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Veröffentlicht am 30.01.2019

Total spannend!

Kutná Hora
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Ich habe noch nicht viele Horror-Bücher gelesen, da mir die Filme in diesem Genre oft mit zu unrealistischen und übertriebenen Handlungen daherkamen und die wenigen Romane, die ich dahingehend las, meine ...

Ich habe noch nicht viele Horror-Bücher gelesen, da mir die Filme in diesem Genre oft mit zu unrealistischen und übertriebenen Handlungen daherkamen und die wenigen Romane, die ich dahingehend las, meine Meinung bestätigten. Jedoch wurde meine Aufmerksamkeit in letzter Zeit immer wieder auf den Redrum Verlag gelenkt. Es ist nahezu unmöglich, nicht auf ihn zu stoßen. Hypes schrecken mich ab, machen mich zugleich aber auch sehr neugierig. Da ich den Autor bereits aufgrund seiner Michael-Jesko-Reihe (Ostfrieslandkrimis) kenne, interessierte mich, was er wohl in seinen Horror-Geschichten zu erzählen hat.

Als Handlungsort hat André Wegmann einen alten Jahrmarkt in der Nähe der tschechischen Stadt Kutná Hora gewählt. Sie liegt östlich von Prag und ist unter anderem für das Sedletz-Ossarium, eine mit menschlichen Knochen verzierte Kapelle, bekannt. Diese findet auch im Buch ihren Platz.

Den Beginn des Plots überlässt der Autor seinen beiden Hauptfiguren: Randy und Torrie. Ein junges Liebespaar aus England, das für ein verlängertes Wochenende nach Prag gereist war, um sich ein wenig zu erholen. Statt der geplanten Moldau-Bootsfahrt entschieden sie sich wetterbedingt für ein Picknick in der freien Natur. Hier sparte André Wegmann nicht an Beschreibungen. Eine Fähigkeit, die ihm sicher aufgrund seines Jobs als Texter zugute kommt. So zeichnete er mit seinen Worten Bilder vor meinem inneren Auge, zeigte mir die grüne Wiese, auf der das Liebespaar liegt, ließ mich die warmen Sonnenstrahlen spüren und den Duft von Blumen und Kräutern einatmen. Ein rundum gelungenes Szenario. Die Sexszene danach passte wunderbar ins Bild. Sie war weder zu romantisch - passt meiner Meinung nach nicht in eine Horror-Geschichte - noch zu reißerisch und betont auffällig.

Auch die Darstellung der Charaktere gefiel mir. Randy wirkte auf mich äußerst souverän und willensstark. Als jemand, der Befindlichkeiten und Stimmungen bei anderen Menschen sehr schnell spürt, übernahm er gern den Part des Beschützers seiner Freundin. Im späteren Verlauf, als Torrie plötzlich spurlos verschwand, wurden diese Eigenschaften auf eine harte Probe gestellt. Es faszinierte mich, wie weit er ging und was er auf sich nahm ... für ein bisschen Hoffnung.

Torrie gilt als Everybody's Darling. Sie ist beliebt, freundlich, hilfsbereit. Tatsächlich fand ich das etwas langweilig. Ich konnte zu ihr auch keine so enge Verbindung aufbauen wie zu Randy. Das mag womöglich daran liegen, dass ich als Leserin primär seinem Handlungsstrang folgte auf der Suche nach ihr.

Dieser führte mich weg von der Wiese, hinein in den nahegelegenen Wald und schließlich auf das Gelände des alten Jahrmarktes. Schon als Kind konnten mich die unzähligen Fahrgestelle und Schaubuden ködern. Unter anderen Umständen wäre dieser Ort ein Highlight für mich gewesen. Vor allem liebte ich (und liebe noch heute) die Grusel-Attraktionen.

"Graf Dracula stand neben einem riesigen behaarten Werwolf mit messerscharfen langen Zähnen. Dahinter erblickte Randy eine mindestens genauso große Predator-Figur in einer Rüstung aus Metall. Rechts befand sich ein Wesen mit einer Maske, die es wie Marilyn Manson aussehen ließ, daneben stand ein Clown mit weißgeschminktem Gesicht, einer roten Nase und roten Haaren, der den Mund weit aufgerissen hatte und verfaulte Zähne entblößte." Zitat Seite 41

Ziemlich überrascht und beeindruckt war ich von dem Wissen, welches mir im Buch vermittelt wurde. Angefangen bei den Hintergrundinformationen bezüglich Kutná Hora bis hin zu den verschiedensten Folterinstrumenten vergangener Zeiten.

