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Veröffentlicht am 25.02.2019

Spannendes Schicksal einer Zeidlerfamilie

Der Gesang der Bienen
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„Der Gesang der Bienen“ ist ein historischer Roman, der im Jahr 1152 beginnt. Der Zeidler Seyfried lebt glücklich in seinem kleinen Haus mit seiner Ehefrau Elsbeth und seinen drei Kindern. Anna, die älteste ...

„Der Gesang der Bienen“ ist ein historischer Roman, der im Jahr 1152 beginnt. Der Zeidler Seyfried lebt glücklich in seinem kleinen Haus mit seiner Ehefrau Elsbeth und seinen drei Kindern. Anna, die älteste Tochter, ist sehr wissbegierig und gern mit ihrem Vater unterwegs im Wald, um ihm bei seiner Arbeit mit den Wildbienen zuzuschauen und auch schon mal zur Hand zu gehen. Elsbeth hat bereits als Kind die Liebe zu Heilkräutern und deren Wirkung entdeckt. Ihr Wissen hat sie erlangt bei den Beginen und bei ihrem Vater, einem Apotheker. Doch ausgerechnet ihre Arbeit als Heilerin wird ihr zum Verhängnis. Ihr wird vorgeworfen, im Pakt mit dem Teufel zu stehen, und sie wird zum Tode verurteilt. Nur die Fürsprache der damals schon berühmten Hildegard von Bingen könnte an Elsbeths Schicksal noch etwas ändern. So macht sich Seyfried auf den Weg zum Kloster auf dem Rupertsberg, wo Hildegard als Äbtissin lebt und wirkt. Für ihn beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, überall lauern Gefahren und lassen es schier unmöglich scheinen, dass sein Vorhaben in der Kürze der Zeit gelingen könnte.
Während Seyfried auf seiner Reise vollkommen ahnungslos bleibt, wie es seiner Familie geht, erfährt der Leser, was Elsbeth im Verlies und seine Kinder Anna und Jasper auf der Burg des Gottfried von Staufen erleiden und erleben. Dabei ist Anna ein ganz wunderbares Mädchen, das ihren kleinen Bruder beschützt und sehr mutig ist.
Das Kloster auf dem Rupertsberg wird bereits im Prolog thematisiert – auch hier spielen Bienen eine große Rolle.
Durch viele Perspektivwechsel reißt die Spannung nicht ab und es fällt schwer, das Buch mal zur Seite zu legen. Häufig gibt es Neues und Wissenswertes über die Zeidlerei zu erfahren und die Geschichte bleibt durch eine gute Mischung von Fiktion und historisch belegbaren Informationen und Erzählungen unglaublich interessant.
Die Bienen begleiten den Leser durch das gesamte Buch; zu Beginn jedes Kapitels sind sie als Zeichnung zu sehen und außerdem findet man dazu jeweils ein Bibelzitat oder auch ein Zitat der Hildegard von Bingen als Einleitung.
Eine umfangreiche Übersicht am Ende des Buches über alle Personen, jeweils mit Namen, Alter und einigen Informationen, ist ein kleines Nachschlagewerk und zeigt durch *-Kennzeichnung die Personen, die historisch belegt sind.
Das Buch des Autors Ralf H. Dorweiler aus dem Bastei Lübbe Verlag hat mich restlos überzeugt und ich empfehle es allen, die historische Romane und Bienen lieben. Sehr leicht zu erkennen ist das an dem liebevoll gestalteten Cover.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Stil
  • Figuren
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 05.02.2019

Ehre, wem Ehre gebührt!

Wallace
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„Wallace“ ist der Debütroman von Anselm Oelze. Er hat sich mit dem Leben und Wirken des Naturforschers Wallace beschäftigt, der vor mehr als 150 Jahren herausgefunden hat, weshalb die Dinge so sind, wie ...

„Wallace“ ist der Debütroman von Anselm Oelze. Er hat sich mit dem Leben und Wirken des Naturforschers Wallace beschäftigt, der vor mehr als 150 Jahren herausgefunden hat, weshalb die Dinge so sind, wie sie sind; Wallace hat beobachtet, wie Arten sich entwickeln und er war maßgeblich an der Evolutionstheorie beteiligt, ohne dass er mit seinem Wissen die Berühmtheit Darwins erlangt hätte, der zu gleicher Zeit wie Wallace mit denselben Forschungen beschäftigt war und sich den Ruhm dafür gesichert hat.

Der Autor ist der Frage nachgegangen, ob die Dinge – auch wenn sie so sind, wie sie sind – nicht auch ganz anders hätten sein können. Daraus ist dieser Roman entstanden.

