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Veröffentlicht am 26.03.2019

Gefühlswelten

ALLES WAS ICH DIR GEBEN WILL
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Das ist ein Roman nach meinem Geschmack.
Dolores Redondos " Alles was ich dir geben will" hat mich so richtig gepackt.
Der Schriftsteller Manuel Ortega und sein Mann Alvaro leben in Madrid. Alvaro ...

Das ist ein Roman nach meinem Geschmack.
Dolores Redondos " Alles was ich dir geben will" hat mich so richtig gepackt.
Der Schriftsteller Manuel Ortega und sein Mann Alvaro leben in Madrid. Alvaro ist in Geschäften immer wieder für einige Tage weg. Und eines Tages wird Manuel die Nachricht vom Unfalltod Alvaros überbracht. Manuel kann es nicht glauben, vor allem, weil Alvaro in einer ganz anderen Gegend verunglückt ist als er sein sollte.
Manuel fährt dort hin und muß erkennen, dass Alvaro vor ihm Geheimnisse gehabt hatte.
Ein Polizist der Guardia Civil und ein Priester, die beide der offiziellen Todesursache misstrauisch gegenüberstehen, helfen Manuel bei seinen Nachforschungen . Manuel weiss nicht mehr, was und wem er glauben soll.
Alvaro war ein Graf mit einer alten, äusserst traditionsverbundenen Familie, in der keine unschönen oder kriminellen Tatsachen Raum gegeben werden durfte. Also wurde vertuscht und gelogen.
Und genau diese Lügen sollte Manuel und seine mittlerweile schon Freunde gewordenen Helfer aufdecken.
In einem sehr rasanten Roman, in dem nichts beschönigt wird, liest man die Geschichte dieser spanischen Grafenfamilie und wird Zeuge einer schonungslosen Recherche, die auch Opfer fordert.
Die Provinz Galicien bildet den prachtvollen Hintergrund dazu.
Spannend, gefühlvoll, nachvollziehbar.
Man muß diesen Roman einfach gelesen haben.

Veröffentlicht am 21.03.2019

Aufarbeitung

Das Haus meiner Eltern hat viele Räume
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Im Buch von Ursula Ott, auf das ich mich sehr gefreut habe, sind mir leider die Antworten, die ich dem Titel nach erwartet habe, nicht gegeben worden. Nichtsdestotrotz und trotz vieler Allgemeinplätze,(die ...

Im Buch von Ursula Ott, auf das ich mich sehr gefreut habe, sind mir leider die Antworten, die ich dem Titel nach erwartet habe, nicht gegeben worden. Nichtsdestotrotz und trotz vieler Allgemeinplätze,(die gehören aber auch irgendwie dazu) hat mir das Buch gut gefallen. In gut lesbarer, dahinwallender Art schreibt Ursula Ott von ihrer Aufarbeitung und wie sie erlebt hat, das Haus ihrer Eltern leer zu räumen, und wie sie damit umgegangen ist. Oft mußte ich ja schmunzeln, denn sie lockert damit auf, daß zwar nicht ihr, aber so manchen anderen bei dem selben Problem passiert ist, daß etwas gefunden wurde, nach dem keiner suchen wollte.
Hinweise auf Bücher, die man eventuell zu Rate ziehen könnte, sowie ein im Anhang zu findendes ABC der Dinge sind sicher hilfreich, wenn man nicht so recht weiterweiss.
Alles in allem ein schnell zu lesendes interessantes Buch.
Das Cover spricht für sich

Veröffentlicht am 11.02.2019

Die Kälte

Die Mauer
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John Lanchesters Buch führt den Leser in eine Art Endzeit.
Ein Wandel hat stattgefunden, wohl ein Klimawandel, der Meeresspiegel ist dramatisch angestiegen, es gibt zwar noch Strom, Atomstrom, ...

John Lanchesters Buch führt den Leser in eine Art Endzeit.
Ein Wandel hat stattgefunden, wohl ein Klimawandel, der Meeresspiegel ist dramatisch angestiegen, es gibt zwar noch Strom, Atomstrom, aber Treibstoff und viele andere Produkte gibt es nur noch in begrenzten Mengen oder gar nicht mehr.
Und, die Briten haben eine Mauer gebaut, immer entlang der Strände, die nun nicht mehr genützt werden können, viele tausend Kilometer lang und mehrere Meter hoch. Alles zum Schutz der Bevölkerung. Jeder muß zwei Jahre lang auf dieser Mauer Dienst tun, um sein Land gegen "die Anderen" zu verteidigen. Gnadenlos, bedingungslos.
Im Buch wird die Geschichte von John Kavanagh erzählt, vielmehr seine Gedanken, wie er die Situation sieht und was er auf seinen vielen erschöpfenden Diensten auf dieser Mauer erlebt. Tag und Nacht.
Der Roman ist in zwei Teile gegliedert, der erste Teil beschreibt das Leben der "Verteidiger" auf der Mauer. Es ist kalt, kalt, kalt.

