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Veröffentlicht am 31.03.2019

Ein starker Thriller!

Die Akte Rosenrot
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Für mich war es das zweite Buch von der Autorin, und obwohl bereits "Gleis der Vergeltung" für mich das Nonplusultra im Thriller-Bereich war, konnte Astrid Korten mich erneut überraschen. Beeindruckend, ...

Für mich war es das zweite Buch von der Autorin, und obwohl bereits "Gleis der Vergeltung" für mich das Nonplusultra im Thriller-Bereich war, konnte Astrid Korten mich erneut überraschen. Beeindruckend, spannend und hochbrisant - mit diesen drei Worten würde ich "Die Akte Rosenrot" beschreiben. In jedem Satz stecken Herzblut, Fachwissen und Professionalität. Man merkt dem Plot an, dass hier äußerst gründlich recherchiert wurde.

Vor allem jedoch überzeugte mich der Thriller ob des Mutes, mit dem die Autorin hier ans Werk ging. Nicht jedem Autor gelingt es, ein brisantes und aktuelles Thema aufzugreifen und mit ungezügelter Ehrlichkeit in die Welt hinauszutragen. Geschickt werden falsche Fährten gelegt, Netze gesponnen und Abgründe aufgetan, in die man als Leser nicht nur reinstolpert, sondern tief hinabfällt. Ich war dermaßen gefangen in diesem Sog, dass mich das Buch noch nach dem Zuschlagen beschäftigte. Auch, weil ich aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen mit dem Subgenre Politthriller vor dem Lesen bereits negativ eingestellt war. Voreingenommen. Umso besser für mich, dass ich "Die Akte Rosenrot" lesen durfte. Dieses Buch ist eine Mischung aus Thriller, Psychothriller und Politthriller.

Mit Ibsen Bach bekommt der Plot einen außergewöhnlichen Protagonisten an die Seite gestellt. Ein verwundetes Lamm, vom Leben gezeichnet und mit einer faszinierenden Finsternis umhüllt. Er war mir auf Anhieb sympathisch und vermittelte Authentizität. Passend also, dass er als ermittelnde Figur die Geschichte vorantreibt. Ein Geheimnis, an das er sich zunächst nicht mehr erinnert, ließ mich aufhorchen. Ich liebe es, in den Sachen Anderer zu wühlen und das Schmutzige zu entlarven. Innerlich habe ich mich darauf eingestellt, von der Autorin auf Irrwege geführt zu werden, und so kam es dann auch. Stück für Stück arbeitet der Leser an diesem geschickt inszenierten Schiebepuzzle, bewegt hier ein Teilchen, dort eins, um dann letztendlich festzustellen, dass die Lösung eine ganz andere ist.

An dieser Stelle möchte ich einbringen, dass dieser Thriller Szenen enthält, die unmissverständlich, direkt und grausam sind. Damit ist zu rechnen, wenn man sich für ein solches Werk entscheidet. Mir gefiel es, wie kritisch, souverän und ehrlich Astrid Korten die Motive und Handlungen ihrer fein gezeichneten Figuren dem Leser nahebringt.

Mit Berlin und Moskau als Schauplätze bekommen wir ein spannendes Setting, und in einzelnen Handlungssträngen wird jeweils die Geschichte von Profiler Ibsen Bach und die der russischen Bloggerin Leonela Sorokin erzählt. Zwei einprägsame Charaktere, die differieren. Beide recherchieren in unterschiedlichen Fällen, die offenbar durch dasselbe Geheimnis miteinander verbunden sind.

Oft katapultiert die Autorin den Leser zurück in die Vergangenheit, die immer noch wichtig für die Protagonisten zu sein scheint und sie in der Gegenwart stark beeinflusst. Dabei wird zwischen der auktorialen (Außen)Perspektive und der Ich-Erzählung gewechselt, etwa wenn Ibsen Bach aus seiner Sicht erzählt. Und obwohl der Plot sich ob der Komplexität des Themas auf hohem Niveau bewegt, kann er dennoch mit überraschenden Wendungen und Spannungselementen aufwarten. Warum "dennoch"? Weil ich, wie eingangs erwähnt, die Erfahrung gemacht habe, dass vor allem sehr anspruchsvolle Lektüre ausreichend Spannungskurven vermissen lässt. Dies ist hier nicht der Fall. Ich fühlte mich zu jedem Zeitpunkt bestens unterhalten.

Persönliches Fazit: Ein beeindruckener Mix aus Thriller, Psychothriller und Politthriller, der mit gründlicher Recherche, einem temporeichen sowie intelligenten Plot und überzeugenden Charakteren punktet. Unbedingt lesen!

© Rezension, 2019, Julie

Veröffentlicht am 16.03.2019

Ein starker Thriller!

