilt es zu lösen. Zum einen hat er beim Besuch des Grabes seines Vaters die Spuren von Grabräubern gefunden. Zum anderen hat ihm der König der Hethiter seine älteste Tochter zur Frau angeboten. Allerdings verlangt er, dass sie den Titel der Großen Königlichen Gemahlin trägt. Bisher hat Ramses abgelehnt. Aber nach einem heftigen Gewitter in Theben rät ihm sein Sohn, seine Entscheidung zu überdenken. Das Gewitter könne eine Folge des Zorns des hethitischen Gottes sein.
Es handelt sich um den sechsten Band über das Leben des Pharaos Ramses. Erneut hat die Autorin ein spannendes und farbenfrohes Zeitgemälde gestaltet.
Gekonnt und detailgenau werden die Feste und Feierlichkeiten im antiken Ägypten beschrieben. Außerdem erhalte ich als Leser einen Einblick in das Denken der damaligen Zeit. Bei der Rückkehr aus dem Reich der Hethiter erleben die Ägypter einen Schneefall. Einer kommentiert das so:
„...Schnee ist eine gefrorene Variante des himmlischen Wassers. Er kann wie eisige Nadelspitzen auf der Haut stechen, wenn der Wind ihn ins Gesicht bläst...“
Mit dem Eintreffen der hethitischen Prinzessin bekommt auch Urhi-Teschup neues Oberwasser. Er plant erneut, sich den hethitische Thron zurückzuerobern.
Besonderen Wert legt die Autorin auf aussagekräftige Gespräche. Sie geben der Geschichte immer ein besonderes Gepräge, weil sie unterschiedliche Standpunkte aufarbeiten und die Personen durch ihre eigenen Worte charakterisieren. Das zeigt sich unter anderen im Gespräch von Bintanat mit Maathor, der hethitischen Prinzessin .Schon in dem Moment ist klar, das aus den beiden nie Freundinnen werden.
Einige Jahre später kommt es zwischen Ramses und seinen Kindern zu einem Gespräch, dass in die Tiefe geht. Daraus stammt das Eingangszitat. Es gehört für mich zu den Schlüsselszenen des Buches, denn es zeigt, dass Ramses das friedvolle Zusammenleben der Völker wichtig ist. Das heißt natürlich nicht, dass er seine Grenzen ungeschützt lässt. Auch seine Personalentscheidungen sind wohldurchdacht.
Die Achtung der königlichen Familie vor den Leistungen der Ahnen kommt im folgenden Zitat zum Ausdruck:
„...Die Pyramiden sind wahre Meisterleistungen und ehren die Götter. Sie bergen unschätzbares Wissen und große Geheimnisse in ihrem Inneren...“
Ramses erreicht für die damalige Zeit ein sehr hohes Alter. Der Preis dafür ist, dass er viele seiner Lieben in die Ewigkeit ziehen lassen müssen. Das hinterlässt Spuren.
Im Nachwort erläutert die Autorin, was gesicherte Fakten sind und wo die Freiheit des Schriftstellers gewirkt hat.
Literaturhinweise, ein ausführliches Personenverzeichnis, ein Verzeichnis der Götter und eine Begriffserklärung vervollständigen das Buch.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Sie zeugt von einer umfassenden Recherche der Autorin und hat mich mit ihrer spannenden Handlung in eine vergangene Epoche der Menschheit geführt.