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Veröffentlicht am 25.01.2019

Die französische Revolution:Eine wagemutige und emanzipierte Adlige und das Schicksal der Emigranten

Die Rose des Herzogs
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Am 01. Mai 1841 erwacht die 73jährige Prinzessin Charlotte de Rohan-Rochefort mit der Gewissheit, dass dieser Tag ihr Todestag sein wird. Körperlich sehr schwach und doch versöhnt mit ihrem baldigen Lebensende, ...

Am 01. Mai 1841 erwacht die 73jährige Prinzessin Charlotte de Rohan-Rochefort mit der Gewissheit, dass dieser Tag ihr Todestag sein wird. Körperlich sehr schwach und doch versöhnt mit ihrem baldigen Lebensende, verbringt sie diesen Tag in ihrem Schlafzimmer und verliert sich in ihren Träumen immer wieder in die zurückliegenden Jahre, in denen sie viel erlebt, viel erlitten, viel geliebt hat und viel geliebt wurde und unbeschreiblich viel Geduld und Wagemut an den Tag gelegt hat.

Aufgewachsen als zweites Kind einer zum damaligen Zeitpunkt verarmten alten aber hochangesehenen Adelsfamilie pflegt sie einen liebevollen und innigen Kontakt zu ihrem unermesslich reichen Großonkel, Kardinal Louis de Rohan-Rochefort; bestens bekannt im Zusammenhang mit der s.g. Halsbandaffaire. Verliebt sie sich einige Jahre vor der französischen Revolution in einen adligen jungen Mann, so verliert sie ihn kurz vor der Hochzeit in den Wirren der Revolution. Gemeinsam mit ihrem Onkel emigriert sie bereits 1790 nach Ettenheim in Deutschland und verbringt dort mit ihm viele Jahre. Sie erlebt hautnah das Schicksal weiterer Emigranten, die sich im Hause ihres Onkels treffen und auch das verzweifelte Bemühen dieser Menschen, ihrem Heimatland wieder zum Frieden zu verhelfen und zurückkehren zu können. Zu diesen Emigranten zählt auch der ihr aus längst zurückliegenden Zeiten bekannte, deutlich jüngere Louis-Antoine, Herzog von Enghien. Auch wenn sie sich im Laufe der Zeit innig lieben, wobei Prinzessin Charlotte sich lange Zeit gegen diese Gefühle sträubte, heiraten sie letztendlich in aller Heimlichkeit. Zu groß sind die Vorbehalte des Herzogs, da sein Großvater eine Heirat rigoros ablehnt. Eine Entscheidung, die Prinzessin Charlotte verletzt.

Das gemeinsame Glück währt leider nicht lange, da Napoleon in Herzog Enghien einen großen Rivalen sieht, da es sich bei ihm um den Abkömmling eines alten Bourbonengeschlechts Anspruch auf die Königskrone handelt. Er lässt ihn kurzerhand aus Deutschland entführen und in einem mehr als unwürdigen Gerichtsverfahren zum Tode verurteilen. Das Urteil wird umgehend umgesetzt.

Dank des dem Roman vorangestellten Personenverzeichnisses, in dem reale und fiktive Personen deutlich gekennzeichnet sind, findet man schnell Zugang zu den agierenden Personen und den Verwandtschaftsverhältnissen. Es erleichtert ungemein den Zugang zum Romaninhalt. Die einzelnen Charaktere werden "lebensecht" und vorsichtig in den Roman eingeführt und es entsteht beim Lesen schon mal der Eindruck, dass man sich mitten unter den handelnden Personen befindet. Sehr glaubwürdige, nachvollziehbare und verständliche Gespräche und Handlungen, mitten im Alltag der damaligen Zeit, machen die Lektüre des Buches zu einem großartigen Leseereignis.