Alexandra
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Selten hat mich eine Protagonistin derart abgestoßen und trotzdem unglaublich fasziniert wie Alexandra. Sie ist taff, wirkt unmoralisch, arrogant, ziemlich crazy und würde über Leichen gehen, um an ihr ...

Selten hat mich eine Protagonistin derart abgestoßen und trotzdem unglaublich fasziniert wie Alexandra. Sie ist taff, wirkt unmoralisch, arrogant, ziemlich crazy und würde über Leichen gehen, um an ihr Ziel zu gelangen. Dennoch - oder gerade deswegen - strahlt sie Authentizität und Selbstbewusstsein aus. Natasha Bell schafft es mühelos, den ambivalenten Charakter ihrer Schlüsselfigur darzustellen. Und zwar so realistisch, dass man trotz der Aversion ihr gegenüber eine Verbindung herstellen kann. Das lässt den Leser zwar nicht gänzlich hinter die Fassade blicken, vermittelt jedoch ein gutes Bild darüber, wie die innere Haltung eines Menschen sein kann - die in diesem Fall wahrscheinlich nicht mit der eigenen konform geht. Es ist die Faszination des Bösen, die an das Buch fesselt, und sicherlich auch die Bedeutung von Wahnsinn. Denn das ist Alexandra meiner Meinung nach: wahnsinnig.

Im starken Kontrast dazu bekommt der Leser es mit ihrem Ehemann Marc zu tun, der sich allein um die Kinder und den Haushalt kümmern muss, nachdem Alexandra spurlos verschwunden ist. Ich konnte die gewaltigen Emotionen nachempfinden, denen man erlegen ist, wenn man nicht weiß, ob die eigene Frau noch lebt oder längst tot ist. Diese quälende Ungewissheit raubt Marc den Verstand. Zeitgleich bemüht er sich, die Hoffnung aufrecht zu erhalten, dass Alexandra eines Tages wohlbehalten zurückkommt. Selbst dann, als die Polizei den Fall ad acta legt. Doch je mehr Marc versucht, eine Spur zu finden und das Puzzle zusammenzusetzen, desto mehr wird ihm auch klar, dass er seine Frau womöglich gar nicht so gut kennt, wie er dachte.

"Der skeptische Teil seines Ichs löste sich von ihm und schwebte unsichtbar unter der Zimmerdecke, blickte auf ihn herab und verspottete seine armselige, hoffnungsvolle Ernsthaftigkeit." (Zitat Seite 23/24)

"Jemand hat sie gesehen, mit ihr gesprochen oder sie mitgenommen. Mir ist egal, was Sie getan haben, ich will meine Frau einfach nur zurück." (Zitat Seite 117)

Das Netz aus Lügen und Geheimnissen ist so fein gestrickt, dass man der Autorin immer wieder in die Falle tritt und nur über Irrwege zum Ziel gelangt. An einigen Stellen wirkt es so, als würde Natasha Bell abdriften, zu weit ausholen, aber manche Dinge brauchen etwas mehr Zeit, um zu reifen. Letztendlich wurde der Raum geschaffen, der nötig ist, damit die unterschiedlichen Eindrücke und Wahrnehmungen sich gänzlich entfalten können, denn diese machen den Plot im Wesentlichen aus. Der Thriller punktet primär mit psychologischen und emotionalen Aspekten und verzichtet dabei auf genre-typisches Blutvergießen und Brutalität.

"Er hielt mich am Boden fest, drückte mir das Knie in den Magen. Ich konnte seinen süßen und wohlbekannten Schweiß riechen. [...] Er wollte, dass ich seine ganze Kraft fühlte, mir meines Rangs bewusst wurde." (Zitat Seite 126)

Kaum zu glauben, dass es sich hierbei um das Debüt der Autorin handelt. Vor allem das Ende hat mich innerlich völlig zerrissen. Ich war wütend, fassungslos, nachdenklich, durcheinander.

Persönliches Fazit: Ein beeindruckender Thriller mit überraschenden Wendungen, einer ungewöhnlichen Protagonistin und psychologisch raffinierten Handlungssträngen. Bestens geeignet für Leserinnen und Leser, die auf Nervenkitzel und temporeiche Spannung setzen.


© Rezension, 2019, Recensio Online

Veröffentlicht am 30.01.2019

Starker Spionage-Thriller!

Niemand kennt deinen Namen
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Mit „Niemand kennt deinen Namen“ von Matthew Richardson habe ich meinen ersten Spionage-Thriller gelesen und war positiv überrascht.

Der Klappentext liest sich zunächst spannend und wenn man wie ich Neuling ...

