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Veröffentlicht am 10.02.2019

Realistisch und mitreißend ...

Was uns erinnern lässt
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Dieses absolut fesselnde Buch spannt eine lebendige Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart.

Milla ist alleinerziehende Mutter und arbeitet in einer Anwaltskanzlei, ihr Hobby ist das Entdecken ...

Dieses absolut fesselnde Buch spannt eine lebendige Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart.

Milla ist alleinerziehende Mutter und arbeitet in einer Anwaltskanzlei, ihr Hobby ist das Entdecken von verlassenen Orten, sogenannten "Lost Places", über das sie auch bloggt.
Eines Tages entdeckt sie in einem Wald im ehemaligen Grenzgebiet zwischen der BRD und der DDR einen verschütteten Keller. Anhand einiger Fundstücke kann sie die ehemaligen Besitzer ausfindig machen und den Zeitpunkt, zu dem wohl etwas Einschneidendes passiert sein musste: Juli 1977.

So lernt Milla die Familie Dressel kennen, die damals an diesem Ort wohnte. Über dem Keller stand ein imposantes Hotel, das "Hotel Waldeshöh", mitten im Thüringer Wald am Rennsteig.
Sie freundet sich mit Christine an und gemeinsam begeben sich die Frauen auf eine spannende Entdeckungsreise in die Vergangenheit ...

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt: zum einen begleiten wir Milla bei ihren fesselnden Nachforschungen und andererseits erleben wir ab dem Jahr 1945, wie die Familie Dressel das Leben in der Sperrzone direkt an der Grenze meisterte.

Ungeheuer eindrücklich und bestens recherchiert entführt uns Kati Naumann in eine unvorstellbare Zeit der Unterdrückung und der Fremdbestimmung. Sie lässt uns anhand verschiedener Erlebnisse der Familie die Einschränkungen und Schikanen nachempfinden, denen die Menschen in dieser Region ausgesetzt waren.

Sehr berührend fand ich auch, wie verschieden die einzelnen Mitglieder der Familie mit ihrem Schicksal umgingen. Während die einen an einer Hoffnung festhielten, die an Verblendung grenzte, gingen die anderen an der Enge und Abgeschiedenheit fast zugrunde.

Die Autorin verleiht ihren Figuren so glaubwürdiges Leben, dass man an vielen Stellen fast denken mag, der Roman wäre autobiographisch. Ihr Schreibstil ist eindrücklich, flüssig und wunderbar atmosphärisch.
Man konnte zu jeder Zeit mitfiebern und die Geschichte hautnah mitfühlen.

Ein sehr gelungenes Zeitzeugnis, das sich mindestens so fesselnd liest wie ein Krimi ... ich empfehle es sehr gerne weiter!

Veröffentlicht am 07.02.2019

Wem kannst du noch trauen?

Roter Rabe. Ein Fall für Max Heller
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Die Krimireihe mit dem sympathischen Kommissar Max Heller gehört zu meinen Lieblingsbüchern. So habe ich mich sehr gefreut, dass bereits der vierte Teil erschienen ist.

In "Roter Rabe" geht es gewohnt ...

Die Krimireihe mit dem sympathischen Kommissar Max Heller gehört zu meinen Lieblingsbüchern. So habe ich mich sehr gefreut, dass bereits der vierte Teil erschienen ist.

In "Roter Rabe" geht es gewohnt spannend zur Sache und alleine schon die immer etwas bedrückende Atmosphäre der Nachkriegszeit macht das Buch besonders. Der Autor schildert die Lebenssituation der Menschen damals sehr realistisch und eindrücklich, so dass man sich mitten im Geschehen wähnt. Überall musste man aufpassen, was man sagte, konnte niemandem vertrauen, denn jeder konnte ein Spitzel sein.

