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Harakiri

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.04.2019

Schöne Familiengeschichte

Die verbotene Zeit
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Clara hat bei einem Unfall ihr Gedächtnis verloren und rätselt nun, was vorher war. Ihre Angehörigen verhalten sich sehr geheimnisvoll und belügen sie sichtlich. Doch Clara lässt nicht locker und setzt ...

Clara hat bei einem Unfall ihr Gedächtnis verloren und rätselt nun, was vorher war. Ihre Angehörigen verhalten sich sehr geheimnisvoll und belügen sie sichtlich. Doch Clara lässt nicht locker und setzt Stein für Stein ein Puzzleteil nach dem anderen zusammen, bis sie der Lösung des Rätsels näher kommt. Dabei führt sie der Weg weit zurück in die Vergangenheit und ein schreckliches Geheimnis kommt ans Licht.


Auch der Leser wird Schritt für Schritt, Puzzleteil für Puzzleteil an die Lösung herangeführt und ist immer hautnah dabei. So mag ich das! Irgendwann fiel dann der Groschen und ich wusste, wie es sich abgespielt haben musste, dennoch war es ein Vergnügen weiterzulesen. Allerdings hätte es mir besser gefallen, wenn man vorher NICHT gewusst hätte, was aus manchen Personen geworden ist, dass sie überlebt haben. Das hätte das ganze Buch noch spannender gemacht. Auch den Unfall hätte es nicht zwingend gebraucht, dass Clara ihr Gedächtnis verloren hat, hat die Story nicht mehr oder minder voran gebracht.


Die Handlung spielt abwechselnd in Gegenwart und Vergangenheit. Beide Handlungsebenen sind geschickt ineinander verwoben und aufeinander aufgebaut, so erscheint der Roman als Ganzes und nicht als Rückblende und wirkt nicht sprunghaft oder konstruiert. Anfangs dachte ich allerdings noch „wieder ein Roman im Nazideutschland, das gibt’s jetzt doch schon so oft“. Aber Claire Winter hat hier eine ganz andere Herangehensweise und unterhält den Leser bestens. Auch die Charaktere handeln schlüssig und werden dem Leser schnell sympathisch.


Fazit: Familiengeschichte mit tragischem Hintergrund, die viele Stunden Lesevergnügen beschert.

Veröffentlicht am 22.04.2019

Einfach nur schön

Die Widerspenstigkeit des Glücks
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„Sie wog mindestens so viel wie 24 Hardcover-Bücher“

Der etwas verbitterte Buchhändler A.J. Fikry wird über Nacht und überraschend Vater: eine Zweijährige wird in seiner Buchhandlung ausgesetzt und erobert ...

„Sie wog mindestens so viel wie 24 Hardcover-Bücher“

Der etwas verbitterte Buchhändler A.J. Fikry wird über Nacht und überraschend Vater: eine Zweijährige wird in seiner Buchhandlung ausgesetzt und erobert A.J.s Herz im Sturm. Als er beschließt, sie zu adoptieren ändert sich sein Leben schlagartig und auch die Liebe findet ihn wieder. Er verlebt ein glückliches Leben, bis eine schwere Krankheit bei ihm diagnostiziert wird.



Hört sich kitschig an? Ist es in keinster Weise! Denn A.J. wird einem – zwar nicht von der ersten Seite an – gleich sympathisch. Er ist ein kleiner Bruddler, liebt aber seinen Beruf und Bücher, was einen Buchliebhaber wie mich sowieso gleich für ihn eingenommen hat. Auch Amelia, die erst einmal in den Hintergrund rückt, ist eine starke Persönlichkeit. Die Nebendarsteller nehmen ebenfalls großen Raum im Buch ein, vor allem der nette Polizeichef sollte hier nicht unerwähnt bleiben.

