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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.01.2019

Fesselnder Krimi

Tiefe Stille
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„...Es dauerte keine fünf Minuten, und sie hatte sich, obwohl sie noch keinen Fuß auf oberbayrischen Boden gesetzt hatte, schon bis über beide Ohren in die Gegend verliebt...“

Maria ist Witwe und Mitglied ...

„...Es dauerte keine fünf Minuten, und sie hatte sich, obwohl sie noch keinen Fuß auf oberbayrischen Boden gesetzt hatte, schon bis über beide Ohren in die Gegend verliebt...“

Maria ist Witwe und Mitglied in einem Krimiclub. Als Gewinnerin eines Krimiwettbewerb darf sie an spielerischen Ermittlungen in Oberbayern teilnehmen. Dort trifft sie als zweiten Teilnehmer den 18jährigen Leon. Christof, der dritte Mann, wird erst einen Tag später erwartet. Allerdings ist wegen des Wetters die Unterkunft abgesoffen. Sie kommen in einem Notbehelf unter. Bei ihren ersten Exkurs in der Gegend finden sie in einem Schuppen einen Toten und sichern die ersten Spuren. Sie glauben, dass der Tote nur ein Schauspieler ist und ahnen nicht, dass sie mittlerweile in einen echten Fall geschlittert sind.
Kriminalhauptkommissar Lukas Zieringer ist an seinem neuen Arbeitsplatz in Miesbach angekommen. Der letzte Fall in München ging ihm an die Nieren. Deshalb hat er um eine Versetzung in die Provinz nachgesucht. Hier muss er als erstes die Hinterlassenschaften seines Vorgängers lesen. Der vermutete in einer Saftfabrik gleichzeitig ein Drogenlabor, konnte es aber dem Besitzer nie nachweisen. Dafür hat er all seine Erkenntnisse akribisch aufgeschrieben.
Die Autorin hat einen fesselnden und abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Die beiden unterschiedlichen Handlungsstränge, die nach einer gewissen Zeit zusammengeführt werden, geben der Geschichte ein besonders Flair. Die Handlung hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Das Eingangszitat bezieht sich auf Maria, die bewusst ihren Witwenstand genießt. Die Autorin lässt mich kurz einen Blick in Marias Vergangenheit werfen. Das erklärt alles, wie das folgende Zitat beweist:

„...Gunter war gegen alles Moderne gewesen; er erlaubte ihr auch nur, genau eine stunde am Tag fernzusehen. Immer um achtzehn Uhr, wenn eine Heimatdokumentation gezeigt wurde...“

Das Zusammentreffen mit Leon bringt Maria völlig neue Erkenntnisse. Der junge Mann stärkt ihr Selbstbewusstsein und führt sie in den Umgang mit moderner Technik ein. Ihm wurden einige Einschränkungen auferlegt, da er als Hacker gearbeitet hat und erwischt wurde.
Christof, der Dritte im Bunde, wird von Maria mit kritischen Augen betrachtet. Sein Verhalten macht sie mehr als misstrauisch.
Als es zu einer Einführung kommt, laufen Lukas und sein Chef zu großer Form auf. Sie wissen, dass ihnen die Zeit davonläuft. Der Obersteiger Schmiedl bietet der Polizei seine Hilfe an. Die Autorin versteht es ausgezeichnet, durch gut geführte Gespräche darzulegen, dass der alte Herr noch einmal zeigen will, was er weiß und kann. Als ihm ein Mitglied des SEK dumm kommt, kontert er:

„...Jetzt hören Sie mir mal zu, mein Junge. Sie trauen sich sowieso nur hier herunter, weil Sie von Ihren bis an die Zähne bewaffneten Männern beschützt werden. Von dem, was wir damals hier unten geleistet haben, hätten sie sicher schon beim Gedanken daran die Hosen voll...“

Dabei erhalte ich vielfältige Informationen über die Arbeit in einem Steinkohlenbergwerk, aber auch die sichtbaren und für Laien kaum sichtbaren Veränderungen, die mehrere Jahre nach der Stilllegung im Schacht feststellbar sind.
Diese Informationen sind so geschickt in die Handlung integriert, dass der hohe Spannungsbogen erhalten bleibt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

Veröffentlicht am 27.01.2019

Bewegende Geschichte

Ich gab ihm mein Wort
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„...Wenn Männer beschlossen, zu den Waffen zu greifen, zogen sie damit auch ihre Frau und jedes Kind in diesen Konflikt hinein. Die Frauen kämpften zwar an eine anderen Front, aber trotzdem kämpften sie...“

Wir ...

