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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.02.2019

Slow Horses

Slow Horses
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Was passiert eigentlich mit James Bonds Kollegen, wenn sie einen Auftrag mal so richtig in den Sand setzen? Rausschmiss? Oder dürfen sie gar in Zukunft die Radieschen von unten bewundern? Schlimmer. Sie ...

Was passiert eigentlich mit James Bonds Kollegen, wenn sie einen Auftrag mal so richtig in den Sand setzen? Rausschmiss? Oder dürfen sie gar in Zukunft die Radieschen von unten bewundern? Schlimmer. Sie landen im Slough House. Abstellkammer für alle Ausgemusterten, Bocklosen und Unfähigen. Der stupide und öde Alltag wird jedoch plötzlich sehr viel interessanter, als die Abgestellten plötzlich einen entführten jungen Mann retten sollen. Dem droht nicht weniger als die Enthauptung.

Mick Herrons Krimi rückt im Gegensatz zu vielen anderen nicht die Topermittler in den Mittelpunkt, sondern die Loser. Ein interessantes Konzept, schon alleine die Frage wer warum aussortiert wurde, weckt die Neugier beim Leser, auch wenn die Fülle an Figuren zu Beginn doch etwas verwirrend ist. Die eigentliche Handlung läuft dann auch nur sehr schleppend an, so richtig spannend wird es erst gegen Ende des Buches. Mir gefällt Herrons sarkastischer Ton und sein Wortwitz, aber er schafft es einfach nicht Tempo in die Geschichte zu bringen und so schleppt man sich von Seite zu Seite. Die Figuren sind zwar vielfältig, trotzdem ist mir keine so sehr ans Herz gewachsen, dass ich auch die nachfolgenden Bände lesen müsste. Am interessantesten fand ich noch die Hintergründe zu ihrem jeweiligen Absturz und nicht etwa den eigentlichen Entführungsfall. Kein Krimi, der mich überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 02.02.2019

Der Patriot

Der Patriot
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Angst geht um in Schweden. Die einen fürchten sich, dass durch die vielen Einwanderer das „echte“ Schweden ausstirbt, fürchten Islamisierung, Massenvergewaltigungen und Terror. Die anderen fürchten sich ...

Angst geht um in Schweden. Die einen fürchten sich, dass durch die vielen Einwanderer das „echte“ Schweden ausstirbt, fürchten Islamisierung, Massenvergewaltigungen und Terror. Die anderen fürchten sich vor der immer größer werdenden Gefahr von rechts. Und wieder andere geraten als Mitglied der „Lügenpresse“ mitten in deren Visier…

Autor Pascal Engman hat selbst einiges von dem erlebt, wovon er in diesem Thriller erzählt. Als Journalist war er selbst massiven Drohungen aus dem rechten Milieu ausgesetzt; das merkt man seiner Geschichte an, die gerade in entsprechenden Szenen unglaublich realistisch wirkt und wohl leider auch ist. Leider kann er diese Authentizität nicht komplett durchhalten, einiges wirkt doch sehr konstruiert und an den Haaren herbeigezogen. Seine Tätersicht ist ebenfalls nicht immer realistisch, auch wenn er den Ton sicherlich gut getroffen hat. Ich fand das quasi völlige Fehlen von ernsthaften Polizeiermittlungen sehr störend, man sollte doch annehmen, dass bei mehreren Morden in Serie zumindest irgendwelche Maßnahmen ergriffen werden. So bleibt zwar während der Story klar, dass der Autor ein Zeichen gegen rechts und für klares Denken setzen, sowie auf die Gefahren der Anonymität im Internet hinweisen will, allerdings wirkt eben die darum gestrickte Geschichte… naja gestrickt eben. Den Erzählstil fand ich oft etwas plump, wie sehr das an der Übersetzung liegt, kann ich natürlich nicht beurteilen. Insgesamt ein Thriller, der mich nicht recht überzeugen konnte, auch wenn er ein sehr aktuelles und wichtiges Thema behandelt.

Veröffentlicht am 02.02.2019

Die rothaarige Frau

Die rothaarige Frau
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Der junge Cem verdient sich als Aushilfe bei einem Brunnenbauer Geld, um anschließend seine Studien finanzieren zu können. Der Vater hat seine Familie schon lange im Stich gelassen, und so wird Meister ...

Der junge Cem verdient sich als Aushilfe bei einem Brunnenbauer Geld, um anschließend seine Studien finanzieren zu können. Der Vater hat seine Familie schon lange im Stich gelassen, und so wird Meister Mahmut schnell zur Vaterfigur. Doch Cem findet in Öngören nicht nur einen Ersatzvater, sondern auch seine erste große Liebe: die rothaarige Frau, Mitglied einer kleinen Theatergruppe.

