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Veröffentlicht am 03.02.2019

Sehr trocken geschriebene Übersicht

Die Staufer
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Man erhält in diesem Staufer-Büchlein auf rund 120 Seiten eine gute Übersicht über die Jahre der Staufer-Herrschaft und ihrer Könige und Kaiser. Knapp, wie es dem Format der Reihe entspricht, werden die ...

Man erhält in diesem Staufer-Büchlein auf rund 120 Seiten eine gute Übersicht über die Jahre der Staufer-Herrschaft und ihrer Könige und Kaiser. Knapp, wie es dem Format der Reihe entspricht, werden die wichtigsten Geschehnisse und ihre Hintergründe erläutert. Knut Görich schafft es gut, auch relevante Hintergründe zu erläutern. Die Bedeutung und sorgfältige Planung sowie Choreographie der damals so beliebten symbolträchtigen Unterwerfungsgesten werden gut dargestellt, ebenso wie der ständige Balanceakt, den die Kaiser zwischen ihren eigenen Interessen, denen des Papstes und denen der Reichsfürsten vornehmen mußten. Man erfährt hier schon einiges darüber, wie dieses Kaiserreich angelegt war, wie es funktionierte, was relevant war. Auch weist Knut Görich gut darauf hin, daß unser heutiger Blick und unser Verständnis nicht anzuwenden sind, wenn man die Aktionen und Entscheidungen der Staufer-Herrscher verstehen möchte. Das unterschiedliche Verständnis des italienisch geprägten Friedrich II und der deutsch geprägten anderen Staufer-Herrscher wird ebenfalls gut erklärt und trägt zum Verständnis mancher Konflikte und Entscheidungen bei.

Leider aber ist das Buch enttäuschend trocken geschrieben. Ich lese die meisten geschichtlichen Werke mit Freude und Spannung, denn Geschichte ist spannender als jeder Roman. Wenn sie aber so dargestellt wird wie hier, dann ist die Wirkung leider eine andere. Recht zäh wird hier chronologisch abgearbeitet, was zur Stauferzeit geschah, es liest sich manchmal fast wie eine kommentierte Zeittafel. Die einzelnen Herrscher bleiben völlig blaß, erst bei Friedrich II kommt endlich ein wenig Leben und Persönlichkeit zum Vorschein, während alle anderen, inklusive Barbarossa, blasse und bloße Namen bleiben. Die stur chronologische Vorgehensweise reißt auch manche Themen auseinander, die vielleicht besser in einem Stück behandelt worden wären. So hat es viel von "Im Jahre x machte y das und im Jahre z machte y dies." Es gehen interessante Themenkomplexe in der Aufzählung unter oder werden zerstückelt. Viele Themen - Kunst und Kultur zB - finden kaum Erwähnung, was aber auch dem knappen Format geschuldet sein mag.

So wurde hier den Staufern und ihrer Zeit, die so viel Vielfältiges zu
bieten hat, kaum Leben eingehaucht, ich habe mich ohne viel Vergnügen durch das Buch gearbeitet. Als reine Informationsquelle ist es nicht schlecht, aber Geschichte ist doch so viel mehr und das kam hier nicht einmal ansatzweise zum Vorschein.

Veröffentlicht am 03.02.2019

Ungewöhnlich, aber auch unentschlossen und etwas halbherzig

Die Leuchtturmwärterin
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Die Geschichte ist ungewöhnlich, dies schon alleine daher, daß sie Anfang des letzten Jahrhunderts auf einem abgelegenen Leuchttum spielt - das war vielversprechend, denn das ist eine Welt, von der ich ...

Die Geschichte ist ungewöhnlich, dies schon alleine daher, daß sie Anfang des letzten Jahrhunderts auf einem abgelegenen Leuchttum spielt - das war vielversprechend, denn das ist eine Welt, von der ich gar nichts weiß. Natürlich wird auf dem Klappentext noch ein "Geheimnis" angekündigt - ohne Geheimnis scheint es bei historischen Romanen kaum noch zu gehen.

