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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.10.2019

Wieder Post von Verstorbenen

Postscript - Was ich dir noch sagen möchte
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Nachdem ich dieses Buch gelesen habe, ist mir einmal mehr deutlich geworden, wie sehr sich mein Lesegeschmack im Laufe der Zeit doch verändert hat. Den ersten Band zu diesem Buch „P.S. Ich liebe Dich“ ...

Nachdem ich dieses Buch gelesen habe, ist mir einmal mehr deutlich geworden, wie sehr sich mein Lesegeschmack im Laufe der Zeit doch verändert hat. Den ersten Band zu diesem Buch „P.S. Ich liebe Dich“ habe ich um seinen Erscheinungstermin herum ca. 2005 gelesen. Von ihm jedenfalls war ich seinerzeit begeistert. Jetzt sind bald fünfzehn Jahre ins Land gegangen und von Begeisterung für das vorliegende Buch kann ich nicht so recht sprechen. Für mich ist es in eine Schublade mit den Büchern von Moyes und Kinsella zu packen, wenngleich natürlich auch sie ihre treuen und zufriedenen Leser(innen) haben. Was mir im Wesentlichen missfällt, ist, dass die Geschichte einen Hang zum Kitsch hat, auf jeden Fall insoweit grenzwertig ist. Das fängt schon damit an, worauf sie sich gründet. Die Protagonistin Holly hat sich sieben Jahre nach dem Tod ihres viel zu jung gestorbenen, geliebten Ehemannes Gerry ein neues Leben aufgebaut. Dennoch wird sie jetzt nach so langer Zeit erneut von Trauer und wiederkehrenden Erinnerungen an ihren Mann heimgesucht. Auslöser ist, dass sie eine neu gegründete Gruppe Sterbenskranker dabei beraten soll, wie diese nach ihrem Vorbild Briefe für ihre Hinterbliebenen schreiben. Das führt dann dazu, dass es auf einmal nur so von hinterlassenen Botschaften wimmelt und – noch eines oben aufgesetzt – sogar Holly wieder einen Brief von Gerry zugespielt bekommt. Das ist für mich schlichtweg zu viel, zumal doch Gerrys Idee seinerzeit individuell auf Holly abgestimmt war. Positiv beeindruckt hat mich hingegen, wie die Themen Trauer und Tod verarbeitet werden und man mit der Frage konfrontiert wird, was wir unseren Lieben nach unserem Tod mitgeben können.
Wie schon gesagt, für Leserinnen anderer Bücher von Ahern sowie von Moyes und Kinsella zu empfehlen.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Über Sklaverei und Abenteuer

Washington Black
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Das Buch ist eine Mischung aus Abhandlung über Sklaverei und Abenteuerroman.

Es führt uns in das Jahr 1830 auf eine Zuckerrohrplantage auf Barbados. Dort ist der 11jährige Wash seit jeher Sklave und hat ...

Das Buch ist eine Mischung aus Abhandlung über Sklaverei und Abenteuerroman.

Es führt uns in das Jahr 1830 auf eine Zuckerrohrplantage auf Barbados. Dort ist der 11jährige Wash seit jeher Sklave und hat die Freiheit nie gekannt. Der Bruder (Titch) des brutalen Plantageneigners, ein Gegner der Sklaverei und Wissenschaftler, macht Wash zu seinem Assistenten bei einem Projekt und fördert sein Talent zum Zeichnen und sein Interesse an der Meeresbiologie, die zu seiner Passion werden. Ab einer überstürzten gemeinsamen Flucht beginnt für Wash ein Leben voller Abenteuer, das ihn zu verschiedenen Stationen rund um den Erdball führt.
Die erste Hälfte des Buches ist für mich eindeutig die stärkere; der dritte und vierte Teil reichen nicht an sie heran. Ab der Überleitung auf sie ändert sich denn auch die Art der Darstellung. Während es zunächst noch hauptsächlich um die Sklaverei geht, wird es später eher nachdenklich und kontemplativ. Wash quälen die Fragen nach seiner Herkunft und ob er seine Vergangenheit als Sklave jemals abschütteln kann, ferner, ob Titch ihn allein aus eigensüchtigen Gründen gerettet hat oder weil es für ihn ein moralisches Gebot war. Diese Fragen werden im Laufe der Geschichte immer wieder aufgeworfen und zu ihrem Hauptthema.
Interessant zu lesen sind die angesprochenen wissenschaftlichen Aspekte, zum Beispiel zur Entwicklung einer Flugmaschine und zur Gründung des ersten Aquariums mit Meerestieren.
Mein einziger Kritikpunkt geht dahin, dass die Geschichte teilweise ins Märchenhafte abdriftet und zu viele zufällige Fügungen ihren Verlauf bestimmen.
Insgesamt aber eine fesselnde Geschichte mit einem liebenswerten Helden.

