Die französische Revolution:Eine wagemutige und emanzipierte Adlige und das Schicksal der Emigranten
Die Rose des HerzogsAm 01. Mai 1841 erwacht die 73jährige Prinzessin Charlotte de Rohan-Rochefort mit der Gewissheit, dass dieser Tag ihr Todestag sein wird. Körperlich sehr schwach und doch versöhnt mit ihrem baldigen Lebensende, ...
Am 01. Mai 1841 erwacht die 73jährige Prinzessin Charlotte de Rohan-Rochefort mit der Gewissheit, dass dieser Tag ihr Todestag sein wird. Körperlich sehr schwach und doch versöhnt mit ihrem baldigen Lebensende, verbringt sie diesen Tag in ihrem Schlafzimmer und verliert sich in ihren Träumen immer wieder in die zurückliegenden Jahre, in denen sie viel erlebt, viel erlitten, viel geliebt hat und viel geliebt wurde und unbeschreiblich viel Geduld und Wagemut an den Tag gelegt hat.
Aufgewachsen als zweites Kind einer zum damaligen Zeitpunkt verarmten alten aber hochangesehenen Adelsfamilie pflegt sie einen liebevollen und innigen Kontakt zu ihrem unermesslich reichen Großonkel, Kardinal Louis de Rohan-Rochefort; bestens bekannt im Zusammenhang mit der s.g. Halsbandaffaire. Verliebt sie sich einige Jahre vor der französischen Revolution in einen adligen jungen Mann, so verliert sie ihn kurz vor der Hochzeit in den Wirren der Revolution. Gemeinsam mit ihrem Onkel emigriert sie bereits 1790 nach Ettenheim in Deutschland und verbringt dort mit ihm viele Jahre. Sie erlebt hautnah das Schicksal weiterer Emigranten, die sich im Hause ihres Onkels treffen und auch das verzweifelte Bemühen dieser Menschen, ihrem Heimatland wieder zum Frieden zu verhelfen und zurückkehren zu können. Zu diesen Emigranten zählt auch der ihr aus längst zurückliegenden Zeiten bekannte, deutlich jüngere Louis-Antoine, Herzog von Enghien. Auch wenn sie sich im Laufe der Zeit innig lieben, wobei Prinzessin Charlotte sich lange Zeit gegen diese Gefühle sträubte, heiraten sie letztendlich in aller Heimlichkeit. Zu groß sind die Vorbehalte des Herzogs, da sein Großvater eine Heirat rigoros ablehnt. Eine Entscheidung, die Prinzessin Charlotte verletzt.
Das gemeinsame Glück währt leider nicht lange, da Napoleon in Herzog Enghien einen großen Rivalen sieht, da es sich bei ihm um den Abkömmling eines alten Bourbonengeschlechts Anspruch auf die Königskrone handelt. Er lässt ihn kurzerhand aus Deutschland entführen und in einem mehr als unwürdigen Gerichtsverfahren zum Tode verurteilen. Das Urteil wird umgehend umgesetzt.
Dank des dem Roman vorangestellten Personenverzeichnisses, in dem reale und fiktive Personen deutlich gekennzeichnet sind, findet man schnell Zugang zu den agierenden Personen und den Verwandtschaftsverhältnissen. Es erleichtert ungemein den Zugang zum Romaninhalt. Die einzelnen Charaktere werden "lebensecht" und vorsichtig in den Roman eingeführt und es entsteht beim Lesen schon mal der Eindruck, dass man sich mitten unter den handelnden Personen befindet. Sehr glaubwürdige, nachvollziehbare und verständliche Gespräche und Handlungen, mitten im Alltag der damaligen Zeit, machen die Lektüre des Buches zu einem großartigen Leseereignis.
Was mir vor Lektüre des Buches völlig unbekannt war, ist das Schicksal der Emigranten, die zum Teil in Deutschland eine, wenn vielleicht auch nur vorübergehende, Bleibe gefunden hatten. Ihr Bemühen, auch teilweise mit kriegerischem Einsatz, ihre Heimat zu retten, bzw. dafür zu sorgen, dass dort wieder Recht und Ordnung herrscht, hat mich sehr stark angesprochen. Auch die bedingungslose Hilfsbereitschaft der deutschen Bevölkerung war ist bemerkenswert und ich bin der Autorin sehr dankbar, dies in dem vorliegenden Roman vorzustellen. Alles in allem ein Aspekt der französischen Revolution, der mir bisher völlig unbekannt war, mich aber dazu angestiftet hat, mich neu mit diesem Zeitabschnitt und Aspekten zu beschäftigen.
Diesen Roman möchte ich von Herzen gerne weiterempfehlen. Das reale Schicksal von Prinzessin Charlotte de Rohan-Rochefort und des Herzogs von Enghien sind es wert, für die Nachwelt aufgeschrieben und festgehalten zu werden. Dies ist Marita Spang hervorragend gelungen. Sehr gut recherchiert, was von ihr im Rahmen einer Leserunde immer wieder deutlich dokumentiert wurde. Für Liebhaber historischer Romane, die reale Ereignisse be- und umschreiben ein absoluter Genuss!