Es läßt sich alles recht vielversprechend an - die Protagonistin Trudy berichtet als Ich-Erzählerin und das in einem flotten Schreibstil, durch den immer wieder mal intelligenter, gut beobachtender Humor durchblitzt. Man merkt schnell, Trudy ist ein helles Köpfchen, offen für Ungewöhnliches. In der ersten Hälfte des Buches erfahren wir abwechselnd von Trudys neuem Leben auf dem Leuchtturm und in Rückblenden von ihrem Hintergrund als Tochter aus gutem Hause. Das ist abwechslungsreich und der stetige Wechsel ist gut gemacht und liest sich angenehm. Wie diese aufgeweckte aber behütete junge Frau sich mit ihrem neuen Ehemann auf dieser einsamen Leuchttuminsel und mit den dort wohnenden Kollegen zurechtfindet, ist interessant, auch die Lebensumstände sind gut erklärt. Bei Trudys Rückblicken auf ihr früheres Leben merkt man dann aber schon das, was letztlich das Lesevergnügen immer mehr beeinträchtigt: die Geschichte plätschert ein wenig unentschlossen vor sich hin. Man liest ein wenig über Trudys Collegedasein, ein wenig über das Leben mit ihren Eltern, ein wenig über ihre Pläne, aber alles kommt nicht richtig in Gang, nirgendwo wird wirkliches Interesse geweckt. Was sie genau möchte, was sie antreibt, erfahren wir eigentlich nicht. In einer Szene möchte sie ganz dringend lernen, wie man ein Schiff fährt - warum sie das möchte, erfährt oder spürt man nicht. Als sie auf dem Schiff ist, langweilt es sie eigentlich und man fragt sich während der ganzen Szene, welchen Sinn diese nun eigentlich hat (abgesehen von dem, daß man erfährt, daß Trudy eine gute Beobachtungsgabe hat).

Trudy hat einen Verlobten, aber man weiß schon aus den Leuchtturmkapiteln, daß sie diesen letztlich nicht geheiratet hat. Nun sind aber sowohl ihr Verlobter als auch der Mann, den sie letztlich heiratet so blaß gestaltet, daß man weder sieht, warum sie den einen verläßt, noch warum sie sich zu dem anderen hingezogen fühlt. Den Charaktern fehlt das Leben, sie sind halbherzig gestaltet. Auch der Wechsel von einem Mann zum andren geschieht nebenbei - vorher wird zwar angedeutet, was für einen furchtbaren Skandal Trudy damit ausgelöst hat, aber beim Lesen merkt man davon nichts.
Weitere Erlebnisse Trudys auf dem Weg zum Leuchtturm, wo ihr Ehemann arbeiten wird, werden zwar ausführlich erzählt, eine lange Zugfahrt, einig Tage Aufenthalt in San Francisco, aber auch hier geschieht letztlich nicht viel, alles plätschert vor sich hin und trägt auch zur eigentlichen Geschichte sehr wenig bei.

In der zweiten Hälfte des Buches findet die Handlung nur noch auf der Leuchttuminsel statt. Hier sind nun aber die neuen Lebensumstände auch schon hinreichend geschildert und es schleicht sich auch hier dieses Halbherzige, Unentschlossene ein. Trudys Ehemann bleibt blaß, ihre Beziehung zueinander ebenfalls. Trudy macht ein wenig hiervon, ein wenig davon. Sie beginnt, sich für die Meereslebewesen zu interessieren, was eine große Leidenschaft von ihr werden soll, aber auch hier merkt man diese Leidenschaft überhaupt nicht. Sie erleidet eine Fehlgeburt, auch dies eigentlich nebenbei. Dann wird allmählich das so groß angekündigte Geheimnis aufgedeckt und auch hier liest man und denkt "Aha. Und nun? Das ist jetzt das Geheimnis?" Der blasse Ehemann ist plötzlich Feuer und Flamme und zeigt im letzten Viertel des Buches endlich etwas Profil, aber auch hier kann man seine plötzliche Leidenschaft für ein Thema nicht wirklich nachempfinden. Man bekommt mitgeteilt, welche Emotionen die Charaktere haben, aber man fühlt sie nicht. Ganz zum Ende kommt tatsächlich dann mal für einige Seiten ein wenig Spannung auf, aber so richtig fühlt man auch da nicht mit. Wenn man das Buch schließt, denkt man nur, daß hier eine Geschichte mit Potential so halbherzig erzählt wurde, daß die Möglichkeit verschenkt ist. Das ist besonders schade, da der Schreibstil zeigt, daß hier eigentlich mehr möglich gewesen wäre.

Veröffentlicht am 03.02.2019

Informativ, aber von Stil und Gewichtung her nicht so überzeugend

Schillers Doppelliebe
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"Schillers Doppelliebe" enthält zweifellos eine Fülle an Informationen und man erfährt viel über die von Lengefeld-Schwestern, über die es sonst eher wenig Literatur gibt. Es wurden - worauf im Vorwort ...

