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Veröffentlicht am 06.07.2019

Ein Jahr in einem Altenheim

Walzer, Wein & Altenheim
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Tina ist die Neue. Schon früher hatte sie in einem Altenheim gearbeitet und jetzt möchte sie sich wieder in diesem Arbeitsbereich den Bedürfnissen alter und pflegebedürftiger Menschen widmen. Dabei ist ...

Tina ist die Neue. Schon früher hatte sie in einem Altenheim gearbeitet und jetzt möchte sie sich wieder in diesem Arbeitsbereich den Bedürfnissen alter und pflegebedürftiger Menschen widmen. Dabei ist nicht nur fast immer gut gelaunt, sondern oft gelingt es ihr, die Bewohner mit ihrer fröhlichen Stimmung anzustecken. Natürlich gibt es in einem Haus mit 40 Zimmern, auch wenn nicht alle belegt sind, nicht nur Menschen, denen es gut geht. Schnell lernt Tina die Bewohner mit all ihren ganz unterschiedlichen Beeinträchtigungen und Bedürfnissen kennen und hat für jeden ein offenes Ohr.
Das Cover zeigt Tina und die Bewohnerin Frau Ebel. Tina steht da mit in die Hüften gestemmten Händen und wundert sich mal wieder über Frau Ebel, die mit ihrer resoluten Art immer und überall im ganzen Haus für Trubel und Empörung sorgt. Als Leser bringen mich so einige Episoden zum Schmunzeln, als Pflegekraft ist es bestimmt nicht unbedingt witzig, sondern manchmal auch nervenaufreibend.
In vielen kurzen Geschichten bekommt der Leser Gelegenheit, die Bewohner und den Alltag in einem Alten- und Pflegeheim kennenzulernen. Manchmal sind es Geschichten, die das Herz erwärmen, zum Beispiel, wenn man erfährt, warum ein Bewohner seinen blauen Pullover vermisst und Tina sich auf die Suche begibt nach dem Kleidungsstück, zu dem der Satz passt „Loch an Loch und hält doch“. Es gibt Sachen zum Lachen, aber auch zum Traurig-Sein und zum Weinen. Auch sprachlos sein kann man, wenn man die Geschichte eines Bewohners hört, der aus einem anderen Heim gekommen ist, weil er es dort nicht ausgehalten hat. Welch großes Glück, dass Tina sich seiner annimmt!
Das letzte Kapitel mit der Überschrift „Danke“ und hier besonders der persönliche Dank der Autorin an die Leser hat mich gefreut. Ich kann sagen, dass der leichte und herzliche Schreibstil mir Freude geschenkt und bei lockerer Unterhaltung einige schöne Lesestunden bereitet hat.
Was ich leider bemängeln muss: Nach meiner Meinung hat das Korrektorat nicht ganz so gut gearbeitet, wie Anna J. Eichenlaub es in ihrem Dank ausdrückt.

Veröffentlicht am 31.01.2019

Fragen und Geheimnisse

Das kleine Theater am Meer
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Ein kleines geheimnisumwobenes Theater am Meer in Deriu auf Sardinien, das darauf wartet, dass es wieder zum Leben erweckt wird, ist „Schuld“ daran, dass Faye
sich als frischgebackene Innenarchitektin ...

Ein kleines geheimnisumwobenes Theater am Meer in Deriu auf Sardinien, das darauf wartet, dass es wieder zum Leben erweckt wird, ist „Schuld“ daran, dass Faye
sich als frischgebackene Innenarchitektin auf das Wagnis einlässt, an dem Projekt zur Restaurierung des Theaters verantwortlich mitzuarbeiten. Die Vermittlung hat sie ihrer Freundin Charlotte zu verdanken, die ihr auch anbietet, in ihrem Haus zu wohnen, während sie selbst mit ihrem Mann beruflich unterwegs ist.
Doch nicht nur das Theater, auch deren Besitzer, Alessandro und Marisa Rinaldi, der ehemalige Schauspieler Pasquale, und fast sämtliche Einwohner des Ortes, allen voran Enrico, sind von Geheimnissen umgeben.
Faye, Marisa und Alessandro waren auf einem guten Weg, nachdem die ersten Überlegungen zur Restaurierung des Theaters sehr harmonisch verlaufen sind. Doch was haben sie vor Faye zu verheimlichen? Das ist eine von vielen Fragen, die Fayes Arbeit immer wieder behindern. Die Dorfbewohner wären froh, wenn sie wieder ginge. Warum? Nur in Pasquale scheint sie einen Menschen gefunden zu haben, der sie mag und der gern mit ihr spricht – auch wenn der meistens in der Vergangenheit lebt und in Erinnerungen schwelgt.
Trotz aller Gegenwehr der Einwohner hat Faye das kleine Dorf liebgewonnen. Eingebettet in die herrliche Landschaft Sardiniens ist Deriu ein kleiner beschaulicher Ort, der so wunderbar von der Autorin beschrieben wird – ebenso wie die kulinarischen Köstlichkeiten der sardischen Küche, dass beim Lesen sämtliche Sinne angeregt werden.
Faye hängt sehr an ihren Eltern und muss jetzt, so weit fort von ihrem Zuhause, erfahren, dass sie große Probleme haben. Fast wie eine zweite Geschichte ist das Geschehen um Molly und Ade in die Handlung eingewoben.
Über weite Strecken ist die Handlung aufregend, spannend, geheimnisvoll und sehr unterhaltsam. Mir hat das Buch recht gut gefallen, weil es eben nicht nur eine einfache Liebesgeschichte ist – auch wenn die Liebe natürlich nicht zu kurz kommt.

