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Veröffentlicht am 24.09.2016

Wo das Böse seine Wurzeln hat

Die Einsamkeit des Bösen
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Alexandra mag ihren Job im Verlagswesen, liebt ihren Mann Anton und die gemeinsamen Kinder Annika und Max. Niemand ahnt, dass sie ein düsteres Geheimnis hat. Doch als Anton 24 Millionen Euro im Lotto ...


Alexandra mag ihren Job im Verlagswesen, liebt ihren Mann Anton und die gemeinsamen Kinder Annika und Max. Niemand ahnt, dass sie ein düsteres Geheimnis hat. Doch als Anton 24 Millionen Euro im Lotto gewinnt, gerät Alex‘ heile Welt ins Wanken.
Zwei Handlungsstränge gilt es zu verfolgen. Der erste erzählt von Alexandras Kindheit und Jugend, ein Weiterer von der erwachsenen Frau.
Die kleine Alexandra hat es nicht leicht. Eine verkorkste Kindheit. Der Vater ist ein echter Kotzbrocken, ein Trinker. Von ihrem älteren Bruder fühlt sie sich bedroht, der jüngere scheint gestört. Die Mutter ist überfordert und kuscht.
Danach begegnen wir der erwachsenen Alexandra. Sie und ihr Mann können mit dem vielen Geld nicht umgehen. Er verfällt dem Konsumrausch und legt sich eine Geliebte zu, die Kinder stellen Forderungen. Ein Urlaub in den USA soll die Ehe kitten.
Doch die Vergangenheit holt einen immer ein…
Herbert Dutzler hat mit „Die Einsamkeit des Bösen“ eine beklemmende und zugleich spannende Geschichte geschrieben, die sich außerdem flott lesen lässt. Zudem hat der Autor eine Thematik gewählt, die nicht schon x-fach kriminalliterarisch abgearbeitet wurde.
Allerdings stellt sich auch die Grundsatzfrage: Kann ein Verbrechen mit der schwierigen Biografie des Täters entschuldigt werden? Ich denke, nein. Alex‘ Handeln kann ich oft nicht nachvollziehen und mich erst recht nicht damit identifizieren. Mein Mitleid hält sich daher in Grenzen.
Der Beklemmung vom Anfang ist Fassungslosigkeit gewichen. Vom Krimi zur Groteske. Comichaft überzeichnet. Nichtsdestotrotz, authentisch beschrieben. Der Urlaub in den USA, Land und Leute. Alles in allem hat mir der Kriminalroman gut gefallen.

Fazit: Spannend und düster von der ersten bis zur letzten Seite.

Veröffentlicht am 19.09.2016

Was habe ich getan?

Im dunklen, dunklen Wald
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Leonora hat per E-Mail eine Einladung zum Junggesellinnenabschied bekommen. Dabei hatte sie ihre alte Freundin Clare aus den Augen verloren. Deshalb will Nora eigentlich gar nicht hingehen. Aber Nina, ...


Leonora hat per E-Mail eine Einladung zum Junggesellinnenabschied bekommen. Dabei hatte sie ihre alte Freundin Clare aus den Augen verloren. Deshalb will Nora eigentlich gar nicht hingehen. Aber Nina, eine andere aus der ehemaligen Clique, steht ebenfalls auf der Einladung, also schließen beide einen Pakt und sagen zu.
Als Nora und Nina an dem einsamen Haus im dunklen, dunklen Wald ankommen, werden sie von Florence empfangen. Sie ist Clares beste Freundin, sieht aus wie Clare und kleidet sich auch so. Flo hat bizarre Spiele und Überraschungen geplant. Auch Alkohol und Drogen spielen eine Rolle. Plötzlich gibt es sogar einen Toten...
Zwischendurch sind immer wieder Abschnitte eingestreut, in denen Nora schwer verletzt im Krankenhaus liegt und sich nicht erinnern kann. Was hat sie getan? Was ist bloß passiert? Alles sehr spannend und mysteriös. Irgendjemand schmiedet seinen ganz persönlichen Racheplan. Ist Nora die Nächste?
„Im dunklen, dunklen Wald“ ist Ruth Wares erster Roman. Eine abgründige, düstere Geschichte mit vielen falschen Fährten und überraschenden Wendungen bis zum unerwarteten Ende. Atmosphärisch dicht. Spannend und beklemmend zugleich.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Ja, die Protagonistin ist vielleicht etwas naiv und ja, die Story vielleicht auch etwas vorhersehbar. Ein Netz aus Lügen und Intrigen. Wem kann Nora noch trauen? Alles in allem habe ich mich gut unterhalten.