Vor diesem Hintergrund ist es für Max Heller immer besonders schwer, seine Fälle zu lösen. Im vierten Band geht es zunächst um zwei tote Inhaftierte, die angeblich Selbstmord begangen haben. Alles ist sehr mysteriös und wieder einmal wird Max bei seinen Nachforschungen behindert, da er wohl wieder nicht im Sinne seiner Vorgesetzten handelt, die vieles lieber "unter den Teppich kehren" würden.
Aber er lässt sich nicht von seiner Spur abbringen, eckt damit oft an und macht sich wenig Freunde, aber am Ende hat er eben doch meistens Recht.
Auch ein alter Bekannter tritt wieder in Erscheinung: Alexej Saizev, der inzwischen beim KGB tätig ist. Doch seine Rolle in dem Ganzen ist zunächst schwer durchschaubar ... und derweil taucht eine Leiche nach der nächsten auf.

Besonders berührt hat mich in diesem Band die familiäre Situation von Max: einer seiner Söhne ist ja in den Westen gegangen und seine Frau besucht ihn. Die alte Dame, bei der sie damals einquartiert wurden, leidet unter Demenz und sein Kollege Oldenbusch muss auch noch einiges ertragen. Diese Szenen, die nicht direkt mit dem Fall zu tun haben, waren nicht weniger spannend als die Krimigeschichte.

Wie bei allen Reihen würde ich raten, die Bücher komplett zu lesen, da sich die private Situation stetig weiterentwickelt, aber auch ohne Vorkenntnisse kann man die Geschichte gut verstehen.

Der Schreibstil ist wunderbar atmosphärisch und mitreißend, obwohl es in weiten Teilen eigentlich um ruhige Ermittlungsarbeit geht. Die Figuren sind lebendig und größtenteils sehr sympathisch, vor allem Max mit seinem untrüglichen Bauchgefühl.
Ich freue mich schon auf eine Fortsetzung und auf mehr von Max, Karin, Werner & Co. und kann das Buch nur empfehlen, obwohl am Ende noch ein paar Lose enden blieben, für die ich mir gerne etwas Aufklärung erhofft hätte.

Veröffentlicht am 04.02.2019

Eindrücklich, emotional, mitreißend und hochspannend!

Der Hunger der Lebenden (Friederike Matthée ermittelt 2)
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Dieses Buch ist jetzt schon eines meiner Lesehighlights 2019! Es hat mich so mitgerissen und in den Bann gezogen, dass ich es fast in einem Rutsch durchgelesen habe.

Wir begleiten die junge Friederike ...

Dieses Buch ist jetzt schon eines meiner Lesehighlights 2019! Es hat mich so mitgerissen und in den Bann gezogen, dass ich es fast in einem Rutsch durchgelesen habe.

Wir begleiten die junge Friederike Matthée, die in Köln im Jahr 1947 für die Weibliche Polizei tätig ist. Sie ist eine absolut sympathische Hauptfigur, die ich sofort ins Leserherz geschlossen habe. Sie ist mutig, empathisch, sehr zielstrebig und sie lässt sich auch durch Hindernisse nicht von einem Vorhaben abbringen.
Friederike soll eine Mordverdächtige verhören, die mit der Tatwaffe in der Hand neben einer erschossenen Gutsbesitzerin aufgegriffen wurde. Die junge Frau hat ein ellenlanges Vorstrafenregister und es bleibt eigentlich kein Zweifel an ihrer Schuld.
Doch Friederikes Bauchgefühl sagt ihr, dass mehr hinter der Sache stecken könnte. Sie beginnt auf eigene Faust zu recherchieren, denn offiziell gilt der Fall mit der Verhaftung bereits als abgeschlossen. Unerwartete Hilfe bekommt sie aus den Reihen der Besatzer: aus England wird Lieutenant Richard Davies wieder nach Deutschland versetzt. Er soll den Tod von drei Piloten aufklären, die wohl von Einheimischen nach einem Absturz ermordet wurden. Friederike und Richard sind sich bereits in der Vergangenheit sehr nahe gekommen und bilden ein wunderbares, erfolgreiches Team. Bald vermuten sie, dass ihre beiden Fälle zusammenhängen könnten.
Und dann wäre da noch ein mysteriöser entstellter Mann, der von Kindern als furchterregendes Monster beschrieben wird. Er scheint eine wichtige Rolle zu spielen, doch deren wahre Tragweite bringt Friederike am Ende in arge Bedrängnis.