Was mir vor Lektüre des Buches völlig unbekannt war, ist das Schicksal der Emigranten, die zum Teil in Deutschland eine, wenn vielleicht auch nur vorübergehende, Bleibe gefunden hatten. Ihr Bemühen, auch teilweise mit kriegerischem Einsatz, ihre Heimat zu retten, bzw. dafür zu sorgen, dass dort wieder Recht und Ordnung herrscht, hat mich sehr stark angesprochen. Auch die bedingungslose Hilfsbereitschaft der deutschen Bevölkerung war ist bemerkenswert und ich bin der Autorin sehr dankbar, dies in dem vorliegenden Roman vorzustellen. Alles in allem ein Aspekt der französischen Revolution, der mir bisher völlig unbekannt war, mich aber dazu angestiftet hat, mich neu mit diesem Zeitabschnitt und Aspekten zu beschäftigen.


Diesen Roman möchte ich von Herzen gerne weiterempfehlen. Das reale Schicksal von Prinzessin Charlotte de Rohan-Rochefort und des Herzogs von Enghien sind es wert, für die Nachwelt aufgeschrieben und festgehalten zu werden. Dies ist Marita Spang hervorragend gelungen. Sehr gut recherchiert, was von ihr im Rahmen einer Leserunde immer wieder deutlich dokumentiert wurde. Für Liebhaber historischer Romane, die reale Ereignisse be- und umschreiben ein absoluter Genuss!

Veröffentlicht am 25.01.2019

Familiensaga und Geschichtsstunde - hervorragende Kombination mit spannendem Lesegenuss

Gut Greifenau - Nachtfeuer
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Wurde im ersten Band der Gut Greifenau Trilogie noch der Alltag sowohl der herrschaftlichen Familie als auch der Bedienstetes auf einem Gutshof vorgestellt, konfrontiert der zweite Band bereits nach wenigen ...

Wurde im ersten Band der Gut Greifenau Trilogie noch der Alltag sowohl der herrschaftlichen Familie als auch der Bedienstetes auf einem Gutshof vorgestellt, konfrontiert der zweite Band bereits nach wenigen Seiten mit den Auswirkungen des 1. Weltkrieges. Die beiden ältesten Söhne von Graf Adolphis und seine Ehefrau Feodora befinden sich an der Kriegsfront und auch vor den Bediensteten des Guts und der umliegenden Dörfer machen Einberufungen keinen Halt. Im Verlauf des Krieges werden auch die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung wie Rationierung von Nahrungsmitteln keinen Halt. So kämpfen Soldaten und Bevölkerung teilweise ums nackte Überleben und dies wird in dem vorliegenden Roman sehr detailliert und realitätsnah beschrieben. Darüber hinaus wird aber auch immer wieder deutlich, welches Desinteresse an den Missständen gerade von Adligen an den Tag gelegt wird. Dies wird besonders gut mit Hilfe der Gräfin dargestellt, da deren einziges Bestreben nach wie vor darin besteht, ihre jüngste Tochter in die kaiserliche Familie einheiraten zu lassen, koste es was es wolle und dabei auch zu recht drastischen Maßnahmen gegenüber Katharina greif. Feodora scheut wirklich keinen Aufwand, um ihr Ziel zu erreichen. Fast könnte man sagen, sie würde zur Erreichung ihres Zieles sogar über Leichen gehen.

Kam der erste Band beim Lesen noch recht ruhig daher, so hält der vorliegende Band die Leser in fast atemloser Spannung. Da werden endlich Geheimnisse aufgedeckt, allerdings (noch) nicht im ersehnten Umfang. Katharina, die jüngste Tochter und potentielle Verlobte von Prinz Ludwig von Preußen, durchläuft durch verschiedene persönliche Ereignisse einen Reifeprozess, der sie zu einer entschlossenen, mutigen und kampfbereiten jungen Frau werden lässt. Wunderschön zu lesen, wie sich aus dem unbedarften jungen Mädchen eine Frau wird, die weiß, was sie will und bereit und entschlossen ist, sich über Konventionen hinwegzusetzen.

Sehr glaubwürdige, nachvollziehbare und verständliche Gespräche und Handlungen, mitten im Alltag der damaligen Zeit, machen die Lektüre des Buches zu einem großartigen Leseereignis. Gut, dass sich die Autorin im ersten Band die Mühe gemacht hat, die Akteure umfassend vorzustellen. So sind ihr Verhalten und ihre Aktionen im vorliegenden Band verständlich und auch schlüssig und runden das Bild, das man im ersten Band von ihnen gewonnen hat, ab.