Nachdem A.J. seine Liebe gefunden hatte, dachte ich, jetzt könnte das Buch gerne enden, für mich wäre das ein rundes Ende gewesen. Aber nein! Gabrille Zevin hatte hier noch mehr auf Lager! Und als der nette neue Vertreter eingeführt wurde, ja, da musste ich gleich dran denken, ob sich die Story wohl wiederholt, nun mit neuen Protagonisten? Man weiß es nicht, denn dieses Ende lässt die Autorin offen.

Das Beste an dem Buch sind die tollen Dialoge. Herrlich kraftvoll, herrlich liebevoll, herrlich humorvoll. Oft mit Buchzitaten gewürzt und stellenweise auch prosaisch oder komisch. Zu Beginn jedes Kapitels steht eine Empfehlung von A.J. Fikry an seine Tochter, betreffend einer Liste lesenswerter Shortstorys. Und immer nett „rezensiert“ – für einen kleinen Bruddler halt.


Fazit: wer Bücher mag ist hier gut aufgehoben. Ein zauberhaftes Buch!

Veröffentlicht am 01.04.2019

Selbstjustiz

Nemesis
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Was macht man, wenn man weiß, dass man mit konventionellen Methoden nicht mehr weiter kommt? Genau, man benutzt unkonventionelle. Im Falle von C.J. Townsend, Staatsanwältin, ufert das allerdings sehr aus ...

Was macht man, wenn man weiß, dass man mit konventionellen Methoden nicht mehr weiter kommt? Genau, man benutzt unkonventionelle. Im Falle von C.J. Townsend, Staatsanwältin, ufert das allerdings sehr aus und ich weiß nicht, ob ich das nun gut finden oder mich eher ärgern soll. Denn was sie tut ist ja nichts anderes, als morden.
Der Schreibstil von Hoffman ist wieder gewohnt sehr gut und das Buch liest sich recht spannend, vor allem dann, als der Countdown für die Suche nach Isa beginnt. Ab hier klebt man förmlich an den Seiten, auch wenn der erste Teil nicht viel weniger spannend war. Schön fand ich auch die persönliche Komponente, die C.J und Dom widerfährt und die das Buch zwischendurch etwas auflockert und den Leser zu Atem kommen lässt. Denn keine Frage: grausam ist das Buch allemal wieder. Teilweise stoppt Hoffman bevor zu viel Blut fließt, teilweise schildert sie jedoch auch detailliert das Grauen, das den jungen Frauen angetan wird.
Faszinierend fand ich auch wie der Club handelte. Wie leicht die Frauen auf die Rekrutierung hereinfallen und wie schnell sie dann in die Fänge des Bösen gelangen. Ich fand es toll zu lesen, wie C.J. Puzzleteil für Puzzleteil zusammensetzt um dem Club auf die Schliche zu kommen. Hoffman hat hier viel Einfallsreichtum und Akribie bewiesen, was mir sehr gut gefallen hat und auch erfrischend neu zu lesen war.
„Nemesis“ ist der 4. Teil aus der C.J.-Reihe und es ist besser, wenn man die Vorgängerbände kennt, denn „Nemesis“ nimmt in vielem Bezug auf die ersten Bände und so macht es einfach mehr Spaß, diesen Band zu lesen. Ich denke, mit „Nemesis“ ist die Reihe auch abgeschlossen. Alle losen Enden wurden verknüpft.

Veröffentlicht am 02.02.2019

"Wer nur einen rettet, rettet die Welt"

Der Tätowierer von Auschwitz
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Slowakei 1942: Dem Aufruf, wer einen Sohn für eine besondere Aufgabe hergibt, rettet die restliche Familie, folgt Lale Sokolov sofort. Doch was er dann erlebt, hätte er sich nie vorzustellen gewagt: nach ...

