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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.02.2019

Ein atmosphärisch sehr dichtes Hörbuch ... unbedingt reinhören ...

Die Glocke im See
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Ich glaube, nach Norwegen ins späte 19. Jahrhundert hat es mich lesetechnisch noch nie verschlagen. Es ist ja auch wirklich sehr rau und kalt dort oben, und die damals noch nicht vorhandenen Zentralheizungen ...

Ich glaube, nach Norwegen ins späte 19. Jahrhundert hat es mich lesetechnisch noch nie verschlagen. Es ist ja auch wirklich sehr rau und kalt dort oben, und die damals noch nicht vorhandenen Zentralheizungen haben die Häuser nicht gerade sehr heimelig gemacht. Selbst beim Hören dieses Hörbuchs hatte ich oft das Gefühl zu frieren und habe mit den Menschen von damals gelitten.
Aber … das hat mich nicht um diesen wunderbaren Hörgenuss gebracht, im Gegenteil. Selten hört man eine Geschichte, in die man so tief eintauchen kann, wie in diese. Drei Hauptprotagonisten, nämlich die junge Astrid, der Pastor Kai Schweigaard und der deutsche junge Mann namens Gerhard weben hier ein interessantes Netz aus verschiedenen Geschichtsfäden, die am Ende ein stimmiges Ganzes ergeben.
Man erfährt unheimlich viel über die Geschichte des Landes und ihre Kirchen. Von einer Stabkirche hatte ich noch nie gehört und schon gar nicht von einem Abbau im Land und Wiederaufbau in Deutschland zur damaligen Zeit. Das war schon ein gewaltiges Unterfangen. So ganz nebenbei kann man durch Astrid auch noch viel zum Thema Schwangerschaft und Geburt lernen. Was bin ich froh, dass ich meine Kinder in der heutigen Zeit gebären durfte.
Das Ende des Romans lässt noch einige Fragen unbeantwortet und so freue ich mich dann schon aufs hoffentlich baldige Weiterhören im zweiten Teil der Glockentrilogie.

Veröffentlicht am 23.02.2019

Der Weg ist das Ziel ...

Cyril Avery
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Es ist schon eine recht lange Reise, auf der wir den Protagonisten Cyril Avery durch knapp 750 Seiten begleiten dürfen. Doch die Geduld, die ich während des ersten Drittels des Buchs aufbringen musste, ...

Es ist schon eine recht lange Reise, auf der wir den Protagonisten Cyril Avery durch knapp 750 Seiten begleiten dürfen. Doch die Geduld, die ich während des ersten Drittels des Buchs aufbringen musste, haben die letzten zwei Drittel mehr als wettgemacht. Wie schon im Klappentext erwähnt ist, gilt Cyrils große Liebe nach einem nicht ganz einfachen Start in seinem jungen Leben, Julian Woodbead. Eine Liebe, die dieser leider nicht in gleicher Form erwidern kann und will. Doch während Cyril nun meint, in ein tiefes Loch der Einsamkeit zu fallen, trifft er nach und nach immer wieder unbewusst auf Menschen, die in der ein oder anderen Form sein Leben in der Vergangenheit berührt haben und nun auch in der Gegenwart eine Rolle, wenn auch oft eine kleine, spielen. Als ich den Zugang zu Cyrils Leben und somit zur Geschichte in diesem Buch gefunden hatte, machte es mich direkt neugierig und gespannt neue Verbindungen zu entdecken. Die nicht immer einfache Lektüre wies hier und da einige Längen auf, was meinen kleinen Sterneabzug rechtfertigt, aber das besonders das sehr gelungene Ende ließ mich das Buch gerührt und sehr zufrieden zuklappen. John Boyne ist einfach ein wunderbarer Autor und ich freue mich auf weitere großartige Bücher von ihm. Er ist eine große Bereicherung für Irlands Literaturwelt!

Veröffentlicht am 31.01.2019

Indien in Zeiten der Besatzung ...

Tage des Monsuns
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Mit ihrem Roman „Tage des Monsuns“ brachte mich die Autorin Laila El Omari an einen meiner fiktiven Lieblingsschauplätze – Indien. Er spielt Ende des 19en Jahrhunderts und porträtiert die indische Besatzungszeit ...

Mit ihrem Roman „Tage des Monsuns“ brachte mich die Autorin Laila El Omari an einen meiner fiktiven Lieblingsschauplätze – Indien. Er spielt Ende des 19en Jahrhunderts und porträtiert die indische Besatzungszeit durch die Briten in einer fast magischen Weise. Durch die Augen von Katrina und Aidan aber auch durch die, der weiteren Charaktere kann man sie fast selbst sehen und spüren … die Kühle der Nilgiri Berge (blaue Berge), die wegen des milden Klimas von den Briten als Sommerfrische entdeckt wurden, an denen sie der Hitze des Flachlandes entfliehen konnten. Aber auch die flirrende Hitze in Kalkutta blieb mir nicht erspart. Es hat mich beeindruckt und auch erschreckt, wie die Frauen zu damaliger Zeit auf der einen Seite sehr viel Einfluss auf die Männerwelt hatten und auf der anderen Seite von der Gesellschaft bei Nichtgefallen verbannt wurden. Mit jedem Kapitel habe ich mit gelitten und freute mich über ein freies Wochenende, sodass ich die gut vierhundert Seiten in einem Rutsch durchlesen konnte. Laila El Omari, den Namen muss ich mir merken!