"Schillers Doppelliebe" enthält zweifellos eine Fülle an Informationen und man erfährt viel über die von Lengefeld-Schwestern, über die es sonst eher wenig Literatur gibt. Es wurden - worauf im Vorwort sehr explizit hingewiesen wird - sehr viele Quellen studiert und dies merkt man auch, vom reinen Informationsgehalt ist sehr viel vorhanden. Schade fand ich es allerdings, dass die Gewichtung der Informationen manchmal nicht meinen Erwartungen entsprach. Dass die Rezeptliste der Lengefeld-Mutter und das Hauhaltsinventar der Familie mehr Raum einnimmt als die Beschreibung von Schillers Tod, ist schon etwas seltsam. Auch ist eine ausführliche Auflistung von Bettlaken und Tischdecken nicht sonderlich aufschlussreich oder interessant zu lesen und wäre vielleicht in den Anmerkungen besser aufgehoben. Dies ist nur ein Beispiel von mehreren Momenten, in denen Nebensächlichkeiten sehr ausführlich behandelt wurden, während Themen, die für die Schiller-Charlotte-Beziehung relevant und interessant waren, in einem Nebensatz abgehandelt wurden. Überhaupt ist für ein Buch, welches sich sicher auch verkaufswirksam "Schillers Doppelliebe" nennt, relativ wenig Schiller drin. Es wird im Vorwort schon erwähnt, dass es vorwiegend um die Schwestern geht, nicht um Schiller, und letztlich ist es auch eine Biographie der Schwestern, deren Leben nicht nur aus Schiller bestand. Trotzdem fand ich auch hier die Gewichtung manchmal etwas unausgeglichen, und die meisten werden eben vorwiegend wegen der Schiller-Beziehung Interesse an den Schwestern haben.

Die Erzählweise ist natürlich Geschmacksache, mir sagte es nicht sehr zu, dass die Autorinnen teilweise sehr subjektiv waren und auch häufig ihre kleinen tadelnden Kommentare mit Ausrufezeichen einstreuten, wenn ihnen ein berichtetes Verhalten nicht zusagte. Ferner liest sich das Buch an einigen Stellen nicht flüssig, es wird viel aneinandergestoppelt. Ich habe direkt danach noch einmal Safranskis wundervolles "Goethe und Schiller" begonnen und den Unterschied gemerkt - jenes liest sich wie aus einem Guß und dadurch viel angenehmer (auch Safranskis Objektivität fällt nun besonders angenehm auf).

Weitere Punkte, die mir nicht unbedingt zusagten, waren die teilweise doch häufigen Spekulationen, die zwar nicht als bewiesen behauptet wurden, aber auch wieder sehr deutlich die Meinung der Autorinnen durchscheinen liessen. Die Sympathien und Antipathien waren mir ebenfalls zu spürbar. Auch blieb die Schiller-Charlotte Beziehung seltsam blass - hier habe ich aus anderen Büchern tatsächlich mehr erfahren. Unerfreulich fand ich, wie kurz Schillers Tod abgehandelt wurde, wie wenig über Charlottes Reaktion / Gefühlen darüber erwähnt wird, gerade eben im Vergleich zu den vielen detailliert behandelten Nebensächlichkeiten.

Interessant war es, mehr über das Leben von Charlotte und ihren Kindern nach dem Tod Schillers zu erfahren, und auch die allgemeinen Verhältnisse und die Gesellschaft in Weimar und Jena wurden sehr gut und informativ geschildert. Wie Schiller und Charlotte sich in diesen Kreisen jeweils einfügten - oder eben nicht einfügten - habe ich sonst noch nicht so detailliert und interessant gelesen.

Es ist sicher für jeden, der an Schiller und seiner Charlotte, am Jena und Weimar der Schiller-und-Goethe-Zeit interessiert ist, ein empfehlenswertes Buch. Nur haben die erwähnten Mankos für mich das Lesevergnügen doch sehr vermindert.

Veröffentlicht am 28.01.2019

Briefe wundervoll, Auswahl enttäuschend

Der Briefwechsel
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Bei der Fülle an Briefen, die Goethe und Schiller ausgetauscht haben, schien es mir sinnvoll, ein Buch mit einer Auswahl zu lesen, und angesichts von Safranskis hervorragenden Büchern zu den beiden Dichterfürsten ...

