Ich darf an dieser Stelle erwähnen: Bereits nach den ersten 50 Seiten war ich völlig gefangen in dem Schreibstil den der Autor hier an den Tag legt. Im Gegensatz zu dem Buch, was ich zuvor von ihm gelesen hatte, war das genaue Gegenteil der Fall. Ich habe mich bereits mit und vor allem nach dem Prolog an Noahs Seite versetzt gefühlt.
Noah, welcher nicht weiß, wer er ist oder woher er kommt, nicht mal weiß, wie alt er überhaupt ist.
Alles, was er weiß, wer er von seinem "Freund" Oscar, welcher ihm im kalten Berlin das Leben gerettet hat und sich seiner angenommen hat.
Noah, welcher vereinzelt Hinweise in seinem eigenen Kopf findet, versucht mit Oscar herauszufinden, wer er ist und woher er kommt, auch wenn ihn das manchmal nur noch mehr verwirrt, als das er das eh schon ist.
Wem kann er trauen? Wer meint es wirklich gut mit ihm und ist auch Oscar wirklich der, der er vorgibt zu sein.
Bereits im Prolog taucht zudem Alicia auf, welche in den Slums von Manila nicht nur um ihr eigenes Leben kämpft, sondern auch um das ihrer Söhne Noel und Jay.
Gerade diese Passagen fand ich angesichts der momentanen besonderen Flüchtlingssituation passend und wirklich realitätsgetreu geschrieben, auch wenn es zu dem Zeitpunkt, zu dem der Roman entstanden ist, vermutlich noch nicht so präsent war wie jetzt.
Alicia muss, um ihr eigenes Überleben kämpfend und auf der Flucht, eine Entscheidung treffen, die nicht nur ihr eigenes Leben verändern wird und ich hätte ehrlich gesagt - auch wenn ich an dieser Stelle nicht sagen werde, was ich meine - an ihrer Stelle nicht gewußt, wie ich mich richtig hätte entscheiden sollen.
Zwei Charaktere, die gerade für Noah auf eine sehr große Rolle zu spielen scheinen, waren Celine und Altmann.
Celine, eine New Yorker Reporterin ist eher zufällig in die ganze Sache verwickelt, auch wenn sie Noah das eine oder andere Mal wirklich behilflich sein kann - mal ohne sich dessen bewusst zu sein, mal durchaus wissend, was sie tut..
Altmann, ein Auftragskiller, welcher Noah eigentlich die Radieschen von unten zeigen soll, hat mir persönlich ja wirklich gut gefallen. Gerade eine seiner ersten Begegnungen mit Noah, nach dessen Wiederauftauchen, habe mich - trotz, dass es in dieser Situation vielleicht nicht mal angebracht war - wirklich zum Schmunzeln gebracht.
Im Laufe des Buches habe ich ihn wirklich lieb gewonnen, zumal er verschiedene Charakterzüge an den Tag gelegt hat, den man von einem Auftragskiller so eigentlich gar nicht erwartet.
Umso mehr es zum Ende hinging, um so mehr hatte ich das Gefühl, selbst an Noahs Stelle zu sein, selbst Licht in meine wirren Gedanken bringen zu können und das auf eine Art und Weise, welche mich regelrecht ans Buch gefesselt hat.
Natürlich werde ich nicht verraten, worauf alles hinaus läuft, aber ich kann durchaus sagen, dass ich es so in der Hinsicht, nicht wirklich hundertprozentig erwartet hätte und Sebastian Fitzek mich in manchen Momenten sogar hat sprachlos machen können: Und das passiert wirklich sehr, sehr selten.
Sebastian Fitzek spricht in diesem Buch vor allem die Überbewölkerung der Welt an und setzt sie - in meinen Augen - so gut um, dass man selbst beginnt, über die ganze Sache noch weiter nachzudenken, als das man das vielleicht eh schon tut.
Mit einer gehörigen Portion Spannung, zusammen mit etlichen fiesen Cliffhängern und auch einer Menge Persönlichkeit und Gefühl hat der Autor einen Thriller geschaffen, den ich nur schwer aus der Hand legen konnte und welcher mich persönlich wirklich überraschen konnte: Positiv.