Mit „Niemand kennt deinen Namen“ von Matthew Richardson habe ich meinen ersten Spionage-Thriller gelesen und war positiv überrascht.

Der Klappentext liest sich zunächst spannend und wenn man wie ich Neuling in diesem Genre ist, ist man besonders neugierig.

Das Buch, das Ende 2018 im Rowohlt Verlag erschienen ist, hat 55 Kapitel und ist in 5 Teile gegliedert. Die Kapitel sind relativ kurz gehalten, somit überschaubar und sehr angenehm zu lesen. Aufgrund des spannenden Schreibstils ist man geneigt, immer noch ein weiteres Kapitel zu inhalieren.

In dem Roman begleitet der Leser den Hauptcharakter Solomon Vine, einen studierten Mathematiker, der ein schier unglaubliches Wissen besitzt. Aufgrund einer ungerechtfertigten Suspendierung wegen versuchten Mordes, stellt er auf eigene Faust Ermittlungen an, um seine Widersacher zu entlarven.

Vine kämpft um die Wahrheit, ist immer kurz davor, diese endlich aufzudecken und wird dann von bestimmten Ereignissen wieder zurückgeworfen. Trauen kann er niemandem mehr, er wird stetig ruheloser und fühlt er sich zudem ständig beobachtet:

„Draußen vor der Tür blickte er die Straße hinab und prägte sich rasch die Fahrzeuge ein, die er dort sah, ehe er sich auf den Heimweg machte. Wurde er noch beschattet? … Er kannte die Tricks. Man konnte nie paranoid genug sein: Je harmloser sie wirkten, desto gefährlicher waren sie möglicherweise.“ S. 171

Mich persönlich hat fasziniert, wie zielstrebig Vine versucht, die Wahrheit ans Licht zu bringen und seine Unschuld zu beweisen. Dadurch und auch durch seine Taktik, dem Geheimdienst auf die Schliche zu kommen, wird das Buch umso spannender. Seine Versuche, sich selbst zu retten, sind riskant und spektakulär:

"Wer sind Sie?“ Vince nahm die Hände aus den Taschen. Er wusste, dass Amory ihn jetzt jeden Moment melden konnte. Es war purer Leichtsinn, dass er hergekommen war. Aber die Zeit arbeitete gegen ihn. „Ich bin der Mann, den Sie hinter Gitter bringen wollen“, antwortete er schließlich.“ S. 315

Das Spannungsbarometer steigt in diesem Buch schnell und hält sich konstant auf einem hohen Level. Alleine der Gedanke, sich in die Haut von Vine zu versetzen, ist schier unerträglich. So vielen Menschen schenkt er Vertrauen, nur um dann entweder bitter enttäuscht zu werden oder um seine wahren Freunde „zufällig“ zu verlieren. Immer wieder erlebt er Situationen, in denen man ihm etwas anhängen will, doch es gelingt ihm stets, diesen zu entkommen. Das hat das Buch für mich absolut lesenswert gemacht.

Der Schluss ist gut gelungen und hat die nötige Spannung, um dem Leser keine Atempause zu gönnen und ihn das Buch zufrieden zuklappen zu lassen.

Persönliches Fazit: Insgesamt ein starker Spionage-Thriller mit einem mutigen Hauptcharakter, dem man während des Lesens immer wieder gerne helfend zur Seite stehen möchte. Man fiebert mit, hofft das Beste und wird immer wieder überrascht. Die Spannung bleibt stets auf einem hohen Niveau und durch die relativ kurzen Kapitel ist ein flüssiges Lesen möglich. Für mich als Einsteigerin in diesem Genre eine klare Leseempfehlung!

© Rezension, 2019, Sabrina, Recensio Online

Veröffentlicht am 30.01.2019

Sehr gelungen!

Unruhe
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Im ersten Moment wehrte sich alles in mir gegen einen erneut psychisch labilen Ermittler, der seine Ehe in den Sand gesetzt hat und nur einen bedingt vorbildlichen Vater abgibt. Trotzdem wurde mir Steen ...

Im ersten Moment wehrte sich alles in mir gegen einen erneut psychisch labilen Ermittler, der seine Ehe in den Sand gesetzt hat und nur einen bedingt vorbildlichen Vater abgibt. Trotzdem wurde mir Steen im Laufe des Buches, inmitten seiner persönlichen Unruhen und auch der Unruhen, die in der Stadt herrschen, zusehends sympathischer.

Es handelt sich hier nicht um einen Mord aus Leidenschaft oder eines psychopathischen Massenmörders wie in den meisten Plots heutiger Zeit. Vielmehr ermittelt der Leser gemeinsam mit Steen in alle erdenklichen Richtungen, durchleuchtet den Background des Opfers, deckt diverse Verstrickungen auf. Dadurch bleibt die Geschichte abwechslungsreich. Einziger Wermutstropfen sind einzelne, kleine Längen, die sich eingeschlichen haben.

