Fesselnder Krimi
Tiefe Stille„...Es dauerte keine fünf Minuten, und sie hatte sich, obwohl sie noch keinen Fuß auf oberbayrischen Boden gesetzt hatte, schon bis über beide Ohren in die Gegend verliebt...“
Maria ist Witwe und Mitglied ...
„...Es dauerte keine fünf Minuten, und sie hatte sich, obwohl sie noch keinen Fuß auf oberbayrischen Boden gesetzt hatte, schon bis über beide Ohren in die Gegend verliebt...“
Maria ist Witwe und Mitglied in einem Krimiclub. Als Gewinnerin eines Krimiwettbewerb darf sie an spielerischen Ermittlungen in Oberbayern teilnehmen. Dort trifft sie als zweiten Teilnehmer den 18jährigen Leon. Christof, der dritte Mann, wird erst einen Tag später erwartet. Allerdings ist wegen des Wetters die Unterkunft abgesoffen. Sie kommen in einem Notbehelf unter. Bei ihren ersten Exkurs in der Gegend finden sie in einem Schuppen einen Toten und sichern die ersten Spuren. Sie glauben, dass der Tote nur ein Schauspieler ist und ahnen nicht, dass sie mittlerweile in einen echten Fall geschlittert sind.
Kriminalhauptkommissar Lukas Zieringer ist an seinem neuen Arbeitsplatz in Miesbach angekommen. Der letzte Fall in München ging ihm an die Nieren. Deshalb hat er um eine Versetzung in die Provinz nachgesucht. Hier muss er als erstes die Hinterlassenschaften seines Vorgängers lesen. Der vermutete in einer Saftfabrik gleichzeitig ein Drogenlabor, konnte es aber dem Besitzer nie nachweisen. Dafür hat er all seine Erkenntnisse akribisch aufgeschrieben.
Die Autorin hat einen fesselnden und abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Die beiden unterschiedlichen Handlungsstränge, die nach einer gewissen Zeit zusammengeführt werden, geben der Geschichte ein besonders Flair. Die Handlung hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Das Eingangszitat bezieht sich auf Maria, die bewusst ihren Witwenstand genießt. Die Autorin lässt mich kurz einen Blick in Marias Vergangenheit werfen. Das erklärt alles, wie das folgende Zitat beweist:
„...Gunter war gegen alles Moderne gewesen; er erlaubte ihr auch nur, genau eine stunde am Tag fernzusehen. Immer um achtzehn Uhr, wenn eine Heimatdokumentation gezeigt wurde...“
Das Zusammentreffen mit Leon bringt Maria völlig neue Erkenntnisse. Der junge Mann stärkt ihr Selbstbewusstsein und führt sie in den Umgang mit moderner Technik ein. Ihm wurden einige Einschränkungen auferlegt, da er als Hacker gearbeitet hat und erwischt wurde.
Christof, der Dritte im Bunde, wird von Maria mit kritischen Augen betrachtet. Sein Verhalten macht sie mehr als misstrauisch.
Als es zu einer Einführung kommt, laufen Lukas und sein Chef zu großer Form auf. Sie wissen, dass ihnen die Zeit davonläuft. Der Obersteiger Schmiedl bietet der Polizei seine Hilfe an. Die Autorin versteht es ausgezeichnet, durch gut geführte Gespräche darzulegen, dass der alte Herr noch einmal zeigen will, was er weiß und kann. Als ihm ein Mitglied des SEK dumm kommt, kontert er:
„...Jetzt hören Sie mir mal zu, mein Junge. Sie trauen sich sowieso nur hier herunter, weil Sie von Ihren bis an die Zähne bewaffneten Männern beschützt werden. Von dem, was wir damals hier unten geleistet haben, hätten sie sicher schon beim Gedanken daran die Hosen voll...“
Dabei erhalte ich vielfältige Informationen über die Arbeit in einem Steinkohlenbergwerk, aber auch die sichtbaren und für Laien kaum sichtbaren Veränderungen, die mehrere Jahre nach der Stilllegung im Schacht feststellbar sind.
Diese Informationen sind so geschickt in die Handlung integriert, dass der hohe Spannungsbogen erhalten bleibt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.