Frischer Wind im Berliner Hinterhaus
Sommer bei GesominaDer 12jährige Jona verbringt seine Sommerferien lieber bei einer alten Frau im nicht-so-hippen Teil Berlins als in Hollywood. Krass! Zumal er Gesomina vor 5 Jahren zum letzten Mal gesehen hat und sich ...
Der 12jährige Jona verbringt seine Sommerferien lieber bei einer alten Frau im nicht-so-hippen Teil Berlins als in Hollywood. Krass! Zumal er Gesomina vor 5 Jahren zum letzten Mal gesehen hat und sich kaum noch an sie erinnern kann. Mit seinen Lieblingsgerichten und vor allem tollen Geschichten kann die ‚Nonna‘ aber ganz schnell sein Herz gewinnen. Diese Geschichte der Gesomina war für mich das Herzstück des Buches; sie hat mich sehr berührt.
Aber auch wie Jonas Ferien ganz ohne Besuch einer Kletterhalle, Paintball-Challenge oder 3D-Kinobesuch zu einem großartigen Abenteuer werden war toll zu lesen. Mit ganz alltäglichen Dingen (bis auf die Saunahütte, die fand ich wirklich skurril) füllt Gesomina ihre gemeinsamen Tage und erschafft ein ganz besonderes Ferienerlebnis, bei dem man nicht ständig das Handy braucht – außer man will Sherlock Holmes Junior spielen. Die zahlreichen ‚Nebendarsteller‘ tragen ebenfalls dazu bei, dass es sowohl tolle Ferien für Jona werden als auch ein Lesegenuss für mich. Nur das Ende ließ mich etwas unbefriedigt zurück… Hat der kleine frische Windhauch in der Straße nachhaltige Veränderungen gebracht? Was wird aus Tom, Milan und Julika?
Quatschlappen kenne ich seit letztem Jahr auch, da hat es ein Kollege in der Faschingszeit ins Büro mitgebracht und als traditionelles Gebäck der Italiener im Karneval vorgestellt. Ganz so umgehauen wie Tom Spencer hat es mich nicht, es waren halt hauchdünne knusprige Rechtecke, die allein durch den Puderzucker Geschmack bekamen. Aber den Bewohnern dieser kleinen abgeschiedenen Straße in Berlin haben sie offensichtlich sehr gut geschmeckt.
Und weil ich gerade „Moby Dick“ angefangen habe zu lesen, konnte ich sogar mit der Anspielung auf Peter Coffin was anfangen! Zufälle gibt‘s…
Beim Lesen habe ich mir die Geschichte öfter mal als Film vorgestellt, und musste dabei an „Sommer vorm Balkon“ von Andreas Dresen denken. Ein in meinen Augen ganz ganz toller Film, mit ähnlichem Setting und Typ von Charakteren nur natürlich einer ganz anderen Geschichte. Ich könnte mir aber eine Verfilmung dieses Buches – und dann bitte mit Andreas Dresen als Regisseur! – sehr gut vorstellen. Und irgendwie habe ich auch ein klein wenig gehofft, Herr Haiduk aus Beckerhoffs letztem Roman taucht wenigstens als Cameo mal auf. Den sehe ich mit seinem Laden voller geheimer Wünsche nämlich in unmittelbarer Nachbarschaft von Tom, Milan, Herrn Dong und Gesomina.