Slowakei 1942: Dem Aufruf, wer einen Sohn für eine besondere Aufgabe hergibt, rettet die restliche Familie, folgt Lale Sokolov sofort. Doch was er dann erlebt, hätte er sich nie vorzustellen gewagt: nach Auschwitz deportiert, den Launen der Kommandanten ausgesetzt, springt er dem Tod mehr als einmal nur knapp von der Schippe. Als Tätowierer, der den neuen Inhaftierten ihre Lagernummer verpasst, hat er eine etwas größere Überlebenschance als andere. Eines Tages muss er der jungen Gita ihre Nummer stechen – und verliebt sich in sie. Nun hat sein Kampf ums Überleben plötzlich noch einen weiteren Grund.
Seit dem Tagebuch der Anne Frank, das ich als Kind gelesen habe, lese ich Geschichten aus Zeiten des Holocaust sehr gerne. Starke Menschen, tapfere Leute und heldenhafte Überlebende prägen die Zeit und geben Zeichen davon, was Millionen deren, die es nicht geschafft haben, durchleiden mussten.
Bei manchen Szenen musste ich ganz schön schlucken. Obwohl nicht reißerisch aufgemacht, eher nüchtern erzählt, aber dennoch überwältigend traurig sind manche Dinge geschildert, die keinen Menschen kalt lassen. Leichenberge, Menschen, die sich lieber erschießen lassen, als weiter zu leiden, und immer wieder dieser Ascheregen.
Starke Worte „Hier überlebt allein der Tod“ verdeutlichen noch mehr, was Lale und seine viele Millionen Mitleidenden erdulden und über sich ergehen lassen mussten.
Das Buch schildert sehr gefühlvoll von Lales Zeit in Auschwitz. Und zieht den Leser sogleich in seinen Bann. „Einen zu retten, heißt die Welt zu retten“ – nach diesem Motto hilft Lale seinen Mitgefangenen wo er nur kann und bringt sich selbst mehr als einmal in Gefahr. Ein wenig unglaubwürdig fand ich manche Stellen dann aber schon. Selbst als sein Schmuggel entdeckt und er in die Todeszelle kommt, überlebt er. Auch andere Stellen waren mir ein wenig zu viel des guten Zufalls. Dennoch hat mich das Buch tief berührt.
Fazit: Ein Augenzeugenbericht, der dem Leser – vor allem gegen Ende – Gänsehaut beschert.

Veröffentlicht am 20.12.2018

Starkes Debut

Totwasser
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Anwältin Linn Geller wagt nach einem schweren Verkehrsunfall einen Neuanfang. Zusammen mit ihrem Partner Götz gründet sie eine Anwaltskanzlei und wird gleich zu einem schwierigen Fall gerufen: Das Model ...

Anwältin Linn Geller wagt nach einem schweren Verkehrsunfall einen Neuanfang. Zusammen mit ihrem Partner Götz gründet sie eine Anwaltskanzlei und wird gleich zu einem schwierigen Fall gerufen: Das Model Grace Riccardi wird beschuldigt, ihren Mann getötet zu haben. Und Grace will gestehen, obwohl einiges gegen ihre Schuld spricht. Der Fall lässt Linn nicht los und so ermittelt sie auf eigene Faust.

Julia Hofelichs Debutkrimi hat mir sehr gut gefallen. Die Spannung war von Anfang an hoch und der Fall sehr rätselhaft, so dass man auch als Leser keine Chance hatte, zu wissen, ob Grace nun tatsächlich die Mörderin war oder ob es doch vielleicht einen geheimnisvollen Dritten gegeben hat.
Linn als Protagonistin hat mir auch sehr gut gefallen, auch wenn sie wieder einmal schwere eigene Sorgen plagen. Ich mochte es, dass sie so hartnäckig und integer ist, auch wenn der Fall ihr viele Hindernisse in den Weg wirft und sie mehr als einmal an sich zweifelt.
Das Ende lässt auf eine Fortsetzung mit Linn und Harris hoffen, bei dem ich gerne wieder dabei bin.

Fazit: Totwasser hat mich gefesselt und mir schöne Lesestunden spendiert.