Eine, auf ganzer Linie enttäuschende, sogenannte Wohlfühlromance mit Urlaubsfeeling, in der die eigentliche Love Story, lieblos zur Nebensache degradiert wird
Ein Sommer voller SchmetterlingeBeti hat, sprichwörtlich gesehen, die Nase voll! Sie ist dreiunddreißig Jahre alt, dauerverlobt mit dem Musiker Will, der keinerlei Anstalten macht, ihr endlich mal einen Heiratsantrag zu machen und ihr ...
Beti hat, sprichwörtlich gesehen, die Nase voll! Sie ist dreiunddreißig Jahre alt, dauerverlobt mit dem Musiker Will, der keinerlei Anstalten macht, ihr endlich mal einen Heiratsantrag zu machen und ihr Traum, eine Strandbar in Andalusien zu kaufen, zerplatzt kurz nach ihrer Ankunft ebenfalls wie eine Seifenblase. Will hat nämlich nichts Besseres zu tun, als sich mit dem Geld, das sie einst von ihrer Großmutter erbte, aus dem Staub zu machen. Zwar haben die Besitzer der Strandbar Mitleid mit Beti und schlagen ihr vor, die Bar noch ein paar Wochen länger zu behalten, damit Beti mehr Zeit hat, das Geld beschaffen, doch die junge Frau weiß genau, dass es mehr als eng wird.
Sie nimmt einen Job als Kellnerin an, doch reicht das nicht aus und so bewirbt sie sich als Spülhilfe in einem Restaurant, das in den Bergen liegt.
Der Besitzer der Ländereien, des Restaurants und der nebenan liegenden Finca, Antonio und Beti, haben nicht wirklich einen guten Start, denn Beti schneidet sich in einem Anflug von Dekorationswut Kirschblütenzweige ab, nichts ahnend, wie wichtig die Kirschblüten und besonders die Kirschernte für den Besitzer des Landes ist. Doch im Laufe der Zeit lernen sich beide zu schätzen. Dennoch hat es Beti nicht leicht, da Antonios temperamentvolle Freundin Valentina das Restaurant verändern möchte. Statt schmackhafter andalusischer Küche, will sie in Zukunft gehobene Gastronomie anbieten, obwohl passende Gäste gar nicht in Sicht sind. Als Antonio auch noch seinen Sohn Miguel zu sich holt, ist Valentinas Geduld erschöpft und sie zieht sich für eine Weile in die Stadt zurück.
Beti sieht und nutzt ihre Chance. Sie verändert gewisse Dinge in dem Lokal, bietet wieder gutbürgerliche Kost an und das Restaurant läuft. Sie wird so gut bezahlt, dass ihr Traum in greifbare Nähe rückt. Und obwohl sie immer noch darauf hofft, dass Will zurückkehrt und sich entschuldigt, klopft ihr Herz in Antonios Nähe plötzlich schneller. Zwar schiebt sie das zunächst auf die Nebenwirkungen des heißblütigen Flamenco- Tanzes, doch schnell begreift sie, dass Antonio ihr doch mehr unter die Haut geht, als ihr lieb sein dürfte…
„Ein Sommer voller Schmetterlinge“ gehört zu den, momentan sehr trendigen Wohlfühlromances, in denen landestypische/regionale Küche und urlaubstypisches Setting besonders in den Fokus gerückt werden. Gerade in diesen schwierigen Corona-Virus-Zeiten, ist man als Leser doch eigentlich froh darüber; luftig leichter Urlaubslektüre sei Dank, zumindest zwischen den Buchdeckeln, problemlos und virenfrei verreisen zu können. Leider verhält es sich mit dieser Lektüre aber so, wie mit allen trendigen Dingen. Wenn etwas plötzlich wie wild gekauft wird, muss schnell für Nachschub gesorgt werden, damit der „Rubel“ rollt. Und so bekommt man in den Buchläden zwar nun viele verschiedene Romane gleichen Coleurs geboten, doch sind nur noch wenige richtig gute Geschichten darunter. Vieles wird halt nach dem gleichen Strickmuster konzipiert, die Figuren wirken schablonenhaft und es erscheint dem Autor/den Verlagen wichtiger geworden zu sein, diverse Bausteine (exotische Kulisse, Sonne, Meer, bildhafte Landschaftsbeschreibungen, tolle Rezepte), die wie sie denken, Garant für eine begeisterte Leserschaft sind, unbedingt einzufügen, als lieber in erster Linie für Tiefgang, eine gut ausgetüftelte Story oder zumindest für eine handfeste und romantische Liebesgeschichte zu sorgen.
„Ein Sommer voller Schmetterlinge“, ist leider solch ein Roman, der mit einer lieblos zusammengeschusterten 0 8 15 Story aufwartet, die so dermaßen an den Haaren herbeigezogen wirkt, dass sich selbst Utta Danella und Rosamunde Pilcher im Grabe umdrehen würden, müssten sie diese Geschichte lesen.