Historische Ereignisse dieser Zeit sind realistisch in den Handlungsablauf integriert und runden den Gesamteindruck hervorragend ab. Vor allem wird auch auf sehr interessante (Erzähl-)Weise auf die Verbindung zwischen Deutschland und Russland in der zweiten Hälfte des 1. Weltkrieges hingewiesen. Ein Aspekt, der durchaus zu eigenen persönlichen Recherchen führen kann. Und eine solche Auswirkung zeichnet für mich einen historischen Roman ganz besonders aus. Er bietet Inhalte, die man gerne weiter recherchieren möchte.

Leider endet der Roman mit zwei sehr schicksalsträchtigen Ereignissen, die in diesem Umfang weder vorstellbar noch schwer zu fassen sind. Gut, dass es einen Folgeband geben wird und ich hoffe, die Autorin sorgt für positive Wendungen.

Diesen Roman möchte ich von Herzen gerne weiterempfehlen. Atemlose Spannung ist garantiert aber auch einige tragische menschliche Schicksalsschläge, die jedoch sehr empathisch dargestellt wurden. Glücklicherweise gibt es aber auch genügend positive Ereignisse, mit denen aber auch schon mal ein schmunzeln beim Lesen erzeugt wird.
Sehr, sehr gerne: volle Sternchenzahl!!!!

Veröffentlicht am 09.08.2024

Ein quirliges und pragmatisches Freundinnen-Quartett

Die Blütenfreundinnen
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Aus einer durchaus bekannten Alltagssituation heraus: Bahnstreik, stornierte Züge, entwickelt die Autorin einen federleichten Sommerroman um letztendlich 4 Frauen zwischen 40 und 50 Jahren, die sich zunächst ...

Aus einer durchaus bekannten Alltagssituation heraus: Bahnstreik, stornierte Züge, entwickelt die Autorin einen federleichten Sommerroman um letztendlich 4 Frauen zwischen 40 und 50 Jahren, die sich zunächst noch völlig unbekannt sind und zu Freundinnen werden. Gestrandet am Münchner Hauptbahnhof beschließen Kristin, Lena und Nicole ihre Weiterreise in Richtung Norden mit Hilfe eines bzw. des letzten noch zur Verfügung stehenden Leihwagens gemeinsam anzutreten. Dadurch reduzieren sich nicht nur die Kosten, sondern es findet sich im Laufe der nicht unerheblichen Entfernung genügend Zeit für Gespräche. Aus ursprünglicher Sympathie ergibt sich letztendlich eine feste Freundschaft nicht nur der drei ehemaligen Reisegefährtinnen. Denn auch Nicoles Schwägerin Toni, die von ihrem Lebensgefährten betrogen wurde, wird als vierte im Bunde aufgenommen.

Mit großem Geschick und Einfühlungsvermögen werden die Charaktere der vier Freundinnen ins Leben gerufen. Dabei wird jeder von ihnen ein individueller Lebensweg mit prägenden Entwicklungen zugeordnet. Kristin, bisher erfolgreiche Innenarchitektin, leidet zunehmend unter jüngeren Konkurrenten. Lena, alleinstehende Apothekerin mit erwachsenem Sohn, hat sich auf einer Dating-Plattform zu einem ersten Treffen verabredet. Von Nicole, erst seit zwei Jahren verwitwet, wird die Betreuung der beiden Enkel erwartet. Und Toni, Altenpflegerin, hat einen ganz eigenen Plan, ihrem Partner seinen Betrug zu vergelten.
Ein leichter, flüssiger Schreibstil führt zu einer wohltuenden Auszeit im stressigen Alltag. Die Identifikation mit jeder Charaktere der vier Freundinnen gelingt leicht. Vieles ist aus dem eigenen Alltag bekannt, selbst erlebt und es macht wirklich Spaß, die Freundinnen auf ihrem Weg „durch dick und dünn“ zu begleiten. Und es bleibt spannend, denn die Frage, ob Tonis Rachegelüste gestillt werden können, wird sich wahrscheinlich erst im Folgeband lösen lassen.

