Herz und vor allem Schmerz
Das Haus der Verlassenenkommen in diesem Roman nicht zu kurz, denn es ist ein ernstes, ja tragisches Thema, das dieses Buch behandelt: nämlich ungewollt und vor allem ungeplant schwanger gewordene junge Frauen in den 1950er Jahren, ...
kommen in diesem Roman nicht zu kurz, denn es ist ein ernstes, ja tragisches Thema, das dieses Buch behandelt: nämlich ungewollt und vor allem ungeplant schwanger gewordene junge Frauen in den 1950er Jahren, die mit ihrem Schicksal vollkommen allein gelassen werden. Nicht zuletzt vom werdenen Vater, der mit der Situation nur zu oft nichts mehr zu tun haben will.
Viel wurde über irische Verhältnisse geschrieben, diesmal geht es um englische: die junge Ivy, 1956 von einem vielversprechenden Talent des lokalen Fußballvereins geschwängert, findet weder bei diesem noch bei ihrer Familie Unterstützung und landet in einem katholischen Heim, in dem sie ausgebeutet wird und ihr Kind nicht behalten darf. Auf tragische Weise lässt sie ihr Leben, nicht jedoch, ohne eine für die Zukunft entscheidende Bekanntschaft geschlossen zu haben.
Doch wie passt das alles zu Sam, die im Jahre 2017 als Journalistin tätig ist und es als alleinerziehende Mutter nicht leicht hat. Sie gerät durch Zufall an die Story, die sie nicht mehr loslässt. Doch dann...
Nein, mehr erfahren Sie von mir nicht, außer dass es mannigfaltige Wendungen und überraschende - teilweise etwas zu konstruierte - Entwicklungen gibt, die den Leser - oder eher die Leserin, denn dieses ist ein typischer Frauenroman bis zum Schluss am Ball bleiben lassen. So auch mich, obwohl ich das ein oder andere Mal die Augen verdreht habe. Aber trotzdem wollte ich erfahren, wie es weitergeht.
Autorin Emily Gunnis schreibt mit viel Herz und ein bisschen Schmalz über ein trauriges Thema und schont hier wirklich niemanden. Schade, dass sie darüber vergisst, die ein oder andere Wendung weiter zu verfolgen oder abzuschließen. Doch insgesamt habe ich diesen Roman, der streckenweise sogar etwas von einem Krimi hat, zum Ende hin jedoch getrost mindestens als Spannungsroman bezeichnet werden kann, gerne gelesen, auch wenn er mir langfristig sicher nur bruchstückhaft in Erinnerung bleiben wird. Etwas für lange und dunkle Winterabende - doch sehen Sie zu, dass sie nicht alleine in ihrer Wohnung oder zumindest im Haus sind!