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Veröffentlicht am 15.07.2024

Lässt mich zwiegespalten zurück

Die Farbe der Sterne
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Das Buch lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Obwohl die Buchbeschreibung einen Krimi, eine romantische Liebesgeschichte und Komödie, Spannung und Lachen verspricht und ich diese Dinge auch finde, hatte ...

Das Buch lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Obwohl die Buchbeschreibung einen Krimi, eine romantische Liebesgeschichte und Komödie, Spannung und Lachen verspricht und ich diese Dinge auch finde, hatte ich doch etwas anderes erwartet. Leider kann ich nicht genau sagen, woran es letztlich lag. War es das Cover in Verbindung mit dem Künstlernamen Kandinsky, das mich in eine falsche Richtung gelenkt hat? War es die Langatmigkeit, die ich an einigen Stellen gespürt habe und die Langeweile aufkommen ließ?

Humor und Witz finde ich zum größten Teil gelungen, denn ich habe oft in mich hineingeschmunzelt und auch mal herzlich gelacht. Dazu passte dann auch das Kopfkino, das einfach meistens eingeschaltet war.

Es gibt auch Ernsthaftigkeit, vor allem in den Rückblicken. Eigentlich mag ich Geschichten, die in verschiedenen Zeitebenen spielen. Mir fehlt allerdings bei dieser Geschichte das Geschick, Humor und Witz auf der einen und Ernsthaftigkeit auf der anderen Seite zu verbinden oder gar zu verknüpfen. Dadurch bin ich etwas enttäuscht.

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Veröffentlicht am 05.07.2024

Die Geschichte holt mich nicht ab

Sakura - KIrschblüte
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Stefan Hohl ist Schriftsteller mit einer Schreibblockade. Um einen weiteren Bestseller zu schreiben, bedient er sich der Künstlichen Intelligenz. Er lässt sich von der KI den Anfang einer Geschichte schreiben, ...

Stefan Hohl ist Schriftsteller mit einer Schreibblockade. Um einen weiteren Bestseller zu schreiben, bedient er sich der Künstlichen Intelligenz. Er lässt sich von der KI den Anfang einer Geschichte schreiben, deren Protagonistin, die Japanerin Sakura, ihn so sehr verzaubert, dass er selbst nach Japan reist. Hin- und hergerissen und weiterhin ohne wirklich gute Ideen überlegt er, ob er für den weiteren Verlauf seiner Geschichte noch einmal auf KI zurückgreifen sollte. Gleichzeitig lernt er die Japanerin Ayame kennen – und verliebt sich.
Mir fällt es schwer, eine Bewertung für dieses Buch zu schreiben. Auf der einen Seite gefällt mir der Schreibstil recht gut und die Geschichte ist leicht zu lesen. Andererseits sehe ich zwischen Stefans KI-Geschichte und dem eigenen Erleben so viele Parallelen, dass mich die Geschichte nicht wirklich abholt.

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Veröffentlicht am 14.06.2024

Wo bleiben Ehrlichkeit und Offenheit?

Long Island
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„Ein Mann und eine Frau treffen sich nach fast zwanzig Jahren wieder … Tóibín erzählt von dem Versteckspiel, das sich zwischen den ehemaligen Liebenden entspinnt.“ Dieser Satz ist Teil der Buchbeschreibung ...

„Ein Mann und eine Frau treffen sich nach fast zwanzig Jahren wieder … Tóibín erzählt von dem Versteckspiel, das sich zwischen den ehemaligen Liebenden entspinnt.“ Dieser Satz ist Teil der Buchbeschreibung und wird zum Hauptthema.

Eilis verlässt ihren Mann, weil der sein außereheliches Kind in seiner Familie aufziehen will. Sie kehrt zurück in ihre Heimat Irland und trifft dort auf Jim, laut Buchbeschreibung „ihre Jugendliebe“.

Den Schreibstil des Autors Colm Tóibín finde ich sehr angenehm, die Geschichte allerdings ziemlich verwirrend, weil ich vieles einfach nicht richtig zuordnen kann. Leider habe ich erst nach etwa einem Drittel des Buches erfahren, dass es mit „Brooklyn“ eine Vorgeschichte gibt. Ich empfehle, dieses vor „Long Island“ zu lesen. Ich hatte ohne Vorkenntnisse einfach zu viele Fragen und Ungereimtheiten im Kopf. So konnte ich die Geschichte, die sich in erster Linie um die Beziehung zwischen Jim und Eilis dreht, an manchen Stellen vielleicht nicht richtig verstehen.

Vielleicht oder sogar wahrscheinlich ist es vom Autor so gewünscht, aber für meinen Geschmack gab es insgesamt zu viele Heimlichkeiten, jede*r hatte so seine eigenen Geheimnisse, und auf Ehrlichkeit und Offenheit habe ich vergeblich gewartet.

Auch Eilis‘ Mutter kam mir zunächst sehr unnahbar und wenig empathisch vor. Und dann spielt auch noch Eilis‘ frühere Freundin Nancy eine entscheidende Rolle.

An einer Stelle machte es mich ganz kribbelig, dass sich die ganze Situation um Jim, Eilis und Nancy zu dem reinsten Versteckspiel entwickelt.

Das Ende der Geschichte hat mich zunächst in keiner Weise zufriedengestellt, sondern war eine einzige Enttäuschung und ich war froh, dass das Buch endlich gelesen war. Allerdings habe ich am Tag darauf festgestellt, dass mich die Geschichte doch mehr beschäftigt als erwartet. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass der Autor mit der Situation, wie sie am Ende ist, vielleicht ein Beispiel geben und zeigen will, wohin Heimlichkeiten und Unehrlichkeit führen können.

Trotzdem bleibt Bitterkeit zurück.

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