Eine toll recherchierte Reise ins 19. Jahrhundert
Die RäuberbrautVor Kurzem habe ich „Der Hexenjäger“ von Astrid Fritz gelesen und war sowohl vom Schreibstil, als auch von der Geschichte sehr begeistert. Daraufhin habe ich mich sehr schnell für ein weiteres Werk der ...
Vor Kurzem habe ich „Der Hexenjäger“ von Astrid Fritz gelesen und war sowohl vom Schreibstil, als auch von der Geschichte sehr begeistert. Daraufhin habe ich mich sehr schnell für ein weiteres Werk der Autorin entschieden.
Im Mittelpunkt dieses Romans steht nun nicht der Schinderhannes, sondern die Frau an seiner Seite – Juliana Blasius. Auch in diesem Roman hat mich Astrid Fritz durch die hervorragende Recherche bzgl. der historischen Fakten überzeugt. Dies wird auch im Nachwort deutlich. Auch hier wird der Roman um ein sehr umfangreiches Glossar ergänzt, welches ich bei manchem Wort auch in Anspruch nehmen musste. Das gefällt mir aber sehr gut an diesem Werk – durch die Nutzung zeitgenössischer Ausdrücke gewinnt es meiner Meinung nach an Authenzität.
Der Leser findet sich sehr schnell in der ungeschminkten und teilweise für uns heute unglaublichen Realität des 19. Jahrhunderts wieder. Juliana gehört eben nicht zur privilegierten Schicht, sondern zieht mit ihrem Vater und den Schwestern durch die Gegend. Dabei lernt sie den Schinderhannes kennen und lieben. Mit der Heirat hat sie ihr Schicksal besiegelt. Der Ausbruch aus ihrem alten Dasein und Aufbruch in das vermeintliche Abenteuer entpuppt sich als ein unstetes Leben mit vielen Gefahren und Risiken. Das Leben als Räuberbraut fordert seinen Tribut – ein Leben als Vagabund, manchmal mehr schlecht als recht. Saufgelage der Männer, Plündereien, Abkehr ihrer Familie und im Laufe der Geschichte vermehrt auf der Flucht. Dieses Leben erträgt Juliana nur für Ihren Johannes, der auch ihr eine ehrliche und tiefe Liebe entgegen bringt.
Das Buch und ich brauchten ein wenig Anlaufzeit. Das lag z.B. daran, dass ich mich nicht direkt von Anfang an in Juliana hinein versetzen konnte. Aber auch die Geschichte an sich brauchte etwas Zeit ums in Rollen zu kommen. Es gibt eine Reihe von Randfiguren, das war mir zwischenzeitlich ehrlich gesagt etwas zu viel. Dennoch hat es Astrid Fritz verstanden, dass man stets den Überblick behält. Ab einem bestimmten Punkt war die Handlung allerdings fesselnd und mitreißend. Das Schicksal von Juliana ist ergreifend geschildert und endet erfreulicherweise nicht mit der Hinrichtung des Schinderhannes. Es gibt ein Leben danach, in welchem Juliana versucht mit sich ins Reine zu kommen. Dieser Teil hat mir persönlich fast am besten gefallen, dieser Part macht das ganze Buch „rund“.
Insgesamt ein tolles Werk mit interessanten und hervorragend recherchierten Einblicken in das Leben des 19. Jahrhunderts.
Herzlichen Dank an den Wunderlich Verlag für das Rezensionsexemplar.