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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.07.2019

Ich habe viel mehr erwartet

Mrs Fletcher
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Eve Fletcher ist 46, Mutter eines Sohnes, und geschieden. Sie leitet das Seniorenzentrum in einer amerikanischen Kleinstadt. Aber ach, sie ist einsam, erst recht, als ihr Sohn Brendan zum Studieren in ...

Eve Fletcher ist 46, Mutter eines Sohnes, und geschieden. Sie leitet das Seniorenzentrum in einer amerikanischen Kleinstadt. Aber ach, sie ist einsam, erst recht, als ihr Sohn Brendan zum Studieren in eine andere Stadt zieht.
Brendan wird als ziemlicher Hohlkopf dargestellt, und bald ist es für ihn mit dem Spaß am College vorbei.
Der Roman ist ein in Teilen amüsanter Kommentar zum Zeitgeist, so


findet man etwa (finde ich) den Matratzenprotest in verfremdeter Form wieder. Alle Figuren führen bis zum Ende des Buches nur oberflächliche Beziehungen in einer oberflächlichen Welt, in welcher der soziale Status das Wichtigste ist. Auch das Thema Gender spielt eine große Rolle, wobei ich mich frage, ob die Figuren wirklich daran glauben oder eben mit dem Mainstream konform gehen. Folgerichtig gibt es auch eine Transperson, was den Roman sehr aktuell erscheinen lässt.
Leider muss ich aber sagen, dass mir nur eine männliche Nebenfigur sympathisch war. Alle Figuren sind Sklaven ihrer Libido und hochgradig unzufrieden. Einerseits ist das amüsant, andererseits aber auch richtig deprimierend, sexting, dating, tindern, und doch sind alle einsam und pragmatisch, dass es nur so kracht. Eves rundliche Mitarbeiterin trifft ältere Männer zum Sex, weil sie sich so bessere Chancen ausrechnet. Eve stellt fest, dass es in den Zeiten „ vor social media leichter war, ein Loser zu sein.“ Mag sein, es ist aber auch eine Binsenweisheit. Des Autors leise Gesellschaftskritik ist mir nicht profund genug, überhaupt ist es ein Roman ohne richtigen Tiefgang und ohne literarischen Mehrwert.
Eve findet ihr Glück zum Schluss mit einer Randfigur, die am Anfang des Romans auftrat, es fühlt sich auch schal an, wie sie Kompromisse macht. Zwar bricht sie im Verlauf der Geschichte aus, aber immer nur halbherzig, konsequent zu ihrer Sexualität steht sie dann doch nicht. Der Autor zeigt gut auf, dass Pornokonsum die Menschen nur einsamer und verschrobener macht, doch fehlt mir eine klare Ablehnung von Pornos, die eine
Entmenschlichung mitbringen, auch wenn es sich um „freiwillige Amateure“ im Buch zu handeln scheint. Immerhin, er deutet eine Kritik zwischen den Zeilen an; Jugendliche und ältere Menschen erhalten ein verzerrtes Bild von der Realität.
Es werden viele Slogans abgearbeitet, eine Figur „liebt den Menschen, nicht das Geschlecht“.
„Doppelte Chance auf’s Glück“, kommentiert ihr Vater. Und klar, ganz am Ende taucht auch eine asexuelle Figur auf, was wohl den Kreis schließen soll.
Ich habe den Roman auf Englisch gelesen, er liest sich flott und sehr einfach, auch wenn es keinen wirklichen plot gibt. Es alternieren Eves und Brendans Perspektiven. Abschließend muss ich sagen, dass ich aufgrund der vielen positiven Rezensionen viel mehr erwartet habe, obwohl das Ganze natürlich auch eine Satire sein soll.
Das Ende hat mich richtig geärgert.
Wenn ich den Roman nicht gelesen hätte, hätte ich aber auch nichts verpasst. Es wird wohl eine Serienadaption von „Mrs Fletcher“ geben. Das passt gut, denn der Roman liest sich teilweise so, als würde man einen Film gucken.

Fazit:

Ich habe Besseres erwartet. Daher gebe ich nur drei von insgesamt fünf möglichen Sternen.

Veröffentlicht am 04.02.2019

Jagd auf Michael Swann

Wer ist Michael Swann?
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Julia Swann fällt aus allen Wolken, als in der New Yorker Penn Station ein Anschlag verübt wird. Ausgerechnet ihr Mann Michael wird verdächtigt- er soll die Explosion ausgelöst haben. Julia kann nicht ...