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  • Erzählstil
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 28.01.2019

Perfekt für Leser(innen) von Groschenromanen

Schund und Sühne
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Es gibt sie noch, die guten alten Groschenromane, die nicht unbedingt jedermanns Sache sind, weil ihnen ja doch eher der Ruf einer Schundlektüre anhaftet. Wer sie aber liest oder sich einmal mit diesem ...

Es gibt sie noch, die guten alten Groschenromane, die nicht unbedingt jedermanns Sache sind, weil ihnen ja doch eher der Ruf einer Schundlektüre anhaftet. Wer sie aber liest oder sich einmal mit diesem Genre vertraut machen will, sollte das vorliegende Buch lesen Es stammt aus der Feder einer Autorin, die aufgrund ihres beruflichen Werdeganges geradezu prädestiniert ist, eine Geschichte zu schreiben, die in der Welt des Adels spielt und in der eine Protagonistin (Kat) Fürstenhefte verfasst. Anna Basener finanzierte sich nämlich ihr Studium durch das Schreiben von Heftromanen für den Bastei Verlag. Die „Zeit“ nannte sie einmal „die erfolgreichste Groschenromanautorin Deutschlands“.
Ob Anna Basener vielleicht identisch ist mit oben erwähnter Kat, also eine autobiographische Geschichte geschrieben hat, weiß ich nicht. Auf jeden Fall haben beide viele Gemeinsamkeiten. Die Kat in der Geschichte ist ebenfalls eine namhafte Autorin von Fürstenheften und begibt sich anlässlich eines Literaturstipendiums auf das Schloss der Fürstenfamilie von Schell. Dort nimmt sie eine Zeitlang am Leben der Familie teil, zu der der auf Weitervererbung seines Besitzes bedachte Fürst Fredi, seine an Depressionen leidende Gemahlin Follie, ihr schwuler Sohn Valu mit Liebe zum Familienbesitz, ihre von potentiellen Ehemänner verschmähte Tochter Seph sowie die etwas exzentrische Schwägerin Gratzi gehören. Zu Gast ist ferner noch der auf biologische Rosenzucht fixierte Moritz. Obwohl Kat mehrere Wochen lang das Leben der von und zus in Natura miterlebt, hat sie doch eine Schreibsperre, begründet in ihrer unglücklichen Liebe zu einem ihrer Förderer und einigen tragischen Erlebnissen. Am Ende ist jedenfalls nichts mehr so, wie es vorher war.
Durch die Lektüre habe ich mich gut unterhalten gefühlt. Einblick in die Welt des Adels erhält man ja sonst nur durch einschlägige Frauenzeitschriften, die beim Friseur oder im Wartezimmer des Arztes ausliegen. So jedenfalls durfte man einmal selbst für eine Weile teilhaben am Leben der „Blaublütigen“. Es tun sich sogar Ähnlichkeiten mit lebenden Aristokraten auf. Mein Resultat am Ende ist, dass ich um nichts in der Welt mein bescheidenes Leben gegen ein solches hinter Schlossmauern eintauschen möchte. Denn dort glänzt entgegen dem Anschein doch nicht alles. Wie heißt es passend: Adel verpflichtet. Vor allem, wenn einzelne Adlige von jahrhundertealten Gepflogenheiten und Traditionen abweichen wollen, werden sie gedeckelt. Das Buch liest sich schnell und flüssig. Es enthält allerdings einige Passagen, die für mich verzichtbar sind, weil ich derart nicht lesen möchte (mehrere detailreiche Sexszenen und die blutrünstige Beschreibung einer Hirschjagd).
Alles in allem ein von mir im Mittelfeld angesiedeltes Buch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Humor
  • Idee
  • Geschichte
  • Figuren
Veröffentlicht am 18.01.2019

Persönlicher Rachefeldzug einer starken Frau

Die Farben des Feuers
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Das Buch scheint mir ein Folgeband von „Wir sehen uns da oben“ zu sein, obwohl dies im Klappentext so nicht erwähnt wird.
Wir befinden uns im Jahr 1927 auf der Begräbnisfeier des reichen französischen ...