"Eine Schautafel dahinter erklärte, dass es sich um eine Garotte handelte. Ein Hinrichtungsinstrument, durch das dem Opfer, nach Drehung eines Hebels, eine kräftige Schraube in den Hals gedreht wurde, die zwischen zwei Halswirbel eintrat und das Rückenmark durchtrennte. Noch bis 1974 wurden so in Spanien Menschen hingerichtet." Zitat Seite 51

Dass ich solche wissenswerte Details in einem Horror-Buch lesen würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Zugegebenermaßen hatte ich deshalb bis circa zur Mitte des Buches die Befürchtung, dass eben diese geschichtlichen Einwürfe dem Plot das Grusel-Feeling nehmen könnten. Dann kam die überraschende Wendung.

"Auf dem Bauch des Mannes saß eine Ratte, über die ein kleiner Käfig aus Eisen gestülpt war. Oben auf dem Käfig befand sich ein Behältnis, in dem ein großes Stück glühende Kohle lag. Die dadurch in Todesangst versetzte Ratte war panisch dabei, sich einen Weg nach unten zu fressen, um der bedrohlichen Hitze zu entkommen." Zitat Seite 56

Die Spannung blieb bis zuletzt erhalten, fesselte mich, zog mich mit und ließ mich erst wieder von den Ketten, als ich die letzte Seite las. An dieser Stelle weiß ich nicht, ob ich "Gott sei Dank" oder "Oh, schade" sagen soll in Anbetracht der Tatsache, dass es sich bei dem Buch mit 129 Seiten um ein Redrum Cut handelt. Ich war dem Nervenkitzel hilflos ausgesetzt. Ich habe so oft die Luft angehalten, dass es zu einem Sauerstoffmangel und de facto in meinem Hirn zu einem Dopaminschub kam. Ähnlich wie bei einem Drogenrausch.

Der Schreibstil passte hervorragend. André Wegmann hat bewusst auf Verschnörkelungen und Ausschmückungen verzichtet an Stellen, wo diese unnötig gewesen wären. Stattdessen wählte er Formulierungen, die den Lesefluss förderten und mich vorantrieben. Einzig die Defizite im Lektorat lege ich diesem Buch zur Last. Wortwiederholungen, fehlerhafter Satzbau, falsche Schreibungen ... das ist bei einem solch dünnen Werk etwas ärgerlich.

Davon abgesehen bin ich stolz auf mich, dass ich mich erneut an das Horror-Genre herangetraut habe. André Wegmann schreibt demnach nicht nur gute Kriminalromane, sondern ist ebenfalls als Horror-Autor eine Empfehlung wert.

Persönliches Fazit: Kutná Hora eignet sich als Lektüre für alle, die mit dem Horror-Genre vertraut sind oder erste Versuche mit diesem wagen möchten. Meine Empfehlung außerdem an Leser, deren Patronus kein Angsthase ist!

© Rezension, 2019, Julie

Veröffentlicht am 29.01.2019

Uneingeschränkte Empfehlung!

Die zweite Schwester
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Der Jahrestag von Mirandas Verschwinden jährt sich nun zum zehnten Mal. Für ihre Familie ist die Ungewissheit hinsichtlich ihres Schicksals am schlimmsten. Mirandas Schwester Ella hat beschlossen, sich ...

Der Jahrestag von Mirandas Verschwinden jährt sich nun zum zehnten Mal. Für ihre Familie ist die Ungewissheit hinsichtlich ihres Schicksals am schlimmsten. Mirandas Schwester Ella hat beschlossen, sich nicht mehr den Rest ihres Lebens die quälende Frage zu stellen, was Miranda passiert ist, ob sie noch lebt, ob sie leiden musste. Sie möchte abschließen, auch wenn die Wahrheit vielleicht grausig sein wird. Doch wo soll sie beginnen? Schließlich hat die Polizei damals alle Hinweise ausgewertet und ist zu dem Schluss gekommen, dass es keine heiße Spur gibt.