Bei der Fülle an Briefen, die Goethe und Schiller ausgetauscht haben, schien es mir sinnvoll, ein Buch mit einer Auswahl zu lesen, und angesichts von Safranskis hervorragenden Büchern zu den beiden Dichterfürsten war ich sicher, daß er eine solche Auswahl hervorragend treffen würde.

Das Buch beginnt mit einer Einführung Safranskis, in der er die wichtigsten Aspekte und Entwicklungen dieser so einzigartigen Freundschaft darlegt. Wer bereits Bücher von Safranski gelesen hat, wird hier nicht viel Neues finden, für einen neuen Leser ist es aber eine gute Einführung. In seinem gewohnt angenehmen Stil nimmt Safranski auch Stellung zu der Frage, inwieweit diese Freundschaft denn nun wirklich Freundschaft, oder Zweckbündnis war. "Im Mittelpunkt stand die gemeinsame Sache der Literatur, aber von dort aus strahlte die Freundschaft auch auf das übrige Leben aus, wie der Briefwechsel zeigt, wo nicht nur die großen geistigen Themen erörtert wurden, sondern man sich auch das Alltägliche miteilte, Sorgen teilte und Zuspruch gab." Eine Meinung, die ich absolut teile. So machte mir die Einführung auch Hoffnung darauf, daß eben diese Seiten der Freundschaft sich auch in der Briefauswahl finden würden.

Diese Hoffnung wurde leider ein wenig zerstört. Was die "gemeinsame Sache der Literatur" betrifft, hat Safranski viele Briefe oder Briefauszüge mit aufgenommen. Manchmal ist dies zu ausführlich geraden, insbesondere der Austausch zu Wilhelm Meister ist sehr detailliert. Dafür kommt dann der Austausch über Schillers Werke viel zu kurz. Fast gänzlich vernachlässigt ist in der Auswahl "das übrige Leben", die persönliche Seite, und gerade diese hofft man doch bei einem Briefwechsel mehr zu sehen als in den bekannten Werken (zB die Briefe zwischen Schiller und seiner Frau haben mir einen ganz neuen intensiven Einblick in den Menschen Schiller gegeben). Wenn ich bei den hier auszugsweise wiedergegebenen Briefen den Auszug mit der vollständigen Version verglich, stellte ich oft fest, daß gerade die interessanteren persönlichen Stellen gekürzt worden waren. Auch hat Safranski seiner Schwäche für Philosophie wieder etwas zu sehr (für meinen Geschmack) nachgegeben. Philosophische Exkurse, die wir doch in den Veröffentlichungen der beiden häufig lesen können, sind hier mehr berücksichtigt als die menschlichen, alltäglichen Aspekte, die man eben sonst nicht zu lesen, zu erleben bekommt. Insofern fand ich die Auswahl oft wenig geglückt.

Zum Ende des Buches hin werden die Briefe dann leider auch immer weniger. Von 1794 - 1797 kann man Goethe und Schiller anhand der Briefauswahl recht gut durch die jeweiligen Jahre folgen und begleiten. Ab 1798 gibt es die ersten größeren Zeitsprünge, so daß die Briefe oft zusammenhanglos wirken. Ab 1800 sind dann nur noch sehr weniger Briefe mit großen Zeitsprüngen abgedruckt und man verliert den Zugang ziemlich. Sicher werden mit Schillers Übersiedlung nach Weimar 1799 die Briefe kürzer, alltäglicher, wie Safranski in seinem Vorwort auch erwähnt, aber wenn man nur noch 5 Briefe (von über 40 geschriebenen) aus dem Jahre 1801 zu lesen bekommt und ganze 3 (von über 50 geschriebenen!) aus dem Jahre 1803, dann fragt man sich schon, ob hier nicht zu stark ausgewählt wurde. Es gab aus diesen Jahren durchaus viel Lesenswertes in den Briefen. Ich wurde mit fortschreitendem Lesen immer ärgerlicher, wie viel uns hier vorenthalten wurde. Da hat man in einem Jahr eine kurze Bemerkung über Schillers "Maria Stuart", dann kein Wort mehr, bis es dann in einer weiteren Nebenbemerkung in einem späteren Jahr plötzlich um die "Jungfrau von Orleans" geht. Hier fehlt viel zu viel.