Veröffentlicht am 31.01.2019

Shopping Erlebnisse im frühen 20. Jahrhundert ...

Die Frauen der Familie Marquardt
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Nachdem ich die ersten 50 Seiten gelesen hatte, wollte ich schon meinem spontanen Impuls folgen und abbrechen, weil ich die Story als zu banal empfand. Gut, dass ich durchgehalten hab, denn es wurde meiner ...

Nachdem ich die ersten 50 Seiten gelesen hatte, wollte ich schon meinem spontanen Impuls folgen und abbrechen, weil ich die Story als zu banal empfand. Gut, dass ich durchgehalten hab, denn es wurde meiner Meinung nach immer tiefgründiger und sehr schön zu lesen. Die Autorin Nora Elias, die übrigens auch unter den Namen Laila El Omari und Anna Jonas einige interessante Romane geschrieben hat, vermittelt dem Leser einen wunderbaren Einblick in die Kauf- und Warenhauswelt des frühen 20. Jahrhunderts, ein Jahrhundert, in dem einige große Warenhäuser ihre Pforten öffneten. Gute Beispiele, von denen auch einige Erwähnung in diesem Roman finden, sind hier das Textilhaus Hettlage und Leonhardt Tietz, der sich 1879 in Stralsund mit einem kleinen Textilgeschäft selbstständig machte bevor er schließlich die Warenhausidee mit einem Mehrabteilungssystems in einem Haus von den Franzosen abschaute und 1891 eine eigene Filiale in Köln eröffnete. Sehr schön hat die Autorin auch das Thema „Frauen in Führungspositionen“ ausgearbeitet, ein Thema, das uns als Frauen ja leider noch bis ins heutige 21ste Jahrhundert nicht immer positiv begleitet.
Nebenbei kommt natürlich auch das Liebesleben nicht zu kurz. Hierbei stellt sich heraus, dass die drei Schwestern unterschiedlicher kaum sein können. Da haben wir die starke große Schwester Louisa, die mit der harten Schale und dem verletzlichen Kern. Dicht gefolgt ist sie von ihrer Schwester Sophie, die sich gerne ein wenig zickig gibt und den Männern reihenweise den Kopf verdreht. Und natürlich die jüngste Schwester, die als Ergebnis der Liebe des Vaters zu einer anderen Frau entstand. Vermischt man nun diese Komponenten miteinander und schüttelt einmal kräftig durch, erhält man einen schönen Schmöker, der bestens für lange Winterabende auf der Couch geeignet ist.
Ach, ganz nebenbei bemerkt … wusstet ihr, dass man die Parfümabteilung im Kaufhaus bewusst immer unten am Eingang platzierte und auch noch heute dort platziert, damit der Gestank der Straße – damals fuhren da ja auch noch Pferdekutschen – nicht ins Kaufhaus zog? Eine durchaus clevere Idee! Habe ich neben vielen anderen in diesem Buch gelernt.

Veröffentlicht am 25.01.2019

Es geht spannend weiter mit dem "Kenk vun nem Prolete" ...

Aufbruch
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Auch dieser wunderbare zweite Teil, der sich um das Leben Hildegards rankt, konnte mich wieder begeistern. Einen kleinen Abzugsstern gibt es lediglich für einige Längen, die Frau Hahn ab und zu im Buch ...

Auch dieser wunderbare zweite Teil, der sich um das Leben Hildegards rankt, konnte mich wieder begeistern. Einen kleinen Abzugsstern gibt es lediglich für einige Längen, die Frau Hahn ab und zu im Buch eingebaut hat.
Hildegard, die sich schon lange in Hilla umbenannt hat, versucht sich ihren Weg zu bahnen, der immer noch oft mit Stolpersteinen gepflastert ist. Sie hat es inzwischen weit gebracht, "dat Kenk vun nem Prolete", und setzt ihren Dialekt nur noch ein, wenn es die Umstände erfordern. Umso mehr fasziniert mich genau dieser Dialekt bei ihren Anverwandten. Nach wie vor baut Hilla auf eigenen Steine, die ihr oft Trost spenden, und pflegt ein liebevolles Verhältnis zu ihrem Bruder. Der Vorfall auf der Lichtung scheint sie jedoch in die Dunkelheit zu katapultiert zu haben. Eine Dunkelheit, aus der sie sich nur schwerlich befreien kann.
Sehr gut gefallen hat mir auch in diesem Teil wieder das Zusammenspiel mit ihrer – immer noch sehr kritischen – Familie. Sie bringt ein wenig Leichtigkeit in den Roman, besonders als sie versucht, der Familie Lateinkenntnisse zu vermitteln.
Ich habe Hilla in mein Herz geschlossen und bin schon ganz gespannt, wie es weitergehen wird. Teil drei liegt Gott sein Dank schon griffbereit.