Ella zieht zusammen mit ihren Eltern Luke, den Sohn ihrer Schwester groß. Er war noch ein Säugling, als seine Mutter verschwand. Wer sein Vater ist, weiß niemand. Luke ringt seiner Tante das Versprechen ab, die Wahrheit für ihn herauszufinden. Kurz darauf stößt sie tatsächlich auf einen ersten Hinweis, als die Polizei Mirandas alte Sachen zurückbringt: ein Adressbuch. Die Spur scheint vielversprechend.

„Es gibt keinerlei sichtbare Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Aber es liegt etwas Seltsames in der Luft, eine Art Witterung, wenngleich so schwach, dass sie auch Einbildung sein könnte.“ Pos. 127

Obwohl Ted, Ellas Kindheitsfreund und inzwischen Polizist, versucht, ihr die Ermittlungen auszureden, lässt sie sich nicht davon abbringen. Inzwischen häufen sich die merkwürdigen Zufälle und langsam kommt Ella zu dem Schluss, dass der Mörder noch auf freiem Fuß ist. Sie beschließt, sich nicht weiter auf die Polizei zu verlassen und selbst herauszufinden, was ihrer Schwester vor zehn Jahren passiert ist. Da die Polizei eine Beteiligung von Jason Thorne, der wegen Mordes lebenslang in einer psychiatrischen Einrichtung sitzt, an Mirandas Verschwinden weder dementiert noch bestätigt hat, besucht Ella ihn. Er scheint mehr über ihre Schwester zu wissen, als er bisher preisgegeben hat. Und von da an kommt ein Stein ins Rollen, den niemand aufhalten kann.

Ella kämpft mit den Geistern ihrer Schwester. Weil ihr Tod nie bestätigt wurde, kann sie nicht loslassen. Sie führt Zwiegespräche mit Miranda, überlegt sich, was ihre Schwester an ihrer Stelle getan hätte und versucht, einer nicht anwesenden Person zu gefallen. Ich habe im Laufe der Geschichte Mitgefühl für Ella entwickelt, andere finden ihr Verhalten sicher nervig. Doch sie balanciert auf einem schmalen Grat. Ich kann ihre Beweggründe verstehen und auch ihre Handlungen. Miranda erschien mir immer unsympathischer. Ich empfand sie als manipulativ und intrigant. Die beiden Schwestern verbindet ein enges Band, das nach dem Verschwinden von Miranda durch den kleinen Luke noch stärker geworden ist. Ella macht eine Heilige aus Miranda und übernimmt unbewusst die Denkstrukturen ihrer Mutter. Keiner darf die ältere Schwester kritisieren, an ihr zweifeln.

„Ich habe die letzten zehn Jahre mit einem riesigen Loch in meinem Herzen verbringen müssen, und dieses Loch hat exakt die Form meiner Schwester.“ Pos. 4264

Der Schwerpunkt liegt hier ganz klar auf Ella und ihrem Verhalten. Die Handlungen mancher Nebencharaktere haben mich ab und an die Stirn runzeln lassen. Ted zum Beispiel fand ich gelegentlich in hohem Maße unlogisch, obwohl er eigentlich ansonsten smart ist. Das Tempo war im Großen und Ganzen genau richtig, zwischendurch gab es leider einige Längen. Das ist auch dadurch bedingt, dass die Gespräche zwischen Ella und Miranda nicht klar abgegrenzt sind und so das Lesen etwas erschwert wird.

Persönliches Fazit: „Die zweite Schwester“ von Claire Kendal ist ein Spannungsroman, den ich uneingeschränkt empfehlen kann, wenn man es eher ruhiger mag. Hier steht die Detektivarbeit von Ella im Vordergrund, das Zusammensetzen der Puzzleteilchen. Eine spannende Atmosphäre und viele Wendungen runden das Ganze ab.

© Rezension, 2019, Katharina, Recensio Online

Veröffentlicht am 18.12.2018

Ein beeindruckendes Buch!

Die Unsterblichen
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Die vier Geschwister der Familie Gold sind noch sehr jung - zwischen 7 und 13 Jahre -, als sie 1969 zu einer Wahrsagerin gehen. Es wird behauptet, diese könne auf den Tag genau den Tod von jemandem vorhersagen. ...

Die vier Geschwister der Familie Gold sind noch sehr jung - zwischen 7 und 13 Jahre -, als sie 1969 zu einer Wahrsagerin gehen. Es wird behauptet, diese könne auf den Tag genau den Tod von jemandem vorhersagen. Also machen sie sich mit ihrem Ersparten auf den Weg, um genau das herauszufinden. Dort angekommen betreten sie der Reihe nach die Wohnung der Wahrsagerin und lassen sich ihren genauen Todestag voraussagen. Sie sind zwiegespalten, manche von ihnen glauben ihr, manche nicht. Doch für alle ändert sich das Leben schlagartig.

