Was nützt die Freiheit des Denkens, wenn sie nicht zur Freiheit des Handelns führt. (Jonathan Swift)
Die Antwort auf VielleichtDer Mitzwanziger Adam lebt bei seiner 90-jährigen Oma und arbeitet als Fahrer für ein Bremer Taxiunternehmen, das Krebspatienten zu ihren Behandlungen zu Ärzten und Kliniken fährt und wieder nach Hause ...
Der Mitzwanziger Adam lebt bei seiner 90-jährigen Oma und arbeitet als Fahrer für ein Bremer Taxiunternehmen, das Krebspatienten zu ihren Behandlungen zu Ärzten und Kliniken fährt und wieder nach Hause bringt. Eines Tages steigt eine junge, attraktive Frau namens Jessi in seinen Wagen, und Adam verliert sein Herz auf Anhieb. Er weiß, dass Jessi sehr krank ist und erfährt bald, dass ihr nicht mehr viel Zeit bleiben wird. Adam möchte Jessi die Zeit bis zum Abschied von der Welt so wunderschön wie möglich gestalten, gleichzeitig wird es für ihn die schwerste Zeit seines Lebens, verliert er doch die Frau, die sein Herz doch so sehr zum Glühen bringt. Aber die Tage mit Jessi machen ihm auch klar, dass er selbst sein Leben in die Hand nehmen muss, um seine eigenen Träume endlich zu leben…
Hendrik Winter hat mit seinem Buch „Die Antwort auf Vielleicht“ einen sehr emotionalen Roman vorgelegt, der die persönlichen Erfahrungen des Autors als Taxifahrer für Krebspatienten miteinfließen lässt und so noch viel greifbarer auf den Leser wirkt. Der Schreibstil ist locker-flüssig und nimmt den Leser von Beginn an mit auf eine Reise, wobei man das gesamte Gefühlsbarometer durchlebt und der Geschichte am Ende einen Platz im Herzen einräumt. Mit viel Empathie, Einfühlungsvermögen und Hoffnung lässt der Autor den Leser an Gedanken und Gefühlen seiner Protagonisten teilhaben, so menschlich gezeichnet, dass man sich selbst wiederfindet und auch Neues entdeckt. Ohne Kitsch und Klischees, aber mit viel Gespür für die täglichen Sorgen und Nöte der Kranken sowie derjenigen, die sich um sie bemühen, erhält der Leser ein offenes, klares und vor allem glaubwürdiges Bild.
Die Auswahl der Charaktere ist sehr stimmig, weil sie mit ihren Sorgen und Nöten, aber auch durch ihr Verhalten sehr glaubhaft wirken. Es sind Menschen, denen man jeden Tag begegnet, ob als Nachbar oder Arbeitskollege, ob als U-Bahn-Bekanntschaft oder aus dem Sportstudio. Gerade diese Nähe zum Menschen, die der Autor beschreibt, lässt den Leser mit den Protagonisten verschmelzen, mit ihnen leiden, hoffen, trauern und auch das Leben feiern. Adam ist ein freundlicher Mann, der die Richtung für sein eigenes Leben noch nicht gefunden hat. Er ist ein Suchender, der sich um diejenigen kümmert, die nicht mehr viel Zeit zum Suchen haben. Adam wirkt oftmals verschlossen und eher scheu, aber er ist auch ein Mensch, dem sich Kranke anvertrauen auf einem immer wieder schweren Gang. Das schafft ungewollt immer wieder eine gewisse Nähe. Jessi ist eine attraktive junge Frau, die zwar schwerkrank ist, aber vor Leben sprüht, noch Pläne hat und ihrem Schicksal mit Mut entgegensieht, während die Hoffnung sie nie verlässt. Die weiteren Protagonisten wie Oma Olga oder auch Jessis Tochter lockern die Handlung auf und geben ihr einen zusätzlichen persönlichen Anstrich.
„Die Antwort auf Vielleicht“ ist ein bewegender und gefühlvoller Roman, der den Leser mitten ins Herz trifft und einmal mehr mit dem Finger darauf zeigt, wie kostbar das Leben ist und dass wir nur begrenzt Zeit haben auf dieser Erde, um daraus das Bestmögliche zu machen. Träume soll man leben und nicht immer wieder raufschieben. Zauberhaft und authentisch erzählt und jede Minute Lesezeit wert. Die Geschichte vergisst man nicht so schnell. Absolute Leseempfehlung!