Ich bin zum ersten Mal schwanger und erwarte bereits in den nächsten zwei Wochen meine kleine Tochter. Im Laufe einer Schwangerschaft stellt man sich als Bald-Mami natürlich die eine oder andere Frage. In dieser Zeit wird man auch hin und wieder abwechselnd von Sorgen oder Ängsten geplagt, besonders, wenn es das erste Kind ist, man noch ziemlich am Anfang der Schwangerschaft steht und man auch sonst keine oder kaum Erfahrungen mit diesen Themen hat. Das Internet bietet zwar genügend verschiedene Antworten zu allen möglichen Fragen in diesem Bereich, allerdings ist es mir in manchen Belangen einfach lieber, etwas Festes in Händen halten zu können, das mich ebenfalls gut beraten kann. In diesem Fall ist es eben Guter Hoffnung, das ich mir anstatt eines anderen Hebammenbuches bestellt habe, weil mich dessen Rezensionen mehr überzeugt haben.
Am Anfang meiner Schwangerschaft, als ich noch nicht viel Ahnung von all den körperlichen und seelischen Veränderungen hatte, die auf mich zukommen würden, wäre ich wahrscheinlich etwas empfänglicher für das Wissen in diesem Buch gewesen. Bei mir war es so, dass, je weiter die Schwangerschaft fortgeschritten ist und ich mich auf das bevorstehende Ereignis – körperlich, mental und organisatorisch – vorbereitet habe, auch die Angst/Unsicherheit geschwunden ist und ich mich sehr sicher und entspannt gefühlt habe, was die Schwangerschaftssymptome und die Geburt betrifft.
Bei Guter Hoffnung fand ich vor allem auch den Untertitel-Aufdruck Naturheilkunde und ganzheitliche Begleitung sehr interessant. Ich habe ein Werk erwartet, welches mich gut berät, mir Neues näherbringt und bei dem ich das Gefühl bekomme, dass ich gut für alles vorbereitet bin.
Die Autorin widmet sich sehr ausgiebig dem Thema: Was kann man bei diesem oder jenem Zipperlein tun? Vor allem alternative oder auch komplementärmedizinische Methoden und Mittelchen werden empfohlen (natürlich von der eigenen Naturheilmittellinie der Autorin – was einen etwas faden Beigeschmack hat!). An und für sich finde ich das sehr gut und sicher auch lohnenswert, es auszuprobieren. Da ich aber schon länger aus der Anfangszeit der Schwangerschaft hinaus war, als ich das Buch zu lesen begonnen habe und somit keine der anfangs beschriebenen Symptome mehr auf mich zutrafen, war das Ausprobieren von Dannhauers Ratschlägen und Mittelchen bei mir nicht mehr notwendig. Ich kann an dieser Stelle also auch nicht sagen, ob mir irgendetwas daraus geholfen hätte.
Was mich in diesem Buch aber einigermaßen genervt hat, war der Ernährungsteil – besonders der über Veganismus. Ich lebe jetzt seit fast 8 Jahren vegan (Ja, ich habe überlebt! ---Ironie off---) und habe das auch in meiner Schwangerschaft weiterhin getan – und keine Sekunde bereut. Mir geht es prächtig! Ich habe mich schon sehr mit dem Thema vegan in der Schwangerschaft auseinandergesetzt und weiß ganz genau, worauf ich "achten" muss – und das ist (außer dem Vitamin B12 – was sowieso ein eigenes Thema bei Veganern ist!) eben nichts im Speziellen/nichts Anderes als bei Allesessern. Ich traue mich sogar zu behaupten, dass ich vielleicht sogar noch weniger Probleme mit Mangelzuständen habe, als andere, normal essende Schwangere, da ich grundsätzlich schon eine sehr bewusste Esserin bin, weil mich das Thema Ernährung und Nährstoffe immer schon brennend interessiert hat. Dass ich irgendwas mit meiner Ernährung falsch mache, kann man mir absolut nicht vorwerfen, da es mir körperlich super geht und ich mich sehr wohl fühle, das bestätigen auch meine unauffälligen Blutwerte. Ich hab ja noch nicht mal Wadenkrämpfe, was bei Schwangeren häufig vorkommen soll. Außerdem hat mir meine Frauenärztin bei der letzten Ultraschalluntersuchung ein "optimales Baby" bestätigt: optimales Gewicht, wunderschöne Organe, ein kräftig schlagendes Herzchen. Dannhauers Kapitel über Veganismus impliziert einfach, dass ich als Veganerin eine schlechte Mutter bin und deswegen hat es mich umso mehr angegriffen, in diesem Buch lesen zu müssen, dass Veganismus "nicht per se gesund ist, sondern aus ernährungsphysiologischer Sicht sogar defizitär". Eine Hebamme ist nun mal eine Hebamme und keine Ernährungswissenschaftlerin. Kann sein, dass sie sich die eine oder andere Meinung eines ernährungskundigen Menschen eingeholt hat, aber fundiert sind ihre "Anschuldigungen" gegenüber vegan essenden Menschen ganz sicher nicht! Ich gehe auch nicht her und sage, dass Omnivoren die ungesünderen Schwangeren sind. Könnt ich aber machen, beispielsweise hemmen nämlich Milchprodukte die Eisenaufnahme stark, was in einer Schwangerschaft sehr ungünstig ist, da man einen wesentlich höheren Eisenbedarf hat. Und was ein Eisenmangel auslösen kann, das wissen wir wahrscheinlich alle (mehr oder weniger). Was tierische Fette und tierisches Eiweiß im Körper bewirken, möchte ich an dieser Stelle nicht mehr ausführen, die Rezension ist ohnehin schon sehr lang.
(Die letzten Zeilen hier hätten jetzt vielleicht nicht mehr unbedingt sein müssen, aber mich hat das Kapitel einfach tierisch genervt, weil darin ein falsches Bild vom Veganismus vermittelt wird und deswegen wollte ich mir ein bisschen meinen Ärger von der Seele schreiben!)
Im Grunde kann man das Buch empfehlen, keine Frage. Für mich persönlich war es aber nicht unbedingt notwendig, da ich mich sowieso bereits sehr sicher fühle und intuitiv weiß, was ich zu tun habe. Viele der Symptome und Dinge, die eventuell in der Schwangerschaft eintreten könnten und die hierin beschrieben werden, waren mir auch fremd.
Aber um ehrlich zu sein: wenn man ein ängstlicher Mensch ist und man sich schnell verunsichert fühlt, würde ich das Buch AUF KEINEN FALL lesen, da all das Schlimme und Unangenehme, was passieren könnte, was eintreten könnte, einen verrückt machen und Angst auslösen kann. - Und Angst ist das Letzte, was man bei der Geburt braucht. Ein bisschen auf sich selbst, die Intuition und den eigenen Körper zu hören, reicht manchmal schon völlig aus, um ruhig und entspannt dem Geburtserlebnis entgegen zu blicken und Vertrauen in seinen eigenen wundervollen Frauenkörper zu haben, der ja schließlich dafür geschaffen ist, zu gebären!