Wir hätten also wunderbare Landschaftsbeschreibungen, eine andalusische Finca während der Kirschblütenzeit, einen kernigen Bauern, eine ältere Köchin, die perfekte, landestypische Gerichte zaubert, die so lecker klingen, dass einem durchaus das Wasser im Munde zusammenläuft beim Lesen ( Kirsch-Mandel Kuchen) und eine Romanheldin, die noch nicht den richtigen Platz/den richtigen Mann im Leben gefunden hat. Das alles klingt ja an sich sehr spannend, doch die Zeichnung der Charaktere, ist wirklich unglaublich platt geraten. Es braucht wirklich viel dafür, mich ärgerlich werden zu lassen, doch das Heldenpaar dieses Romans stolpert dermaßen unbeholfen durchs Leben, dass man relativ schnell die Nase voll von ihnen hat.
Während sich Beti, eine über dreißigjährige Frau, immer noch in Lügengeschichten verstrickt, weil sie fiese Verwandte (Onkel, Tante und Cousine) hat, die sie ständig heruntermachen und sie sich tatsächlich dann auch noch von der Cousine dazu überreden lässt, deren Geburtstagsfeier auf Antonios Finca stattfinden zu lassen, (von der das Cousinchen denkt, sie wäre in Betis Besitz gelangt) anstatt die nervige und verhasste Person einfach fortzujagen und einem Mann hinterher „jankt“, der sie nach Strich und Faden betrogen hat, ist Antonio auf den ersten Blick etwas normaler gestrickt.
Doch der erste Eindruck täuscht leider. Antonio hat nämlich einfach kein bisschen Durchsetzungsvermögen. Er lässt sich von allen Frauen in seinem Leben herumkommandieren. Da wären einmal die „Noch-Ehefrau“, mit der er einen Sohn, Miguel, hat, die ihn um Haus und Hof bringen will, wenn sie sich scheiden lassen, Antonios aktuelle Freundin Valentina, die das gut gehende Restaurant völlig umkrempeln will (grundlos) und dabei völlig talentfrei agiert und schließlich Beti, die Vorschläge aus dem Ärmel zaubert, die ihn seine Finca kosten könnten und die ihn ständig hintergeht und belügt (zwar aus ehrenvollen Gründen, aber dennoch ist dies für mich nicht die richtige Basis für eine nachvollziehbare Love Story). Und anstatt einmal aus sich herauszugehen und den Frauen Grenzen aufzuzeigen, springt er ständig auf sein Pferd und reitet wutentbrannt in seine Felder. Puh!
Dann sind da auch noch die Momente in diesem Roman, in denen man sich als Leser stark erinnert fühlt, an die großen Leinwandkinoromanzen der 80er und 90er Jahre. Etwa denkt man an „Footlose“, denn in Antonios Dorf ist der Flamencotanz verboten worden oder an „Dirty Dancing“, wenn Antonio, Beti so innbrünstig wie einst Johnny seiner Baby die Magie des Tanzes beschreibt und sie im Flamencotanz unterrichtet, denn nur an Beti ist es, Antonios Erbe zu erhalten. Es könnten tolle Reminiszenzen an genannte Filme sein, doch die Autorin nutzt sie lediglich als nötige, kurz eingestreute Bausteine, anstatt sie näher zu beschreiben, mehr in die Tiefe zu gehen. Warum wurde der Flamencotanz verboten? Warum ließen sich alle Dorfbewohner darauf ein? Warum wird so eine Gewese um den Tanz gemacht, doch der Wettbewerb selbst nur in gefühlt zwei Sätzen umrissen? Wo ist das Knistern zwischen dem Heldenpaar, das Feuer, die Leidenschaft? Und wieso kocht die gute Köchin des Hauses ständig nur Paella für alle und Mandel-Kirsch Kuchen?
Aber vor allem, was zeichnet Beti aus? Wo ist ihr gewisses Talent, ein Restaurant zu führen. Dass sie lediglich wieder „back to the roots“ gehen will, reichte mir absolut nicht aus.
Und warum nur, sind die Akteure bloß so eindimensional agierend? Immerhin, die Autorin besitzt einen eingängigen Schreibstil und die Beschreibungen des Ortes klingen malerisch, so dass sich zumindest ein wenig Urlaubsfeeling einstellt, beim Lesen. Doch was hat man davon, wenn man, wie ich finde, mit so einer lieblos zusammengeschusterten Story bedacht wird? Warum ist es nicht möglich eine überzeugende Love Story zu schreiben, die berühren kann und in dem kein TSTL Heldenpaar durchs Leben geht? Eine Story, die einen bezaubert, weil die Akteure facettenreich charakterisiert wurden und deren Schicksal einem gerade deswegen unter die Haut geht, weil sie so lebensecht wirken?
Fazit: Eine, auf ganzer Linie enttäuschende, sogenannte Wohlfühlromance mit Urlaubsfeeling, in der die eigentliche Love Story, lieblos zur Nebensache degradiert wird.