Toller Debütroman
Dieser historische Roman, der im 13. Jahrhundert spielt, ist ein richtiger Pageturner. Gerne empfehle ich ihn auch Lesern, die erst in das historische Genre hineinschnuppern möchten.
Bereits auf den ersten ...
Dieser historische Roman, der im 13. Jahrhundert spielt, ist ein richtiger Pageturner. Gerne empfehle ich ihn auch Lesern, die erst in das historische Genre hineinschnuppern möchten.
Bereits auf den ersten Seiten nimmt das Schicksal seinen Lauf. Franka von Marienfeld nutzt die letzten Tage in Freiheit, bevor sie ins Kloster eintritt. Ihre Zukunft wurde bereits vor Jahren beschlossen. Ihre bildhübsche Schwester Melinda hingegen steht kurz vor der Hochzeit mit Wulfram von Röllberg. Auf ihrem geliebten Pferd reitet Franka noch einmal durch den Wald, als sie auf ein Wildschwein trifft. Ein ungeübter Schuss mit Pfeil und Bogen und Franka befindet sich in Lebensgefahr. Da kommt ihr ein Ritter zu Hilfe. Es ist Wulfram, Melindas Bräutigam, der von der Wildheit Frankas und ihren grünen Katzenaugen sofort gefangen ist. Auf der Burg angekommen, muss er erkennen, dass das Mädchen aus dem Wald die Schwester seiner zukünftigen Braut ist. Wulfram bittet Melindas und Frankas Eltern um die Hand der jüngeren Tochter, doch die Zukunft der beiden Frauen ist bereits beschlossen. Franka ist an das Gelübde des Klosters gebunden und Wulf an das Eheversprechen seiner Eltern.
Auf den kommenden 400 Seiten fiebert man einer Lösung entgegen. Ob es für die Beiden wohl noch eine geben wird? Das müsst ihr allerdings selbst lesen.....
"Die Klosterbraut" erzählt nicht nur von Frankas Leben im Kloster, sondern der Leser folgt Wulf, nach seiner Hochzeit mit Melinda, ins Morgenland. Sein Traum mit Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen und Ludwig von Thüringen auf Kreuzzug zu gehen, erfüllt sich schneller als gedacht. Zuvor muss er noch einige Ritterturniere bestreiten, um an ein gegeignets Pferd zu kommen, während Franka einigen ungewöhnlichen Todesfällen im Kloster auf den Grund geht.
Spannung und unerwartete Wendungen sind besonders ab dem zweiten Teil der Geschichte Programm. Hier entsteht eine Sogwirkung, der man sich nur schwer entziehen kann. Durch die Todesfälle im Kloster kommt auch noch Krimifeeling auf. Ich konnte das Buch schwer aus der Hand legen. Für die Liebesgeschichte hat die Autorin das perfekte Maß gefunden, um nicht kitschig zu werden. Einige historische Begebenheiten hätte ich mir noch ein bisschen ausführlicher gewünscht, aber in der gemeinsamen Leserunde war ich wohl die Einzige. Das Leben hinter den Klostermauern hat die Autorin fesselnd und bildhaft beschrieben, sei es im Herbarium (Kräuterküche) oder im Skriptorium (Schreibstube). Doch Missgunst und Neid machen auch vor den Nonnen nicht halt....
Charaktere:
Franka ist ein unheimlich starker Charakter, obwohl sie von ihren Eltern und ihrer Schwester immer herabgesetzt und schlecht behandelt wurde. Sie ist ein Freigeist. Sie liebt die Natur, ist ehrlich, lebhaft, wissbegierig und kann sich nur schwer unterordnen. Das macht für sie das Klosterleben nicht unbedingt einfach. Ihr vorlautes Mundwerk war mir manchmal, für die Zeit in der der Roman spielt, fast zu modern. Dass Franka ein völlig anderer Charakter als ihre Schwester Melinda ist, zeigt sich schon sehr früh im Roman.
Melinda war für mich eine wunderschöne Hülle....sonst nichts. Ihr wurde ihr Leben lang eingetrichtert, wie bildhübsch sie sei....und dies wohl auch genüge. Deswegen kann sie sich auch nicht vorstellen, dass ein Mann nicht sie, sondern Franka bevorzugen könnte. Neben der bewunderung ihrer eigenen Schönheit gehört ihre Liebe dem Minnesang und der Dichtkunst. In Wulframs Gefährten Anselm hat sie einen Gleichgesinnten gefunden.
Wulfram konnte man anfangs nicht richtig einordnen, doch mit der Zeit war schnell klar, dass er Ehrgefühl besitzt. Er hat sein Herz auf den rechten Fleck hat.
Alle Figuren sind bis in die kleinsten Nebencharaktere sehr lebendig dargestellt und gut ausgearbeitet.
Auch das authentische Setting konnte mich überzeugen.
Schreibstil:
Manuela Schörghofer hat einen wunderbaren flüssigen und bildhaften Schreibstil. Ihre große Stärke liegt jedoch in der Darstellung ihrer Figuren, die sie zum Leben erweckt. Sowohl Frankas, als auch Wulfs Gedanken und Gefühlswelt wurden sehr lebendig dargestellt. Die Dialoge zwischen den Beiden brachten mich sehr oft zum Schmunzeln.
Der Roman ist in drei Teile geteilt: Teil 1 spielt von Mai - September 1226, Teil 2 von Februar 1227 - ins Frühjahr 1229 und Teil 3 ab dem Frühjahr 1231 - Mai1232.
Am Beginn des Romans steht ein Personenregister (inklusive historischer Figuren), Städte- und Flussnamen (damals und heute), sowie ein Glossar.
Fazit:
Ein hervorraagendes Debüt, das ich besonders Einsteiger ins historische Genre empfehlen kann. Mit kleinen Krimi- bzw. Spannungselementen und einer Prise Liebe lässt sich dieser historische Roman aus dem 13. Jahrhundert wunderbar lesen. Für mich ist die Autorin eine tolle Neuentdeckung in diesem Genre.