Yeti, wie er von den Kameraden genannt wird, lernt Hifa, eine Kameradin kennen, sie tun sich zusammen und wollen " Fortpflanzler" werden, was ihnen massive Vergünstigungen einbringen kann.
Auf der Mauer geht der Alltag weiter, eines Tages greifen tätsächlich Andere an, werden aber besiegt. Yeti wird sogar mit einem Orden ausgezeichnet.
Bei einem anderen Überfall jedoch kommen viele Kameraden um, mehrere Andere überqueren die Mauer, die ganze Verteidigergruppe wird abgezogen und nach den geltenden Regeln muß für jeden Angreifer, der es über die Mauer schafft, ein Verteidiger, der dafür verantwortlich ist, auf Meer hinaus verstossen werden.
Der zweite Teil wird in gewissem Sinn dagegen direkt abenteuerlich.
Kavanagh, seine Freundin Hifa und noch andere werden aufs Meer geschickt und versuchen nun, zu überleben.
Was da alles passiert und auch warum wird vom Autor klitzeklein beschrieben, alle Gedanken, die durch Kavanaghs Kopf kreisen, so dicht und genau, dass der Roman sehr spannend zu lesen ist.
Sehr gut gefällt mir, wie Lanchester seine Figuren beschreibt und charakterisiert.
Man kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Eine Beschreibung einer Zukunft, von der man nur hoffen kann, daß sie niemals zutrifft.

Veröffentlicht am 06.02.2019

Beeindruckend

Der Hunger der Lebenden (Friederike Matthée ermittelt 2)
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Das Buch von Beate Sauer hat mich tief beeindruckt.
Als Nachkriegskind habe ich noch einige unscharfe Erinnerungen an diese Zeit, die sicher für alle alles andere als leicht war.
Das Cover mit ...

Das Buch von Beate Sauer hat mich tief beeindruckt.
Als Nachkriegskind habe ich noch einige unscharfe Erinnerungen an diese Zeit, die sicher für alle alles andere als leicht war.
Das Cover mit den Kindern, die auf den Schuttbergen spielen, sagt schon viel aus.
Der Inhalt des Romans rund um die Angehörige der Weiblichen Polizei Köln, Friederike Matthee, ist sehr gut aufgebaut, man erfährt immer nur so viel, daß man unbedingt weiterlesen muß. Wobei natürlich die Spannung steigt und der Mord an Ilse Röder und das Verschwinden einer ganzen Flugzeugbesatzung beinahe jeden der im Roman vorkommt, kurz oder länger verdächtig macht.
Auch der englische Ermittler trägt sowohl sein Schärflein zu den Ermittlungen bei, als auch sein eigenes Schicksalsbinkerl.
Sogar die Liebe blüht im Nachkriegsköln auf.

Veröffentlicht am 03.02.2019

Stalinallee

Allee unserer Träume
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Ulrike Gerold und Wolfram Hänel, den beiden Autoren dieses Romans ist es sehr gut gelungen, Wahres und Erdachtes zusammenzumischen.
Die Geschichte um Ilse Schellhaas, die Architektin, ihr Leben ...

Ulrike Gerold und Wolfram Hänel, den beiden Autoren dieses Romans ist es sehr gut gelungen, Wahres und Erdachtes zusammenzumischen.
Die Geschichte um Ilse Schellhaas, die Architektin, ihr Leben als Kind geschiedener Eltern, ihre Jugend, der Krieg und seine unendlichen Grausamkeiten und Wirren, all das erlebt man als Leser dieses Romans mit, als stünde man mittendrin.
Das östliche Nachkriegsdeutschland, Berlin, die immer noch so steife Haltung zum Leben, das Verdrängen, die Angst vor Bespitzelung und Verrat haben auch in der Geschichte die Menschen geprägt.
All das kommt im Roman sehr lebensnah durch.
Ilse Schellhaas hat viel riskiert, um dorthin zu kommen, an die Spitze der Architektenelite, sie hat aber später auch erkannt, was sie , und nicht nur sie, falsch gemacht hat. Ihre Tochter (im Buch) hat dazu beigetragen, das zumindest architektonisch zu mildern.
In der Wirklichkeit hatte Ilse Schellhaas einen Sohn, nämlich den Autor Wolfram Hänel, der, zusammen mit seiner Partnerin Ulrike Gerold diese Lebensgeschichte seiner Mutter mit viel Liebe und künstlerischer Freiheit niedergeschrieben hat.
Sehr schön auch das Cover, das genau einen Teil dieses, nach Stalins Tod in Karl Marx-Allee umbenannten Strassenzuges zeigt.
Auf der Innenseite des Umschlages findet man eine Kopie des Reisepasses von Ilse Schellhaas.
Absolut lesenswert.