Mörderinnen - Veikko Bartel
„Mörderinnen“ kommt mit vier verschiedenen Fällen daher, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Frauen verschiedenen Alters, Ursprungs und Schicht und doch verbindet sie eine Gemeinsamkeit: jede ist ...
„Mörderinnen“ kommt mit vier verschiedenen Fällen daher, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Frauen verschiedenen Alters, Ursprungs und Schicht und doch verbindet sie eine Gemeinsamkeit: jede ist auf ihre ganz eigene Art zur Mörderin geworden. True Crime ist selten etwas für zarte Gemüter und so sind auch Bartels Handlung nicht unbedingt etwas für schwache Nerven. Ich lese wirklich gerne dieses Genre und liebe Sendungen wie „Medical Detectives“ und wie sie alle heißen, aber ein Fall hat auch mich sehr mitgenommen: Die Sadistin. Ich weiß nicht so recht warum, aber irgendwie konnte ich mit der Handlung nicht so recht umgehen.
Achtung Mini-Spoiler!
In diesem Fall geht’s um eine scheinbar nette, zarte Frau, die sich als absolute Sadistin herausstellt. Wir reden hier nicht von etwas Sadomaso alla Shades of Grey, sondern von regelrechter Misshandlung. Ich möchte auf die einzelnen Szenen und Misshandlungen nicht näher eingehen, aber es ist zum Teil wirklich schwer verdaulich und mit einer blühenden Fantasy – die ich, in dem Fall, leider habe – noch schwerer zu ertragen. Ich habe die einzelnen Wörter nicht nur gelesen, sondern mir Wort für Wort vorgestellt.
Spoiler Ende!
Die ersten drei Fälle waren gestern meine Bettlektüre – nicht unbedingt die cleverste Idee -, denn vor allem der dritte Fall – Die Sadistin – hat mich nicht losgelassen. Die Hintergründe von Fall eins und zwei konnte ich ja zum Teil wirklich „nachvollziehen“ und konnte mich sogar zum Teil in die jeweilige Frau hineinfühlen, aber Fall drei lies bzw. lässt mich nicht los. Was geht in einem Menschen vor, so etwas jemandem anzutun? Diese Frage habe ich mir mehr als nur einmal gestellt: beim Zähne putzen, beim Versuch einzuschlafen, nach dem Aufwachen, unter der Dusche, beim Kaffee trinken. Die Liste könnte ich unbegrenzt verlängern, denn mir fällt einfach keine Antwort auf die Frage ein.
Untermalt werden die einzelnen Fälle von Bartels hervorragendem sprachlichen Stil. Man hat zu keiner Zeit das Gefühl, man würde irgendwelche langweiligen juristischen Akten durchstöbern, sondern eher einen guten Thriller lesen – was die ganze Sache übrigens noch beängstigender macht, denn all das, was er beschreibt ist so – wenn nicht sogar noch schlimmer – geschehen. Ebenso sind die Längen (ca. 60 Seiten pro Fall) der einzelnen Fälle genau richtig gewählt. Man lernt genug über die einzelne Protagonistin kennen, sodass ihre Probleme und Absichten greifbar werden. Ihm gelingt es, das ganze Geschehen so zu verpacken, dass man sich zwischendurch nicht langweilt und am Ende auch keine Informationen fehlen. Meiner Meinung nach hat Bartels den richtigen Weg zwischen Erzählperspektive – die Personen kommen auch selbst zum Wort und seiner eigenen Einschätzung – und sprachlichem Stil gefunden.
Für mich ist „Mörderinnen“ definitiv ein Buch, dass ein true crime Fan – vielleicht auch die Fans von Fitzek – notieren sollte. Ihr werdet auf eure Kosten kommen und ich freue mich jetzt schon auf Bartels neuestes Werk „Mörder“.