Auf der einen Seite entführt Oelze den Leser in die Welt und in das Leben Wallace‘, zunächst in den Regenwald Brasiliens. Der Schreibstil ist der damaligen Zeit angepasst. Oft sind es lange Schachtelsätze, die erst gewöhnungsbedürftig, dann allerdings flüssig zu lesen sind. Durch blumig ausgeschmückte Sätze mit wunderbaren Worten, die es „in der richtigen Welt“ vielleicht gar nicht gibt, werden Komik und Tragik seiner Unternehmungen durchaus spürbar übermittelt und lassen mich gleichermaßen mitlachen, aber auch mitleiden. Ungewöhnlich ist, dass Wallace nicht mit seinem Namen genannt wird, sondern dass nur von „dem jungen Bärtigen“ und später von „dem Bärtigen“ die Rede ist. Das kam mir zu Beginn etwas merkwürdig vor, doch bald hatte ich mich nicht nur daran gewöhnt, sondern auch Gefallen daran gefunden, weil seine Besonderheit dadurch gut zum Ausdruck kam.

Die andere Seite führt in die Gegenwart. Hier ist es der Eigenbrödler Alfred Bromberg, ein sehr gewissenhafter, pünktlicher und ordnungsliebender Nachtwächter des Museums für Natur- und Menschheitsgeschichte. Es ist nur ein „Stolperer“ Brombergs, der ihn zufällig auf ein Foto blicken lässt, das ihm nicht mehr aus dem Kopf geht. Dieses Foto entdeckt er im Schaufenster des Antiquariats seines Freundes Schulzen. Schulzen hat so manche Eigenarten, ist aber durch seine eigene Art sehr liebenswert. Er weiß, dass das Foto Wallace zeigt, und versorgt Bromberg sogleich mit passenden Informationen und einem Buch. Nun ist es nur noch ein Katzensprung dahin, dass Bromberg für sich erkennt, dass es eine große Ungerechtigkeit ist, dass Wallace so gar nichts vom Ruhm seiner Forschungen abbekommen hat, und dass er, Bromberg, etwas unternehmen muss, um das richtigzustellen. Eine Idee, wie das funktionieren könnte, ist bald gefunden. Ehre, wem Ehre gebührt!

Gern empfehle ich dieses Buch. Es enthält eine wunderbare Geschichte, die für mich Realität und Fiktion – unterhaltsam und mit Wissenswertem gespickt – miteinander verbindet. Oelze selbst sagt: „Selbstverständlich ist dies eine wahre Geschichte“.

Das Buch, veröffentlicht von Schöffling & Co., ist auf edlem Papier gedruckt. Das Cover zeigt einen stark vergrößerten Käfer in schillernden Farben, der das Thema der Geschichte gut vertritt. Der Einband in der blauen Farbe, die sich auch in den Farben des Käfers wiederfindet, und ein Lesebändchen machen das edle Buch komplett.

Veröffentlicht am 03.02.2019

Reise mit Liebe

Roadtrip – Eine Liebesgeschichte
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Roadtrip – Eine Liebesgeschichte. Zwei Singles, Jen und Peter, haben sich gesucht und gefunden! Beide lieben das Reisen und sie kennen sich kaum vier Monate, als sie alles – Arbeit, Wohnung, Freunde … ...

Roadtrip – Eine Liebesgeschichte. Zwei Singles, Jen und Peter, haben sich gesucht und gefunden! Beide lieben das Reisen und sie kennen sich kaum vier Monate, als sie alles – Arbeit, Wohnung, Freunde … - hinter sich lassen, um gemeinsam mit einem Truck, der für 30 Monate ihr Zuhause sein wird, die Welt zu bereisen.

Tatsächlich ist es die wunderschöne Liebesgeschichte von Jen und Peter – doch nicht nur das:

Für mich ist das ganze Buch, vom Cover über Aufbau und Layout, eine Liebesgeschichte in der Liebesgeschichte:

mit der Gestaltung der Landkarte, die nicht nur die Route anzeigt, sondern auch die Namen der 34 befahrenen Länder, die gleichzeitig als Inhaltsverzeichnis dienen,

mit den sechs Karten, auf denen die einzelnen Teilstrecken eingezeichnet sind und zu den jeweiligen Ländern stichwortartig interessante Informationen enthalten,

mit den im Wechsel von Jen und Peter geschilderten Erlebnissen, die ganz persönlicher Art sind oder auch den Truck betreffen, der zwischendurch immer mal wieder schlapp machen will, dem Peter aber immer wieder auf die Sprünge helfen kann – meistens jedoch über Land und Leute, über die Gastfreundschaft, die sie an vielen Orten genießen, über Schönheiten der Natur, aber auch über weniger Schönes,

mit den passenden Fotos, die nicht selten die Größe von zwei Buchseiten haben,

mit der Darstellung der Erkenntnisse No. 1 bis No. 6, die ebenfalls echte Hingucker sind,

mit übersichtlichen Praxistipps für alle, die ähnliche Reisepläne haben wie Jen und Peter.

