BFF gibt’s auch bei Jungs oder: Der schlaue Greg und der naive Rupert
Ruperts Tagebuch - Zu nett für diese Welt!„Ruperts Tagebuch - Zu nett für diese Welt! Jetzt rede ich!“ ist der neue Comic-Roman von Jeff Kinney, dem Autor der beliebten Reihe „Gregs Tagebuch“, die inzwischen bereits 13 Bände umfasst. Diesmal kommt ...
„Ruperts Tagebuch - Zu nett für diese Welt! Jetzt rede ich!“ ist der neue Comic-Roman von Jeff Kinney, dem Autor der beliebten Reihe „Gregs Tagebuch“, die inzwischen bereits 13 Bände umfasst. Diesmal kommt Rupert zum Zug und erzählt seine persönliche Sichtweise der Vorkommnisse in Schule und privat. Da Greg Ruperts bester Freund ist, handeln sie in der erster Linie von den beiden.
Mit Ruperts Tagebuch scheint auf den ersten Blick eine zweite Reihe zu beginnen, auf den zweiten Blick allerdings entpuppt sich diese eher als Ergänzung denn als Konkurrenz zu Gregs Tagebüchern und kann das gewohnte Niveau nicht ganz halten. Der Schreibstil ist zwar unverkennbar aus derselben Feder, allerdings handelt es sich entgegen dem Titel nicht um ein Tagebuch.
Da der Text diesmal aus Ruperts Sicht geschrieben wurde, wurden Bilder und Schrift leicht modifiziert. Die Bilder sind deutlich einfacher und detailärmer gestaltet als bei Greg und die Schrift ist etwas breiter und größer. Beides wurde an Ruperts Charakter angepasst und ist nachvollziehbar.
Rupert wurde in Gregs Tagebüchern immer als ein dicklicher Junge dargestellt, der etwas treudoof ist und im Grunde alles tut, was Greg von ihm verlangt und dabei öfter mal den Kürzeren zieht. Dieser Eindruck wird in Ruperts Geschichten nicht nur bestätigt, sondern deutlich verschärft dargestellt. Hier ist Greg der coole Junge, der ohne Rücksicht auf Verluste zum Teil richtig üble Streiche spielt und stets auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Und Rupert ist der naive Freund, der nichts schnallt und Greg anhimmelt.
Anders als bei Gregs Geschichten erfährt man im Grunde nichts über gegenwärtige Geschehnisse, daher ist der Begriff „Tagebuch“ hier vielleicht nicht ganz korrekt. Vielmehr sind es mehr oder weniger chronologisch sortierte Geschichten über die Freundschaft von Greg und Rupert aus der Vergangenheit, die das Buch füllen, aber ich finde das vollkommen in Ordnung. Durch den Perspektivenwechsel bekommt alles einen neuen Anstrich, was den Leser bei Laune hält.
Auch wenn es am Anfang ungewohnt ist und man sich zwischendrin des öfteren fragt: „Ist Greg wirklich so gemein und hinterlistig oder liegt es an der verzerrten Wahrnehmung von Rupert?“ steht das Buch im Unterhaltungswert den Tagebüchern von Greg ins nichts nach. Die Charaktere kommen allerdings bei Ruperts Geschichten beide nicht sonderlich gut weg. Meines Erachtens wird man dadurch weder Greg noch Rupert wirklich gerecht. Aber vielleicht muss man das Ganze auch nicht auf die Goldwaage legen und sich einfach sagen, dass alles eine Frage der subjektiven Wahrnehmung ist. Es sind halt Schulfreunde und keine Erwachsenen - und die Zielgruppe umfasst nach wie vor Grundschüler.
Von mir gibt es klare 4 Sterne.