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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.02.2019

Eintauchen in die indische Kultur

Wir, die wir jung sind
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Um dieses Buch zu lesen, sollte man viel Lesezeit einkalkulieren. Das ist nicht allein auf den Umfang von über 600 Seiten zurückzuführen. Die vielen verwendeten indischen Vokabeln erschweren vielmehr das ...

Um dieses Buch zu lesen, sollte man viel Lesezeit einkalkulieren. Das ist nicht allein auf den Umfang von über 600 Seiten zurückzuführen. Die vielen verwendeten indischen Vokabeln erschweren vielmehr das Lesen. Längst nicht alle sind im abschließenden Glossar erläutert und ihr Sinn erschließt sich nicht ohne weiteres. Unbedingt sollte man auch Interesse an Indien mitbringen. Denn thematisiert wird Landestypisches wie das Kastenwesen, die Rolle der Frau in der Gesellschaft, Traditionen, Religionen und der rapide wirtschaftliche Fortschritt des Schwellenlandes.

Vorrangig ist es eine Familiengeschichte. In ihr rankt sich alles um Devraj, schwerreicher und mächtiger Chef eines Firmenimperiums. Jetzt im Alter steht er vor der Verteilung seines Erbes. Mögliche Nachfolger sind seine drei Töchter, von denen die beiden älteren der „Company“ nützliche Ehemänner geheiratet haben, während die jüngste aufbegehrt und sich als Umweltaktivistin engagieren will, was zum Machtkampf eskaliert.

Zunächst wirkt die Geschichte sehr real und erinnert an indische Spielfilme. Soweit habe ich sie gern gelesen. Irgendwann geht der reale Bezug aber verloren und sie artet ins Groteske aus, zumal auch Devraj geradezu irre wird. Alle Beteiligten spinnen Intrigen und die Entwicklung nimmt brutale Ausmaße an. Es gibt sogar eine Reihe Toter.

Ein zunächst vielversprechender Roman mit zusehends merkwürdiger werdender Handlung.

Veröffentlicht am 28.01.2019

Ein distanziertes Buch über die Liebe

Die zehn Lieben des Nishino
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In dem Buch erzählen uns zehn Frauen von ihrer Liebesbeziehung zu Nishino. Es sind völlig unterschiedliche Frauen – Hausfrau, Chefin, Nachbarin, Kollegin, sogar völlig Fremde. Aus der Perspektive dieser ...

In dem Buch erzählen uns zehn Frauen von ihrer Liebesbeziehung zu Nishino. Es sind völlig unterschiedliche Frauen – Hausfrau, Chefin, Nachbarin, Kollegin, sogar völlig Fremde. Aus der Perspektive dieser Frauen - und nur durch sie - lernen wir Nishino als einen rätselhaften, attraktiven, beliebten Liebhaber kennen. Alle Frauen sind stolz, Nishino gekannt und geliebt zu haben. Dieser selbst ist stets gewiss, dass alles enden würde, weshalb keine der Frauen zögert, ihn aufzugeben.
Für mich handelt es sich um den typischen Roman einer japanischen Autorin, von denen ich gerade in letzter Zeit mehrfach welche gelesen habe. Der Erzählstil bleibt zu distanziert und kalt, was so gar nicht zum Thema Liebe passt, um das es doch geht. Mit allen Romanfiguren bin ich nicht so recht warm geworden.

Veröffentlicht am 13.12.2018

Eine Geschichte über Glück und Liebe

Das Haus ohne Männer
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Die Thematik des Buches gefällt mir. In einem Pariser Wohnhaus leben fünf Frauen nach einer besonderen Regel – Männer sind verboten, die Frauen haben der Liebe abgeschworen. Nur eine neue Bewohnerin – ...