Dieses Buch erzählt eine wahnsinnig fesselnde und vielschichtige Story über Schuld, Rache, Gehorsam und Vergeltung. Friederike kämpft gegen einen unsichtbaren, scheinbar übermächtigen Gegner, der um jeden Preis verhindern will, dass die Wahrheit ans Licht kommt.
Neben der durchgehenden Spannung haben mir vor allem die vielen emotional-tröstlichen Momente gefallen. Diese stechen aufgrund der allgemein schwierigen Lage in der entbehrungsreichen Nachkriegszeit besonders stark hervor.
Man kann den Hunger, die Verzweiflung, die Trauer und Ungewissheit der Menschen gut nachfühlen.
Der Schreibstil ist sehr anschaulich, man hat als Leser immer den Eindruck, ganz nah dabei zu sein. Man läuft mit Friederike durch zerstörte Landschaften, teilt sich das karge Essen und möchte sie tröstend in den Arm nehmen, wenn sie einmal der Mut verlässt und die Widerstände übermächtig scheinen.

Auch ohne Kenntnis des ersten Bandes kann man alles verstehen, aber ich werde mir „Echo der Toten“ auf jeden Fall noch kaufen, denn es ist bestimmt ähnlich unterhaltsam und mitreißend wie der Nachfolger.
Von mir gibt es für dieses Buch eine klare Leseempfehlung. Ich freue mich jetzt schon auf eine Fortsetzung!

Veröffentlicht am 04.02.2019

Wenn die Vergangenheit dich einholt ...

Schattengrund
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Die 17-jährige Nicola träumt schon von großen Reichtümern als sie mit ihren Eltern auf dem Weg zur Testamentseröffnung ihrer verstorbenen Tante ist. Doch was der Notar ihr dann präsentiert, kann sie kaum ...

Die 17-jährige Nicola träumt schon von großen Reichtümern als sie mit ihren Eltern auf dem Weg zur Testamentseröffnung ihrer verstorbenen Tante ist. Doch was der Notar ihr dann präsentiert, kann sie kaum glauben: einen alten Besen, einen Stein und ein Stück einer Postkarte.
Ihre Eltern drängen darauf, das "Erbe" abzulehnen und den "Müll" nicht mitzunehmen, doch Nico entscheidet sich anders. So erfährt sie, dass dies nur der erste Teil ihres Erbes war. Wenn sie die Rätsel um die drei Gegenstände löst, wird sie künftige Besitzerin eines alten Hauses mit dem Namen "Schattengrund".

Angefeuert durch den Widerstand ihrer Eltern und beflügelt durch ihre Fantasie und Neugier, beschließt Nico ein Wochenende in Schattengrund zu verbringen und herauszufinden, was hinter der Sache steckt.
Sie sticht in ein Wespennest, wird mit größter Feindseligkeit in dem kleinen Dorf empfangen, obwohl sie doch niemandem etwas getan hat. Doch die Bewohner sehen das anders und so langsam begreift Nico, dass sie einen wichtigen Teil ihrer Vergangenheit traumabedingt einfach verdrängt hat. Doch die Erinnerungen kommen zurück und bringen sie in größte Gefahr ...

Eigentlich ist "Schattengrund" ein Jugendroman, aber er bietet genug Spannung, dass sich auch Erwachsene ordentlich in den Bann ziehen lassen.
Nico ist eine typische 17-jährige: neugierig auf das Leben, etwas aufmüpfig und starrköpfig, aber auch sehr mutig und mitfühlend. Sie ist eine sympathische Hauptfigur, genau wie ihre Freundin und Leon, der ihr als einziger Einwohner des kleinen Ortes zur Seite steht.