Fazit: Ein packender und fesselnder Psychothriller, den man nicht so schnell aus der Hand legen kann.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Rache und Gerechtigkeit

Hell-Go-Land
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Sturm über Helgoland. Die Insel ist vom Festland abgeschnitten. Ein atmosphärisch dichtes, düsteres Szenario, dass Tim Erzberg alias Thomas Montasser sich für seinen Debütroman ausgedacht hat. Worum geht ...


Sturm über Helgoland. Die Insel ist vom Festland abgeschnitten. Ein atmosphärisch dichtes, düsteres Szenario, dass Tim Erzberg alias Thomas Montasser sich für seinen Debütroman ausgedacht hat. Worum geht es?
Anna Krüger kehrt als Polizistin nach Helgoland zurück, um sich den Dämonen ihrer Vergangenheit zu stellen. Seit einem traumatischen Erlebnis in ihrer Jugend leidet sie unter starker Migräne.
Ein weiterer Handlungsstrang erzählt von Katarina Loos. Sie ist Haushälterin bei Dr. Strecker. Seine Frau hatte ihn verlassen. Katarina schnüffelt in bester Miss Marple-Manier hinter dem Doc her. Eines Tages macht sie im Keller des Hauses eine grausige Entdeckung.
Anna erhält ein Päckchen mit einem menschlichen Daumen und eine mysteriöse SMS. Als sie erneut Post bekommt, diesmal ein Glas mit Blut, wird klar, dass es sich um einen Psychopathen handeln muss. Irgendjemand spielt ein perfides Spiel mit Anna. Aber wer und warum?
Die Ermittlungen drehen sich im Kreis. Anna wird von der Vergangenheit eingeholt und die Spannung steigt.
Zwischendurch sind auch immer wieder Abschnitte in Kursivschrift eingestreut, in denen ein Mensch zu Tode gefoltert wird. Wer ist das Opfer, wer der Täter und wo liegt sein Motiv? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt…
Der etwas andere Reiseführer von Helgoland. Der Sturm und die düstere Atmosphäre sind gut beschrieben. Dass das Opfer lange im Dunkeln blieb, hat mir gefallen. Die Suche nach dem Täter fand ich dagegen etwas langatmig - und vorhersehbar.
Mit Anna bin ich bis zum Schluss nicht wirklich warm geworden. Eine Figur, die mit ihrer Vergangenheit hadert. Unprofessionell und unsympathisch. Ihr Handeln konnte ich oft nicht nachvollziehen und mich erst recht nicht damit identifizieren.

Fazit: Genialer Plot, tolles Setting - eher mäßig umgesetzt. Ein Erstling mit Hoffnung auf Steigerung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Tod, Folter und Verderben

Eric
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Um es gleich vorwegzunehmen, ERIC von Marco Monetha ist ein echter Hardcore-Thriller. Bei dieser Geschichte geht es sofort und heftig zur Sache. Kaum zu glauben, dass es sich um einen Debütroman handelt. ...