Jedem Kind wird ein eigener Erzählstrang gewidmet und man erfährt, inwieweit es sich mit dem genannten Datum auseinandersetzt. Auch die anderen Geschwister spielen dabei immer wieder eine entscheidende Rolle. Als Leser ist man wie gefesselt und möchte unbedingt wissen, wie die einzelnen Stränge enden und ob sich die Zukunftsprognosen bewahrheiten. Einerseits möchte man, dass die Wahrsagerin recht behält, weil diese Faszination des Übersinnlichen unglaublich unterhaltsam ist und andererseits hofft man darauf, dass alle ein glückliches und langes Leben vor sich haben.

Der Schreibstil ist durchweg sehr intensiv und berührend. Jedes Wort scheint gut durchdacht. Dadurch entsteht eine beklemmende und zugleich anziehende Wirkung, die die Stimmung des Plots perfekt in Szene setzt.

Die Geschichte regt zum Nachdenken an und ließ mich mit allerlei Fragen zurück. Nicht das Buch selbst betreffend, vielmehr hielt ich mir vor Augen, was wäre, wenn ich mein Datum kennen würde. Würde ich mutiger leben? Oder bewusster? Würde ich feiern ohne Ende oder meine Zeit in sinnvolle Dinge investieren?

Dieses Buch ist mit Abstand eines der tiefgründigsten und interessantesten, die ich in den letzten Jahren gelesen habe.

Veröffentlicht am 14.12.2018

True Crime at its best!

Wenn Kinder töten
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Da mich wahre Verbrechen interessieren ob der Faszination des Bösen, kam ich nicht umhin, auch dieses Buch von Stephan Harbort zu lesen. Wobei "lesen" nicht der richtige Ausdruck ist, man nimmt das Buch ...

Da mich wahre Verbrechen interessieren ob der Faszination des Bösen, kam ich nicht umhin, auch dieses Buch von Stephan Harbort zu lesen. Wobei "lesen" nicht der richtige Ausdruck ist, man nimmt das Buch eher durch und hangelt sich von einem Fall zum nächsten. Insgesamt schildert der Autor in sieben Beispielen aus Deutschland und dem Ausland, wie es dazu kommen kann, dass Kinder unterschiedlichen Alters zu Verbrechern werden, zu Mördern, zu Menschen, die sich dazu entschließen, furchtbare Taten zu begehen. Ich frage mich unwillkürlich, ob ein 5-jähriger Junge die Endgültigkeit seines Entschlusses nur annähernd so begreift wie ein 13-jähriger. Laut Statistik im Anhang sind es zu 87,5 % männliche Täter, die meisten bei ihrer ersten Tat um die 13 Jahre alt. Interessant finde ich neben dem Expertenwissen des Autors die originalen Protokolle, die einen ziemlich guten Überblick verschaffen und das Prozedere authentischer gestalten. So erfährt man etwas über das Vorleben der noch jungen Täter, über die Planung und Durchführung und wie es letztendlich zur Festnahme kam. Liebhaber von Ermittlungsdetails und Fallanalysen kommen hier voll auf ihre Kosten.

Besonders die Vielfalt der Handlungsmotive gefällt mir, weil mich das an Grauzonen erinnert: Es gibt eben nicht nur Schwarz und Weiß, Gute und Böse, sondern oft etwas dazwischen. Wenn ein so junger Mensch tötet, um zu erfahren, wie sich das anfühlt, was sagt uns das? Oder aus Neid, Habgier, sexueller Motivation. Mangelt es ihm vielleicht an Liebe? Hat er Probleme mit dem anderen Geschlecht, de facto zwischenmenschliche Probleme oder Schwierigkeiten mit autoritären Bezugspersonen? Geht es um Stagnation hinsichtlich seiner eigenen emotionalen Entwicklung?

"Morgen wirst du herausfinden, ob du lebst oder stirbst, weil ich eine Menge Leute zu töten habe." S. 118

"Weil ich nicht machen konnte, was ich wollte. Meine Eltern hatten immer etwas dagegen, egal, was es war." S. 186

Stephan Harbort greift wichtige Aspekte auf und beschreibt sie leicht verständlich anhand von realen Fakten, so dass man als Leser nicht das Gefühl bekommt, man hätte Psychologie oder Kriminalistik studieren müssen, um die Ansätze nachvollziehen zu können.