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Veröffentlicht am 22.07.2024

Warmherziger Wohlfühlroman

Nanny über Nacht - Lakeland Love
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Der recht kurzweilige Roman über Harriet, eine Rettungssanitäterin in England, die sich eine dringend erforderliche und auch wohlverdiente Auszeit von einer stressigen und teilweise auch emotional aufwühlenden ...

Der recht kurzweilige Roman über Harriet, eine Rettungssanitäterin in England, die sich eine dringend erforderliche und auch wohlverdiente Auszeit von einer stressigen und teilweise auch emotional aufwühlenden Tätigkeit nehmen möchte. Als Zeugin eines Autounfalls kann sie sofort ihre beruflichen Kenntnisse anwenden, wobei ihre Unterstützung im Rahmen einer Erstversorgung des Unfallopfers damit noch lange nicht beendet ist. Denn Tom, das Unfallopfer und alleinerziehend, wird sich einer anschließenden Behandlung im Krankenhaus unterziehen müssen und kann dadurch die Betreuung seiner Tochter Poppy, ein freundliches und liebenswertes kleines Mädchen mit Downsyndrom, nicht mehr übernehmen. Gut, dass Harriet zur Stelle ist und es keine Überredungsversuche benötigt, diese Aufgabe zu übernehmen. Dass Harriet nicht nur Poppy und Tom in ihr Herz schließt, sondern auch einige Geheimnisse zu Tom ent- und aufdeckt sorgt für interessante Entwicklungen.
Ein leichter und flüssiger Schreibstil, empathisch gestaltete Charaktere deren Gedanken, Handlungen und Entwicklungen schlüssig und nachvollziehbar sind, verleihen diesem Roman eine Leichtigkeit, die man sehr gerne als kleine Auszeit genießt. Zumal die überschaubare Seitenanzahl dafür sorgt, dass der Roman auch schnell, quasi „zwischendurch“, gelesen werden kann. Wenn auch einiges vorhersehbar ist, so hindert dies nicht, lesend den erwarteten Wendungen und Entwicklungen zu folgen.

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Veröffentlicht am 06.07.2024

Endlich Kita-Kind

Jetzt gehe ich in die Kita
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Mit einer recht überschaubaren Anzahl von Seiten gelingt es mit Hilfe dieses Pappbilderbuches nicht nur die Neugier auf den Besuch der Kita zu wecken, sondern nimmt auch gleichzeitig die Angst vor dem ...

Mit einer recht überschaubaren Anzahl von Seiten gelingt es mit Hilfe dieses Pappbilderbuches nicht nur die Neugier auf den Besuch der Kita zu wecken, sondern nimmt auch gleichzeitig die Angst vor dem noch unbekannten, dem sich die Kinder ohne Eltern und vielleicht auch ohne Geschwister stellen müssen.
Gemeinsam mit der kleinen Juna erlebt man den ersten Kita-Tag mit. Dabei wird bereits viel Wissenswertes auf kindgerechte Erzählweise vermittelt, wobei mit Hilfe der farblich sehr ansprechend gestalteten Bilder die kurzen Texte noch einmal sehr anschaulich dargestellt werden. Zudem gibt es auf jedem Bild einiges zu entdecken, was nicht Bestandteil des jeweiligen Textes ist und geradezu einlädt, sich ein wenig näher mit dem gesamten Bild zu beschäftigen und mit dem bereits vorgelesenen Text zu kombinieren.
Zudem finden verschiedenen gesellschaftliche Aspekte eine hervorragende und auch wichtige Berücksichtigung. Juna lernt Kinder unterschiedlicher Nationalitäten kennen und staunt über die Möglichkeit, mit den Händen zu reden, wenn ein anderer nicht hören kann. Und auch, dass Juna ihren ersten Kita-Tag nicht gemeinsam mit ihrer Mutter dort verbringt, sondern von ihrem Vater begleitet wird.
Eine wirklich gelungen Vorbereitung auf den Beginn eines neuen Lebensabschnitts – geeignet für Kinder und auch Erwachsene.

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