Julia Swann fällt aus allen Wolken, als in der New Yorker Penn Station ein Anschlag verübt wird. Ausgerechnet ihr Mann Michael wird verdächtigt- er soll die Explosion ausgelöst haben. Julia kann nicht glauben, dass der Mann, mit dem sie ein ruhiges, unauffälliges Leben mit zwei Kindern führt, zu einem heimtückischen Attentat fähig wäre. Also macht sich die Frau auf die Suche, und es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit…
„Wer ist Michael Swann?“ von Bryan Reardon beginnt spektakulär. Die Exposition des Romans ist wirklich gelungen, und es ist bedrückend und realistisch, dass der „Aufhänger“ ein Attentat ist. Damit befindet sich „Wer ist Michael Swann“ absolut am Puls der Zeit. Die Kapitel sind relativ kurz. Stilistisch hätte der Autor aber mehr aus dem spannenden Stoff machen können – der Beginn des Buches ist absolut fesselnd, dann lässt das Tempo leider arg nach, aber das Ende ist doch einigermaßen überraschend. Insgesamt hätte die Geschichte, die ich nicht unbedingt als Thriller bezeichnen würde, ein wenig Straffung verdient. Flashbacks sind ein Stilmittel, das der Autor relativ häufig einsetzt, und auch die sprachliche Ausgestaltung konnte mich nicht ganz überzeugen, was aber an der Übersetzung liegen könnte. Manchmal fühlte ich mich an einen Hollywoodfilm erinnert, natürlich wenden sich alle Freunde des Ehepaars ab, als eine mediale Hetzjagd auf Julias Gatten beginnt.
Die Figuren fand ich aber interessant und auch die Grundidee ist spitze, die alternierenden Perspektiven lockern das Ganze auf – Michael kann sich nicht an die Ereignisse erinnern, aber eines weiß er: Seine Frau ist die Liebe seines Lebens.
Julia setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um die Wahrheit ans Licht zu bringen, denn die Polizei hält Michael aufgrund eines Überwachungsvideos für schuldig.

Fazit:

Der Roman konnte meine Erwartungen leider nicht ganz erfüllen, es gab Längen und Ungereimtheiten. Trotzdem habe ich es nicht bereut, dieses Buch gelesen zu haben.
Ich vergebe drei von insgesamt fünf möglichen Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Atmosphäre
  • Umsetzung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.10.2018

Kein Must - have

The World of Vikings
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„The World of Vikings“ ist das Begleitbuch zur Serie „Vikings“. Ich habe das Buch auf Englisch gelesen, es ist leicht verständlich. Justin Pollard gibt darin Einblicke in die Produktion, die historischen ...

„The World of Vikings“ ist das Begleitbuch zur Serie „Vikings“. Ich habe das Buch auf Englisch gelesen, es ist leicht verständlich. Justin Pollard gibt darin Einblicke in die Produktion, die historischen Hintergrundinfos würde ich aber mit Vorsicht genießen und lieber ein aktuelles Werk eines Skandinavisten zu Rate ziehen; ich denke, die „Berserker“ – Theorie ist unter Historikern durchaus umstritten. Es gibt ein paar schöne Fotos vom Set, allerdings werden nicht alle Staffeln im Buch abgedeckt.
Primär wird das „Making of“ behandelt, was einigermaßen interessant ist, es gibt Interviews mit dem Filmteam und einigen Schauspielern.
Die Aufmachung des Buches gefällt mir aber leider nicht so gut, sie wirkt auf mich irgendwie billig und die stilisierte Runenschrift reißt es auch nicht heraus. Die inhaltliche Strukturierung ist aber logisch und gut nachvollziehbar, ein großes Plus sind die Quellenanagaben (Sekundär – sowie Primärquellen).

Fazit: Ganz nett, aber in meinen Augen kein must – have.

Veröffentlicht am 09.10.2018

Aus dem tollen Stoff hätte man mehr machen können

Victorian Rebels - Ein Herz voll dunkler Schatten
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Der Auftaktband der Reihe „Victorian Rebels“ konnte mich leider nicht ganz überzeugen. Daher wollte ich diesen Folgeband unbedingt lesen. Den zweiten Teil der Reihe fand ich insgesamt spannender, und der ...

Der Auftaktband der Reihe „Victorian Rebels“ konnte mich leider nicht ganz überzeugen. Daher wollte ich diesen Folgeband unbedingt lesen. Den zweiten Teil der Reihe fand ich insgesamt spannender, und der Protagonist Christoper Argent konnte gleich zu Beginn mein Interesse wecken.
Worum geht’s ?
Genretechnisch handelt es sich hier um einen Roman, der der Historical Romance Sparte zugeordnet werden kann, was man auch an der Nackenbeißer – Ästhetik der englischen Originalbände sehr schön sehen kann. Im Prinzip gefiel mir die Einbettung ins historische London gut, aber die Autorin machte Dinge, die mich während der Lektüre schnell wieder ins 21. Jahrhundert katapultierten, leider. So hat etwa die Schauspielerin Millie eine „Stylistin“, dieser Terminus ist für die beschriebene Zeit sicher zu modern.
Millie le Cour ist eine polnischstämmige Schauspielerin, die vom Auftragskiller Argent ermordet werden soll. Als er die schöne Mimin erblickt, kann er sie jedoch nicht töten, da er sich auf den ersten Blick in die junge Mutter verguckt. Das ungleiche Paar verliebt sich ineinander, und Christopher tut alles, um den Sohn seiner Angebeteten zu beschützen. Doch die Morde in London hören nicht auf, wer trachtet Millie und ihrem Sohn Jakub nach dem Leben ?