Um es gleich vorwegzunehmen, ERIC von Marco Monetha ist ein echter Hardcore-Thriller. Bei dieser Geschichte geht es sofort und heftig zur Sache. Kaum zu glauben, dass es sich um einen Debütroman handelt. Worum geht es?
Erics Mutter wurde bestialisch ermordet und ihre Leiche nach einem Gemälde in Szene gesetzt. Eric glaubt, dass sein Freund Buck, ein Psychopath, der Mörder ist. Denn er kennt dessen Modus Operandi. Dabei hat Eric selbst eine dunkle Seite. Doch bald ist klar, dass es jemand auf die beiden abgesehen hat. Ein Racheakt? Wenn ja, warum? Edmund Peters und seine Kollegen aus Bad Bederkesa ermitteln…
Gleich zwei Handlungsstränge gilt es zu verfolgen, einer in der Gegenwart, ein weiterer in der Vergangenheit, beginnend mit dem Jahr 1988. Gekonnt verbindet der Autor die beiden Erzählstränge, wobei er mit fiesen Cliffhangern seine Leser voran treibt. Erzählt wird die Geschichte teilweise in der Ich-Perspektive aus Sicht von Eric. Es geht um Gewalt gegen Kinder, sexuellen Missbrauch, Vergewaltigung und Mord.
Marco Monetha ist mit ERIC ein ungewöhnlicher Mix aus Lebensgeschichte, Psychogramm und Thriller gelungen. Eric ist ein Mörder. Und trotzdem ein Held. Oder gerade deswegen. Man liebt ihn und findet ihn abstoßend. Aber nie ist er einem gleichgültig.
Der Autor lässt uns in tiefe menschliche Abgründe blicken. Die Morde werden brutal und detailliert beschrieben. ERIC bietet morbide, extreme, zuweilen grenzwertige Unterhaltung mit lokalem Bezug und besticht durch eine klare, oft derbe Sprache.

Fazit: Ein Buch mit einem hohen Ekelfaktor, das harte und bizarre Szenen beinhaltet, die als abstoßend empfunden werden können, somit nichts für zartbesaitete Gemüter.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wem kannst du trauen?

Boy in the Park – Wem kannst du trauen?
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Sachlich nüchtern schildert A. J. Grayson in seinem Debütroman das Psychogramm eines Mörders und dessen Erinnerungen an die eigene traumatische Kindheit. Worum geht es?
Jeden Tag verbringt Dylan Aaronsen ...


Sachlich nüchtern schildert A. J. Grayson in seinem Debütroman das Psychogramm eines Mörders und dessen Erinnerungen an die eigene traumatische Kindheit. Worum geht es?
Jeden Tag verbringt Dylan Aaronsen seine Mittagspause auf einer Bank im Botanischen Garten in San Francisco. Seit eineinhalb Jahren beobachtet er dabei einen kleinen Jungen in einer Latzhose. Eines Tages verschwindet das Kind vor seinen Augen und Dylan entschließt sich, zur Polizei zu gehen. Da die nichts unternimmt, macht er sich selbst auf die Suche…
Nach hundert Seiten hätte ich das Buch beinahe abgebrochen. Denn für einen Thriller hat mir einfach der Thrill gefehlt. Die Story gleicht eher einem Road-Movie. Mir war auch schnell klar, dass Dylan sich den Jungen im Park nur einbildet beziehungsweise, dass er selber dieser Junge war und nun mit den Dämonen seiner Vergangenheit zu kämpfen hat.
Das Buch ist in fünf Teile gegliedert. Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Perspektive aus Sicht von Dylan. Zwischendurch sind aber auch immer wieder Aufzeichnungen von Therapie-Sitzungen eingestreut. Es geht um einen Mann, der sich Joseph nennt, einen brutalen Mörder. Wo ist die Verbindung?
Ashley Grayson legt mit seinem Debüt einen düsteren, komplexen Roman mit psychologischem Hintergrund vor. Eine Entführung, voller unerwarteter Wendungen ins Unwirkliche. Nichts ist wie es scheint. Niemand ist, was er zu sein scheint. Was ist wahr und was ist bloß das Ergebnis unserer Fantasie?
Nur schrittweise wird enthüllt, wohin das Ganze führen soll. Im letzten Drittel nimmt das Buch dann Fahrt auf und ich wollte gar nicht mehr aufhören zu lesen.

Fazit: Ein abgründiges Debüt wie ein Albtraum. Nicht nur für Fans von „Shutter Island“.