Pamuks Roman lässt mich ein bisschen zwiegespalten zurück. Einerseits mochte ich die Geschichte über Väter und Söhne, über Liebe und Gleichgültigkeit. Andererseits hat mich quasi die komplette erste Hälfte kaum berührt. Pamuk lässt sich Zeit, viel zu viel Zeit. Das hätte ich in Ordnung gefunden, würde man so Cem als Hauptfigur besonders intensiv kennenlernen, doch das gelingt irgendwie nicht. Obwohl er als Ich-Erzähler dem Leser ständig Einblicke in seine Gedankenwelt gewährt, bleibt er mir fremd. Die Handlung ist recht gemächlich, auch über Land und Leute erfährt man nicht sonderlich viel. Erst in der zweiten Hälfte kommt etwas Schwung in die Sache, Legenden und Erzählungen spielen eine große Rolle, was ich sehr spannend fand. Trotzdem hat mich der Autor einfach nicht fesseln können, vielleicht bin ich auch einfach mit zu großen Erwartungen an die Lektüre gegangen.

Veröffentlicht am 05.01.2019

Ganz nette, aber doch unnötige Fortsetzung

Der Verfolger
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Fünf Jahre ist es her, dass Ricky Rumpelstilzchen und seinen Geschwistern haarscharf entkommen ist. Fünf Jahre, in denen er sein Versteckspiel langsam aufgegeben, und wieder zu einem Alltag zurückgekehrt ...

Fünf Jahre ist es her, dass Ricky Rumpelstilzchen und seinen Geschwistern haarscharf entkommen ist. Fünf Jahre, in denen er sein Versteckspiel langsam aufgegeben, und wieder zu einem Alltag zurückgekehrt ist. Großer Fehler, denn plötzlich treten die drei nicht nur wieder in sein Leben, er soll ihnen auch noch helfen.

Ich mochte den Vorgänger ganz gerne, war aber eigentlich der Meinung, dass die Story so abgeschlossen genug war. Auch nach Lektüre von „Der Verfolger“ bleibe ich bei meiner Meinung. Zwar versucht der Autor an den Patienten anzuknüpfen, haucht seinen Figuren neues Leben ein, trotzdem bleibt am Ende das Gefühl, dass die Figuren ohne Probleme austauschbar gewesen wären. Zur Handlung kann ich nicht viel sagen ohne zu spoilern, nur so viel: der Autor bleibt bei seinem bewährten Aufbau, sodass man die Wendungen schon vorher ahnen kann. Natürlich kommt trotzdem der eine oder andere spannende Moment, im Großen und Ganzen war ich von diesem Psychothriller aber mitnichten gefesselt. Die Figuren bleiben in ihren Rollen und ohne große Überraschung. Der Erzählstil ist ansprechend und gut zu lesen, sodass man durch die Geschichte schnell durch ist. Trotzdem bleibt am Ende das Gefühl, dass der Autor sich doch besser eine völlig neue Geschichte hätte einfallen lassen sollen.

Veröffentlicht am 11.12.2018

Seicht, aber gut zu lesen

Zwischen uns ein ganzes Leben
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Béatrice steckt in Schwierigkeiten, denn ihr Job scheint auf einmal gar nicht mehr so sicher. Auch in der Beziehung kriselt es, und so ist es ein Glück, dass sie zufällig auf die alte Jacobina trifft. ...

Béatrice steckt in Schwierigkeiten, denn ihr Job scheint auf einmal gar nicht mehr so sicher. Auch in der Beziehung kriselt es, und so ist es ein Glück, dass sie zufällig auf die alte Jacobina trifft. Die braucht nicht nur ein bisschen Unterstützung im Alltag, sondern muss auch noch ein langgegebenes Versprechen einlösen.
Fast ein Jahrhundert vorher, muss auch Judith schwierige Zeiten durchstehen. Als Jüdin hat sie im Paris der 1940er immer weniger Rechte und schwebt bald sogar in Lebensgefahr.

Ich mag Geschichten, die über Generationen hinweg spielen, eigentlich ganz gerne, diese hier konnte mich aber nicht überzeugen. Mir hat die Grundidee gut gefallen, die Umsetzung fand ich dann aber einfach zu platt und süßlich. Es fehlt an Tiefe, es fehlt auch an „neuen“ Ideen. Zudem verrät der Klappentext viel zu viel, sodass mich eigentlich keine echten Überraschungen mehr erwartet haben. Was nicht vorher verraten wurde, errät man als Leser zudem noch sehr schnell, sodass keine echte Spannung aufkommt. Die Figuren waren recht einfach gestrickt, Jacobina mochte ich ganz gerne, weil sie ein paar Ecken und Kanten zu bieten hat, die anderen liefen einfach so mit. Auch sprachlich ist der Roman sehr einfach gehalten, schön zum Kopf ausschalten, mir war das jedoch zu wenig. Insgesamt ein Roman, der sich ganz nett lesen lässt, sonst aber nicht viel zu bieten hat.