„...Wenn Männer beschlossen, zu den Waffen zu greifen, zogen sie damit auch ihre Frau und jedes Kind in diesen Konflikt hinein. Die Frauen kämpften zwar an eine anderen Front, aber trotzdem kämpften sie...“

Wir schreiben das Jahr 1864. In Franklin auf der Carnton Plantage arbeitet Lizzie Clouston als Gouvernante. Sie unterrichtet Hattie und Winder, die Kinder der Familie McGavock, sowie deren Cousine Sally. Wegen des Bürgerkrieges lebt nur noch Tempy, die Haussklavin, auf der Plantage.
Lizzie lehnt die Sklaverei ab. Das aber weiß ihr Dienstherr nicht. Dabei gehen Lizzies Gedanken noch weiter, wie das folgende Zitat zeigt:

„...Sie war sich sicher, dass Tempy die Gelegenheit, lesen zu lernen, sofort ergreifen würde. Aber es verstieß gegen das Gesetz, einer Sklavin lesen und schreiben zu lehren...“

Von einem Moment zum anderen aber ändert sich die Situation. In der Nähe der Plantage kommt es zu einer schweren Schlacht zwischen den Unionssoldaten und der Armee des Südens. Ins Haus der Familie McGavock werden die verletzten Offiziere und Soldaten gebracht. Dazu gehört auch Hauptmann Roland Jones. Gleichzeitig bangt Lizzie um das Leben ihres Freundes Towny, der auch zur Südstaatenarmee gehört.
Die Autorin hat einen fesselnden und bewegenden historischen Roman geschrieben. Es ist keine leichte Lektüre, denn die Folgen von Krieg und Kampf sind unmittelbar Inhalt der Geschichte.
Der Schriftstil ist ausgefeilt und dem Ernst der Situation angepasst. Lizzie stellt sich dem Militärarzt zur Verfügung und übernimmt bei den Operationen die Narkose. Alles, was sie dabei sieht, lässt in ihr die Frage aufkommen:

„...Wie viele Arten, sich gegenseitig zu töten, würden die Menschen noch erfinden?...“

Hauptmann Jonas hat selbst Sklaven. Es wird deutlich, dass er menschlich mit ihnen umgeht. Das ändert aber nichts daran, dass sie unfrei sind. George, sein Sklave, mit dem er aufgewachsen ist und der nun zu ihm gekommen ist, macht das gegenüber Lizzie deutlich. Aussagekräftige Gespräche zwischen Lizzie und Roland thematisieren die Sklavenhaltung. Sie gehen in die Tiefe. Der Hauptmann steht auf den Standpunkt, dass es ohne die Sklaven im Süden keinen Fortschritt gibt. Gekonnt gelingt es der Autorin allerdings, ihn nach und nach zum Nachdenken zu bringen. Dazu tragen zum einen Lizzies Argumente bei. Die klingen so:

„...Ich bezweifle, dass einer von uns freundlich darauf reagieren würde,wenn ein anderer Mensch für uns entscheidet, was wir können und was nicht oder wohin wir gehen können und wohin nicht...“

Zum anderen erlebt Roland auf Grund seiner Verletzung, was es heißt, plötzlich nur noch begrenzt frei und selbst auf Entscheidung und Wohlwollen anderer angewiesen zu sein.
Im Haus der Familie sind Tod und Sterben allgegenwärtig. Für viele Verletzte ist es eine Zeit zwischen Hoffen und Bangen. Auch die Kinder der Familie werden damit konfrontiert. Dass es trotz aller Hilfsbereitschaft selbst in der Situation Kranke gibt, die ausfallend werden, ist schwer nachvollziehbar. Hier sorgt vor allem die Nonne Catherine schnell für klare Fronten. Sie weiß sich selbst gegen die Forderungen der Unionsoffiziere durchzusetzen.
Als besondere Stilmittel hat die Autorin verschiedene Briefe ins Geschehen integriert. Ein Junge von 14 Jahren stirbt und hinterlässt eine Nachricht an seine Mutter. Ein Offizier trägt einen Brief bei sich, der an sein Kind gerichtet ist, dass er nie gesehen hat. In dem Zusammenhang bekommt das Eingangszitat eine ganz neue Bedeutung.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist nicht ein Plädoyer gegen Sklaverei und für die Freiheit eines jeden Menschen. Es öffnet die Augen, für die Grausamkeiten des Krieges.
Das Buch beruht auf Tatsachen. Es erzählt eine Familiengeschichte nach, die ähnlich stattgefunden hat und zeugt von der umfangreichen Recherche der Autorin.
Roland hat im Laufe des Geschehens die Sklaverei und seine Zukunft zunehmend unter der Sicht des Glaubens betrachtet. Dabei hört er in Gedanken eine Frage, mit der ich meine Rezension beenden möchte, weil sie für jeden von uns in vielen Situationen aktuell ist:

„...Wovor hast du Angst, geliebtes Kind?...“

Veröffentlicht am 26.01.2019

Lesenswerte Anthologie

Giftmorde 4
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„...Du weißt, da ist der Auszug des hochgiftigen Fingerhutes drin. Nur in ganz kleinen Mengen ist Digitalis purpurea hilfreich für unsere Herzen. Wenn du zu viel nimmst, wirkt es tödlich...“

Was haben ...

„...Du weißt, da ist der Auszug des hochgiftigen Fingerhutes drin. Nur in ganz kleinen Mengen ist Digitalis purpurea hilfreich für unsere Herzen. Wenn du zu viel nimmst, wirkt es tödlich...“

Was haben Sadebaum, Efeu und Wurmfarn gemeinsam? Sie könnten in jedem Garten wachsen und sie sind hochgiftig. Es sind nur drei der 14 Pflanzen, die in der Anthologie zu Mordwerkzeugen werden. Jeder der 14 Autoren hat seine eigene Handschrift und lässt seine Protagonisten die tödliche Waffe aus Floras Welt auf besondere Weise einsetzen.
Das Eingangszitat bezieht sich auf die Geschichte „Zurück in die Vergangenheit“. Karl König sucht nach einem bewegten Leben eine Partnerin für die letzten Lebensjahre. Alles scheint zu klappen. Mit Wanda genießt er die Tage. Dann aber legt er seine Lebensbeichte ab. Sie schockiert Wanda. Übrigens, wer glaubt, dass hier Digitalis das Mittel der Wahl ist, wird eine Überraschung erleben.
Die erste Geschichte ist mitten aus dem Leben gegriffen. Sie erzählt vom Alltag in einem Kindergarten. Genau die Mutter, die ihr Kind als letzte holt, regt sich am meisten auf, wenn etwas nicht geklappt hat. Das klingt so:

„...Dann organisiert euch. Wofür bezahle ich hundertfünfzig Euro im Monat? Ihr seid Dienstleister! Schlechte!...“

Alles, wozu die Mutter von Tim keine Zeit hat, soll der Kindergarten erledigen. Doch dann treten bei verschiedenen Kindern Würmer auf. Tim hat keine, aber seine Mutter. Gekonnt wird erzählt, wie es dazu kam und welches Gegenmittel ihr empfohlen wird.

„...Ganz ehrlich, ein Leben ohne unsere Männer wäre kein Alptraum...“

Es ist eine Frauenrunde, die sich über die negativen Seiten ihrer Gatten beklagt. Die Herren sitzen auch zusammen. Sie haben aber ein völlig anderes Problem. Joe ist der Cowboy des Dorfes. Die Männer beobachten, wie oft ihre Frauen bei ihm verweilen. Außerdem plaudert er öffentlich Interna der Familien aus. Sie sind sich einig. Joe muss weg. Die Geschichte ist durch einen feinen Humor gekennzeichnet. Am Ende lösen sich alle Probleme auf besondere Weise.
Eine ganz andere Stimmung gibt es in der Geschichte „Der Tanz des Kohlweißlings“. Fast poetisch klingen die folgenden Worte:

„...Ein einzelner Kohlweißling tanzte tanzte gutgelaunt zwischen den rosafarbenen, zum Kelch hin beinahe ins Weiße übergehenden Blüten...“

Eine Frau erzählt darin einer Journalistin aus ihrer Vergangenheit. Die Pflanze Kornrade war die Lieblingspflanze ihrer Zwillingsschwester. Sie wird den Mann töten, der für den Selbstmord von Franziska verantwortlich war.
Die wenigen Beispiele zeigen schon, wie abwechslungsreich und unterhaltsam die kurzen Krimis sind. Eifersucht, Habgier, Rachegelüste sind dabei die Wurzeln alles Übels. Jeder von ihnen zeichnet sich durch sein eigenes Flair aus und jeder hätte es verdient, hier zitiert zu werden. Das aber würde den Rahmen der Rezension sprengen.
Auf eine Geschichte allerdings möchte ich noch hinweisen, weil sie etwas aus dem Rahmen fällt. Sie dürfte historisch Interessierte begeistern, denn es geht um einen Mordanschlag der Ostfriesen auf Friedrich den Großen. Die Mordwaffe? Die Kartoffel! Doch dieses Mal hat man nicht die giftigen Teile verwendet.
Die Anthologie hat mehr sehr gut gefallen. Die Zusammenstellung ist gelungen und bietet abwechslungsreiche Unterhaltung.