Der Schreibstil ist atmosphärisch, mitreißend, sehr anschaulich. Das Dorf ist eingeschneit und von der Außenwelt abgeschnitten, man kann die beklemmende Situation gut mitfühlen und die Kälte förmlich spüren.

Die Story ist fesselnd, ein klein wenig mystisch angehaucht und emotional auch etwas aufwühlend, wenn man am Ende das ganze Ausmaß der Tragödie erfassen kann.

Ein sehr empfehlenswerter Thriller, der inzwischen sehr gelungen verfilmt wurde. Die Autorin hat selbst das Drehbuch dafür geschrieben!

Veröffentlicht am 29.01.2019

Überraschend bis zum Ende ...

Ich bringe dir die Nacht
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Es hat zwar ein paar Seiten gedauert, aber dann war ich absolut gefesselt von der Story. Wenn man erst einmal die Erzählerin Alison näher kennengelernt hat, dann fiebert man wirklich mit. Ich konnte ihre ...

Es hat zwar ein paar Seiten gedauert, aber dann war ich absolut gefesselt von der Story. Wenn man erst einmal die Erzählerin Alison näher kennengelernt hat, dann fiebert man wirklich mit. Ich konnte ihre Zerrissenheit spüren, ihr Schwanken zwischen Glauben, Hoffen, Misstrauen und dem Wunsch nach Verdrängung.

Aber erst mal kurz zur Story:
Vor 10 Jahren war Alison Studienanfängerin und hatte ihren ersten Freund, mit dem sie sehr glücklich war. Sie war zusammen mit ihrer besten Freundin Liz nach Dublin gezogen und alles lief gut, doch dann erschütterte eine grausame Mordserie die Stadt. Junge Mädchen wurden nachts niedergeschlagen und in den Kanal gestoßen, wo sie ertranken. Ausgerechnet Alisons Freund Will wurde für die Taten verhaftet und sitzt seitdem hinter Gittern.
Doch plötzlich tauchen weitere Opfer auf und die ganzen Geschehnisse von damals drohen Alison zu überrollen. Ist ein Nachahmungstäter am Werk oder steckt mehr dahinter? Will hat angeblich wichtige Informationen, aber er will sie nur Alison mitteilen … wie wird sie sich entscheiden?

Die Autorin charakterisiert ihre Figuren sehr lebensnah und glaubwürdig. Man nimmt ihnen sämtliche Gefühlsregungen wirklich ab, ob Angst, Trauer, Entsetzen, Eifersucht, Verzweiflung oder Misstrauen. Manchmal fand ich, dass die Bezeichnung „Psychothriller“ fast passender gewesen wäre, denn die Psyche der Protagonisten spielt eine große Rolle. Und auch ich als Leser konnte mich dem Sog der Geschichte nicht entziehen, ein Gefühl von Spannung und Neugier.

Alison fand ich recht sympathisch, während mir ihre Freundin Liz ziemlich nervig erschien. So ist es auch bei den übrigen Charakteren: eine sehr gute, glaubhafte Mischung – wie im richtigen Leben.

Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, man erhält stets genau die nötige Menge an Details, ohne dass die Spannung durch langatmige Ausführungen leiden würde. Die geschickt platzierten Überraschungen und Wendungen machen das Buch zu einem echten Pageturner. Immer, wenn man denkt, man hätte das Rätsel durchschaut, wird wieder einiges in Frage gestellt … wirklich bestens konstruiert.
Erzählt wird die Story auf zwei Zeitebenen in angenehm kurzen Kapiteln und auch die Perspektive des Täters lernt man kennen.

Das Buch empfehle ich gerne weiter, auch für Leser mit schwächerem Magen ist es prima geeignet, denn der Thrill beschränkt sich wirklich eher auf die psychische Ebene und es gibt keine unnötig blutigen Szenen.