Die Autorin hat wirklich gute Ideen, es gibt neben der Liebesgeschichte auch noch eine Krimihandlung und das Theater – setting ist ein zusätzliches Bonbon. Leider musste ich, obwohl ich durchweg bereit war, der Autorin noch eine Chance zu geben, feststellen, dass sie einfach sehr schnell an ihre erzählerischen Grenzen stößt. Die Figuren sind nicht gut genug ausgearbeitet, aus ihrem Stoff hätte Byrne viel mehr machen können. Tortured hero, wunderschöne, resolute Aktrice. Vor allem Christopher hätte mit mehr Tiefe richtig spannend sein können, leider verhält er sich unlogisch, wobei mir schon klar ist, dass die Autorin versucht hat, eine Entwicklung der Figur zu zeigen, aber es gelingt ihr aufgrund ihrer mangelnden Fähigkeiten nicht, eine glaubwürdige Transformation zu zeigen. Sie trägt einfach immer zu dick auf, immer, wenn ich den Hauch von Rührung verspürte, artete alles in Kitsch aus. Byrne findet leider nicht das richtige Maß, es fallen Sätze voller Pathos und die Schriftstellerin tut sich schwer damit, auf den Punkt zu kommen. Argent ist der Angestellte von Dorian Blackwell, einem Gangsterboss von dem es heißt: „Blackwell verehrte allein die Hand seiner Frau mit mehr Inbrunst als ein Fanatiker seinen Gott.“
Paradoxerweise ist die story aber sehr spannend, ich wollte immer wissen, wie die Geschichte endet, und den kleinen plot twist am Ende fand ich nicht einmal schlecht, und ich musste auch einmal schmunzeln. Es gibt nicht viele Liebesszenen in der Erzählung, dafür aber Details, die mir ausgelutscht oder unnötig erschienen, etwa einen distinguierten Butler und einen nekrophilen (!) hitman, der mit Argent konkurriert.


Fazit:

Schade ! Aus dem großartigen Stoff hätte Kerrigan Byrne viel mehr machen können. Leider stößt sie erzähltechnisch schnell an ihre Grenzen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
  • Figuren
  • Handlung
Veröffentlicht am 23.06.2018

Anne und Rilla

Anne & Rilla - Zum ersten Mal verliebt
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Es gibt eine Serie auf Netflix, die eigentlich eine Literaturverfilmung ist: "Anne with an E".

Ich bin ein großer Fan der Romane rund um das Waisenkind Anne Shirley. Anne kommt als Kind auf die Farm der ...

Es gibt eine Serie auf Netflix, die eigentlich eine Literaturverfilmung ist: "Anne with an E".

Ich bin ein großer Fan der Romane rund um das Waisenkind Anne Shirley. Anne kommt als Kind auf die Farm der Geschwister Cuthbert, die ihre Farm "Green Gables" auf Prince Edward Island in Kanada haben. Eigentlich handelt es sich um eine Verwechslung, denn die Geschwister Matthew und Marilla hatten im Waisenhaus einen Jungen für die schwere Arbeit auf dem Hof angefordert. Nach einigem Hin und Her darf Anne, die rote Haare und ein hitziges Temperament hat, auf der Farm bleiben. In mehreren Bänden wird die Lebensgeschichte der Frau erzählt, die schließlich ihren Platz in der Welt findet und selbst Mutter wird. Im vorliegenden Band sind Annes Kinder Thema, vor allem Nesthäkchen Rilla:

"Rilla, die jüngste Tochter von Anne, erlebt ihre erste große Liebe. Kenneth Ford ist der umschwärmteste Junge in der Gegend - und er scheint Rillas Liebe zu erwidern. Doch auf einmal werden ganz andere Dinge wichtig: Krieg ist ausgebrochen, und Rillas Bruder Jem meldet sich als Freiwilliger. Rilla übernimmt zum ersten Mal Verantwortung. Ganz alleine organisiert sie eine Rot-Kreuz-Initiative. Als schließlich auch Kenneth in den Krieg zieht, ist Rilla froh, dass sie ihm vorher noch ein wichtiges Versprechen gegeben hat..."

Der Roman ist kurzweilig, ganz süß und etwas für Zwischendurch.