Auch was die Anmerkungen betrifft, wäre ab und an mehr besser gewesen. Generell finde ich es gut, daß Safranski die Briefe für sich selbst sprechen läßt und nur ab und an eine erklärende Fußnote einfügt. An manchen Stellen fehlte aber eine solche Erklärung, obwohl sie notwendig gewesen wäre.

Insofern ist mein Fazit, daß die Briefauswahl jedenfalls für meine Erwartungen nicht gelungen ist. Ich werde mir nun die kompletten Briefe als Buch kaufen.

Veröffentlicht am 28.01.2019

Der etwas andere Blick auf die Goethezeit

Eine unerhörte Reise in die Goethezeit
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In diesem Buch erfährt der Leser einiges über Themen, die sonst in Büchern über die Goethezeit nicht behandelt werden. Dies geschieht hauptsächlich durch Zitate aus Briefen, Tagebüchern oä der damaligen ...

In diesem Buch erfährt der Leser einiges über Themen, die sonst in Büchern über die Goethezeit nicht behandelt werden. Dies geschieht hauptsächlich durch Zitate aus Briefen, Tagebüchern oä der damaligen Personen im Umkreis Goethes, zwischendurch fügt die Autorin Hintergründe oder Erklärendes ein. Die Autorin selbst schreibt einen angenehm flotten Stil. Die Themen sind so vielfältig wie Blicke auf Ehe und Elternschaft, Krankheit, Alter, Tod, Aussehen, Theater, Religion oder Standesbewußtsein. Hinzu kommen einige Kurzbiographien über damalige Personen und einige Kapitel, die sich speziellen Beziehungen widmen, wie zB der Abneigung von Charlotte von Stein gegen Christiane Vulpius.

Dies liest sich teilweise sehr unterhaltsam und bietet auch jenen, die schon viel über die Zeit gelesen haben, neue Informationen und Einblicke in Menschen, die in gängigen Goethe- oder Schillerbiographien nur am Rande vorkommen. Der Inhalt bleibt sehr an der Oberfläche, dies ist sicher auch nicht anders gewollt, aufgrund so vieler Themen ist nur ein solch allgemeiner Überblick möglich. Trotzdem hätte ich mir an manchen Stellen noch einige erklärende Sätze oder Hintergrundinformationen gewünscht.

Was dagegen völlig überflüssig und schon ärgerlich war, waren die Namenslisten vor jedem Kapitel, in denen eben jeder aufgelistet wird, der in diesem Kapitel vorkommt. Da es aber im ganzen Buch hindurch ohnehin mehr oder weniger die gleichen Personen sind, ist der im Anhang gegebene Gesamtüberblick der Personen völlig ausreichend und die langen, sich wiederholenden Listen vor jedem Kapitel (insgesamt machen diese ca 30 Seiten des Buches aus) überflüssig. Es wirkt wie Seitenschinderei und der Platz hätte viel besser für mehr Kapitelinhalt verwendet werden können.

In den neun Kapiteln mit Kurzbiographien könnte man sicher darüber streiten, warum nun einige hier aufgenommen wurden, andere nicht. Goethe und Schiller in Kapiteln von 6 - 8 Seiten Länge abzuhandeln ist natürlich gar nicht möglich und deshalb wirken diese beiden Kapitel etwas unbefriedigend. Warum es zudem möglich war, Goethe eigenständig zu betrachten, Schiller aber fast nur im Zusammenhang seiner Freundschaft mit Goethe, verstehe ich auch nicht. Es gibt doch in Schillers Leben wirklich genug Eigenständiges.

So lesen sich die Kapitel alle recht unterschiedlich. Einige sind sehr unterhaltsam, lesen sich angenehm. Bei anderen findet eine Zitatparade mit nur wenigen verbindenen Sätzen der Autorin statt, so etwas liest sich für mich immer etwas zusammengestoppelt und ist nicht mein Geschmack - dies ist aber natürlich völlig subjektiv.

Lobenswert fand ich diesen frischen Blick auf die Zeit, die Tatsache, daß ich tatsächlich recht viel Neues erfahren habe und den Stil der Autorin. Das, was mir nicht zugesagt hat, habe ich schon beschrieben, ein weiterer Punkt ist aber auch, daß dieses etwas über 200 Seiten lange Buch (30 Seiten davon sind wie gesagt sich wiederholende Namenslisten) 19,80 Euro kostet, was für das Gebotene schlichtweg viel zu viel ist.