Wer sich weiterinformieren möchte, kann sich durch das Literaturverzeichnis arbeiten, das dankenswerterweise integriert wurde.

Persönliches Fazit: Für mich ist dieses Buch mehr eine gesellschaftskritische Lektüre, denn um einander besser verstehen und Signale frühzeitig erkennen zu können, ist es wichtig, sich über solche Themen auszutauschen. Faszinierende und zugleich schockierende Fälle, ein gewohnt ruhiger und präziser Schreibstil sowie punktgenaue Beschreibungen: True Crime at its best!

© Rezension, 2018, Julie, Recensio Online

Veröffentlicht am 06.12.2018

Spannende Unterhaltung!

Verborgen
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Verborgen ist der erste Teil einer neuen Reihe um die Gefängnisärztin Eva Korell von Claudia Toman, die dieses Buch unter dem Pseydonym "Anna Simons" veröffentlicht hat.

Die Ärztin Eva Korell ist neu ...

Verborgen ist der erste Teil einer neuen Reihe um die Gefängnisärztin Eva Korell von Claudia Toman, die dieses Buch unter dem Pseydonym "Anna Simons" veröffentlicht hat.

Die Ärztin Eva Korell ist neu in München und tritt ihre Stelle als Gefängnisärztin in der JVA hoch motiviert an. Bald schon muss sie jedoch feststellen, dass sie die Gepflogenheiten in einem Gefängnis unterschätzt hat.

"Der Häftling hatte eine Heckenschere in der Hand. Alamiert packte Eva ihren Schlüsselbund fester und tastete wieder nach ihrer Trillerpfeife. Der Mann behielt sie im Auge, beschleunigte weiter seinen Gang, er war jetzt nur noch wenige Meter von Hamid entfernt und rannte fast. Warum sah denn keiner hin?" (S. 55)

Durch einen Zufall wird Eva auf Nicole Arendt aufmerksam, die offensichtlich Opfer von häuslicher Gewalt ist und vor irgendetwas fürchterliche Angst hat. Eva möchte ihr natürlich zur Seite stehen, doch dann erfährt sie ein wichtiges Detail über Nicole, infolgedessen sie ihre Hilfe ablehnen muss. Als Nicole einen Tag später spurlos verschwunden ist, macht sich Eva große Vorwürfe und bereut ihre Entscheidung zutiefst. Sie versucht bei der Aufklärung zu helfen und wird immer mehr in den Kriminalfall verwickelt.

Das Buch ist in 3 Teile gegliedert. Im ersten Teil beschreibt die Autorin detailliert die einzelnen Charaktere. Eva mit ihrem Helfersyndrom, die scheinbar völlig naiv und unbedarft ihren neuen Job antritt und Ungerechtigkeit nicht ertragen kann. Sowie Nicole, die als schwach und hilflos beschrieben wird.

Die Figuren werden allesamt sehr präzise und authentisch vorgestellt, so dass man sich als Leser in die jeweilige Person gut einfühlen kann.

In Teil 2 nimmt die Handlung dann etwas an Spannung auf und die Geschichte wird insgesamt komplexer. Hier hat mir gut gefallen, dass die Autorin es schafft, den Leser glauben zu lassen, er wüsste, was als nächstes passiert, um dann in Teil 3 in eine andere Richtung zu laufen. Falsche Fährten, die überraschende Wendungen mit sich bringen und den Lesefluss fördern.

Die Kapitel haben eine angenehme Länge und sind gut zu lesen. Die Geschichte ist gut recherchiert und am Ende fügt sich alles stimmig zusammen.

Das Cover zeigt eine Gefängnismauer, die sich materiell vom Rest des Buchcovers abhebt und somit eine beklemmende Atmosphäre schafft, die durch den Titel noch bestärkt wird. "Verborgen" regt die Fantasie hier noch düsterer an.

Fazit: Eine etwas andere Ermittlergeschichte aus Sicht einer Gefängnisärztin und somit endlich etwas Neues, was den Plot betrifft. Keine Klischees, keine 0815-Erwartungshaltung. Das Buch hat mich gut unterhalten und macht neugierig auf weitere Teile dieser Reihe.

(Daniela K., Recensio Online)