Das Lügenspiel
Eine kurze Textnachricht ist der Grund, warum Isa Wild nach siebzehn Jahren wieder nach Salten fährt. Dort hat sie nach dem Tod ihrer Mutter ein Jahr in einem Internat verbracht. Die Freundschaft zu Thea, ...
Eine kurze Textnachricht ist der Grund, warum Isa Wild nach siebzehn Jahren wieder nach Salten fährt. Dort hat sie nach dem Tod ihrer Mutter ein Jahr in einem Internat verbracht. Die Freundschaft zu Thea, Fatima und Kate war damals das Wichtigste für sie – und die Verbindung hält noch immer an. Ruft eine, kommen alle. So auch jetzt. Der Grund ist jedoch besorgniserregend. Es wurde eine Leiche am Ufer des Flusses gefunden. Die Folgen könnten die Vier alles kosten …
Wie bei „Woman in Cabin 10“ spielt die Autorin Ruth Ware auch in diesem Buch mit der subtilen, nicht direkt greifbaren Angst. Die Ich-Erzählerin Isa Wild, Mutter eines 6 Monate alten Säuglings, den sie schon fast paranoid beschützt und bemuttert, rückt nur zögerlich mit der Sprache heraus. Sie tastet sich selbst an die Wahrheit heran, verarbeitet ihre lange unterdrückten Schuldgefühle beim Erzählen und während der Ereignisse. Mit der Zeit entdeckt sie, wie sehr sie sich in vielem geirrt hatte. Das hat Folgen für ihre Gegenwart und ihre Zukunft.
Die Freundschaft der vier Frauen und damals Mädchen wird sehr schön dargestellt. Die Stimmung zwischen ihnen, das Band, das auch über längere Zeit ohne Treffen besteht, der Zusammenhalt und das Vertrauen sind sehr schön gezeichnet. Genau dadurch kann die über allem schwebende Bedrohung den Leser noch mehr ängstigen und fesseln. Die Spannung ist von Anfang bis Ende spürbar und immer da. Die letzten Kapitel sind ein echtes Highlight und verändern einfach alles. Genau das mochte ich an „Woman in Cabin 10“ schon so sehr.
Besonders gut finde ich dabei, dass Ruth Ware dabei keine extrem grausamen Bilder beschreibt, sondern mit Andeutungen und eben Subtilität eine enorme Wirkung erzielt. Fast möchte ich das Buch als Psychothriller einstufen. Die eingestreuten Rückblicke in die Zeit, in der die vier Freundinnen im Internat waren, beantworten viele Fragen, überlasten die Geschichte aber nicht. Der größte Teil wird einfach linear erzählt. So mag ich das.
Der Originaltitel passt für mich besser zum Buch, zumal die Titel der einzelnen Abschnitte eben die Regeln des Lügenspiels sind.
Ich hatte eine spannende, unterhaltsame Lesezeit. Ganz umgehauen hat mich das Buch zwar nicht, aber ich gebe ihm noch immer vier Sterne. Auf weitere Bücher der Autorin bin ich auf alle Fälle schon gespannt!