Die Thematik des Buches gefällt mir. In einem Pariser Wohnhaus leben fünf Frauen nach einer besonderen Regel – Männer sind verboten, die Frauen haben der Liebe abgeschworen. Nur eine neue Bewohnerin – Juliette – will überhaupt nicht auf die Liebe verzichten. Sie sucht die wahre Liebe. Schafft sie es, die Regel außer Kraft zu setzen?
Das individuelle Schicksal der Frauen wird auszugsweise beschrieben, so dass sich allmählich verstehen lässt, wie sie zu ihrer Entscheidung gelangt sind (Verletzung, Wut, Trotz, Nostalgie). Es handelt sich um einen eher nachdenklich stimmenden Roman ohne rechte Handlung, weshalb mir irgendetwas gefehlt hat. Etwas verwirrend finde ich, dass Juliettes Gedanken in Kursivschrift abgefasst sind und sich nicht gut von ihren und den Gesprächsbeiträgen der übrigen trennen lassen.

Veröffentlicht am 12.11.2018

Bleibt hinter meinen Erwartungen zurück

Liebe ist die beste Therapie
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Hoffentlich muss ich mich niemals in solch eine Eheberatung begeben, wie sie im Buch beschrieben wird.
Die Geschichte spielt vollständig im Büro einer Eheberaterin und wird aus deren Perspektive erzählt, ...

Hoffentlich muss ich mich niemals in solch eine Eheberatung begeben, wie sie im Buch beschrieben wird.
Die Geschichte spielt vollständig im Büro einer Eheberaterin und wird aus deren Perspektive erzählt, wenngleich auch zu erfahren ist, was sich außerhalb der Beratungsstunden abspielt. Witzig sind gelegentliche gedankliche Äußerungen der Beraterin betreffend ihre Klienten. Ich empfand es als sehr langatmig und monoton, wie das in Trennung lebende Ehepaar fortwährend Indiskretes und Intimes aus seinem Leben zu Tage fördert, wechselnde Sexualpartner inbegriffen. Die Romanfiguren sind einfach nur kindisch und egoistisch. Das Konzept der Eheberaterin ist für mich überhaupt nicht durchschaubar.
Mehr kann ich zu diesem kurzen Buch nicht sagen.

Veröffentlicht am 01.11.2018

Angesichts der Beschreibung auf dem Buchrücken mehr erwartet

Muttermale
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Der Psychiater Otto Kadoke ist im mobilen Krisendienst tätig und hat in dieser Funktion potentielle Selbstmörder vor dem Suizid zu retten. Er hat eine pflegebedürftige Mutter, die als Jüdin während des ...

Der Psychiater Otto Kadoke ist im mobilen Krisendienst tätig und hat in dieser Funktion potentielle Selbstmörder vor dem Suizid zu retten. Er hat eine pflegebedürftige Mutter, die als Jüdin während des Nationalsozialismus verschiedene Lager überlebt hat und jetzt einen überraschenden Wesenszug hat, der nicht verraten werden soll. Als ihre beiden Pflegerinnen plötzlich aufgrund Kadokes Verhalten kündigen, übernimmt er zunächst selbst die Pflege und holt später eine Patientin als Pflegerin ins Haus, was er als alternative Therapie betrachtet.

Ein „gnadenlos komischer Roman“, als der das Buch auf dem Buchrücken bezeichnet wird, ist es für mich nicht. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen doch eher ernste Themen – das krankhaft wirkende Verhältnis zwischen Mutter und Sohn, das bis ins hohe Alter nachwirkende Trauma der jüdischen Mutter aufgrund ihrer Internierung in Lagern, Zwangseinweisungen von Psychiatriepatienten. Gerade über letzteren Gesichtspunkt hat der Autor hervorragend recherchiert und führt dem Leser anhand einiger Beispielpatienten die Tragik psychiatrischer Erkrankungen gut vor Augen. Handlung gibt es nicht viel. Es überwiegen die Überlegungen des Protagonisten.

Für mich ein Buch im Mittel, von dem ich mehr erwartet hatte.