Der Schreibstil ist im Großen und Ganzen flüssig. Da der Roman mit dem Mord beginnt, ist es schwierig, den Spannungsbogen von Anfang bis Ende auf hohem Niveau zu halten. Dies ist aber größtenteils geglückt.

Das Cover ist einfach gehalten – bestiefelte Beine in unheimlichem Blau auf schwarzem Hintergrund. Die Schrift ist beige, mit blau durchzogen und bei genauer Betrachtung lässt sich hier die Andeutung von Stein erkennen. Dies kann mehrfach gedeutet werden, sowohl auf den Namen des Autors, der Hauptfigur oder auch die Friedhofsmauer, den Fundort der Leiche.

Persönliches Fazit: Der absolut gelungene Auftakt zu einer sehr vielversprechenden Reihe. Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung für diesen Thriller.

© Rezension, 2019, Claudia, Recensio Online

Veröffentlicht am 30.01.2019

Fesselnd!

Scherbenmädchen
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Das Cover zeigt sich sehr ausdrucksstark in Grau und Schwarz und mit einem Mädchen darauf. Irgendwie wirkt es geheimnisvoll, was eine gute Beschreibung für den Inhalt des Buches ist. Den Klappentext fand ...

Das Cover zeigt sich sehr ausdrucksstark in Grau und Schwarz und mit einem Mädchen darauf. Irgendwie wirkt es geheimnisvoll, was eine gute Beschreibung für den Inhalt des Buches ist. Den Klappentext fand ich sehr interessant und war gespannt, was hinter Angies Amnesie stecken würde.

Zu Beginn kommt Angie nach Hause, weiß aber selbst nicht mehr, dass sie drei Jahre lang weg war. Ohne jede Spur verschwand sie damals aus ihrem Zeltlager. Plötzlich steht sie wieder in ihrem Elternhaus und es wird klar, dass sie sich an nichts erinnern kann.

"Angie, wo … wo bist du gewesen?" "Das weißt du doch". Wieder zog sich ihr Magen schmerzhaft zusammen. "Zelten?" Die Art, wie ihre Eltern sie anstarrten, machte ihr das Atmen schwer. "Zelten", sagte sie noch einmal entschlossen. Dad kam die Treppe herunter. "Zelten", wiederholte er. "Zelten?". Seine Stimme wurde schrill. "Drei Jahre lang?" S. 16

Es ist schwer, etwas über den Inhalt des Buches und die eigentliche Thematik zu sagen, ohne zu spoilern. Das Tempo der Erzählungen ist schnell, der Spannungsbogen hoch, wobei ich einräumen muss, dass es sich nicht um einen Thriller handelt, sondern eher um einen psychologischen Spannungsroman. Zwar klärt sich die Frage, was mit Angie passiert ist, relativ schnell auf, dadurch steigt die Spannung aber nur noch weiter. Ich habe das Buch an einem Tag gelesen, weil ich so neugierig auf die Auflösung war. Wie ist es möglich, drei Jahre seines Lebens komplett zu vergessen? Was ist mit Angie passiert? Wo war sie? Wie geht sie in der Realität mit der neuen Situation um, in der sie plötzlich drei Jahre älter ist, als sie sich fühlt?

Angies Gedanken und Empfindungen werden treffend und tiefgründig beschrieben, so dass ich schnell mit ihr mitgefühlt habe und sie mir sympathisch wurde. Die anderen Charaktere, Angies Eltern und ihre Therapeutin, mit deren Hilfe sie mit der Vergangenheit aufräumen möchte, sind auch gut gezeichnet, jedoch lange nicht so tiefgehend. Es war mir aber niemand unsympathisch, im Gegenteil, die Charaktere ergänzen sich und passen gut zusammen. So waren zum Beispiel die Wut und Hilflosigkeit von Angies Vater, der seiner tot geglaubten Tochter skeptisch gegenübersteht, für mich deutlich spürbar und nachvollziehbar. Auch das Thema Liebe hat im Buch seinen Raum, denn Angie entdeckt ihre ersten Gefühle und setzt sich damit auseinander.

Persönliches Fazit: Insgesamt hat mich „Scherbenmädchen“ von Liz Coley sehr berührt, gefesselt und mein Wissen über eine Thematik vergrößert, die ich hier noch nicht verraten möchte, damit jeder Leser die Spannung selbst erleben kann. Eine klare Leseempfehlung für Leser psychologischer Spannungsromane ohne viel Blut und Gewalt.

© Rezension, 2019, Eva, Recensio Online