Veröffentlicht am 24.01.2019

Gelungener Abschluss

Ramses - Geliebt von Amun -
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„...Wenn wir Kriege führen, die zu nichts führen, sind sie in meinen Augen überflüssig. Sie bringen nur Tod und Qual über die Menschen...“

Ramses ist mittlerweile 55 Jahre alt. Er feiert erneut das Hebsed, ...

„...Wenn wir Kriege führen, die zu nichts führen, sind sie in meinen Augen überflüssig. Sie bringen nur Tod und Qual über die Menschen...“

Ramses ist mittlerweile 55 Jahre alt. Er feiert erneut das Hebsed, das Fest seiner Wiedergeburt. Er hat sein Land noch fest im Griff. Zwei Probleme gilt es zu lösen. Zum einen hat er beim Besuch des Grabes seines Vaters die Spuren von Grabräubern gefunden. Zum anderen hat ihm der König der Hethiter seine älteste Tochter zur Frau angeboten. Allerdings verlangt er, dass sie den Titel der Großen Königlichen Gemahlin trägt. Bisher hat Ramses abgelehnt. Aber nach einem heftigen Gewitter in Theben rät ihm sein Sohn, seine Entscheidung zu überdenken. Das Gewitter könne eine Folge des Zorns des hethitischen Gottes sein.
Es handelt sich um den sechsten Band über das Leben des Pharaos Ramses. Erneut hat die Autorin ein spannendes und farbenfrohes Zeitgemälde gestaltet.
Gekonnt und detailgenau werden die Feste und Feierlichkeiten im antiken Ägypten beschrieben. Außerdem erhalte ich als Leser einen Einblick in das Denken der damaligen Zeit. Bei der Rückkehr aus dem Reich der Hethiter erleben die Ägypter einen Schneefall. Einer kommentiert das so:

„...Schnee ist eine gefrorene Variante des himmlischen Wassers. Er kann wie eisige Nadelspitzen auf der Haut stechen, wenn der Wind ihn ins Gesicht bläst...“

Mit dem Eintreffen der hethitischen Prinzessin bekommt auch Urhi-Teschup neues Oberwasser. Er plant erneut, sich den hethitische Thron zurückzuerobern.
Besonderen Wert legt die Autorin auf aussagekräftige Gespräche. Sie geben der Geschichte immer ein besonderes Gepräge, weil sie unterschiedliche Standpunkte aufarbeiten und die Personen durch ihre eigenen Worte charakterisieren. Das zeigt sich unter anderen im Gespräch von Bintanat mit Maathor, der hethitischen Prinzessin .Schon in dem Moment ist klar, das aus den beiden nie Freundinnen werden.
Einige Jahre später kommt es zwischen Ramses und seinen Kindern zu einem Gespräch, dass in die Tiefe geht. Daraus stammt das Eingangszitat. Es gehört für mich zu den Schlüsselszenen des Buches, denn es zeigt, dass Ramses das friedvolle Zusammenleben der Völker wichtig ist. Das heißt natürlich nicht, dass er seine Grenzen ungeschützt lässt. Auch seine Personalentscheidungen sind wohldurchdacht.
Die Achtung der königlichen Familie vor den Leistungen der Ahnen kommt im folgenden Zitat zum Ausdruck:

„...Die Pyramiden sind wahre Meisterleistungen und ehren die Götter. Sie bergen unschätzbares Wissen und große Geheimnisse in ihrem Inneren...“

Ramses erreicht für die damalige Zeit ein sehr hohes Alter. Der Preis dafür ist, dass er viele seiner Lieben in die Ewigkeit ziehen lassen müssen. Das hinterlässt Spuren.
Im Nachwort erläutert die Autorin, was gesicherte Fakten sind und wo die Freiheit des Schriftstellers gewirkt hat.
Literaturhinweise, ein ausführliches Personenverzeichnis, ein Verzeichnis der Götter und eine Begriffserklärung vervollständigen das Buch.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Sie zeugt von einer umfassenden Recherche der Autorin und hat mich mit ihrer spannenden Handlung in eine vergangene Epoche der Menschheit geführt.