Das Buch scheint mir ein Folgeband von „Wir sehen uns da oben“ zu sein, obwohl dies im Klappentext so nicht erwähnt wird.
Wir befinden uns im Jahr 1927 auf der Begräbnisfeier des reichen französischen Bankiers Marcel Péricourt. Seine Tochter Madeleine steht nunmehr an der Spitze des Bankimperiums. Schnell wird sie trickreich ausgebootet vom Prokuristen, ihrem im Testament übergangenen Onkel und ihrem im Journalismus ambitionierten Liebhaber und verliert alles. Doch sie nimmt einen gewieften Rachefeldzug auf.
Der Autor beschreibt kraftvoll den Niedergang und Wiederaufstieg einer starken Frau. Ihre Rache ist hinterhältig und bösartig, ihre Gegner hinterlistig, käuflich und korrupt. Das Ganze ist eingebettet in die politisch schwierige Zeit der 30er Jahre. Das Buch ist unbestreitbar große Literatur. Ich allerdings fand es zunehmend schwierig zu lesen. Es hatte zu viele Längen, es gab zu viele Romanfiguren, Madeleines Komplott war zu weit hergeholt.
Angesichts der Meriten des Autors bewerte ich das Buch mit dreieinhalb bis vier Sternen.

Veröffentlicht am 29.04.2018

Flucht aus der Heimat Ostpreußen

Letzte Fahrt nach Königsberg
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Dieser historische Roman wird insbesondere das Interesse jener wecken, die selbst oder deren Vorfahren Wurzeln in Ostpreußen haben.
Die Protagonistin Ella, aus guter Familie, hat ihre Kindheit und Jugend ...

Dieser historische Roman wird insbesondere das Interesse jener wecken, die selbst oder deren Vorfahren Wurzeln in Ostpreußen haben.
Die Protagonistin Ella, aus guter Familie, hat ihre Kindheit und Jugend in Königsberg verbracht. 1944 flüchtet sie aus ihrer im Krieg zerstörten Heimat nach Potsdam und von dort vor dem drohenden Einmarsch der Russen nach Westdeutschland.

Was den geschichtlichen Hintergrund anbelangt, ist der Roman durchweg gelungen. Er vermittelt so viel Wissen über das Königsberg zwischen den Kriegen, während des Zweiten Weltkriegs sowie in der Gegenwart. Abgerundet und der besseren Vorstellung dienend wird das Ganze durch einen Stadtplan und eine Karte Ostpreußens im Innenteil des vorderen und hinteren Bucheinbandes. Die eine oder andere wörtliche Rede in original ostpreußischem Dialekt sowie die Beschreibung typischer Gerichte wirken auflockernd. Auf jeden Fall ist das Buch ein guter Beitrag, um nachvollziehen zu können, was der Verlust von Heimat aufgrund kriegerischer Ereignisse bedeutet.
Der eigentlich unterhaltende Teil der Geschichte vermochte mich hingegen nicht so recht zu überzeugen. Das fängt bereits dabei an, dass im Klappentext Schwerpunkte gesetzt werden, die der eigentliche Buchtext dann ganz anders umsetzt. Ellas Jugendliebe erweist sich als ein einseitig von ihr ausgehende Liebe, die sie im Laufe der Jahre geradezu verherrlicht. Dass sie sich als verheiratete Frau mit drei Kindern unbedingt von eben diesem Geliebten schwängern lassen will (ob es gelingt, bleibt offen), wirkt etwas schwülstig und wirft kein schönes Bild auf die Rolle der Frau. Ellas kurzer Hamstertour von Potsdam zurück nach Königsberg, um sich ihre Einmachgläser zu holen, von denen sie geradezu besessen ist, kommt keine richtige Bedeutung zu. Im Übrigen verliert sich der Autor mehr als einmal an Detailschilderungen, z.B. dem Fangen und Präparieren von Schmetterlingen oder einem Reitturnier. Auf jeden Fall ist positiv zu würdigen, dass der Autor schonungslos die eigene Familiengeschichte aufarbeitet.

Alles in allem bewerte ich das Buch mit 31/2 Sternen.