Auch wenn ich selbst nicht zu den Leuten gehöre, die eine Reise in ferne Länder planen, habe ich mich gern von Jen und Peter mitnehmen lassen und dadurch wunderbare Geschichten gehört, viel bisher Unbekanntes kennengelernt, eine Menge Bilder gesehen und ganz viel dazugelernt.
Das Buch aus dem jungen Verlag Reisedepeschen wird bei mir einen gut sichtbaren Platz bekommen, weil ich bestimmt von Zeit zu Zeit gern noch mal hineinschaue.

Veröffentlicht am 30.01.2019

Kampf für Freiheit und Gleichheit

Im Schatten der Magnolien
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1868 in Wilkes County, Georgia, die Zeit nach der Sklavenbefreiung. Emily und ihre Familie sind Christen. Sie ist die Tochter des Besitzers einer Baumwollplantage. Die Menschen, die bisher als Sklaven ...

1868 in Wilkes County, Georgia, die Zeit nach der Sklavenbefreiung. Emily und ihre Familie sind Christen. Sie ist die Tochter des Besitzers einer Baumwollplantage. Die Menschen, die bisher als Sklaven dort gearbeitet haben, sind jetzt die Freigelassenen, die als Naturalpächter auf der Plantage bleiben konnten. Emily unterrichtet sie in einem Schulhaus und sie leben in Freundschaft zusammen. Freiheit, das ist für Emily gleichzusetzen mit Gleichberechtigung.
Doch nicht alle Menschen sehen das so – freigelassen heißt noch lange nicht frei sein, denn der Ku-Klux-Klan treibt sein Unwesen und zündet nicht nur die Hütten der Freigelassenen an, sondern schreckt auch vor grausamen Morden nicht zurück. Und nicht nur die Freigelassenen werden Opfer, sondern auch die Menschen, die für die Gleichberechtigung von Schwarz und Weiß eintreten.
Emily ist eine mutige junge Frau, die sich einsetzt für die Menschen, die ihr zu Freunden geworden sind, die es sogar mit dem Klan aufnehmen will im Kampf für die Gerechtigkeit und für die Gleichbehandlung aller Menschen, egal welche Hautfarbe sie haben. Für Emily gibt es keine Menschen zweiter Klasse, weil vor Gott alle Menschen gleich sind. Ihre Kraft findet sie in ihrem Glauben und im Gebet.
Die Autorin Elizabeth Musser schreibt eindringlich und realitätsnah. Die Schrecken und Gräuel der damaligen Zeit sind auf bedrückende Weise spürbar und geben viel Raum zum Nachdenken. Eine Geschichte nicht zum „Mal-eben-schnell-Lesen“.
Das Buch hat ein sehr ansprechendes Cover, bedruckt mit Blättern in der Farbe einer dunklen Magnolie. Durch das ungewohnt kleine Format liegt das Buch sehr gut in der Hand. Auch Schriftart, Zeilenabstand und die Größe der bedruckten Teile empfinde ich als sehr angenehm. Ein weiterer Pluspunkt sind die relativ kurzen Kapitel.
Erschienen ist das Buch im Francke Verlag in der Reihe Kleine Auszeit Romane.
Mit seinen 132 Seiten, dem Epilog und den Anmerkungen der Autorin ist „Im Schatten der Magnolien“ trotz des kleinen Formats ein ganz großes Buch.

Veröffentlicht am 20.01.2019

Die Lebenstraumreise

Wir träumten vom Fliegen
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Eine traumhaft schöne Geschichte erzählt Leah Maschek und lädt damit zum Mitträumen ein. Schon als Kinder waren Otto und Gustav Lilienthal vom Fliegen fasziniert. Sie träumten davon, selbst einmal wie ...

Eine traumhaft schöne Geschichte erzählt Leah Maschek und lädt damit zum Mitträumen ein. Schon als Kinder waren Otto und Gustav Lilienthal vom Fliegen fasziniert. Sie träumten davon, selbst einmal wie die Vögel durch die Lüfte zu schweben und versuchten schon als Kinder, diesen Traum wahr werden zu lassen. Vor allem die Störche nahmen sie als Vorbild und konstruierten die ersten Flügel. Ständig belächelt von Herrn Theodor, dem Tischler, der Ratschläge geben wollte und nicht an den Erfolg glaubte.
Es dauerte noch viele Jahre, bis es Otto Lilienthal tatsächlich gelungen ist zu fliegen.
"Der Traum vom Fliegen" verbindet Realität und Fiktion zu einer berührenden gefühlvollen Geschichte und begleitet nicht nur Otto bis zu seinem Tod, sondern auch Gustav, der sich wünscht, seinen eigenen Traum vom Fliegen zu verwirklichen.
Das kleine Buch habe ich ganz in Ruhe gelesen und dabei die Stille genossen, um einfach Ottos und Gustavs Traumreise zu begleiten.
Die Illustrationen der Autorin haben noch das ihre dazu getan, das Buch zu einem kleinen Schatz werden zu lassen.