Veröffentlicht am 20.01.2019

Klasse Krimi

Kreuz und Chrom
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„...Klingeln war kein Bestandteil der Ausbildung des SEK. Die Jungs können so etwas nicht. Also, sind sie Dennis Pfeiffer?...“

Jan Schröder ist alleinerziehender Vater. Vor etwa einem Jahr ist seine Frau ...

„...Klingeln war kein Bestandteil der Ausbildung des SEK. Die Jungs können so etwas nicht. Also, sind sie Dennis Pfeiffer?...“

Jan Schröder ist alleinerziehender Vater. Vor etwa einem Jahr ist seine Frau Michelle bei einem Verkehrsunfall mit Fahrerflucht gestorben. Bisher wurde der Autofahrer nicht gefunden. Um genügend Zeit für seine 6jährige Tochter Lea kümmern zu können, hat er seine Stelle als verdeckter Ermittler gekündigt. Er arbeitet nun bei der Mordkommission und muss trotz seines freien Tages am Tatort erscheinen. Ein Priester wurde im Beichtstuhl erschossen..
Der Autor hat einen fesselnden Kriminalroman geschrieben.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er unterstützt die abwechslungsreiche Handlung.
Hauptkommissar Jan Schröder ist Motorradfan. Seine Tochter Lea fährt gern mit ihm auf der Harley. Während Lea beim Motorrad wartet, trifft Jan am Tatort auf Staatsanwältin Julia Valentini. Für sie ist es der erste Fall. Auch sie war an diesem Sonntag nicht darauf, was ihre Kleidung zeigt:

„...Sie trug eine weiße, feierliche Bluse und einen kurzen dunkelblauen Rock, der sehr gut mit ihren blauen Augen harmonierte. Beim Anblick der High Heels schmunzelte Schröder...“

Der Fall erweist sich als schwierig. Erste Verdächtige sind diejenigen, die zur Beichte waren. Doch als die Vorgesetzten des Pfarrers Auskünfte über dessen beruflichen Wertegang verweigern, beginnt Jan nach Spuren in dessen Vergangenheit zu suchen. Dabei werden ihm gekonnt Steine in den Weg gelegt.
Außerdem ahnt er nicht, dass seine kleine Tochter in Gefahr ist. Am Tag des Mordes hat sie ein Geistlicher angesprochen. Lea hat ein gutes Personengedächtnis und kann den Mann prima beschreiben. Ist er in den Mord verwickelt?
In einer besonderen Zwickmühle ist Nowak, Jans Vorgesetzter. Einerseits möchte er, dass der Fall aufgeklärt wird, andererseits wird er von seinen eigenen Vorgesetzten unter Druck gesetzt, sämtliche Ermittlungen, die die Kirche betreffen einzustellen.
Jan aber lässt sich nicht aufhalten. Er nutzt seine Kontakte zu einem Freund der alten Dienststelle und stellt plötzlich fest, dass Ermittlungsergebnisse manipuliert worden. Irgendjemand zieht auch bei der Polizei die Fäden, damit der wirkliche Täter nicht gefunden wird. Was alles soll wirklich vertuscht werden? Das folgende Zitat zeigt Jans Arbeitsweise:

„...Schröders Erfahrung war, dass er mit purer Dickköpfigkeit und Beharrlichkeit schon so manchen Täter in die Enge getrieben hatte, der sich seiner Sache sicher war. Und dass die beste Taktik, einen starken Gegner aus der Reserve zu locken, war, ihn so lange auf die Palme zu bringen, bis er einen Fehler machte...“

Ab und an blitzt Jans feiner Humor durch, wie das Eingangszitat belegt. Ansonsten ist die Geschichte zum Teil heftig. Etwas Ruhe und Besinnlichkeit liefern die kurzen Szenen, in denen sich Jan mit Lea beschäftigt. Hier klingt bei beiden immer wieder die Trauer um die Frau und Mutter durch.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen, zumal sich am Ende herausstellt, dass ich beim Mitermitteln gekonnt in die Irre gegangen war. Nicht alles ist so, wie es scheint. Es ist erstaunlich, was die Macht eines einzelnen vermag.